Lymphangitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Lymphangitis ist eine Entzündung im Lymphsystem, die durch eingedrungene Erreger oder giftige Substanzen verursacht wird. Sie wird mit Antibiotika behandelt und heilt in der Regel völlig aus. Wird die Ursache nicht therapiert, so kann die Erkrankung chronisch werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Lymphangitis?

Die Lymphangitis ist eine schwerwiegende Erkrankung des Lymphsystems. Eine frühzeitige Diagnose verhindert ernste Komplikationen und verbessert die Heilungsaussichten erheblich
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Die Lymphangitis ist eine Entzündung in den Lymphgefäßen. Diese verlaufen in Lymphbahnen durch den Körper und transportieren die Lymphe, eine gelbliche Flüssigkeit, welche Lymphplasma und Lymphozyten (weiße Blutkörperchen) enthält.

Die Lymphe wird zu verschiedenen Lymphknoten transportiert, wo sie von schädlichen Stoffen befreit und gereinigt wird. Die Lymphgefäße sind ein wesentlicher Teil des menschlichen Immunsystems. Die wichtigsten Lymphknoten befinden sich gut tastbar am Hals, in der Leiste und unter den Achseln.

Bei einer Lymphangitis dringen Krankheitserreger oder schädliche Stoffe, wie Schlangengifte oder chemische Substanzen, in das Lymphsystem ein und verursachen eine Entzündung. Man unterscheidet zwischen akuter und chronischer Lymphangitis. Die akute Form geht meist von einer entzündeten Wunde aus, während die chronische Lymphangitis durch Gewebeveränderungen an den Lymphgefäßen entsteht.

Ursachen

Die Ursache einer akuten Lymphangitis ist entweder entzündetes Gewebe in unmittelbarer Nähe der Lymphbahnen oder es sind direkt ins Lymphsystem eingedrungene Erreger oder schädliche Substanzen. Bei der akuten Lymphangitis liegt meist eine bakterielle Entzündung an der Haut oder an benachbarten Organen vor.

Am häufigsten wird sie von Staphylokokken oder Streptokokken verursacht. Besonders wenn sich Eiter bildet oder ein Abszess entsteht, kann die Entzündung auf die Lymphbahnen übergreifen. Aber auch durch Parasiten oder Pilze kann eine akute Lymphangitis verursacht werden, jedoch ist dies eher selten.

Ein weiterer möglicher Auslöser sind Insekten- oder Schlangengifte. Die chronische Lymphangitis kann sich durch eine nicht ausgeheilte akute Lymphangitis bilden. Sie kann aber auch durch einen Defekt im Lymphsystem entstehen. Wenn der Fluss in den Lymphbahnen gestört ist, kommt es zu Stauungen und Gewebeveränderungen, welche entzündliche Prozesse auslösen können.

Schließlich kann die chronische Lymphangitis auch durch operative Eingriffe, bei welchen Teile des Lymphsystems entfernt werden mussten, verursacht werden.

Typische Symptome & Anzeichen

Diagnose & Verlauf

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbaus von Lymphknoten. Klicken, um zu vergrößern.

Als Symptome einer akuten Lymphangitis zeigen sich anfangs Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Fieber und Schüttelfrost, manchmal auch Tachykardien (Herzrasen).

Die Umgebung der infizierten Wunde ist geschwollen, warm und gerötet und der betroffene Körperteil schmerzt. Von der Wunde zieht sich ein roter Streifen in Richtung zum Herzen. Dieser Streifen wird landläufig oft als Zeichen einer Blutvergiftung angenommen, ist jedoch die rötlich entzündete Lymphbahn, die durch die Haut sichtbar ist. Die Lymphknoten in der unmittelbaren Nähe sind geschwollen und reagieren auf Druck mit Schmerz.

Bei der chronischen Lymphangitis treten die Symptome der akuten Form immer wieder auf und im weiteren Verlauf entsteht oft ein Lymphödem (Flüssigkeitsansammlung in den Lymphgefäßen), das durch eine Schwellung im betroffenen Areal zu erkennen ist. Die Haut verändert sich und es bilden sich juckende Ekzeme.

Die Lymphangitis wird meist anhand der Symptome und der Krankheitsgeschichte diagnostiziert. Mit einer Blutuntersuchung kann festgestellt werden, ob eine Entzündung im Körper vorliegt. Mit weiteren körperlichen Untersuchungen, mit Sonografie und Computertomografie kann der Arzt herausfinden, wodurch die Lymphangitis ausgelöst wurde.

