Psychosomatik
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Psychosomatik handelt es sich um einen besonderen Teilbereich der Humanmedizin. Die Schule legt eine Betrachtungsweise zugrunde, nach der psychische Eigenschaften auch die körperliche Gesundheit mittelbar oder unmittelbar beeinflussen können.
Es besteht damit eine untrennbare Verbindung von Psyche (Geist) und Körper. Die Therapie psychosomatischer Erkrankungen erfordert ein ganzheitliches Behandlungskonzept, das sich aus psychotherapeutischen, psychiatrischen und somatischen Teilen zusammensetzt.
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Was ist die Psychosomatik?
Der medizinische Fachbegriff Psychosomatik entstammt dem Altgriechischen. Er setzt sich zusammen aus psyche für Hauch, Seele oder Atem sowie soma, was so viel bedeutet wie Leben, Körper oder Leib. Die humanmedizinische Lehre der Psychosomatik geht davon aus, dass eine untrennbare von Wechselwirkungen geprägte Verbindung zwischen Körper und Psyche besteht.
Der Verlauf einer rein körperlich bedingten Krankheit (somatische Erkrankung oder somatische Störung) kann demnach maßgeblich durch die mentale, d. h. psychische oder geistige Verfassung des Betroffenen beeinflusst werden. Von dieser Verbindung ausgehend ist es auch möglich, dass bestimmte körperliche Beschwerden ausschließlich psychische Gründe haben. Diese werden in der Fachwelt als Psychosomatose bezeichnet. Ihnen liegen nicht selten essentielle Gefühlen wie Depression, Angst oder Schuld zugrunde. Meist ist die Intensität der erlebten Gefühle überdurchschnittlich hoch.
In der Literatur wird zum Teil davon ausgegangen, dass grundsätzlich rein somatische Krankheiten wie die gastroduodenale Ulkuskrankheit oder Asthma bronchiale auf psychische Verursacher zurückzuführen sind. Diese Auffassung ist jedoch nicht unumstritten.
Neben dem Begriff der Psychosomatose besteht mit somatoformen Störungen ein weiterer wichtiger Grundbegriff der Psychosomatik. Als somatoforme Störung gelten solche mentalen Störungen, die zu wiederkehrenden physischen Symptomen führen. Betroffene fordern meist mit besonderem Nachdruck eine körperliche Untersuchung ein. Und das obwohl vorausgegangene Untersuchungen bereits ergebnislos verliefen. Dem ärztlichen Untersuchungsergebnis wird entweder wenig oder gar kein Glauben geschenkt. Stattdessen beharren die Betroffenen auf ihre vermeidlichen Symptome und fühlen sich schlecht behandelt.
Behandlungen & Therapien
Aus der Klinik ist bekannt, dass etwa punktuelle Funktionsstörungen des Körpers als Begleiterscheinung bestimmter Konflikte oder Emotionen auftreten können. Diese stellen sich dann als mittelbare oder unmittelbare Folge eines oft psychischen Traumas dar. Zu diesen Fällen gehören etwa Anpassungs- und Angststörungen sowie Posttraumatische Belastungsstörungen (oft auch PTSD oder PTBS genannt) oder Burnout.
Aber auch Konversionsstörungen oder eine Hypochondrie als besondere Ausprägung der somatoformen Störung zählen in den Bereich der Psychsosomatik. Oft lassen sich Psychosomatosen auch auf seelische Störungen oder Persönlichkeitsstörungen zurückführen. Das gilt vor allem für Missempfindungen des Körpers wie beispielsweise Gefühlsstörungen an gewissen Körperstellen (z. B. Hände, Füße). Aber auch Depressionen können physische Auswirkungen haben, die zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands sowie Antriebslosigkeit führen.
Das Behandlungsspektrum der Psychosomatik ist breit. Denn psychosomatische Therapien erfordern in der Regel ganzheitliche Herangehensweisen. Eine Behandlung setzt sich deshalb aus psychotherapeutischen, körperlichen und psychiatrischen Elementen zusammen. Es kann eine ambulante Behandlung durch Fachärzte für Psychosomatische Medizin, Psychiater oder Psychotherapeuten erfolgen. Daneben besteht auch die Möglichkeit, sich in psychosomatischen Akutkrankenhäusern stationär behandeln zu lassen. Hierdurch sind eine intensivere Betreuung sowie ein Auskurieren Fernab des Alltags gewährleistet. Auch eine Rehabilitation ist unter psychosomatischen Aspekten möglich. Diese besonderen Rehabilitationsmaßnahmen kommen vor allem nach, während oder zur Behandlung von Angststörungen, Burnout, Depressionen oder ähnlichen Erkrankungen zum Einsatz.
Neben klassischen psychotherapeutischen Therapieansätzen kann auch eine medikamentöse Behandlung notwendig sein. Hierzu stehen zahlreiche Neuroleptika bzw. Psychopharmaka zur Verfügung. Häufig kommen Serotonin- oder Dopamin-Antagonisten zum Einsatz, da diese beruhigende Wirkungen haben. Daneben ist es auch möglich, auf Placeboeffekte zu setzen.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
Häufig ist auch die Einholung unabhängiger Zweit- oder Drittmeinungen angezeigt. Der Befund einer psychosomatischen Störung ist also regelmäßig nur am Ende einer langen Kette von Untersuchungen möglich. Auch die Durchführung technischer Diagnoseverfahren wie MRT, CT oder die Anfertigung von Röntgenbildern ist üblich. Hierdurch können ausschließlich körperlich bedingte Ursachen ausgeschlossen werden.
Die ersten Untersuchungs- und Diagnoseverfahren erfolgen in der Regel durch den Hausarzt. Denn der Allgemeinmediziner ist häufig die erste Anlaufstelle für Patienten, die konkrete körperliche Beschwerden aufweisen. Dieser wird je nach Ausprägung der körperlichen Beschwerden an einen Facharzt für somatische Erkrankungen überweisen. In Betracht kommen etwa Orthopäden, Neurologen oder Hautärzte. Der Facharzt wird genauere Untersuchungs- und Diagnoseverfahren einleiten, die auf die jeweiligen Beschwerden zugeschnitten sind. Schließt dieser körperliche Ursachen aus, kann eine Diagnose einer Psychosomatik als gesichert gelten.
Die weitere Behandlung der Beschwerden erfolgt dann durch Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychosomatik oder Psychiater. Werden sowohl körperliche als auch psychische Ursachen identifiziert, ist ein umfassendes und ganzheitliches Behandlungskonzept erforderlich. Patienten werden dann sowohl von somatischen als auch psychischen Fachärzten behandelt. Hierbei ist es wichtig, dass beide Ärzte umfassend informiert sind, um ihre Maßnahmen gezielt aufeinander abzustimmen.
Quellen
- Morschitzky, H.: Somatoforme Störungen – Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund. Springer, Wien 2007
- Schandry, R.: Biologische Psychologie. Ein Lehrbuch. 2., überarbeitete Auflage. Beltz-PVU, Weinheim 2006
- Vossel, G., Zimmer, H.: Psychophysiologie. Kohlhammer, Stuttgart 1998