MUTYH-assoziierte Polyposis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die MUTYH-assoziierte Polyposis ist eng mit der adenomatös familiären Polyposis verwandt und wird durch eine genetische Mutation verursacht. Die Patienten leiden an multiplen Dickdarmpolypen mit Entartungsrisiko. Regelmäßige Koloskopien sind Pflicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine MUTYH-assoziierte Polyposis?

Patienten der MUTYH-assoziierten Polyposis leiden an Polypen des Dickdarms. Die Polypen können in Verbünden von bis zu 100 Stück auftreten.
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Als Polyposis gelten Polypenerkrankungen in Hohlorganen. Polypen sind Ausstülpungen der Schleimhaut, die unter anderem im Magen-Darm-Trakt vermehrt vorkommen und in diesem Fall als Polyposis gastrointestinalis bezeichnet werden. Gerade im Kontext der Polyposis gastrointestinalis existieren unterschiedliche Erkrankungen mit genetischer und erblicher Basis.

Eine davon ist die autosomal-dominant vererbbare MUTYH-assoziierte Polyposis, die auch als MAP oder MHY associated polyposi bekannt ist. Die Krankheit wurde erst im Jahr 2002 als eigenständige Erberkrankung entdeckt. Sie verhält sich als eine klinisch abgeschwächte Variante der familiär adenomatösen Polyposis (FAP).

Aus diesem Grund gehen Forscher seit der Entdeckung davon aus, dass der generalisierte Verlauf der Krankheit der AFAP ähnelt. Darüber hinaus werden Patienten mit mildem Verlauf der adenomatös familiären Polyposis mittlerweile in bis zu 20 Prozent aller Fälle mit MAP diagnostiziert. Somit lässt sich die MUTYH-assoziierte Polyposis im weitesten Sinne als günstigste Untervariante oder naher Verwandter der adenomatös familiären Polyposis betrachten. Studien zufolge handelt es sich bei etwa einem Prozent der Bevölkerung um Träger der Erkrankung.

Ursachen

Die Ursache der MUTYH-assoziierten Polyposis liegt in den Genen. Genauer gesagt handelt es sich um eine Mutation im MUTYH-Gen, das auf Chromosom 1 im Genlocus 1p34.3-p32.1 angesiedelt ist. Die assoziierten Basenpaare 45.464.007 bis 45.475.152 tragen 16 codierte Exone. Das übergeordnete MUTYH-Gen ist in einem gesunden Organismus an der Herstellung eines DNA-reparierenden Proteins beteiligt.

Dabei handelt es sich um die sogenannte MUTYH-Glycosylase, die die Basenpaarbildung überwacht. Die Basenpaare des Gens kommen physiologischer Weise in zwei unterschiedlichen Formen vor und bestehen somit aus Adenin mit Thymin oder Guanin mit Cytosin. Bei Oxidation verschieben sich die Basenpaarpartner. Guanin kann so zum Beispiel mit Adenin ein Paar bilden.

In gesunden Organismen erkennt das DNA-reparierende Protein dieses Ereignis und repariert den Fehler. Bei einer Mutation im MUTYH-Gen verliert die MUTYH-Glycosylase ihre eigentliche Form und kann ihre Aufgaben nicht mehr hinzureichend erfüllen. Der Erbgang der MUTYH-assoziierte Polyposis ist autosomal-rezessiv. Geschwister eines Patienten besitzen damit ein 25-prozentiges Risiko, die Polypenerkrankung zu erben. Kinder eines Patienten tragen die Erbkrankheit auf jeden Fall.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten der MUTYH-assoziierten Polyposis leiden an Polypen des Dickdarms. Die Polypen können in Verbünden von bis zu 100 Stück auftreten. In einigen Fällen wurde aber auch nur von zehn Polypen berichtet. Mit Polypen des Dickdarms sind Begleitsymptome wie Blutungen, Blähungen, Koliken und Schmerzen im Enddarmbereich assoziiert.

