Lebensmittelallergie (Nahrungsmittelallergie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Lebensmittelallergie (Nahrungsmittelallergie)

Von einer Lebensmittelallergie oder Nahrungsmittelallergie spricht man, wenn der Körper des Betroffenen überempfindlich auf diverse Nahrungsmittel bzw. Lebensmittel reagiert. Dabei kommt es zu allergischen Reaktionen mit typischen Anzeichen und Symptomen. Bauchschmerzen, Atemnot, asthmatische Anfälle, Hautrötungen, Niesen und Dauerschnupfen sind besonders charkateristisch. Da eine Lebensmitteallergie auch zu einem Kreislaufschock führen kann, sollte immer frühzeitig bei Verdacht ein Arzt aufgesucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Lebensmittelallergie?

Die heftigste Form von Komplikationen können bei einer Lebensmittelallergie in Form einer schweren allergischen Reaktion oder gar als anaphylaktischer Schock auftreten.
© pholidito – stock.adobe.com

Von Lebensmittelallergie oder Nahrungsmittelallergie spricht man, wenn bestimmte Nahrungsmittel oder Bestandteile der Nahrung eine Unverträglichkeitsreaktion hervorrufen. Diese kann von einem leichten Hautausschlag bis zu einer schweren allergischen Schockreaktion reichen.

Dabei gehören aber nicht alle Lebensmittelunverträglichkeiten zu den Allergien. Circa ein Drittel der Erwachsenen glauben, auf ein bestimmtes Lebensmittel allergisch zu reagieren. Bei genauerer Untersuchung stellt man aber nur bei 2 % der Erwachsenen eine Nahrungsmittelallergie fest. Bei den übrigen 31 % handelt es sich um eine Unverträglichkeit, ausgelöst durch eine Lebensmittelvergiftung, eine psychologische Aversion gegenüber dem Lebensmittel oder eine Lebensmittelintoleranz.

Ursachen

Im Vergleich zu den anderen Unverträglichkeitsreaktionen muss bei einer Nahrungsmittelallergie das Immunsystem an der Abwehrreaktion beteiligt sein. Ein normalerweise harmloser Bestandteil des Nahrungsmittels, meist ein Eiweiß, wird vom Körper als vermeintliche Bedrohung angesehen und löst eine immunologische Gegenreaktion aus. Daraufhin werden Antikörper und Botenstoffe wie Histamin produziert. Sie sind für die Symptome der Allergie wie Juckreiz von Haut und Augen, Anschwellen von Mund- und Nasenschleimhaut, Fließschnupfen, allergisches Asthma, Übelkeit oder Durchfall verantwortlich.

Die Wahrscheinlichkeit, eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln, ist abhängig von der familiären Vorbelastung. Leidet eines der Elternteile an einer Allergie, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind eine Allergie entwickelt, etwa doppelt so groß. Wenn beide Elternteile Allergiker sind, steigt das Risiko sogar auf das Vier- bis Sechsfache an. Stillen scheint vor der Ausprägung von Nahrungsmittelallergien zu schützen. Studien zeigen, dass während der ersten 4‒6 Monate gestillte Säuglinge ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Allergien haben als Säuglinge, die mit Fertignahrung gefüttert wurden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu unterscheiden sind Lebensmittelallergien (Nahrungsmittelallergien) von der Unverträglichkeit bestimmter Lebensmittel oder ihrer Bestandteile. Die Symptome beider können sich ähneln. Bei Lebensmittelallergien sind klare immunologische Nachweise zu finden. Unverträglichkeiten auf Lebensmittel(bestandteile) sind hingegen durch den Stoffwechsel bedingt.

Die Symptomlage bei einer Lebensmittelallergie kann vielschichtig sein. Oft spielen sich allergische Reaktionen auf der Haut oder den Schleimhäuten ab. Zu den möglichen Hautreaktionen können flächige Rötungen (Exantheme), Schwellungen oder Quaddelbildung sowie Ekzeme gehören. In anderen Fällen oder zusätzlich zu Hautreaktionen können bei einer Nahrungsmittelallergie Reaktionen im Magen-Darm-Trakt auftreten. Es kommt zu ungeklärten Magenbeschwerden oder Durchfällen, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder Übelkeit.

