Lichen ruber planus (Knötchenflechte)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Lichen ruber planus handelt es sich um eine Hautkrankheit, die im Allgemeinen auch als Knötchenflechte bezeichnet wird. Die Krankheit äußert sich durch Entzündungen, die Hautveränderungen hervorrufen und mit einem starken Juckreiz einhergehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Lichen ruber planus?

Typischerweise bilden sich bei Lichen ruber planus blasse, meist bläuliche Knoten auf der Haut. Diese sind zunächst klein und erreichen eine Größe von zwei bis zwölf Millimetern.
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Ihren Namen verdankt Lichen ruber planus der typischen Knötchenbildung auf der Haut. Diese Knötchen treten sowohl vereinzelt als auch in dichten Ansammlungen auf. Neben den Knötchen bildet die Haut meist ebenfalls helle Streifen auf der Oberfläche, die netzartig angeordnet sind. Diese Streifen werden in der Medizin auch als Wickham-Streifen bezeichnet.

Die Krankheit tritt an unterschiedlichen Körperstellen auf. Häufig befällt die Knötchenflechte die Schleimhäute, besonders die Mundschleimhaut. Äußere Hautareale, die oft betroffen sind, sind Schienbeine, Knöchel und Fußrücken. Teilweise sind auch die Kopfhaut oder die Nägel befallen.

Die Krankheit tritt vergleichsweise selten auf. Betroffen sind vor allem Personen mittleren Alters, etwa zwischen 30 und 60 Jahren. Es wird vermutet, dass es sich bei der Knötchenflechte um eine Autoimmunerkrankung handelt. Gesichert ist diese Annahme jedoch nicht, da der Auslöser der Krankheit bislang nicht identifiziert werden konnte.

Ursachen

Die Ursachen, die für den Ausbruch der Knötchenflechte verantwortlich sind, sind nicht bekannt. Es lässt sich lediglich beobachten, dass Lichen ruber planus wie für viele Hauterkrankungen typisch durch eine mechanische Reizung oder eine Hautinfektion ausgelöst oder verschlimmert werden kann.

Krankheitsschübe können zudem auch durch bestimmte Arzneimittel oder Chemikalien hervorgerufen werden. Auch nach Viruserkrankungen tritt die Krankheit vermehrt auf und bringt die typischen Hautveränderungen zum Vorschein. Diese konnten auf eine Entzündung der Haut zurückgeführt werden, die wiederum durch bestimmt Abwehrzellen des Immunsystems unterhalb der Oberhaut ausgelöst wird, wenn diese die Oberhaut angreifen und die unterste Zellschicht auflösen.

Aufgrund dessen wird angenommen, dass es sich bei Lichen ruber planus um eine Autoimmunerkrankung handelt. Warum diese Zellen jedoch so reagieren, lässt sich bislang nicht erklären.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Knötchenflechte können Symptome an Haut, Hautanhangsgebilden (zum Beispiel Haare und Nägel) und an den Schleimhäuten hervorrufen. Typischerweise bilden sich bei Lichen ruber planus blasse, meist bläuliche Knoten. Diese sind zunächst klein und erreichen eine Größe von zwei bis zwölf Millimetern. Im Verlauf der Erkrankung verbinden sich mehrere Knötchen zu einem großen Knoten oder zu erhabenen Hautflecken.

Die Papeln haben eine feine Oberfläche, die durch die sogenannten Wickham-Streifen charakterisiert ist. Sie rufen einen unterschiedlich stark ausgeprägten Juckreiz hervor. Lichen ruber planus entwickelt sich vorwiegend an den Fußknöcheln, am Kreuzbein, an den Unterschenkeln und im Bereich der Handgelenksbeugen.

Bei der akuten Form entwickelt sich aus Lichen ruber planus ein Hautausschlag am gesamten Körper. Jeder zehnte Patient bemerkt im Verlauf der Erkrankung eine Verdünnung oder Aufspaltung der Nägel. Selten fallen die Nägel dauerhaft aus. Auch zu Haarausfall kann es kommen, wobei dieser meist auf bestimmte Stellen beschränkt ist. Auf der Kopfhaut bilden sich Verkrustungen, und es kommt zu einer vermehrten Schuppenbildung.

