Metabolische Azidose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wenn der Stoffwechsel des Organismus aus dem Gleichgewicht kommt, kann dies in unbehandelten Fällen zum Koma und zu einer allgemeinen Vergiftung führen, welche sogar einen tödlichen Ausgang nehmen kann. Eine metabolische Azidose ist daher eine Komplikation, welche einer zügigen Behandlung unterzogen werden sollte.
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Was ist eine metabolische Azidose?
Eine Azidose ist ein allgemeinhin bekannter Zustand, bei dem sich der pH-Wert so verschiebt, dass es zu einer Zunahme der sauren Bestandteile kommt.
Aus diesem Grund wird innerhalb des Stoffwechsels eine Übersäuerung erreicht, welche zu Schädigungen einzelner Organe führt. Wird der pH-Wert im Blut während einer metabolischen Azidose gemessen, sind Ergebnisse unter 7,36 durch eine Erhöhung der Konzentration der Wasserstoffionen keine Seltenheit.
Dieser Parameter ist äußerst bedenklich und weist auf eine Erhöhung des Säureanteils im Stoffwechsel hin. Diese hat mit einer Entgleisung des sogenannten Säure-Basen-Haushalt zu tun.
Ursachen
Weitere Ursachen für eine metabolische Azidose sind eine Vergiftung mit Harnstoff, eine anhaltende Hungersituation und ein permanenter hochgradiger Durchfall. Erkrankungen wie Morbus Addison, großflächige Verbrennungen, Vergiftungen mit Methanol (Alkohol) oder Fisteln, die sich im Magen befinden, können ebenfalls eine metabolische Azidose auslösen.
Bei allen Ursachen einer metabolischen Azidose liegen entweder eine vermehrte Anreicherung von Wasserstoffionen, eine zusätzliche Ausscheidung an Bicarbonaten oder eine "Anstauung" von Wasserstoffionen vor.
Typische Symptome & Anzeichen
- Atemnot
- Hyperventilation
- Häufiges Wasserlassen
- Mundgeruch
- Kopfschmerzen
- Geringe Belastbarkeit
- Herzrhythmusstörungen
- Niedriger Blutdruck (Hypotonie)
Diagnose & Verlauf
Eine metabolische Azidose löst eine erhöhte Atemfrequenz aus (Hyperventilation), um den Stoffwechsel durch eine erhöhtes Abatmen von Kohlenwasserstoffionen wieder auszugleichen. Diese spezielle Atmung wird in der Medizin als Kußmaul'sche Atmung bezeichnet.
Sie tritt meist bei einer Stoffwechselentgleisung durch Diabetes mellitus auf. Eine weitere Begleiterscheinung der metabolischen Azidose ist der fruchtige Mund- und Harngeruch der Betroffenen. Klinisch tritt eine metabolische Azidose außerdem durch einen verringerten Blutdruck in den Vordergrund. Störungen des Herzrhythmus sind bei einer metabolischen Azidose ebenfalls beachtenswert. Eine tiefe Bewusstlosigkeit kann ebenfalls auftreten.
Die Diagnose der metabolischen Azidose bezieht sich neben den klinischen Auffälligkeiten und den Defiziten des Allgemeinbefindens auf die Werte der labortechnischen Messungen. Diese umfassen bei der metabolischen Azidose Parameter wie Kreatinin und Harnstoff-Stickstoff im Serum, Bikarbonat im Serum und Urin sowie in erster Linie den pH-Wert des Harns. Eine weitere Diagnostik ist bei der metabolischen Azidose durch den Kohlendioxid-Partialdruck durchführbar.
Komplikationen
Auch die inneren Organe werden aufgrund der Atemnot möglicherweise unterversorgt und geschädigt. Weiterhin kommt es zu einem sehr üblen Mundgeruch, der für den Betroffenen und die Außenstehenden sehr unangenehm sein kann. Dadurch kann es zu sozialen Spannungen kommen. Weiterhin sinkt auch die Belastbarkeit des Patienten durch die Krankheit deutlich ab und es kommt zu starken Kopfschmerzen.