Darüber hinaus treten häufig Verstopfungen, Durchfälle und starke Gewichtsverluste auf. Trotz der zuweilen beträchtliche Anzahl an Dickdarmpolypen wird die Erkrankung in ihrem Verlauf als milder eingeschätzt als die familiär adenomatöse Polyposis coli. Ungeachtet dessen finden sich unter den multiplen Polypen häufig hyperplastische oder serratierte Adenome.

Damit ist mit der Erberkrankung ein erhöhtes Krebsrisiko verbunden. Das mittlere Alter für ein Kolonkarzinom liegt für Träger der Krankheit bei etwa 50 Jahren. Die Karzinome bilden sich bevorzugt im Proximal-Anteil des Darms. Auch gutartige Knochentumore im Sinne von Osteomen wurden im Kontext der MUTYH-assoziierten Polyposis vermehrt beobachtet.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose einer MUTYH-assoziierten Polyposis wird in den meisten Fällen erst in einem höheren Alter als 50 Lebensjahre gestellt. In den meisten Fällen suchen die Betroffenen wegen Blutungen oder anhaltenden Schmerzen im Bereich des Enddarms einen Arzt auf. Im Rahmen der Diagnostik wird meist eine Endoskopie inklusive Biopsie der Polypen durchgeführt.

Eine humangenetische Untersuchung kann die Diagnostik abrunden. Dieses Verfahren ist vor allem für Fälle indiziert, in denen trotz vieler Kolonpolypen eine FAP ausgeschlossen wurde. Im Rahmen der humangenetischen Analyse wird eine vollständige Sequenzierung des MUTYH-Gens durchgeführt. Obwohl auch für Patienten der MUTYH-assoziierten Polyposis ein erhöhtes Darmkrebsrisiko besteht, ist ihre Prognose im Vergleich zu Patienten mit FAP weitaus günstiger.

Komplikationen

Durch diese Krankheit leiden die Betroffenen in erster Linie an Beschwerden im Darm. Es kommt dabei zur Ausbildung von sogenannten Polypen, die schließlich zu Koliken, Blähungen und zu Schmerzen im Bereich des Darmes und des Magens führen. Nicht selten leiden die Betroffenen auch Durchfall oder an Verstopfung und damit an einer stark verringerten Lebensqualität. Weiterhin können dauerhafte Beschwerden am Magen und am Darm zu psychischen Probleme oder zu Depressionen führen.

Auch das Risiko einer Krebserkrankung ist durch diese Krankheit deutlich erhöht, sodass die Patienten auf verschiedene Vorsorgeuntersuchungen angewiesen sind. Nicht segeln nehmen die Patienten durch diese Krankheit weniger Nahrung zu sich, sodass es zu Mangelerscheinungen oder zu einem Untergewicht kommt. Vor allem das Risiko für Darmkrebs steigt durch diese Erkrankung enorm an.

Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Hilfe von Medikamenten. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf. Durch verschiedene regelmäßige Untersuchungen und Kontrollen können weitere Erkrankungen vermieden oder frühzeitig erkannt werden. Sollte der Betroffene an einem Untergewicht oder an einer Mangelerscheinung leiden, so müssen die fehlenden Nährstoffe durch eine Infusion verabreicht werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Unregelmäßigkeiten im Bereich des Darms sollten vom Betroffenen beobachtet werden. Halten sie über mehrere Tage an oder nehmen sie zu, sollten sie ärztlich abgeklärt werden. Bei Blähungen, Verstopfungen oder Durchfall ist ein Arztbesuch anzuraten. Kommt es zu Darmgeräuschen, einem Druckgefühl oder Schmerzen im Unterleib, liegt eine Störung vor, die medizinisch versorgt werden muss, damit keine weiteren Komplikationen folgen.

