Lupus vulgaris
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Lupus vulgaris
Lupus vulgaris ist eine von etwa zehn bekannten Arten der sogenannten Hauttuberkulose, die meist wie die Lungentuberkulose durch das Mycobacterium tuberculosis verursacht wird. In der Regel handelt es sich bei der in Mitteleuropa nur noch selten auftretenden Infektionskrankheit um eine Reinfektion, weil die Haut normalerweise für den Krankheitserreger eine undurchdringliche Barriere darstellt. Lupus vulgaris äußert sich meist durch hartnäckig und chronisch verlaufende Entzündungsherde im Bereich Nase, Wangen und Nacken.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Lupus vulgaris?
Als Lupus vulgaris wird eine besondere Form von Hauttuberkulose bezeichnet. Der Erreger ist meist – wie auch bei anderen Formen der Tuberkulose – das Mycobacterium tuberculosis. Während die Krankheit in Mitteleuropa nur noch selten auftritt, ist sie aufgrund der ungünstigeren hygienischen Verhältnisse und der weniger flächendeckenden medizinischen Versorgung in einigen Entwicklungsländern noch relativ häufig anzutreffen.
Symptomatisch für Lupus vulgaris sind Hautveränderungen im Bereich Nase, Wangen und Nacken. Typischerweise bilden sich auf der Haut kleine bräunliche Papeln, die sich weich anfühlen und sich im Verlauf teilweise zu Ulzera entwickeln. Im Gegensatz zu anderen Formen der Tuberkulose ist Lupus vulgaris aufgrund seines nur schwach infektiösen Verlaufs nicht meldepflichtig.
In der Regel wird die Krankheit nicht durch eine Primärinfektion mit dem Mycobacterium tuberculosis verursacht, sondern sie entspricht meist einer Re- oder Sekundärinfektion. Dabei kann die ursprüngliche Infektion mit dem Mycobacterium tuberculosis bereits längere Zeit – bis zu mehreren Jahren – zurückliegen und eine Tuberkulose ausgelöst haben oder auch einen symptomlosen und damit unbemerkten Verlauf genommen haben.
Ursachen
Der Tuberkelbazillus, wie das Mycobacterium tuberculosis auch genannt wird, kann erst den Lupus vulgaris auslösen, wenn er beispielsweise über die Lymph- oder Blutbahnen in das Bindegewebe der Unterhaut eintreten kann. Nur in Ausnahmefällen kann das Bakterium direkt über eine nässende Wunde oder ähnliche Eintrittspforten in die Haut eindringen und dort eine Primärinfektion auslösen. Voraussetzung ist dabei, dass die potenziellen Hauteintrittspforten direkt mit Tuberkelbazillen in Berührung kommen (Schmierinfektion).
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Symptomatisch für Lupus vulgaris sind im Anfangsstadium kleine, etwa erbsengroße, braune Bläschen oder Knötchen (Papeln), die sich zunächst weich anfühlen und keinerlei Schmerzen oder Beschwerden verursachen. Üblicherweise sind vor allem Nasen-, Wangen- und Nackenpartien betroffen. In einigen Fällen sind auch die Extremitäten, also Hände und Füße betroffen.
Häufig sind kleine schuppende Stellen auf der Haut, die sich ähnlich wie Warzen entwickeln, symptomatisch für das Anfangsstadium der Krankheit. Das Allgemeinbefinden der erkrankten Menschen ist während der Anfangsphase des Lupus vulgaris, die einen Zeitraum von mehreren Jahren umfassen kann, merkwürdigerweise kaum eingeschränkt.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Neben den äußerlich sichtbaren Symptomen der Haut spielt das Anlegen von Bakterienkulturen eine wichtige Rolle. Die Bakterien für die Anzucht werden aus Biopsiematerial des erkrankten Gewebes isoliert. Zusätzlich empfehlen sich Differentialdiagnosen, um den vermuteten Lupus vulgaris gegenüber anderen Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik, vor allem gegenüber Tuberculosis cutis verrucosa und Lupus erythematodes chronicus discoides klar abzugrenzen.
Der Versuch, die Tuberkelbazillen mittels gängiger Färbemethoden lichtmikroskopisch nachzuweisen, liefert meist unbrauchbare Ergebnisse. Histologisch auffällig ist das Auftreten von Langhans-Riesenzellen in den Hautknötchen. Sie entstehen aus der Fusion von Makrophagen während des Fressvorgangs (Phagozytose).