Komplikationen

Durch die Lymphangitis kommt es zu verschiedenen Beschwerden, die weiterhin auch unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen dabei an Fieber und an einer starken Abgeschlagenheit. Es tritt auch eine Müdigkeit auf und die Betroffenen nehmen nicht mehr aktiv am Leben teil.

Ebenso kommt es zu Schüttelfrost und weiterhin zu einem Juckreiz oder zu Rötungen auf der Haut. Die Beine des Patienten fühlen sich durch die Lymphangitis schwer an und es kommt zu Schmerzen an den Extremitäten. Weiterhin kann auch Herzrasen auftreten und dabei die Lebensqualität des Patienten erheblich verringern. Die Lymphknoten selbst können dabei einen Druckschmerz zeigen.

Die Lymphangitis wird mit Hilfe von Antibiotika behandelt, wobei es nicht zu besonderen Komplikationen oder Einschränkungen kommt. In der Regel verschwinden die Beschwerden relativ schnell und es treten keine weiteren Symptome auf. Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so kann sich ein chronischer Verlauf der Erkrankung einstellen. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit in der Regel nicht verringert. In schwerwiegenden Fällen müssen eventuell Abszesse durch einen operativen Eingriff entfernt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Lymphangitis ist eine schwerwiegende Erkrankung des Lymphsystems. Eine frühzeitige Diagnose verhindert ernste Komplikationen und verbessert die Heilungsaussichten erheblich. Wer den Verdacht hat, an einer Entzündung der Lymphbahnen oder einer anderen Krankheit des Lymphsystems zu leiden, sollte mit dem Hausarzt sprechen. Der Mediziner kann die Erkrankung anhand der eindeutigen Symptome rasch diagnostizieren und eine geeignete Therapie vorschlagen. Spätestens, wenn der charakteristische, in Richtung Herz wandernde Streifen bemerkt wird, ist ärztliche Hilfe notwendig.

Die akute Lymphangitis wird von den Betroffenen oft selbst bemerkt, während die chronische Form zu Beginn keine eindeutigen Symptome zeigt. Beide Formen müssen frühestmöglich diagnostiziert und behandelt werden. Patienten über 40 oder mit einer vorherigen Krebsbehandlung zählen zu den Risikogruppen und sollten den Arzt über sämtliche Auffälligkeiten informieren. Der Hausarzt wird je nach Art und Ausprägung der Beschwerden einen Lymphologen und weitere Internisten hinzuziehen. Wenn die Symptome im Zusammenhang mit einer Fehlgeburt oder einer Bauchhöhlenschwangerschaft auftreten, muss der Gynäkologe aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der akuten Lymphangitis richtet sich nach deren Ursache. Geht die Entzündung von einer infizierten Wunde oder von einem entzündeten Organ aus, so werden Antibiotika verabreicht, um die Infektion einzudämmen.

In den meisten Fällen genügt diese medikamentöse Therapie. Zusätzlich sollte man den betroffenen Körperteil ruhigstellen, kühlen und eventuell desinfizierende Umschläge auflegen. Auch das Auftragen von entzündungshemmenden Salben trägt zur Heilung bei. Ist die Lymphangitis bereits fortgeschritten und hat sich ein Abszess mit Eiter gebildet, so muss dieser in einem operativen Eingriff entfernt werden.

Wenn die Lymphgefäße durch die Entzündung stark geschädigt sind, müssen die betroffenen Teile entfernt werden. Sollten sich bei der chronischen Lymphangitis Ödeme gebildet haben, wird häufig die Lymphdrainage als Therapie angewendet. Hierbei wird mit einer speziellen Technik die im Gewebe angestaute Flüssigkeit zu den Lymphknoten weitertransportiert. Zusätzlich hilft bei der chronischen Lymphangitis spezielle Gymnastik, welche neue Stauungen verhindert.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Lymphangitis ist günstig. Es liegt eine Entzündungserkrankung vor, die durch die Gabe von Medikamenten geheilt werden kann. Unbehandelt kommt es zu einer Zunahme der Beschwerden. Bei einem gesunden und stabilen Immunsystem ist dennoch eine Heilung ohne die Gabe von Arzneien möglich. Der Heilungsweg ist unter diesen Umständen verlängert und das Risiko für die Entstehung von Komplikationen ist erhöht.

