Morbus Hodgkin (Hodgkin-Lymphom)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Hodgkin Lymphom, auch als Morbus Hodgkin oder Lymphdrüsenkrebs bezeichnet, ist eine bösartige Krebserkrankung des Lymphsystems. Die Krankheit wurde nach ihrem Entdecker, Thomas Hodgkin, benannt.
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Was ist Morbus Hodgkin?
Kurz gesagt bedeutet Hodgkin-Lymphom Lymphdrüsenkrebs. Zwar ist die Erkrankung bösartig, aber die Heilungschancen sind mit durchschnittlich 90 Prozent sehr gut.
Morbus Hodgkin kommt nur sehr selten vor: Von 100.000 Personen erkranken im Schnitt jedes Jahr nur 2 bis 3 meist junge Menschen. Das Hodgkin-Lymphom kann in jedem Lebensalter vorkommen, eine gewisse Häufung gibt es allerdings im dritten sowie im siebten Lebensjahrzehnt.
Kinder erkranken meist im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Mehr Männer als Frauen sind vom Hodgkin-Lymphom betroffen.
Ursachen
Dieses Virus verursacht das vor allem im Kindesalter häufig vorkommende Pfeiffersche Drüsenfieber. Patienten, die schon einmal an dieser mit Fieber einhergehenden Lymphdrüsenerkrankung litten, entwickeln später deutlich häufiger ein Hodgkin-Lymphom als gesunde Menschen.
Zudem wurden EBV-Viren schon in den für Morbus Hodgkin typischen Hodgkin- und Sternberg-Reed-Zellen nachgewiesen.
Gegen diese These spricht jedoch, dass der weitaus größte Teil der Bevölkerung mit EBV-Viren infiziert ist, ohne jemals ein Hodgkin-Lymphom zu entwickeln. Dementsprechend müssten noch andere Ursachen eine Rolle spielen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Morbus Hodgkin zeichnet sich zu Beginn durch schmerzlose Lymphknotenschwellungen aus. Besonders die Lymphknoten im Halsbereich sind vergrößert. Aber auch in der Leistengegend, im Brustraum, im Bauchraum und an den Achseln werden vergrößerte Lymphknoten beobachtet. Im Brustraum können sie unter Umständen zu chronischem Reizhusten führen.
Typisch ist auch, dass die Schwellungen dauerhaft erhalten bleiben und immer neue hinzukommen. In der Regel verursachen diese keine Schmerzen. Allerdings kann es bei Alkoholgenuss in seltenen Fällen zu einem sogenannten Alkoholschmerz der Lymphknoten kommen. Das gilt als fast sicheres Zeichen für ein Hodgkinlymphom.
Bei Auftreten einer B-Symptomatik verschlechtert sich die Prognose der Erkrankung. Die B-Symptomatik ist durch das zusätzliche Auftreten von Fieber, nächtlichen Schweißausbrüchen und schnellem Gewichtsverlust von bis zu zehn Prozent Körpergewicht in sechs Monaten gekennzeichnet. Des Weiteren leiden ungefähr 30 Prozent der Betroffenen auch noch an unspezifischen Symptomen.
Diese können sich durch chronische Müdigkeit, Leistungsabfall, allgemeine Schwäche und Juckreiz am gesamten Körper äußern. Im weiteren Verlauf der Erkrankung werden schrittweise auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen. Milz und Leber können sich enorm vergrößern und zu Schmerzen im linken und rechten Oberbauch, Bauchschwellungen und Verdauungsstörungen führen.
Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann es dann zu Störungen des Nerven-, Hormon- und Immunsystems sowie zum Befall von Lunge, Skelett oder Gehirn mit dem Auftreten einer Vielzahl von Symptomen kommen. Ohne Behandlung verläuft das Hodgkinlymphom tödlich. Im Rahmen einer Krebstherapie sind die Chancen für eine vollständige Heilung jedoch sehr gut.
