Morbus Ledderhose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter Morbus Ledderhose wird eine gutartige Bindegewebswucherung in der Fußsohle verstanden. Die Erkrankung gehört den Fibromatosen an.
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Was ist Morbus Ledderhose?
Bei Morbus Ledderhose, auch Ledderhose-Erkrankung genannt, kommt es in der Fußsohle zum Wuchern von Bindegewebe. Dabei bilden sich verhärtete Knoten, die Schmerzen hervorrufen und die Beweglichkeit des Fußes einschränken. Die Erkrankung zeigt sich an der Plantar-Aponeurose (Sehnenplatte der Fußsohle).
Morbus Ledderhose wird den Fibromatosen zugerechnet. Darüber hinaus besteht eine Verwandtschaft mit Morbus Dupuytren. Während bei Morbus Ledderhose die Fußsohlen von Knotenbildung betroffen sind, ist dies bei Morbus Dupuytren an den Innenflächen der Hände der Fall. Als Namensgeber der gutartigen Erkrankung diente der deutsche Mediziner Georg Ledderhose (1855-1925), der sie beschrieb.
Bei Männern tritt Morbus Ledderhose zweimal so oft auf wie beim weiblichen Geschlecht. Bei der Erkrankung kommt es zu einem langsamen Wachstum von Knoten, die sich auf das Zentrum der Fußsohle konzentrieren. Mitunter kann sich das Wachstum der Knoten auch verzögern, sodass sie sich vorübergehend nicht mehr vergrößern. Später setzt ihr Wachstum dann erneut und unerwartet ein.
Ursachen
Verschiedene Wissenschaftler nehmen den Einfluss einer genetischen Komponente bei der Entstehung von Morbus Ledderhose an. Kommt es dann an der Fußsohle zu Verletzungen, werden durch genetische Faktoren die Veränderungen des Bindegewebes hervorgerufen. Darüber hinaus tritt die Erkrankung nicht selten familiär gehäuft auf, was die Wahrscheinlichkeit von genetischen Einflüssen erhöht.
Als weiterer bedeutender Risikofaktor wird das Vorhandensein von anderen Fibromatosen wie Morbus Dupuytren angesehen. Auch Erkrankungen wie Epilepsie oder die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kommen als mögliche Auslöser in Betracht. Zu den begünstigenden Faktoren gezählt werden zudem Leber- und Stoffwechselerkrankungen, Stress sowie der Konsum von Alkohol und Tabak.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bemerkbar macht sich Morbus Ledderhose an der Sehnenplatte der Fußsohle. Dort bilden sich Knoten, die sich verhärten. Erreichen die Knoten eine bestimmte Größe, wirken sie sich erschwerend auf das Gehen des Patienten aus. So sind sie zumeist in der Mitte der Fußsohle am Fußgewölbe angesiedelt.
Während sich bei manchen Menschen nur ein einzelner Knoten bildet, treten sie bei anderen vermehrt auf. Sogar ganze Strangbildungen sind möglich. Verteilen sich die Knoten über die komplette Fußsohle, verwachsen sie mit den Muskeln sowie der Haut, die sich darüber befindet. Es gibt aber auch leichtere Formen der Ledderhose-Erkrankung, bei denen nur ein kleiner Teil der Fußsohlensehnenplatte in Mitleidenschaft gezogen wird.
Außerdem bestehen keinerlei Verwachsungen an den Muskeln und der Haut. Bei ungefähr einem Viertel aller Patienten tritt Morbus Ledderhose an beiden Füßen auf. Nicht selten erfolgt der Verlauf der Erkrankung in Schüben, sodass ihr Voranschreiten Jahre erfordern kann.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Zur Diagnose von Morbus Ledderhose nimmt der Arzt zunächst eine Befragung des Patienten vor. Dabei informiert er sich über mögliche Vorerkrankungen und ob bestimmte Risikofaktoren vorliegen. Anschließend erfolgt eine gründliche Untersuchung der Fußsohlen. Auch andere Körperbereiche werden auf eventuelle Auffälligkeiten überprüft.
Als typisches Indiz gelten harte Knoten. Diese lassen sich mit der Hand kaum verschieben. Zur Bestimmung des Ausmaßes der Knoten werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Dazu gehört in erster Linie eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung). Weiterhin ist eine Kernspintomographie (MRT) durchführbar, mit der die genaue Ausbreitung der Knoten erfasst werden kann.
Gesichert wird die Diagnose durch das Untersuchen der Knoten mit einem Mikroskop. Zu diesem Zweck wird dem Patienten eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen. Morbus Ledderhose gehört zu den gutartigen chronischen Erkrankungen. Eine komplette Heilung ist nicht möglich. Durch eine entsprechende Behandlung besteht jedoch die Möglichkeit, die Beschwerden zu beheben oder zumindest zu verringern.