Im Verlauf der Krankheit bilden sich am Rand der Entzündungsherde neue Knötchen, während die Inneren abheilen. Allmählich können sich tiefreichende Ulzera ausbilden, und in einigen Fällen, in denen die Nasenschleimhaut befallen ist, wird sogar der Nasenknorpel angegriffen, so dass auch Entstellungen im Gesicht zur Symptomatik eines fortgeschrittenen Lupus vulgaris gezählt werden müssen. Auch tiefreichende Gewebezerstörungen an Händen und Füßen werden beobachtet.
Komplikationen
Weiterhin sind vor allem die Extremitäten des Patienten von dieser Beschwerde betroffen. Die Stellen können dabei auch Warzen aufzeigen, die ebenso die Ästhetik beeinflussen können. In vielen Fällen wird auch keine Behandlung von dem Patienten eingeleitet, wenn die Symptome nicht zu besonderen Beschwerden führen oder auch nicht schmerzen.
Sollte es allerdings nicht zu einer Behandlung kommen, kann dies eine Zerstörung des Gewebes an den Füßen und den Händen begünstigen. Dabei kann es auch zu Schmerzen kommen. In der Regel findet die Behandlung dieser Krankheit mit Hilfe von Medikamenten statt und kann die Beschwerden relativ gut einschränken. Die Therapie kann allerdings mehrere Monate lang andauern. Komplikationen treten dabei in den meisten Fällen nicht auf. Ebenso wird auch die Lebenserwartung des Patienten durch diese Beschwerde nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Hautveränderungen und Auffälligkeiten des Hautbildes sind Anzeichen des Organismus für vorhandene Unregelmäßigkeiten. Ein Arztbesuch sollte stattfinden, wenn die Veränderungen über mehrere Wochen anhalten oder zunehmend sind. Insbesondere die Bildung von Pappeln im Bereich des Gesichts ist untersuchen und behandeln zu lassen. Entwickeln sich Bläschen oder Knötchen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Schmerzen die betroffenen Hautpartien oder entstehen offene Wunden, benötigt der Betroffene Hilfe. Eine sterile Wundversorgung ist notwendig, damit keine weiteren Krankheitserreger über die Haut in den Körper gelangen können.
Kann die ausreichende Wundversorgung nicht gewährleistet werden, ist ein Arzt um Hilfe und Unterstützung zu bitten, damit sich keine Sepsis entwickelt. Bei einem trockenen Hautbild, Schuppen auf der Haut oder Juckreiz sollte ein Arztbesuch stattfinden. Spannt die Haut oder entstehen Warzen, sind das weitere Hinweise des Körpers, die abgeklärt werden sollten. Eine medizinische Behandlung ist notwendig, damit eine Rückbildung der Beschwerden eingeleitet wird.
Zeigen neben dem Gesichtsbereich auch die Extremitäten Besonderheiten des Hautbildes sollte rechtzeitig ein Arzt besucht werden. Stellen sich aufgrund der optischen Veränderungen emotionale oder seelische Probleme ein, wird eine ärztliche Unterstützung benötigt. Bei Verhaltensauffälligkeiten, einem sozialen Rückzug oder Stimmungsschwankungen ist daher ein Arztbesuch notwendig.
Behandlung & Therapie
Da es sich bei Lupus vulgaris meist um eine postprimäre Art der Tuberkulose handelt, kann davon ausgegangen werden, dass sich der Erreger, das Mycobacterium tuberculosis, bereits an anderen Stellen des Körpers befindet und potenziell – auch bei Fehlen entsprechender Symptome – wieder pathogen werden kann.
Zusätzlich sprechen der chronische und sehr hartnäckige Verlauf des Lupus vulgaris dafür, dass eine lokale Bekämpfung der Tuberkelbazillen nicht für eine nachhaltige Therapie ausreicht. Empfehlenswert ist eine Behandlung mit systemisch wirkenden Tuberkulostatika, die im günstigsten Fall zu einer vollständigen Abtötung der pathogenen Keime führt. Es steht eine Reihe von Tuberkulostatika zur Verfügung, die an verschiedenen Stellen in den Stoffwechsel der Tuberkelbazillen eingreifen.
In der Regel beginnt die medikamentöse Therapie als Kombinationstherapie mit der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Medikamente mit unterschiedlichen Wirkstoffen, um eine möglichst breite Wirkung zu erzielen. Nach der Anfangstherapie, die standardmäßig etwa zwei Monate umfasst, schließt sich eine weitere mehrmonatige Therapie mit veränderter Zusammensetzung der Medikamente an.
Aussicht & Prognose
Die Hauttuberkulose kommt in den westlichen Industrieländern selten vor. Sie hängt meist mit schlechten hygienischen Zuständen zusammen. Mit Abstand am häufigsten tritt die Erkrankung in der Wangenregion auf. Die Prognose für eine vollständige Abheilung ist gut. Auffälliger Weise betrifft die Erkrankung Lupus vulgaris mehr Frauen als Männer.