Diagnose & Verlauf
Bei einer Erkrankung mit Morbus Hodgkin schwellen zunächst die Lymphdrüsen vor allem am Hals, in den Achseln und im Brustbereich an. Schmerzen gehen damit noch nicht einher. Sogenannte B-Symptome (sekundäre Krankheitsmerkmale) sind Erschöpfung, Abgeschlagenheit, ein unerklärlicher Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent innerhalb von 6 Monaten, Fieber, Nachtschweiß sowie ein Einbruch der Leistungsfähigkeit.
In den meisten Fällen - bei etwa 70 Prozent der Betroffenen - schwellen die Lymphknoten am Hals. Bei einem Drittel der Patienten trat die Schwellung erstmals hinter dem Brustbein auf. In diesem Fall kommen zu den B-Symptomen noch Reizhusten und Schmerzen im Brustbereich hinzu. Auch Organe des Bauchbereichs können vom Hodgkin-Lymphom betroffen sein.
Ein Druckgefühl bzw. Schmerzen im Ober- und Unterbauch sowie unerklärlicher Durchfall könnte auf diese Krebsart hinweisen. Auch eine untypische Häufung von durch Bakterien verursachten Virus- und Pilzinfektionen ist manchmal ein Hinweis auf Morbus Hodgkin. Unbehandelt führt das Hodgkin-Lymphom immer zum Tod.
Komplikationen
Weiterhin kommt es zu einer stark verringerten Belastbarkeit, die einer allgemeinen Schwäche zugrunde liegt. Die Betroffenen fühlen sich abgeschlagen und müde und nehmen daher nicht mehr aktiv am Leben teil. Ebenso kommt es nicht selten zu einem Gewichtsverlust. Weiterhin leiden die Patienten an Husten und an Juckreizen, die an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten können. Ebenso kann es zu Durchfall und zu Schmerzen im Bereich des Bauches kommen.
Die Behandlung des Morbus Hodgkin erfolgt durch einen operativen Eingriff. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. In vielen Fällen sind die Betroffenen auch nach der Behandlung auf eine Bestrahlung oder auf eine Chemotherapie angewiesen. Nicht selten tritt der Krebs aber erneut auf und muss behandelt werden. Die Patienten sind daher in der Regel auf regelmäßige Untersuchungen angewiesen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Anhaltende Schwellungen der Lymphe oder auffallend häufig auftretende Unregelmäßigkeiten der Lymphe sind einem Arzt vorzustellen. Nehmen die Schwellungen an Umfang oder Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Breiten sich die Schwellungen im Organismus weiter aus oder kommt es durch sie zu Beeinträchtigungen der Mobilität, besteht Anlass zur Besorgnis und ein Arztbesuch ist anzuraten. Vergrößerungen der Lymphe im Bereich der Leisten, der Achseln, im Brust- oder Bauchraum sind untersuchen und abklären zu lassen. Treten insgesamt am Körper ungewöhnliche Schwellungen auf, ist ebenfalls eine ärztliche Untersuchung anzuraten. Charakteristisch für die Erkrankung ist eine Schmerzfreiheit, trotz der optischen Veränderungen.
Stellt sich Reizhusten ein, kommt es zu einem Engegefühl oder Schluckbeschwerden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Halten die Schwellungen über mehrere Wochen unvermindert an, ist dies ein Warnhinweis des Organismus und muss untersucht werden. Bei Müdigkeit, Schlafstörungen oder Einbußen der gewohnten Leistungsfähigkeit ist ein Arztbesuch anzuraten.
Kommt es zu Störungen der Verdauung, einer ungewollten Gewichtsabnahme oder einer allgemeinen Schwäche, ist dies abklären zu lassen. Juckreiz, Unregelmäßigkeiten des Hormonsystems sowie Bauchschmerzen sind weitere Anzeichen einer bestehenden Störung. Da Morbus Hodgkin im ungünstigsten Fall einen tödlichen Verlauf hat, sollte bereits bei den ersten Anzeichen einer Unstimmigkeit ein Arztbesuch erfolgen.