Zu den möglichen allergischen Beschwerden können weiterhin eine Triefnase, zuschwellende Atemwege oder tränende Augen gehören. Niesattacken oder Stockschnupfen nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel können Nahrungsmittelallergien anzeigen. In schlimmen Fällen kann es zu Atemnot oder Asthma-Attacken kommen. Ernst zu nehmen sind alle Symptome, die sich im Mundraum abspielen. Eine Schwellung der Lippen, der Zunge oder des Gaumens mit oder ohne Juckreiz kann gefährliche Ausmaße annehmen.

Beim Vorliegen anderer Allergien können die Lebensmittelallergien eine Kreuzreaktion darstellen. Außerdem können allergische Symptome auf Lebensmittel durch Stress, Sport oder Alkohol verstärkt werden. Die größte Gefahr bei Lebensmittelallergien liegt im anaphylaktischen Schock. Dieser kann zum Tod führen.

Krankheitsverlauf

Die heftigste Form von Komplikationen können bei einer Lebensmittelallergie in Form einer schweren allergischen Reaktion oder gar als anaphylaktischer Schock auftreten. Hierbei handelt es sich um einen totalen Kreislaufzusammenbruch, der lebensbedrohlich wird und eine sofortige medizinische Behandlung nötig macht.

Ein Beispiel für ein Lebensmittel, welches in der Lage ist, einen anaphylaktischen Schock auszulösen, ist die Erdnuss. Zu den häufigsten allergieauslösenden Nahrungsmitteln zählen Nüsse, Milch, Eier, Getreide, Schalentiere, Fisch und Soja. Aber auch Steinobst, Sellerie und Buchweizen führen bei manchen Menschen zu allergischen Reaktionen.

Bei Lebensmittelintoleranzen, wie zum Beispiel der Laktoseintoleranz, bleibt das Immunsystem dagegen unbeteiligt. Bei der Laktoseintoleranz wird die Unverträglichkeitsreaktion durch das fehlende Verdauungsenzym Laktase ausgelöst. Dieses Enzym ist für die Aufspaltung des Milchzuckers verantwortlich. Fehlt es, gelangt der Milchzucker unverdaut in tiefere Darmabschnitte und löst dort Blähungen und Durchfall aus.

Komplikationen

In der Regel führt eine Lebensmittelallergie in jedem Fall zu sehr unangenehmen Beschwerden. Die Lebensqualität der Patienten wird durch diese Allergie verringert und es kommt zu verschiedenen Einschränkungen im Alltag des Patienten. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an Bauchschmerzen oder an Magenschmerzen. Ebenso kann es dabei zu Erbrechen oder zu Durchfall kommen.

Nicht selten führt eine Lebensmittelallergie auch zu einem juckenden Ausschlag auf der Haut. Solange der Betroffene auf jeden kritischen Inhaltsstoff verzichtet, treten die Beschwerden in der Regel nicht auf es kommt auch nicht zu besonderen Komplikationen. Damit kann die Lebensmittelallergie relativ gut und einfach eingeschränkt werden.

Weiterhin kann die Lebensmittelallergie auch zu einer Appetitlosigkeit und damit zu einem Gewichtsverlust oder zu verschiedenen Mangelerscheinungen führen. Eine direkte Behandlung der Lebensmittelallergie ist in der Regel nicht möglich. Die Beschwerden werden durch eine strenge Diät eingeschränkt und verringert.

Ein vollständig positiven Krankheitsverlauf ergibt sich in der Regel allerdings erst dann, wenn der Patient auf den auslösenden Stoff verzichtet. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Lebensmittelallergie in den meisten Fällen nicht beeinflusst oder verringert.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Lebensmittelallergie ist eine relativ häufige Erscheinung, sie ist aber nicht immer Grund für den Arztbesuch. Erstmalig auftretende Symptome sollten aber ärztlich untersucht und die Lebensmittelallergie diagnostiziert werden. Anschließend ist der Gang zum Arzt jedoch nur in bestimmten Fällen wichtig.