Der Behandlungszeitraum kann sich über Monate erstrecken. Ein frühzeitiger Therapiebeginn wirkt sich meist positiv auf die Dauer aus. Nach zwei Monaten stellen die Ärzte meist die Medikation um. Die Beschwerden verschwinden nur, wenn die Tuberkulostatika konsequent und systematisch eingenommen werden. Wird die Behandlung vorzeitig abgebrochen, ist ein Rückfall sehr wahrscheinlich. Denn die Infektionsherde sind weiterhin im Körper vorhanden. Viele Patienten verzichten nachweislich auf die Konsultation eines Arztes, weil sie keine Einschränkungen wahrnehmen. Vielfach entstehen dadurch aber Zerstörungen am Gewebe. Dauerhafte Schmerzen sind so möglich.
Nach einer Abheilung wird eine fortlaufende Kontrolle notwendig. Das liegt daran, dass sich manchmal Tumore an den betroffenen Stellen bilden. Die Hauttuberkulose an sich ist zwar nicht tödlich. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass das psychische Wohlbefinden durch eine langwierige Hautveränderung leidet.
Vorbeugung
Direkt vorbeugende Maßnahmen, die eine Infektion mit Tuberkelbazillen verhindern könnten, gibt es nicht. Die besten indirekt wirksamen Maßnahmen zur Vorbeugung bestehen darin, gewisse Hygienestandards zu beachten und sich von potenziellen Infektionsquellen fernzuhalten sowie für eine Stärkung des Immunsystems zu sorgen.
Bis in die 1990er Jahre gab es die Möglichkeit der Impfung mit abgeschwächtem Lebendimpfstoff (BCG-Impfung) zur Vorbeugung einer Tuberkuloseinfektion. Allerdings wird die Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) derzeit aufgrund mangelhafter Wirksamkeit und wegen erheblicher Nebenwirkungen nicht mehr empfohlen.
Nachsorge
Für Patienten, die an Lupus vulgaris erkrankt sind, ist eine sorgfältige Nachsorge von wesentlicher Bedeutung. Auch nach einer erfolgreichen Therapie besteht für Betroffene ein hohes Risiko der Wiedererkrankung. Da der Großteil der Rezidive innerhalb der ersten fünf Jahre auftritt, finden Nachsorgeuntersuchungen in diesem Zeitraum besonders regelmäßig statt.
Die Abstände und der Umfang dieser Untersuchungen sind dabei individuell abhängig von der Art und der Ausprägung der Erkrankung. Aus diesem Grund wird in den ersten fünf Jahren eine engmaschige ärztliche Kontrolle (alle drei bis sechs Monate) empfohlen. Die Nachsorge sollte lebenslang aufrechterhalten werden. Manche Formen weisen eine relativ hohe Rezidivneigung auf.
Betroffene sollten im Anschluss an eine Operation oder eine alternative Therapie die gesamte Haut regelmäßig dermatologisch untersuchen lassen. Durch eine gewissenhafte Nachsorge können krankhafte Veränderungen der Haut oder sekundär betroffener Organe rechtzeitig detektiert werden. Auch die regelmäßige Selbstuntersuchung stellt einen wichtigen Teil der Nachsorge dar. Betroffene sollten in Zukunft starke Sonneneinstrahlung meiden und auf ausreichenden UV-Schutz achten.
Das können Sie selbst tun
Zunächst gilt Bettruhe und Schonung. Erkrankte sollten darauf achten, dass die betroffenen Hautareale keinen reizenden Stoffen wie Fusseln, Staub oder Schweiß ausgesetzt sind. Am besten werden die Bläschen und Knötchen regelmäßig mit lauwarmem Wasser gereinigt und anschließend desinfiziert. In Rücksprache mit dem Arzt können unter Umständen auch Naturheilmittel angewendet werden – es empfehlen sich beispielsweise Salben aus Frauenmantel oder Blutwurz. Auch Arnika kann in Form eines Aufgusses aufgetragen werden, insofern die Haut nicht entzündet ist. Daneben empfehlen sich allgemeine Maßnahmen wie ein gesunder und ausgewogener Lebensstil. Bewegung und eine geeignete Diät reduzieren Stress und tragen zu einer raschen Genesung bei.
Bei länger andauernden Erkrankungen ist eine therapeutische Beratung sinnvoll. Im Gespräch mit dem Fachmann können die ästhetischen und damit auch seelischen Probleme, die eine Lupus vulgaris mit sich bringt, aufgearbeitet werden. Sollten die Beschwerden nach einigen Tagen nicht zurückgegangen sein, muss noch einmal mit dem zuständigen Arzt gesprochen.
Quellen
- Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010