Morbus Ahlbäck
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Morbus Ahlbäck bezeichnet eine Durchblutungsstörung im Kniegelenk. Üblicherweise tritt Morbus Ahlbäck bei Frauen über 60 Jahre auf. Die Therapie umfasst in einem frühen Stadium Krankengymnastik und in späteren Stadien eine Teil- oder Totalprothese.
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Was ist Morbus Ahlbäck?
Als Morbus Ahlbäck wird eine Knochennekrose im Kniegelenk bezeichnet. Eine Nekrose im Knie wird durch einen nicht durchbluteten Bereich identifiziert. Die Krankheit Morbus Ahlbäck wird durch keine Infektion ausgelöst, sondern durch eine Durchblutungsstörung.
In der Regel sind Patienten mit Morbus Ahlbäck über 60 Jahre alt und weiblich. Auch Männer können von der Durchblutungsstörung betroffen sein. In Ausnahmefällen kann Morbus Ahlbäck bereits ab dem zehnten Lebensjahr auftreten. Kommt es zur Erkrankung von Menschen bis zu 20 Jahren, ist meist nur der Knorpel des Knies betroffen.
Bei Morbus Ahlbäck können sowohl milde aus auch schwere Verläufe vorkommen. Beim milden Krankheitsverlauf bemerkt der Patient einen Knochenabbau oder einen Knorpelschaden. Kommt es zum schweren Verlauf, entsteht Arthrose im Kniegelenk. Eine schwere Knienekrose kann mit starken Schmerzen einhergehen, die durch eine adäquate Therapie reduziert werden können.
Ursachen
Wird die Durchblutung des Oberschenkels gestört, besteht die Möglichkeit an Morbus Ahlbäck zu erkranken. Ebenso kann es durch die Einnahme bestimmter Medikamente zu Morbus Ahlbäck kommen. Bei einer langjährigen Einnahme von Cortison, besteht die Möglichkeit eine Knochennekrose zu erleiden.
Häufig wird die Erkrankung auch mit dem dauerhaften Konsum von Nikotin und Alkohol in Verbindung gebracht. Oftmals führen Erkrankungen des Blutes zum Auftreten von Morbus Ahlbäck. Bei älteren Patienten kann die Knochennekrose auch durch eine Fehlbelastung der Beine ausgelöst werden. Für die Durchblutungsstörung im Knie gibt es keine weiteren Auslöser.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Gerade zu Beginn der Erkrankung können die Symptome unspezifisch sein. Beim milden Verlauf von Morbus Ahlbäck kommt es zu leichten Schmerzen im Knie. Charakteristisch für die Durchblutungsstörung im Knie ist ein tiefer Schmerz im Gewebe. Das Knie der betroffenen Person ist meist wenig belastbar.
Deshalb hinken viele Personen mit Morbus Ahlbäck beim Laufen. Unter Morbus Ahlbäck sind die Schmerzen unter Belastung immer stärker als im Ruhezustand. Häufig wird die Erkrankung auch mit Schäden am Meniskus oder einer Läsion im Knorpel verwechselt. Bei einem starken Schmerz im Knie sollte deshalb schnellstmöglich ein Spezialist aufgesucht werden.
Der Spezialist prüft das Kniegelenk auf Beweglichkeit und eventuelle Schwellungen. Auch ein Druckschmerz ist charakteristisch für Morbus Ahlbäck. Wenn die Durchblutungsstörung im Knie frühzeitig erkannt wird, können die Beschwerden und Folgen der Erkrankung reduziert werden.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose Morbus Ahlbäck wird nach einer umfangreichen körperlichen Untersuchung gestellt. Neben einem Belastungstest des Knies, werden auch bildgebende Verfahren eingesetzt. Besonders gut ist die Durchblutungsstörung im Knie durch das Röntgen zu erkennen.
Beim Röntgen ist die Aufhellung des betroffenen Knochens visuell erkennbar. Alternativ zum Röntgen besteht auch die Möglichkeit mit einer Kernspintomographie oder einer Szintigraphie die Erkrankung festzustellen. Eine Blutuntersuchung kann den Verdacht auf Morbus Ahlbäck erhärten. Üblicherweise weisen Patienten mit einer Durchblutungsstörung im Knie eine Blutgerinnungsstörung im Blutbild auf.
Komplikationen
Die Belastbarkeit der Betroffenen sinkt ab und es kommt zu Depressionen und anderen psychischen Verstimmungen, falls sich die schmerzen weiterhin in andere Regionen des Körpers ausbreiten. Ebenso kann es zu Schwellungen kommen. Nächtliche Schmerzen führen dabei zu Schlafbeschwerden. In vielen Fällen ist auch die Beweglichkeit des Knies deutlich eingeschränkt und verringert. Durch die verringerte Durchblutung kann es im schlimmsten Falle auch zum Absterben von Gewebe kommen.