In einem Drittel der Fälle sind die Schleimhäute beteiligt. Dann entwickeln sich im Bereich der Schleimhäute auffällige Streifen sowie diffuse, meist weißliche Stellen. In Einzelfällen sind Zunge, Zahnfleisch, Wangentaschen und Lippen befallen. Knötchenflechte im Genitalbereich bedingen Schleimhautveränderungen an Eichel beziehungsweise Scheideneingang.

Diagnose & Verlauf

Aufgrund der typischen Hautveränderungen ist die Diagnose von Lichen ruber planus leicht zu stellen. Um die Diagnose abzusichern, führen Ärzte in der Regel eine Blut- und Gewebeuntersuchung durch. Durch die Untersuchung der Gewebeprobe lassen sich bei Lichen ruber planus eine sogenannte Hyperkeratose und eine fokale Granulose der Oberhaut erkennen. Hierbei handelt es sich um eine krankheitsspezifische Verdickung der Oberhaut.

Zusätzlich kann durch die Identifikation von Abwehrzellen und Antikörpern unterhalb der Oberhaut mit Sicherheit auf Lichen ruber planus geschlossen werden. Auch wenn Lichen ruber planus nicht behandelt wird, klingt die Krankheit in den meisten Fällen ohne erkennbaren Grund wieder ab. Oft sind die Entzündungen der Haut schon nach 6 Monaten wieder vollständig verheilt. In 10 bis 20 Prozent der Fälle tritt die Krankheit nach einigen Jahren allerdings erneut auf.

In anderen Fällen klingt die Krankheit nicht mehr von selbst ab, und eine Behandlung durch den Arzt ist notwendig. Auch bei guter Prognose ist eine medizinische Behandlung ratsam, da durch den Juckreiz viele der Knötchen aufgekratzt werden, was häufig zu einer Narbenbildung führt. Bei Erkrankungen der Kopfhaut besteht außerdem die Gefahr, dass die Haarfollikel an den betroffenen Hautstellen zerstört werden und die Haare in diesem Bereich völlig ausgehen.

In seltenen Fällen kommt es außerdem zum Verlust von erkrankten Nägeln. Bei Erkrankungen der Schleimhäute kann es zu schweren Folgen in Form von bösartigen Tumoren kommen. Auch wenn diese Fälle selten sind und Tumore in der Regel erst nach jahrelanger Erkrankung mit Lichen ruber planus auftreten, ist eine Behandlung durch einen Mediziner ratsam, um das Risiko von Komplikationen zu verringern.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei Lichen ruber planus zu verschiedenen Beschwerden auf der Haut des Patienten. Diese können sich dabei sehr negativ auf die Ästhetik der Betroffenen auswirken und führen dabei nicht selten zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu einem verringerten Selbstwertgefühl. Die Patienten leiden dabei vor allem an Papeln auf der Haut und an einem starken Juckreiz.

Der Juckreiz kann sich dabei auch in benachbarte Regionen ausbreiten und auch dort zu Beschwerden führen. Weiterhin kommt es zur Ausbildung von geröteten Streifen auf der gesamten Haut. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch Lichen ruber planus deutlich verringert und eingeschränkt. Auch die Haut verdickt sich, was ebenso zu Beschwerden der Ästhetik führt. Der Juckreiz kann sich durch ein Kratzen verstärken. Ebenso kommt es durch das Kratzen nicht selten zur Ausbildung von Narben.