Behandlung & Therapie
Um Morbus Hodgkin behandeln zu können, muss in den meisten Fällen zunächst der vergrößerte Lymphknoten entnommen und auf verdächtige Zellen untersucht werden. Oft genügt eine örtliche Betäubung für diese Biopsie. Befindet sich der verdächtige Lymphknoten jedoch an einer schwer zugänglichen Stelle - etwa im Brustbereich - erhält der Patient eine Vollnarkose. Durch das Röntgen des Brustkorbes bzw., einer Ultraschalltomographie wird der Körper durchleuchtet und die Ausbreitung des Hodgkin-Lymphoms genau untersucht.
Das Hodgkin-Lymphom wird typischerweise durch eine Chemotherapie und/ oder eine Bestrahlung der betroffenen Lymphdrüsen behandelt. Chemotherapie und Bestrahlung werden meist als Kombinationsbehandlung eingesetzt, wobei die Bestrahlung sich in der Regel an die Chemo anschließt. Hodgkin-Lymphome reagieren sehr empfindlich auf beide Behandlungsarten, was den überdurchschnittlich hohen Heilungserfolg erklärt.
Eine operative Entfernung der Tumore bringt jedoch keine Heilung vom Hodgkin-Lymphom und wird deshalb nur zu Diagnosezwecken durchgeführt. Ein stationärer Krankenhausaufenthalt ist in der Regel nicht notwendig. Allerdings haben sowohl die Chemotherapie als auch die Bestrahlung gravierende Nebenwirkungen.
Innerhalb von zwei Jahren treten die meisten Rückfälle auf, die sich jedoch in der Regel gut behandeln lassen. Rückfälle nach mehr als 5 Jahren nach der Ersterkrankung sind hingegen sehr selten. Damit ein eventueller Rückfall jedoch rechtzeitig erkannt wird, sollten Patienten die lebenslange Vorsorgeuntersuchung unbedingt wahrnehmen.
Im ersten Jahr nach der Therapie findet diese vierteljährlich, zwischen dem zweiten und fünften Jahr halbjährlich und danach einmal im Jahr statt. Bei diesen Untersuchungen geht es auch darum, eventuelle Spätfolgen der Hodgkin-Lymphom Therapie diagnostizieren und behandeln zu können.
Aussicht & Prognose
Morbus Hodgkin gehört zu den bösartigen Tumorerkrankungen, hat allerdings die höchsten Heilungschancen. Es können heutzutage über 80 Prozent der Betroffenen geheilt werden. In früheren Stadien sind es dabei sogar über 90 Prozent. Bei etwa 11 Prozent der Erkrankten kommt es zu einem Krankheitsrückfall oder dem Fortschreiten der Erkrankung trotz Therapie. Die Prognose für diese Patienten hängt dabei in erster Linie vor allem davon ab, zu welcher Zeit das Rezidiv auftritt und auch wie intensiv die Therapie bei der ersten Erkrankung war.
Trotz dessen sind selbst bei einem Krankheitsrückfall des Hodgkin-Lymphoms noch gute Therapieergebnisse und Heilungschancen möglich. Dies setzt allerdings die optimale sowie konsequente Therapie in einem erfahrenen Fachzentrum voraus. Dazu gehört zudem, dass alle Aspekte von langfristigen therapiebedingten Nebenwirkungen sowie die Lebensqualität der Betroffenen mitberücksichtigt werden.
Warum einige seltene Fälle von Betroffenen des Hodgkin-Lymphoms nicht therapiert werden können, ist derzeit nicht ausreichend erforscht. Die Forschung bemüht sich allerdings, Ursachen dafür aufzudecken, so dass auch diesen Betroffenen durch geeignete Therapien geholfen werden kann. Deshalb werden bereits alternative Behandlungsansätze erforscht. Hier ist vor allem die Wirksamkeit von verschiedenen Antikörperpräparaten, wie dem „Anti-CD30“ Präparat zu erwähnen, das gezielt Tumorzellen angreift. In naher Zukunft können solche Immuntherapien eine effektive Ergänzung in der Therapie darstellen.