Ein Verlust des Appetits, eine ungewollte Abnahme des Körpergewichts sowie ein Gefühl der inneren Trockenheit sind Anzeichen, bei denen Handlungsbedarf besteht. Eine Abnahme der vorhandenen Kräfte, Schlafstörungen oder ein allgemeines Krankheitsgefühl sind untersuchen und behandeln zu lassen. Können die alltäglichen beruflichen wie privaten Verpflichtungen nicht mehr erfüllt werden, sollte der Betroffene die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen.

Treten Blutungen beim Stuhlgang auf, stellt sich Juckreiz ein oder entstehen offenen Wunden am After, ist ein Arztbesuch anzuraten. Krankheitserreger können in den Organismus eindringen und zu weiteren Erkrankungen führen. Zudem ist eine sterile Wundversorgung notwendig, damit es zu keiner Blutvergiftung kommt. Ein Arzt ist zu konsultieren, wenn es zu Hautveränderungen, einem brennenden Gefühl am After, Fieber, Unwohlsein oder einer inneren Schwäche kommt.

Behandlung & Therapie

Eine ursächliche Therapie steht für Patienten mit MAP nicht zur Verfügung, da die Erkrankung genetisch bedingt ist und auf DNA-Schäden zurückzuführen ist. Mittlerweile sind wesentliche Fortschritte in der Gentherapie zu beobachten, sodass ein gentherapeutisch kausaler Therapieansatz innerhalb der nächsten Dekaden nicht ausgeschlossen ist.

Da sich gentherapeutische Ansätze bislang allerdings nicht in der klinischen Phase befinden, werden Patienten mit MUTYH-assoziierter Polyposis bislang ausschließlich symptomatisch behandelt. Im Mittelpunkt der symptomatischen Behandlung steht weniger eine tatsächliche Therapie als die regelmäßige Kontrolle. Kontrolluntersuchungen in engmaschigen Abständen sind wegen des erhöhten Krebsrisikos Pflicht und sollten spätestens ab dem 30. Lebensjahr stattfinden.

Von hyperplastischen oder anderweitig auffälligen Polypen werden im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen Biopsien genommen. Besonders auffällige Vertreter werden gegebenenfalls durch eine Resektion entfernt, um die Entartungsgefahr einzudämmen. Neben den Kontrolluntersuchungen steht Patienten mit der Erkrankung eine symptomatische Schmerztherapie zur Verfügung, die in der Regel einer medikamentösen Behandlung entspricht.

Falls aufgrund anhaltender Durchfälle Mangelernährung auftritt, wird der jeweilige Mangel mit intravenösen Infusionen zum Ausgleich gebracht.


Aussicht & Prognose

Die MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP) erhöht durch genetisch bedingte Faktoren offensichtlich das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Daher ist die Prognose langfristig nicht so positiv. Wichtig ist daher zunächst eine akkurate und umfassende Diagnostik, um die MUTYH-assoziierte Polyposis als solche klar von ähnlichen hereditären gastrointestinalen Polyposis-Syndromen unterscheiden zu können. Zweitens sind eine adäquate Therapie und eine langfristige Überwachung der Dickdarmpolypen durch regelmäßige Untersuchungen des Darmtrakts sinnvoll.

Das Entartungs-Risiko bei dieser Art von Darmpolyp ist deutlich höher als bei anderen Darmerkrankungen. Die MUTYH-assoziierte Polyposis erfordert aus diesem Grund regelmäßige Koloskopien. Dadurch kann ein eventuell entstehender Darmkrebs möglichst frühzeitig erkannt werden. Im Vergleich mit der sogenannten FAP-Polyposis ist die Prognose für Menschen mit gesicherter MUTYH-assoziierter Polyposis zwar deutlich besser. Aber die Aussichten sind dennoch insgesamt schlecht.

Insofern kann gesagt werden, dass eine MUTYH-assoziierte Polyposis zwar langfristige Darmkrebs-Risiken beinhalten kann. Diese Risiken können jedoch durch regelmäßige Koloskopien und eine genetische Feststellung des Polypen-Typs minimiert werden. Die Früherkennung stellt in diesem Fall ein sicheres Tool dar, mit dem bei einer Darmkrebsdiagnose eine Heilung begünstigt wird.