Die Behandlung von Lichen ruber planus findet in der Regel mit Hilfe von Salben und Cremes statt. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf. Nicht selten leiden die Patienten allerdings auch an Karies und benötigen eine entsprechende Behandlung. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch Lichen ruber planus in der Regel nicht beeinflusst oder verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Hautveränderungen und andere Anzeichen eines Lichen ruber planus auftreten, sollte mit dem Hausarzt gesprochen werden. Bei weiteren Anzeichen einer Erkrankung wird am besten noch in der selben Woche ein Arzt konsultiert. Veränderungen an den Haaren, Nägeln und Schleimhäuten weisen auf eine ausgeprägte Form der Knötchenflechte hin, die dringend abgeklärt werden muss. Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen (etwa Schmerzmittel und Antibiotika) sowie Diabetes-Patienten zählen zu den Risikogruppen. Wie auch Patienten mit Schuppenflechten und bestehenden Infektionen, sollten diese bei Anzeichen eines ernsten Leidens den Arzt einbeziehen.

Wenn eine Lichen ruber planus frühzeitig behandelt wird, klingt sie rasch wieder ab. Darum sollte mit Symptomen oder einem konkreten Verdacht in jedem Fall ein Arzt informiert werden. Dies gilt ganz besonders für Personen, die im Bereich von Haut und Schleimhäuten immer wieder offene Stellen bemerken oder in der Vergangenheit bereits einmal an Knötchenflechten erkrankt sind. Betroffene können mit dem Hausarzt, dem Zahnarzt oder einem Dermatologen reden. Die Hautveränderungen können psychische Probleme verursachen, welche am besten mit einem Psychologen besprochen werden.

Behandlung & Therapie

Bei Lichen ruber planus ist keine Behandlung nötig, wenn sich die Erkrankung von selbst zurückbildet. Meist werden dennoch die Symptome behandelt, um Betroffenen von Beschwerden zu erlösen. In der Regel werden Kortisonsalben und Kortisonpflaster oder teerhaltige Salben verschrieben, die bei der Regeneration der Haut unterstützen und den Juckreiz lindern.

In schweren Fällen werden Medikamente in Form von Kortison-Kristalllösungen gespritzt. Diese finden besonders bei großflächigen Erkrankungen Einsatz und werden meistens mit einer oralen Einnahme von Vitamin-A-Säurepräparaten begleitet. Außerdem kann die Heilung durch eine lokale Lichttherapie, wie eine Photo-Chemotherapie, unterstützt werden. Diese unterbindet außerdem den starken Juckreiz. Gegen diesen werden außerdem Antihistaminika verordnet.

Auch wenn man vermutet, dass es sich bei Lichen ruber planus um eine Autoimmunerkrankung handelt, wird nicht automatisch mit Immunsuppressiva behandelt. In seltenen Fällen wird der Einsatz dieser Medikamente jedoch dennoch notwendig. Die Behandlung von schweren Erkrankungen, die nicht von allein heilen, ist in der Regel mühsam und zeitintensiv und für die Patienten mit Schmerzen verbunden. Eine Behandlung der Schleimhäute erweist sich als besonders schwierig, da Karies und Zahnprothesen immer wieder zu Reizungen führen können, die kontraproduktiv für die Heilung von Lichen ruber planus sind.


Aussicht & Prognose

Grundsätzlich bleiben die Erscheinungen von Lichen ruber planus (Knötchenflechte) über einen längeren Zeitraum von ein bis zwei Jahren bestehen und gehen dann von selbst wieder zurück. Der Zeitraum, bis sich die Auffälligkeit wieder legen, kann aber auch deutlich kürzer oder auch länger ausfallen. In vielen Fällen zeigen sich auch nach der Abheilung der Knötchenflechte noch leichte Veränderungen wie Pigmentstörungen.

In der Regel sind - anders als beim Lichen ruber verrucosus (großer Lichenbefall des Unterschenkels) - bei Lichen ruber planus keine Narben zu erwarten. Generell sind zudem kaum schwerwiegende Folgen aufgrund der Erkrankung bekannt. Mitunter kann die Knötchenflechte von der akuten zur chronischen Form übergehen und besteht dann über Jahrzehnte hinweg. Auch nach Abheilung muss immer wieder mit einem Rezidiv gerechnet werden.