Hierzu zählen Allergien, deren Symptome so ausgeprägt sind, dass sie lebensbedrohlich werden können. Ein Beispiel hierfür sind Patienten, bei denen eine Allergie auf Nüsse oder Früchte zu einer lokalen Reaktion im Mund-Rachen-Raum führt. Dies kann Schwellungen auslösen, die die Atmung der Betroffenen in hohem Maße behindern. Auch der anaphylaktische Schock als schwere Komplikation ist möglich, sodass diese Patienten aufgrund der Intensität ihrer Allergie eine konsequente Arztbehandlung benötigen.

Auch Allergiker, deren Verdauungstrakt massiv betroffen ist, sollten mit einem Arzt sprechen. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn Kuhmilcheiweiß oder das Gluten aus Weizen nicht vertragen wird. Das sind in der Regel keine lebensbedrohlichen Erscheinungen. Wenn die Einschränkungen der Lebensqualität durch Gewichtsverlust, Schmerzen oder Blähungen allerdings zu groß werden und andauern, ist der Gang zum Arzt sinnvoll.

Behandlung & Therapie

Diagnostiziert wird eine Nahrungsmittelallergie über einen Hauttest oder einen oralen Provokationstest. Bei einem Hauttest wird die angeblich allergieauslösende Substanz in die Haut eingebracht. Bei Vorliegen einer Allergie kommt es an der entsprechenden Stelle zu Rötung, Juckreiz und Schwellung. Der Aussagewert dieses Tests ist aber nicht hundertprozentig zuverlässig.

Bei dem oralen Provokationstest muss der Patient eine Kapsel schlucken, die entweder die allergieauslösende Substanz oder ein Placebo enthält. Über die Placebokontrolle werden subjektive Fehleinschätzungen vermieden. Allerdings muss für diesen Test das allergieauslösende Lebensmittel bekannt sein. Meist ist dies nicht der Fall. Ein Nahrungsmittelausschlussverfahren hilft, das entsprechende Lebensmittel zu identifizieren. Dabei werden infrage kommende Lebensmittel für etwa zwei Wochen vom Speiseplan gestrichen. Kommt es bei Wiedereinführung der Lebensmittel zu erneuten Unverträglichkeitsreaktionen, ist dies ein sicherer Hinweis auf das Vorliegen einer Allergie.

Nach gestellter Diagnose gibt es allerdings bisher keine Therapie- oder Heilungsmöglichkeiten. Einzig das Meiden des entsprechenden Lebensmittels schützt vor einer erneuten Unverträglichkeitsreaktion. Wichtig ist, trotz eines Verzichts auf betreffende Lebensmittel für eine ausreichende Nährstoffzufuhr zu sorgen. So ist bei einer Kuhmilchallergie auf die ausreichende Calcium-, Vitamin D- und Eiweißzufuhr durch alternative Lebensmittel zu achten.

Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Lebensmittelallergie ist ungünstig. Eine allergische Reaktion bleibt in den meisten Fällen lebenslang erhalten. Jedoch gibt es verschiedene zahlreiche Therapieansätze und alternative Methoden, die zu einer deutlichen Linderung und sogar Beschwerdefreiheit führen können. In Abhängigkeit von den individuell vorhandenen allergischen Reaktionen und Auslösern der Allergie kann eine Vermeidung des entsprechenden Reizes bereits zu einer dauerhaften Linderung der Beschwerden führen. Daher können einige Betroffene auch ohne eine ärztliche Behandlung einen erheblichen Beitrag für ihre Genesung leisten.

Die meisten Patienten erleben über die Lebensspanne jedoch Veränderungen der reizauslösenden Stoffe. Oft nimmt die Anzahl der Lebensmittel zu, die zu einem körperlichen Unwohlsein führen. Daher sollte neben einem regelmäßigen Kontrollbesuch auch eine ausreichende Aufklärung über Kreuzallergien und Sofortmaßnahmen stattfinden. In schweren Fällen kann eine Lebensmittelallergie einen tödlichen Verlauf einnehmen. Je häufiger es zu Beschwerden kommt, desto schwieriger ist die Lebensgestaltung. Die psychische Belastbarkeit nimmt zu und Folgeerkrankungen drohen.