Auch das Herz ist von der Erkrankung betroffen, sodass es zu Störungen des Herzrhythmus und zu einem niedrigen Blutdruck beim Patienten kommt. Die Lebensqualität des Patienten wird dabei deutlich eingeschränkt. Die Behandlung findet in der Regel mit Hilfe von Medikamenten statt. Weiterhin ist eventuell auch eine Dialyse beim Patienten notwendig, damit es nicht zum Tode kommt. Möglicherweise wird durch diese Krankheit die Lebenserwartung des Betroffenen verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arztbesuch ist anzuraten, sobald es zu einem Krankheitsgefühl oder einer verminderten Leistungsfähigkeit kommt. Bei Mundgeruch, Kopfschmerzen oder einer abnehmenden körperlichen sowie geistigen Belastbarkeit wird ein Arzt benötigt. Abgeschlagenheit, Mattigkeit sowie eine schnelle Ermüdung sind Anzeichen einer vorliegenden Unstimmigkeit.
Können die alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr erfüllt werden, benötigt der Betroffene medizinische Hilfe. Störungen des Herzrhythmus, ein starkes Herzklopfen oder eine erhöhte Pulsfrequenz sind untersuchen und behandeln zu lassen. Ein niedriger Blutdruck, der sich plötzlich einstellt, ist ein Warnsignal des Organismus. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit eine Diagnose gestellt werden kann und eine Behandlung eingeleitet wird. Kommt es zu Störungen der Atmung ist ebenfalls ein Arzt aufzusuchen.
Hyperventilation, ein Sauerstoffmangel oder Angst aufgrund einer Atemknappheit sind einem Arzt vorzustellen. Bei einer Blaufärbung der Haut oder kalten Fingern und Füßen liegt eine Unterversorgung des Organismus mit Sauerstoff vor. Eine ärztliche Kontrolle ist daher notwendig, sobald es zu einem starken Kälteempfinden oder blauen Lippen kommt. Bei einer akuten Atemnot ist ein Rettungsdienst zu alarmieren. Bis zu dessen Eintreffen müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden, damit eine ausreichende Sauerstoffzufuhr gewährleistet wird. Da die metabolische Azidose in schweren Fällen zum frühzeitigen Ableben des Betroffenen führen kann, sollte bereits bei den ersten Unregelmäßigkeiten ein Arztbesuch erfolgen.
Behandlung & Therapie
Die metabolische Azidose wird durch Notfallmaßnahmen und weitere Behandlungen ausgeglichen. Die akuten Erkrankungsanzeichen, welche bei der metabolischen Azidose auftreten, werden durch eine zusätzliche Beatmung und eine Verabreichung von Bikarbonat.
Dadurch wird ein erhöhter Ausstoß von Kohlendioxid über die Lungen erzielt. Kommt es bei Patientinnen oder Patienten mit einer Zuckerkrankheit zu einer metabolischen Azidose, muss der Insulinspiegel rasch erhöht werden, um einer diabetischen Azidose entgegen zu wirken. Bikarbonate für die orale Verabreichung als Tabletten forcieren den Ausgleich des Säure-Basen-Gleichgewichtes.
Besteht der Verdacht, dass ein Versagen der Nierenfunktion der ursprüngliche Anlass für eine metabolische Azidose ist, können die Betroffenen einer Blutreinigung und Entgiftung durch eine Dialyse (Blutwäsche) unterzogen werden. Eine reichliche Zufuhr an entsprechenden Flüssigkeiten reduziert eine metabolische Azidose ebenfalls, wenn keine Bewusstlosigkeit vorliegt.
Aussicht & Prognose
Ohne eine medizinische Versorgung, ist die Prognose der metabolischen Azidose äußerst ungünstig. Es kann zu zahlreichen Komplikationen, einem komatösen Zustand sowie dem vorzeitigen Ableben des Betroffenen kommen. Daher ist dringend anzuraten, bereits bei den ersten gesundheitlichen Beeinträchtigungen die Konsultation eines Arztes vorzunehmen. Nur so kann das Überleben des Betroffenen gesichert werden.
