Meatotomie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Meatotomie ist ein operatives Verfahren, das zur Behandlung von Verengungen der äußeren Harnröhrenmündung zum Einsatz kommt. Der Operateur schlitzt die äußere Harnröhrenmündung ein und näht sie in erweiterter Anatomie wieder zusammen. Die Meatotomie verursacht in der ersten Woche nach der Operation Beschwerden beim Wasserlassen.
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Was ist die Meatotomie?
Als Meatusstenose wird eine Verengung der Harnröhrenmündung bezeichnet. Derartige Verengungen sind in vielen Fällen angeboren, können allerdings auch erworben sein und stehen dann mit Verletzungen oder Entzündungen in diesem Bereich in Verbindung.
Eine Meatusstenose ist eine schmerzhafte Angelegenheit und führt vor allem beim Wasserlassen zu Schmerz. Außerdem kann die Verengung die Ansiedelung von Bakterien und damit Infektionen der Harnwege begünstigen. Darüber hinaus kann eine Verengung im Bereich der äußeren Harnröhrenmündung eine Harnstrahlabschwächung oder eine unvollständige Blasenentleerung zur Folge haben. Gerade die unvollständige Entleerung der Blase ist mit wiederholt auftretenden Blasenentzündungen assoziiert. Um derartigen Erscheinungen vorzubeugen, ist eine alsbaldige Behandlung der primären Ursache angezeigt.
Zur Behandlung einer Meatusstenose stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Eines davon ist die Meatotomie. Dabei handelt es sich um eine die operative Erweiterung im Bereich der äußeren Harnröhrenmündung, wie sie vor allem bei kurzstreckigen Verengungen zum Einsatz kommt. Meatotomien sind operative Eingriffe und zählen damit zu den invasiven Behandlungsverfahren.
Funktion, Wirkung & Ziele
Im Rahmen der Operation schlitzt der Arzt die Verengung im Bereich der äußeren Harnröhrenmündung auf. Nach der Schlitzung vernäht der Arzt den geschlitzten Bereich. Dabei geht er so vor, dass die Harnröhre möglichst weit bleibt. Am Ende des operativen Eingriffs wird dem Patienten meist ein Katheter in die Harnröhrenmündung eingelegt. Dieser Katheter soll zum einen die Erweiterung stabilisieren und zum anderen dafür sorgen, dass der Urin trotz der wunden Harnröhrenmündung schmerzfrei abfließen kann und über die Wunde geleitet wird. Darüber hinaus verhindert der Katheter, dass die erweiterte Öffnung verklebt und die Harnröhre in verklebter Position zusammenwächst. In den meisten Fällen bleibt der Katheter nur für die ersten 24 Stunden in der Mündung.
Nach ungefähr einer Woche ist die Wunde abgeheilt. Einen Tag nach der Operation erfolgt die Entfernung des Katheters. Die Schlitzung der äußeren Harnröhre ist nicht für alle Meatusstenosen geeignet. In einigen Fällen liegen den Erscheinungen zum Beispiel Tumore zugrunde, die eine gänzlich andere Behandlung erfordern. Auch bei höhergradigen oder komplizierten Harnmündungsverengungen ist eine Meatotomie nicht indiziert. In diesen Fällen erfolgt eher eine Rekonstruktion der Harnröhrenmündung, die auch als Meatusplastik bezeichnet wird. Bei der hier beschriebenen Meatotomie handelt es sich um die plastische Meatotomie.
Die plastische Schlitzung der äußeren Harnröhrenmündung ist dabei von der Otis-Meatotomie zu unterscheiden. Bei diesem Verfahren werden an der Harnröhrenöffnung zwei verschiedene Stellen mit einem speziellen Instrument eingeschlitzt. Verglichen mit der plastischen Meatotomie bereitet die Otis-Meatotomie mehr Schmerzen und zeigt ein etwas höheres Risiko für Rezidive. Obwohl auch bei einer plastischen Meatotomie Rezidive nicht ausgeschlossen sind, ist das Verfahren, das mitunter am häufigsten angewandte Operationsverfahren bei Meatusstenosen und wird zuweilen als Verfahren mit den größten Erfolgsaussichten beurteilt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Die heutige Medizin kann gerade das Risiko der Infektion aufgrund der modernen Standards allerdings auf ein Minimum beschränken. Falls eine Vollnarkose erfolgt, ist die operationsbedingt hohe Belastung des Herz-Kreislauf-Systems zu bedenken. In aller Regel steckt ein gesunder Mensch diese Belastung weg. Allerdings kann die Belastung im Extremfall zu einem Kreislaufkollaps oder sogar einem Herzstillstand führen. Häufiger stellen sich Reaktionen auf das Anästhetikum ein. Zu diesen Reaktionen zählen zum Beispiel Übelkeit, Kopfschmerzen oder Erbrechen. Die Meatotomie ist neben den generellen Operationsrisiken mit einigen operationsspezifischen Risiken und Beschwerden assoziiert.
Einige Patienten fürchten zum Beispiel das Risiko der Inkontinenz. Dass aus einer Meatotomie Inkontinenz entsteht, ist allerdings nahezu ausgeschlossen. Falls kein Katheter eingelegt wird, kann allerdings eine Verklebung der Wunde die Folge sein. Das Operationsgebiet muss in diesem Fall teilweise neu eröffnet werden, um ein fehlerhaftes Zusammenwachsen der Harnröhrenmündung auszuschließen. In der ersten Woche nach der Operation spüren Patienten der Meatotomie außerdem häufig ein Druckgefühl im operierten Bereich. Hinzu kommen unangenehme Empfindungen beim Wasserlassen. So berichten viele Betroffenen beispielsweise von einem Brennen, solange die Wunde nicht vollständig abgeheilt ist. Auch mit der Abheilung können Risiken verbunden sein.
In der Regel hält sich die Narbenbildung bei einer professionell durchgeführten Meatotomie in Grenze. In Einzelfällen wurde allerdings eine überschießende Bildung von Narbengewebe beobachtet. Dieses Phänomen kann zu einer abermaligen Stenose der äußeren Harnröhrenmündung führen und erfordert in einen weiteren Eingriff. In der Regel wird nach einem solchen Vorfall nicht abermals eine Meatotomie durchgeführt. Eher fällt die Entscheidung nach einem Rezidiv auf eine Rekonstruktion der äußeren Harnröhrenmündung.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
- Reynard, J., Brewster, S., Biers, S.: Oxford handbook of urology. Oxford university press, Oxford 2006