Die beschriebenen Umstände sind bei der Stellung einer Gesamtprognose zu berücksichtigen. Empfehlenswert ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Arzt, so das jederzeit bei der Zunahme von Beschwerden und Unregelmäßigkeiten eine medizinische Behandlung eingeleitet werden kann. Bei einigen Patienten ist eine lebenslange Therapie notwendig, damit sich keine akuten Situationen entwickeln.

Nachsorge

Von Kleinkindern ist bekannt, dass die Lebensmittelallergie bei ihnen meist nur bis zum siebten Lebensjahr vorliegt und anschließend von allein abklingt. Eine Nachsorge nach der Genesung ist unnötig, weil erfahrungsgemäß mit keinen weiteren Beschwerden zu rechnen ist. Anders verhält es sich in den Jahren vor der Einschulung. Die Nachsorge zielt auf die Vermeidung von Komplikationen. Dafür tragen vor allem die Eltern die Verantwortung.

Denn sie müssen bei der Lebensmittelwahl einiges beachten. So sind vor allem die Allergieauslöser zu meiden. Gegen akute Anfälle sollten Eltern stets ein Notfallset mit sich führen. Der behandelnde Arzt informiert die Erziehungsberechtigten im Rahmen der Erstdiagnose. Manchmal kann die Teilnahme an einer Ernährungsberatung sinnvoll sein.

Die Umsetzung der Nahrungshinweise fällt anschließend in den Verantwortungsbereich der Mutter oder des Vaters. Auch Erwachsene können an einer Lebensmittelallergie leiden. Bei ihnen wird aber meist eine lebenslange Nachsorge notwendig, da die Unverträglichkeitsreaktion nicht mehr verschwindet.

Für sie gelten dieselben Erfordernisse wie bei Kindern. Allerdings tragen sie für die Meidung der Auslöser selbst die Verantwortung. Planmäßige Untersuchungen sind meist nur bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustands üblich. Ein Hauttest und ein Bluttest verschaffen dann Klarheit über eine Reaktionsveränderung.

Das können Sie selbst tun

Das Wichtigste im Alltag betroffener Allergiker ist es, die entsprechenden Lebensmittel und ihre Spuren zu meiden. Dies gestaltet sich, in Abhängigkeit von dem jeweiligen Lebensmittel, unterschiedlich schwierig. So ist eine generelle Getreideunverträglichkeit weitreichender als eine Sellerieallergie. Es gilt für Betroffene, eine Ernährung zu finden, die ausreichend ausgewogen, schmackhaft und erfüllend ist.

Der Verzicht auf große Lebensmittelgruppen erschwert dies, aber mit ein wenig Recherche und dem Willen, kulinarisch Neues auszuprobieren, lässt sich für jeden eine gute Ernährungsweise finden. Anhaltspunkte können Ernährungsgewohnheiten aus ganz anderen Ländern sein, die sich häufig durch eine völlig anders zusammengesetzte Nahrung auszeichnen.

Lebensmittelallergiker sollten zudem ein Notfallset immer mit sich führen, da es niemals ausgeschlossen sein kann, dass sie mit einem Allergen in Kontakt kommen. Es ist zum Erhalt des persönlichen Wohlbefindens nicht sinnvoll, auf alle Großveranstaltungen usw. zu verzichten, weil sich irgendwo eine Allergenquelle befinden könnte.

Im privaten Rahmen kann der Betroffene einer Nahrungsmittelallergie sein Umfeld hinreichend aufklären, sodass bei eventuellen Veranstaltungen Rücksicht darauf genommen wird. Bei Menschen, die Allergien generell für eingebildet halten oder diese mit dem Verweis auf kleine Mengen zu relativieren versuchen, mag ein Zeigen des Notfallsets genügen.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Das könnte Sie auch interessieren