Es bedarf einer intensivmedizinischen Betreuung, um eine Verbesserung der Gesundheit zu erreichen. Die Aussicht auf eine Linderung der Beschwerden steigt daher an, wenn frühzeitig eine ausreichende medizinische Versorgung eingeleitet wird. Andernfalls ist mit einer kontinuierlichen Zunahme von sehr unangenehmen gesundheitlichen Beschwerden zu rechnen. Es kommt über eine längere Zeit zu einer Verschlechterung der Lebensqualität, einer Abnahme der Belastbarkeit sowie Störungen des Herzrhythmus. Liegen weitere Erkrankungen des Herzrhythmussystems oder organischen Störungen vor, ist die Prognose zusätzlich verschlechtert. Häufig kommt es insbesondere bei diesen Patienten trotz aller Bemühungen und einer frühzeitigen medizinischen Versorgung zu langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. In diesen Fällen können Folgestörungen auftreten, die für die Stellung der Gesamtprognose berücksichtigt werden müssen.
Der Patienten ist langfristig auf eine medikamentöse Therapie angewiesen. Zudem müssen sie sich regelmäßigen Kontrolluntersuchungen stellen. Andernfalls kann es jederzeit zu einem Rückfall der Beschwerden und damit zur Wiederkehr der Erkrankung kommen.
Vorbeugung
Um einer metabolischen Azidose durch eine passende Prophylaxe aus dem Weg zu gehen, sollten die Risikogruppen mit einer entsprechenden Vorerkrankung täglich eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zu sich nehmen und sich körperlich aktiv bewegen.
Die Flüssigkeitsmenge sollte mindestens 2500 ml am Tag umfassen. Einer metabolischen Azidose kann zudem bei Diabetes mellitus durch eine richtige Insulineinstellung vorgebeugt werden. Menschen mit Asthma bronchiale und mit chronischen Erkrankungen der Niere sollten ihre Ernährungs- und Lebensgewohnheiten auf der Basis der ärztlichen Ratschläge umsetzen. Die übermäßige Aufnahme alkoholischer Getränke und das Rauchen sind in diesem Zusammenhang als Vorbeugung gegen eine metabolische Azidose nicht zu empfehlen.
Nachsorge
Da eine Stoffwechselstörung sehr vielfältigen Ursachen zugrunde liegen kann, muss sich auch die Nachsorge sehr individuell auf den Patienten ausgelegt gestalten. Eine einfache Richtung in der Nachsorge bei einer metabolischen Azidose gibt es somit nicht. Sie stellt oft kein eigenständiges Krankheitsbild dar, sondern ist das Symptom oder die Folge einer anderen systemischen Erkrankung.
Je nach Schwere der Stoffwechselstörung muss der Facharzt die Nachsorge an den Patienten anpassen. Teilweise kann keine Heilung der ursächlichen Erkrankung erzielt werden, was bedeutet, dass die Nachsorge auch dauerhaft mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und Arztterminen erfolgen muss. Im Regelfall lassen sich die Symptome weitgehend unterdrücken, dies kann durch die langfristige Gabe entsprechender Medikamente erfolgen.
Generell kann die Nachsorge darauf abzielen, die Begleitsymptome zu lindern. Betroffene sollten daher auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, um eine erneute Übersäuerung zu vermeiden.
Das können Sie selbst tun
Neben einer Reihe unspezifischer Symptome kommt es bei einer metabolischen Azidose zu einem eigenwilligen, oft als herb-fruchtig beschriebenen, Mundgeruch. Auch der Harn nimmt oftmals eine entsprechende Geruchsnote an. Sobald diese Symptome auftreten, muss sofort ein Arzt zugezogen werden. Patienten können sich in dieser Situation auch selbst helfen, indem Sie ihre Flüssigkeitszufuhr erhöhen. Bei einer akuten Übersäuerung sollte der Betroffene zeitnah wenigstens einen Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Besonders empfehlenswert sind basisch wirkende Heilwässer, ansonsten kann auch normales Mineralwasser oder ungesüßter Tee getrunken werden. Bei falsch eingestellten Diabetikern muss oftmals der Insulinspiegel rasch erhöht werden. Darüber hinaus trägt die Verabreichung von Bikarbonaten dazu bei, den Ausgleich des Säure-Basen-Gleichgewichtes wieder herzustellen. Bicarbonate finden sich in Form von Soda, Kaiser Natron, Bullrichsalz oder Backpulver in fast allen Haushalten.
Die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit, am besten wenigsten 2,5 Liter pro Tag, in Verbindung mit ausreichender Bewegung, kann bei Risikopatienten einer Azidose darüber hinaus bereits vorbeugen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013