Durch eine Bewegungstherapie können die Beschwerden des Morbus Ahlbäck relativ gut eingeschränkt und behandelt werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf, wobei auch die Lebenserwartung des Patienten durch die Krankheit nicht verringert wird. In einigen Fällen sind auch Implantate oder Prothesen notwendig, damit die Bewegung des Patienten wiederhergestellt werden kann.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Zur Risikogruppe des Morbus Ahlbäck zählen insbesondere Frauen im Erwachsenenalter über 60 Jahre. Sie sollten bei ersten Unregelmäßigkeiten, Veränderungen oder Besonderheiten des allgemeinen Gesundheitszustandes einen Arzt konsultieren und um eine Abklärung der Beschwerden bitten. Schmerzen im Knie, die nicht auf eine körperliche Überanstrengung oder den natürlichen Alterungsprozess zurückgeführt werden können, sind Warnhinweise des Organismus und müssen ärztlich untersucht und behandelt werden. Halten die Schmerzen an oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Auf die Einnahme eines schmerzstillenden Medikaments ist bis zu einer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu verzichten, da oftmals Komplikationen auftreten, die vermieden werden können.
Eine plötzliche Abnahme der gewohnten körperlichen Leistungsfähigkeit, Einschränkungen der üblichen Mobilität sowie der alltäglichen Bewegungsabläufe sind einem Arzt vorzustellen. Ein Druck- oder Berührungsschmerz am Knie gelten als Anzeichen einer vorliegenden gesundheitlichen Beeinträchtigung und sind daher medizinisch untersuchen zu lassen.
Wird vom Betroffenen eine Störung der Durchblutung wahrgenommen und kommt es zu kalten Beinen oder Füßen, ist ein Arztbesuch erforderlich. Bei Störungen der Sensibilität am Knie, einem kribbelnden oder tauben Gefühl auf der Haut sowie einem blassen Hautbild, wird ein Arzt zur Klärung der Ursache benötigt. Nur bei einer frühzeitigen Diagnosestellung und Behandlung kann eine deutliche Reduzierung der Beschwerden erfolgen.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der Nekrose des Knochens erfolgt in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung. Es gibt mehrere konservative Behandlungsmethoden, die bei Morbus Ahlbäck helfen. Als sofortige Maßnahme empfehlen Spezialisten häufig die Schonung des betreffenden Knies. Auch eine Bewegungstherapie hat sich seit vielen Jahren etabliert.
Ebenso werden häufig Medikamente empfohlen, die den eigenen Knochen wieder aufbauen können. Im Frühstadium gibt es auch die Möglichkeit durch eine Therapie mit Stoßwellen oder Sauerstoff die Heilung anzukurbeln. Hierdurch kann es zum Einwachsen neuer Blutgefäße im Knochen kommen. In einem frühen Stadium kann eine Dekompression des Markraums helfen.
Hierbei bohrt der Arzt den betreffenden Knochen an. Durch das Anbohren wird die Heilung des Knochens angeregt und die Blutgefäße können sich neu bilden. Eine weitere Option ist der Einsatz von Knochenersatz. Wird Morbus Ahlbäck in einem späten Stadium diagnostiziert, sind Implantate häufig die einzige Behandlungsmöglichkeit.
Hierbei wird das Ausmaß der Durchblutungsstörung als Indikator einer passenden Therapie genutzt. Als Grundregel gilt, dass immer das kleinste Implantat genutzt werden sollte. Hierdurch werden gerade junge Menschen wenig in der Bewegung eingeschränkt. Durch ein Implantat kann die Oberfläche des Kniegelenks wieder rekonstruiert werden. Bei einem größeren Defekt ist eine Teilprothese notwendig.
Die Integration der Teilprothese ist mit einem geringen Knochenverlust verbunden. Dies bedeutet, dass ein Verlust des gesunden Knochens gering gehalten wird. Wurde durch Morbus Ahlbäck ein großer Defekt verursacht, kann nur ein kompletter Ersatz des Kniegelenks helfen. In jedem Stadium der Erkrankung können zudem schmerzhemmende Medikamente sowie Schuhzurichtungen eingesetzt werden.
Aussicht & Prognose
Über die Prognose bei Patienten mit Morbus Ahlbäck lassen sich keine allgemeinen Aussagen treffen. Sie ist vom Erkrankungsalter, dem Krankheitslauf und -fortschritt sowie von der gewählten Therapieform abhängig. Ohne Behandlung ist die Prognose in der Regel deutlich schlechter. In der Entstehungsphase kommt es dennoch gelegentlich zu Spontanheilungen.
Trotz der Aussicht auf vollständige Heilung ist der Verlauf bei Morbus Ahlbäck grundsätzlich langwierig. Eine konkrete Prognose ist vor allem bei jungen Betroffenen schlecht einzuschätzen. Die konservative Behandlung von Morbus Ahlbäck mittels hyperbarer Sauerstofftherapie oder Stoßwellentherapie führt insbesondere im Frühstadium zum Wiedereinwachsen von Blutgefäßen in den Knochen. So heilt die Erkrankung auf natürliche Weise ab. Inwieweit der betroffene Knochen belastet werden kann, hängt vom konkreten Fall ab. Viele Betroffene leiden auch nach vollständiger Heilung der Morbus Ahlbäck unter Schmerzen und bestimmten Einschränkungen.