Zwar besteht unter Wissenschaftlern noch Uneinigkeit, der WHO (Weltgesundheitsorganisation) zufolge ist Lichen ruber planus jedoch eine Vorstufe vom präkanzerösen Hautkrebs, wenn es um Erkrankungen in der Mundhöhle geht. Doch nur bei den wenigsten Patienten mit Knötchenflechte entwickelt sich auch Mundkrebs. Da jedoch die Möglichkeit nicht auszuschließen ist, dass sich Krebs entwickelt, sollte im Abstand von ein paar Jahren regelmäßige Kontrollen erfolgen. Stellen Patienten, die bereits an Knötchenflechte litten, Veränderungen im Mund fest, sollten sie umgehend einen Arzt aufsuchen, um Mundkrebs ausschließen oder zumindest frühzeitig behandeln zu können.

Vorbeugung

Da man nicht sagen kann, wodurch Lichen ruber planus entsteht, gibt es auch keine Maßnahmen, mit denen eine Erkrankung vermieden werden kann. Patienten, die bereits einmal mit Lichen ruber planus erkrankt waren, wird jedoch geraten Hautreizungen zu vermeiden, Mundhygiene mit großer Sorgfalt zu betreiben und regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen, um das Risiko eines erneuten Ausbruchs von Lichen ruber planus zu minimieren.

Nachsorge

Die Krankheit Lichen ruber planus kann in der Regel zu verschiedenen Beschwerden und Komplikationen führen, wobei sich der weitere Verlauf sehr stark unterscheiden kann und in vielen Fällen vom Zeitpunkt der Diagnose und von der genauen Ausprägung der Krankheit abhängig ist. Die meisten Betroffenen leiden dabei durch Lichen ruber planus an verschiedenen Hautbeschwerden. Die Nachsorge konzentriert sich auf einen guten Umgang mit der Erkrankung, da das äußerliche Erscheinungsbild meist in Mitleidenschaft gezogen wird und Betroffene sich dafür schämen. Diese sollten übermäßige Sonnenstrahlung vermeiden, auch wenn noch ungeklärt ist, was die Entstehung der Erkrankung hervorruft. Regelmäßige Besuche beim behandelnden Arzt geben Aufschluss über den Heilungsverlauf und sicher ab, dass weitere Komplikationen auftreten. Meistens wirkt sich die Krankheit nicht negativ auf die Lebenserwartung des Betroffenen aus und verringert diese nicht.

Das können Sie selbst tun

Lichen ruber planus muss nicht immer behandelt werden. Oft bildet sich die Erkrankung von selbst zurück. Dennoch können sich Symptome einstellen, die einer ärztlichen Abklärung bedürfen.

Bei leichten Beschwerden hilft oft schon eine Umstellung der Ernährung. Auch sportliche Betätigung kann das Immunsystem stärken und dadurch bei der Abheilung der Knötchenflechte helfen. Voraussetzung dafür ist allerdings auch eine gute Körperhygiene. Die betroffenen Bereiche müssen täglich gereinigt werden, wobei keine Pflegeprodukte mit reizenden Stoffen verwendet werden sollten. Bei starken Beschwerden können spezielle Kortisonsalben aus der Apotheke eingesetzt werden. Leichte Hautveränderungen lassen sich in vielen Fällen mit homöopathischen Mitteln wie Ringelblumensalbe oder einem Bad mit Heilkräutern reduzieren.

Sollten diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, muss ein Arzt konsultiert werden. Womöglich liegt der Erkrankung eine ernste Ursache zugrunde, die zuerst diagnostiziert und behandelt werden muss. Falls die Knötchenflechte seelische Probleme hervorrufen sollten, ist ein Gespräch mit einem Therapeuten angezeigt. Die Betroffenen sollten sich einem Familienmitglied oder einem Freund anvertrauen und mit diesem gemeinsam zum Arzt gehen.

Die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahme bei Lichen ruber planus ist allerdings die Vermeidung von mechanischen Reizen. Betroffene sollten möglichst keine reizende Kleidung tragen und die Flechte nicht aufkratzen.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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