Meinung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Meinung des Menschen ist ein Äußerungsorgan des Geistes, mit dem persönliche sowie tradierte Erfahrungen verarbeitet werden und sich im Zusammenspiel mit eigenen Tendenzen und Werturteilen ausgedrückt werden. Meinungen können ein gewichtiges Hilfsmittel im gesellschaftlichen Alltag sein, aber auch zu massiven Beschwerden führen.
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Was ist die Meinung?
In der Meinung eines Menschen kulminieren Wertvorstellungen, Ideale, soziale und natürliche Wahrnehmungen und persönliche Wünsche. Sie wird gebildet aus einer objektiven Komponente, die dem Menschen von außen angetragen wird, und einer subjektiven Komponente, die dem persönlichen Streben des Menschen entstammt. So ist das Weltbild des Menschen ist einerseits geprägt von seinen genetischen Veranlagungen. Auf der anderen Seite ist es abhängig von der Prägung durch das Umfeld, in dem er aufwächst, erzogen wird und sich geistig entfaltet.
In den meisten Fällen entspringt nur ein Bruchteil der Meinung aus einer unabhängigen Denkweise der persönlichen Kognition. Denn in der menschlichen Kommunikation kommt Meinungsströmen ein beträchtlicher Einfluss bei der Ausrichtung von gesellschaftlichen Normen, Werten und Verhaltensweisen zu. Meinungen können gebildet und modelliert werden. Sie sind kein feststehendes, kristallines Gebilde. Trotzdem bezieht sich der Begriff Meinung in erster Linie auf einen Ist-Zustand, der sich an Erfahrungen und Vorbildern orientiert und vorerst unumstößlich scheint.
Funktion & Aufgabe
Für Menschen ohne Meinung kann ein unausweichlicher Entscheidungsdrang ein wirkliches Dilemma darstellen. Meinungslosigkeit kann auf der einen Seite in einer geistigen Zwickmühle enden. Menschen ohne Meinung fällt die Identitätsfindung und gesellschaftliche Orientierung meistens schwer.
Auf der anderen Seite ist es in einigen Situationen opportun, auf eine strikte Meinung zu verzichten. Im zwischenmenschlichen Bereich fungieren Meinungen verbindend und identitätsstiftend. Menschen mit derselben Meinung können einander ohne viel Aufwand verstehen und so eine fruchtbare Vertrauensbasis schaffen. Dieses Vertrauen eröffnet die Chance zu starkem Zusammenhalt und einem hohen Solidaritätsbewusstsein. Über die Meinung als verbindendes Organ können sich Gleichgesinnte zusammenschließen und gesellschaftliche Vorgänge einleiten.
In der heute weit verbreiteten Demokratie ist die politische Meinung ein wichtiges Gut. Politische Meinungen werden von großen Parteikörpern vertreten. Die Weltanschauungen dieser größeren Körper können die Politik eines Landes beeinflussen und die Lebenswelt einer ganzen Nation tangieren.
Heutzutage herrscht in vielen Teilen der Welt Meinungsfreiheit. Dies ermöglicht der Menschheit eine beispiellose internationale und interkulturelle Kommunikation. Meinungsfreiheit erlaubt dem Menschen eine freie Entfaltung seiner geistigen Verfassung und regt Debatten an. Diese können sich äußerst fruchtbar und anregend auf das individuelle und gesellschaftliche Zusammenleben auswirken und neue Reize setzen.
Krankheiten & Beschwerden
Des Weiteren gibt es viele Menschen, die Probleme bei der Meinungsfindung haben. Diese sind entweder leichter beeinflussbar und geben sich freiwilliger gefährlichen Tendenzen, wie radikalen Ideologien, hin.
Auf der anderen Seite kann der Meinungszwang der heutigen Gesellschaft auch physische Probleme verursachen. In manchen Situationen gibt es für zwei entgegengesetzte Meinung gleich viele positive und negative Aspekte. Eine Entscheidung nach rationalen Maßstäben ist demnach nur schwerlich vornehmbar. Menschen ohne eine vorgefestigte oder schnell bereitgestellte Meinung empfinden solche Ausnahmezustände als immense Stresssituationen. Sie fühlen sich bedrängt, eingeengt und wissen nicht mehr weiter. In besonderen Fällen kann der Stressfaktor bei einem solchen Zwiespalt sogar außergewöhnliche Phänomene bewirken. Beispielsweise flüchten sich Menschen, denen unausweichliche Entscheidungen von großer Bedeutung bevorstehen, in eine physische Lähmung. Psychosomatische Paralysen sind nicht häufig, können jedoch in einer verzwickten Lage durchaus für eine völlige Unbeweglichkeit und Dysfunktion einzelner Körperabschnitte führen.
Dagegen zeigen einige Menschen, die oft wichtige Entscheidungen aufgrund ihrer Meinung treffen, im Laufe der Zeit Symptome einer Burnout-Erkrankung. Die Verantwortung über wichtige Meinungsbereiche kann die Psyche auslaugen, ohne dass dies währenddessen bemerkt wird. Bei einem Burnout erschlaffen Geist und Körper gleichermaßen an der Überlastung. Man fühlt sich schwach, entkräftet und ist angreifbar für Depressionen und Unzufriedenheit. Das Burnout-Syndrom hemmt sowohl die Produktivität als auch die Lebensfreude des Betroffenen.
Quellen
- Becker-Carus, C., Wendt, M.: Allgemeine Psychologie. Springer 2. Auflage, Berlin 2017
- Rothgangel, S.: Medizinische Psychologie und Soziologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Zimbardo, P., Gerrig, R.: Psychologie. Pearson Verlag, Hallbergmoos 2008