Bei fortgeschrittenen Verläufen ist sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Erkrankten das Einsetzen von Implantaten letztendlich am aussichtsreichsten. Die volle Beweglichkeit wird mit einem künstlichen Kniegelenk zwar nicht mehr erreicht, jedoch kann die Krankheit auf diese Weise vollständig geheilt werden. Weniger günstig ist die Prognose bei Standardprothesen.
Vorbeugung
Damit es nicht zur Durchblutungsstörung im Knie kommt, können unterschiedliche Vorkehrungen getroffen werden. Da es durch eine falsche Belastung zu Morbus Ahlbäck kommen kann, ist auf eine korrekte Kniebelastung zu achten.
Auch der Abbau von Übergewicht zählt zu einer präventiven Maßnahme. Grundsätzlich ist der Verzicht auf einen übermäßigen Alkoholkonsum zur Vorbeugung von Morbus Ahlbäck zu empfehlen. Gleiches gilt für den Genuss von Nikotin. Um einer Durchblutungsstörung im Knie vorzubeugen ist Steroid-Doping zu vermeiden.
Nachsorge
Nach erfolgreicher Behandlung ist bei Morbus Ahlbäck eine intensive und langwierige Nachsorge notwendig. Welche Maßnahmen konkret zu ergreifen sind, hängt von der gewählten Form der Therapie ab. Selten kommt es in anfänglichen Stadien der Erkrankung zu Spontanheilungen. In diesem Fall sind regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen sowie eine strikte Schonung notwendig. Nach einer operativen Behandlung des betreffenden Knochens ist es vor allem wichtig, das Bein nicht zu belasten.
Das Abheilen der Operationsnarbe sollte ebenfalls kontrolliert werden. Eine intensive Nachsorge ist notwendig, wenn Implantate oder Prothesen eingesetzt werden. In diesem Fall wird im Rahmen eines stationären Krankenhausaufenthalts die Heilung der Operationswunde kontrolliert. Anschließend sind teilweise längere Aufenthalte in einer Rehabilitationsklinik anzuraten. Je nach privater und beruflicher Situation des Patienten können diese Aufenthalte mehrere Wochen andauern oder aber auch ambulant erfolgen.
Grundsätzlich ist in den Jahren nach einer Operation eine Nachbehandlung mit intensiver Physiotherapie notwendig. In regelmäßigen zeitlichen Abständen sind zudem orthopädische Untersuchungen zur Kontrolle anzuraten. Bei bestehenden Schmerzen besteht außerdem noch viele Jahre nach dem operativen Eingriff die Möglichkeit eines Kuraufenthalts. In wenigen Fällen kommt es zu Komplikationen, die wesentlich intensivere Nachsorgemaßnahmen erforderlich machen.
Das können Sie selbst tun
Bei jüngeren Patienten mit einem noch nicht zu weit fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung Morbus Ahlbäck kann sich neues Knorpelgewebe bilden und ein Rückgang der Schmerzen eintreten. Entwickelt sich die Krankheit nicht weiter, wird mit einer konservativen Therapie wie Schonung des Beins durch Stützen und Sportverzicht oder evtl. auch Anpassung der Schuhe bei Fehlstellung geholfen. Physiotherapeutische Maßnahmen zur Stärkung der Beinmuskulatur sowie zum Erhalt der Beweglichkeit des Kniegelenks werden empfohlen. Knochenaufbauende Medikamente fördern die Regenerationsfähigkeit.
Um das Gelenk bei Erkrankungsstillstand zu erhalten, werden auch chirurgische Verfahren eingesetzt, so zum Beispiel eine Entlastungsbohrung, damit wird das Knochengewebe zur Selbstheilung angeregt. Eine Transplantation von gesundem Knochengewebe aus einem anderen Körperbereich ist ebenfalls eine Methode, das zerstörte Gewebe zu ersetzen. Unterstützend kann auch eine hyperbare Sauerstofftherapie eingesetzt werden. Arzt und Patient erarbeiten gemeinsam ein Programm zur Sauerstoffaufnahme, um die Heilung zu fördern.
Bei 80 Prozent der Erkrankungen schreitet jedoch der Untergang des Knochengewebes voran und führt ohne Behandlung zu zunehmenden Schmerzen und letztendlich zu einer Kniearthrose. Bei einem zwar recht langwierigen Heilungsverlauf ist die Prognose positiv bei Einsatz eines Kunstgelenks. Das neue Kniegelenk wird mit Unterstützung einer Physiotherapie in kleinen Schritten immer stärker belastet, bis der Patient wieder problemlos am Alltag teilnehmen kann.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013