Wird die Erkrankung bereits im Anfangsstadium diagnostiziert, kann unverzüglich mit der Therapie begonnen werden. Unter optimalen Bedingungen wird der Patient im Normalfall innerhalb weniger Tage oder Wochen als geheilt aus der Behandlung entlassen. Bei einer starken Schädigung der Lymphegefäße oder einem geschwächten Immunsystem kann es zu Verzögerungen kommen. Menschen, die ein noch nicht ausgereiftes oder sehr schwaches körpereigenes Abwehrsystem haben, unterliegen häufig einem schweren Krankheitsverlauf oder erleiden eine Ausbreitung der Entzündung im Organismus. Dadurch können weitere Krankheiten entstehen, die bei der Prognosestellung berücksichtigt werden müssen. Genügt die medikamentöse Therapie nicht aus, können weitere Behandlungsmaßnahmen, wie eine Lymphdrainage eingeleitet werden.

In sehr seltenen Fällen kommt es zu einer Ausbildung von Eiter, welches in das Blutsystem gelangt. Es besteht die Möglichkeit, an einer Sepsis zu erkranken. Die Blutvergiftung ist ein potentiell lebensgefährlichen Zustand für den Betroffenen und muss intensivmedizinisch behandelt werden.

Vorbeugung

Man kann gegen Lymphangitis vorbeugen, indem man Wunden und Verletzungen fachgerecht behandelt, damit sie sich nicht entzünden. Besteht bereits eine Entzündung, sollte man sofort einen Arzt aufsuchen. Mit der richtigen Therapie kann eine Lymphangitis verhindert werden.

Nachsorge

Die Lebensqualität von Betroffenen verringert sich durch die Erkrankung an Lymphangitis erheblich. Die Erkrankten sind dauerhaft an die Hilfe und Unterstützung von Familienangehörigen gebunden, da der Alltag nicht mehr selbstständig gemeistert werden kann. Die Nachsorge konzentriert sich daher auf die vollständige Rückerlangung des gewohnten Alltags.

Ist die Behandlung mit Hilfe von Antibiotika abgeschlossen, sollte dennoch ein schonender Modus gefahren werden, um den Körper nicht zu überanstrengen. Viel Schlaf und ausreichend Bewegung helfen bei der Genesung. Normalerweise verschwinden die Schmerzen nach der Behandlung, so dass Betroffene sich voll und ganz auf die Stärkung ihres Wohlbefindens fokussieren sollten. Immunstärkende Sportübungen wie Yoga oder Walking sind dabei empfehlenswert. Die Lebenserwartung von Betroffenen wird durch die Lymphangitis nicht verkürzt.

Das können Sie selbst tun

Eine Lymphangitis kann in den meisten Fällen relativ gut behandelt werden, wobei die Behandlung auch mit Mitteln der Selbsthilfe unterstützt werden kann. Es ist allerdings nicht möglich, die Lymphangitis alleine durch Mittel der Selbsthilfe zu behandeln.

Sollte die Erkrankung aufgrund einer Wunde auftreten, so sind die Betroffenen auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen. Weiterhin sollte der Patient die Wunde vor Entzündungen oder anderen Infekten schützen und sie daher mit einem sterilen Verband bedecken. Weiterhin ist auch eine Ruhigstellung der betroffenen Region anzuraten. Eventuell auftretende Schmerzen können durch Kühlen gelindert werden.

Hierbei sollte beachtet werden, dass das kühlende Material nicht direkt auf die betroffene Stelle gelegt wird, um Verbrennungen zu vermeiden. Bei einem weiteren Voranschreiten der Lymphangitis oder bei der Ausbildung von Eiter sollte allerdings immer ein Arzt aufgesucht werden, da hierbei in der Regel ein operativer Eingriff notwendig ist.

Da die Lymphangitis in einigen Fällen auch den Alltag des Patienten einschränken kann, sind die Betroffenen dabei auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Dabei wirkt sich vor allem die Hilfe von Freunden oder der eigenen Familie sehr positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus und kann möglicherweise auch psychische Beschwerden vermeiden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Klein, J.: Immunologie. VCH, Weinheim, 1999
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011

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