Komplikationen
Die Beschwerden treten allerdings oft nicht dauerhaft, sondern in Schüben auf, sodass die Erkrankung erst spät diagnostiziert wird. Durch die plötzlichen Bewegungseinschränkungen leiden die Betroffenen auch nicht selten an Depressionen oder an psychischen Beschwerden. Bei Kindern kann der Morbus Ledderhose dabei zu Störungen der Entwicklung führen und diese eventuell verzögern.
Eine kausale Behandlung des Morbus Ledderhose ist leider nicht möglich. Aus diesem Grund zielt die Behandlung vor allem auf die Einschränkung der Schmerzen und der Bewegungseinschränkungen ab. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Mit Hilfe verschiedener Therapien und durch den Einsatz von Medikamenten können viele Beschwerden eingegrenzt werden, sodass die Betroffenen einen gewöhnlichen Alltag fahren können. Weiterhin kann der Morbus Ledderhose allerdings auch erneut auftreten. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit allerdings nicht beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wird ein harter, unbeweglicher Knoten im Fuß bemerkt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Allerdings muss sich dahinter keineswegs ein Morbus Ledderhose verbergen. Ansprechpartner für Schmerzen oder neu aufgetretene Knoten im Fuß ist der Orthopäde. Auch der Hausarzt kann sich den Fuß ansehen und den Betroffenen gegebenenfalls zum Facharzt überweisen.
Falls die Diagnose unklar ist, kann bei Verdacht auf Morbus Ledderhose eine Magnetresonanztomographie angeordnet werden. Zur Absicherung der Diagnose wird der Arzt möglicherweise eine Biopsie zur weiteren Untersuchung des Knotens durchführen. Die Gutartigkeit des Knotens muss festgestellt werden.
Regelmäßige Arztbesuche sind bei Vorliegen von Morbus Ledderhose normal. Die operative Behandlung führt leider oft zu Rezidiven. Sie wird daher meist vermieden. Die häufig verordneten Therapieansätze verlangsamen die Ausbreitung des Knotengewebes. Spezielle Einlagen können bei den gutartigen Fibromatosen druckmindernd wirken. Von der Ausprägung der Wucherungen hängt es ab, wie oft ein Arztbesuch zur Anpassung der therapeutischen Maßnahmen angezeigt ist.
Die Geschwüre können bestrahlt werden. Physiotherapeutische Behandlungen sind bei Morbus Ledderhose ebenfalls möglich. Sämtliche Therapie-Maßnahmen können die Knotenbildung bestenfalls verlangsamen. Heilung ist bei der Diagnose Morbus Ledderhose vorerst nicht in Sicht.
Behandlung & Therapie
Eines der wichtigsten Ziele bei der Behandlung von Morbus Ledderhose ist das Zurückdrängen der Entzündung sowie das Verringern der Schmerzen. Außerdem soll der Patient wieder in der Lage sein, zu gehen. Zur Erhaltung der Gehfähigkeit kommen zumeist weiche Einlagen zur Anwendung. Diese bauen den inneren Druck, der auf die Knoten entsteht, ab.
Zur Therapie der Schmerzen verabreicht der Arzt den Betroffenen in der Regel nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), die sich zugleich auf die Entzündung auswirken. Gleichzeitig werden Steroidinjektionen in die Knoten gegeben.
Im frühen Stadium von Morbus Ledderhose gilt auch eine Radiotherapie als erfolgversprechend, bei der weiche Röntgenstrahlung zum Einsatz gelangt. Als sinnvoll werden ferner das Einspritzen von Kollagenasen oder eine Stoßwellentherapie (ESWT) eingestuft. Diese führen zum Lösen der harten Knoten. Ebenfalls als aussichtsreich angesehen wird eine Kryotherapie, bei der der Arzt die Patienten mit Kälte behandelt.
Liegt bereits ein fortgeschrittenes Stadium vor, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein. Dabei erfolgt nicht selten die komplette Entfernung der Sehnenplatte. Dagegen führen partielle Eingriffe häufig zu einem erneuten Auftreten von Knoten. Allerdings besteht selbst bei einem vollständigen Entfernen der Plantarfaszie bei rund 25 Prozent aller Patienten das Risiko einer erneuten Fibromatose. Darüber hinaus kann es bei der Operation zu Verletzungen von Sehnen, Nerven und Muskeln kommen.
Aussicht & Prognose
Morbus Ledderhose nimmt typischerweise einen schubweisen, über mehrere Jahre andauernden Verlauf. Dennoch ist die Prognose sehr gut. Es reicht zumeist aus, die betroffenen Faszien zu entfernen und den Auslöser des Morbus Ledderhose zu beheben. Bei der Röntgenbehandlung kommt es zu einer Strahlenbelastung, welche unter Umständen körperliche Beschwerden hervorrufen kann. Da bei der Therapie von Morbus Ledderhose hauptsächlich weiche Röntgenstrahlen eingesetzt werden, ist die Gefahr ernster Nebenwirkungen relativ gering. Auch der Einsatz von Kollagenase oder Stoßwellentherapie ist unproblematisch und erfolgversprechend.