Wichtig ist auch, dass Patienten mit MUTYH-assoziierter Polyposis ihre Nährstoffwerte beachten. Bei ständigen Darmbeschwerden entstehen leicht bedenkliche Nährstoffdefizite. Gegebenenfalls sind Infusionsbehandlungen notwendig, um die Nährstoffversorgung sicherzustellen.

Vorbeugung

Molekulargenetische Analysen sind im Kontext von MAP ein präventiver Schritt. Vor allem Menschen mit entsprechender Familienanamnese erfahren über die Analysen, ob sie homozygote Träger der MUTYH-Genmutation sind. Falls das der Fall ist, dienen regelmäßige Koloskopien ab einem Alter von 30 Jahren der Krebsprävention.

Nachsorge

Aufgrund der Erkrankung leiden die Betroffenen an starken Komplikationen und schwerwiegenden Beschwerden. Daher muss bei dieser Krankheit schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen ein Arzt aufgesucht werden, damit es nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Symptome kommt. Wird die Krankheit nicht behandelt, kann es im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen kommen.

Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an starken Bauchbeschwerden. Es kommt dabei zu Durchfall, zu Verstopfung und im Allgemeinen zu starken Schmerzen im Bauch. Ebenso leiden viele Patienten an Blähungen und sogar an einem blutigen Durchfall. Durch die dauerhaften Bauchbeschwerden kann es auch zu einem starken Verlust an Gewicht kommen. Auch das Risiko von Krebs steigt aufgrund der Beschwerden, viele Patienten erkranken daher an Darmkrebs.

Die Beschwerden selbst können bei einigen Betroffenen zu Depressionen oder zu anderen starken psychischen Verstimmungen führen, sodass diese auch auf eine psychologische Behandlung angewiesen sind. Der weitere Verlauf ist stark von der genauen Ausprägung der Beschwerden abhängig. Dabei ist eventuell auch die Lebenserwartung des Betroffenen aufgrund der Erkrankung verringert.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit MUTYH-assoziierter Polyposis leiden durch die Erkrankung des Dickdarms an unangenehmen Symptomen, die die Lebensqualität reduzieren. Die Betroffenen suchen im eigenen Interesse regelmäßig diverse Fachärzte auf und unterziehen sich den angebotenen Vorsorgeuntersuchungen, um etwaige Krebserkrankungen rechtzeitig zu diagnostizieren. Durch die Ungewissheit über den Verlauf der Krankheit sowie die Symptome selbst entwickeln einige Patienten Angststörungen oder gar Depressionen. Dann ist es dringend angebracht, einen Psychologen zu konsultieren. Der Psychotherapeut unterstützt den Patienten dabei, mit der körperlichen Erkrankung umzugehen und stärkt die seelische Stabilität.

Falls der Arzt Medikamente verschreibt, hat der Betroffene diese exakt der ärztlichen Anordnung entsprechend einzunehmen. Die Patienten leiden häufig unter Koliken, Durchfällen oder Verstopfungen, die auch den Lebensalltag negativ beeinflussen und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erschweren. Deshalb ist es dringend angezeigt, einen medizinischen Ernährungsberater zu konsultieren. Dieser entwickelt für den Patienten einen individuellen Diätplan, um die Beschwerden zu reduzieren und die oft beeinträchtige Versorgung mit Nährstoffen zu gewährleisten.

Hilfreich ist es zudem, wenn die Betroffenen auf das Rauchen und den Genuss von alkoholhaltigen Getränken verzichten. Dies erspart dem Organismus die Verarbeitung der entsprechenden Giftstoffe und wirkt sich bestenfalls förderlich auf den Verlauf der Krankheit aus.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Murken, J., Grimm, T., Holinski-Feder, E., Zerres, K. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Humangenetik. Thieme, Stuttgart 2011

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