Vorbeugung
Morbus Hodgkin kann man nicht vorbeugen. Es hilft allerdings, wenn man regelmäßig zur Krebsvorsorgeuntersuchung geht und einen gesunden Lebensstil pflegt.
Nachsorge
Tumorerkrankungen bergen ein hohes Rückfallrisiko. Nicht selten bilden sich nach einiger Zeit Neutumore, die sich über Metastasen sogar auf andere Organe ausbreiten können. Die Folge ist eine zum Teil stark verkürzte Lebenserwartung. Diesem Verlauf begegnen Ärzte mit der Nachsorge. Planmäßige Verlaufskontrollen werden meist noch am Ende der Ersttherapie vereinbart. Bei Morbus Hodgkin findet die Nachsorge im ersten Jahr alle drei Monate statt.
Dann weitet sich der Rhythmus. Ab dem fünften Jahr der Beschwerdefreiheit reicht eine jährliche Nachuntersuchung aus. Die Kontrolle findet meist in einer Klinik statt. Patienten sollten Termine unbedingt einhalten. Denn die Diagnose eines Tumors im Frühstadium führt zu weitaus besseren Behandlungserfolgen.
Ein Nachsorgetermin umfasst zunächst ein Gespräch über die Beschwerdesituation des Patienten. Anschließend werden eine Sonographie und eine Blutuntersuchung veranlasst. Manche Ärzte ordnen nach einiger Zeit auch ein Röntgenbild und CT an. Über die bildgebenden Verfahren lässt sich ein Tumor klar erkennen.
Viele Patienten nehmen nach der anstrengenden Ersttherapie an einer Reha-Maßnahme teil. Dort werden sie gezielt auf die berufliche und private Rückkehr in den Alltag vorbereitet. Je nach Beschwerdelage kann eine dauerhafte medikamentöse Behandlung notwendig sein.
Das können Sie selbst tun
Die beim Hodgkin-Lymphom angewandten Standardtherapien sind mit einer hohen körperlichen Belastung verbunden. Aufgrund der durch die Medikamente hervorgerufenen Immunsuppression sind Kontakte zu fremden Personen, insbesondere in der Öffentlichkeit, nach Möglichkeit zu vermeiden. Ein gelegentlicher Aufenthalt an der frischen Luft, abseits großer Menschenmengen, kann jedoch den Blutkreislauf stärken und die Übelkeit mildern.
Eine Ernährung reich an Vollkornprodukten und frischem Gemüse liefert Vitamine und Mineralstoffe, welche die Heilung unterstützen können. Vitamin D spielt bei der Behandlung von Lymphomen eine wichtige Rolle und ist in der Ernährung der meisten Europäer nicht in ausreichender Menge enthalten. Ölhaltige Fische sind eine wichtige Quelle für Vitamin D. Zusätzlich stellt Fisch die Versorgung mit essentiellen Fettsäuren wie Docosahexaensäure und Eicosapentaensäure sicher. Diese beiden Fettsäuren kann der Körper nur in geringen Mengen selbst herstellen. Sie sind jedoch wichtig für das Gehirn, das Herz-Kreislaufsystem und die Beweglichkeit der Zellmembranen.
Vorsicht ist jedoch bei Therapien und Präparaten angebracht, welche das Immunsystem stimulieren sollen. Die beim Hodgkin-Lymphom entarteten Zellen sind Teil des Immunsystems. Dies betrifft Misteltherapien und alle aus der Mistel gewonnenen Präparate.
Auch mit Zucker und süßen Nahrungsmitteln ist ein sparsamer Umgang ratsam. Krebszellen haben oft einen erhöhten Bedarf an Zucker.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014