Die Prognose ist positiv, wenn das Leiden als Nebenwirkungen von Arzneimitteln wie Primidon oder Phenobarbital auftritt. Meist genügt es, die auslösenden Medikamente abzusetzen. Die Lebenserwartung wird durch ein Morbus Ledderhose nicht eingeschränkt. Allerdings kann die Lebensqualität während der Zeit der Erkrankung reduziert sein, da die Füße stark schmerzen und der Patient kaum noch auf die Sohlen auftreten kann, ohne intensive Druckschmerzen zu verspüren. Dies kann gerade in der akuten Phase des Leidens zu starken Beschwerden und Einschränkungen im Alltag führen. Der Allgemeinarzt oder Podologe kann unter Einbeziehung der Ursache des Leidens und der Konstitution des Patienten eine zuverlässige Prognose stellen.
Vorbeugung
Auf welche Weise Morbus Ledderhose entsteht, ließ sich bislang nicht feststellen. Aus diesem Grund sind auch keine vorbeugenden Maßnahmen bekannt.
Nachsorge
Eine medizinische Nachsorge bei Morbus Ledderhose ist nur notwendig, wenn operativ eingegriffen wird. Ansonsten entfallen Nachsorgemaßnahmen. Symptomatisch wirkende Medikamente oder andere, nicht operative Behandlungsmaßnahmen machen nie eine Nachsorge notwendig. Teilweise kommt es aufgrund eines annehmbaren Leidensdrucks nicht einmal zur Behandlung.
Wird operiert, um das verhärtete Gewebe aus den Fußsohlen zu entfernen, müssen anschließend eine ganze Reihe von Nachsorgemaßnahmen beachtet werden. Dies ist damit zu erklären, dass die Füße im gewöhnlichen Alltag bereits stark belastet werden. Das richtige Abheilen der Wunden und Narben wird so erheblich erschwert.
Nebst einer sehr ausgeprägten Schonung der Füße, die durch den Patienten durch den Verzicht aufs Gehen und Stehen erreicht werden kann, muss auch auf eine besondere Wundhygiene geachtet werden. Das Sauberhalten und Schützen vor Schweiß vereinfacht das Abheilen und beugt Infektionen vor.
Der zuständige Facharzt muss je nach Umfang der Operation einen entsprechenden Heilungsplan mit dem Patienten erarbeiten. Nach einigen Wochen, wenn die Fußsohlen verheilt sind, können die Füße wieder nach und nach belastet werden. Inwiefern dies schrittweise erfolgen sollte, hängt ebenfalls vom Umfang der Operation ab. Werden nur einzelne Knötchen entfernt, ist die Sohle weniger beeinträchtigt als bei einer vollständigen Fasziektomie.
Das können Sie selbst tun
Da Morbus Ledderhose nicht heilbar ist, müssen die Patienten lernen, sich langfristig mit der Erkrankung zu arrangieren. In manchen Fällen empfiehlt es sich, neben der medizinischen Behandlung auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Zudem können sich Betroffene in verschiedenen Internetforen zur Selbsthilfe austauschen. In größeren Städten gibt es zudem Selbsthilfegruppen für Menschen, die an Morbus Ledderhose oder Fibromatosen im Allgemeinen leiden. Dort finden sie auch nähere Informationen zu Selbsthilfemaßnahmen.
Wichtig ist es außerdem, die Füße regelmäßig zu pflegen und Verletzungen zu vermeiden. Reizungen der Fußsohlen sollten vermieden werden. Beim Schuhkauf ist darauf zu achten, dass die Schuhe gut sitzen. Bei Bedarf sollten Betroffene zu orthopädischen Maßanfertigungen greifen oder Einlagen verwenden. In einigen Fällen hilft regelmäßiges Barfußlaufen über weiche Untergründe wie Rasen, Sand oder Schlamm. Auch Kühlung sowie sanfte Massagen können zu einer Besserung führen oder eine Verschlechterung vermeiden.
Es empfiehlt sich zudem, die Ernährung umzustellen und die Aufnahme von Glukose und Kohlenhydraten zu reduzieren. Unterstützend wirken Nahrungsmittel, die viele natürliche Antioxidantien beinhalten. Es ist daher ratsam, möglichst viel Obst und Gemüse, aber auch Hülsenfrüchte zu sich zu nehmen. Alkohol und Kaffee können in der Regel weiterhin maßvoll konsumiert werden.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013