Musculus levator scapulae

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Musculus levator scapulae ist ein Muskel der sekundären Rückenmuskulatur. Der Skelettmuskel ist vor allem für die Hebung der Schultern verantwortlich. In vielen Fällen wurzelt rückennahe Schmerzsymptomatik in Fehlbelastungen oder Fehlhaltungen des Musculus levator scapulae.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus levator scapulae?

Der lange und feine Musculus levator scapulae entspringt auf Höhe des ersten und zweiten Halswirbelkörpers sowie des dritten und vierten Halswirbelkörpers. Die einzelnen Fasern des Skelettmuskels fallen in Richtung lateral und in Richtung kaudal steil ab und richten sich auf das Schulterblatt aus.
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Die autochthone Rückenmuskulatur oder ortsständige Rückenmuskulatur wird als wichtigster Teil des aktiven Rückenbewegungsapparats bezeichnet und ist aus unterschiedlichen Skelettmuskeln aufgebaut. Neben dem autochthonen Anteil umgreift die Rückenmuskulatur des Menschen einen sekundären Anteil. Zur sekundären Rückenmuskulatur zählen alle Muskeln, die aus Extremitätenknospen hervorgehen.

Diese Muskeln entsprechen dem dorsalen Schultergürtel und werden in drei unterschiedliche Schichten untergliedert: in eine oberflächliche, eine mittlere und eine tiefe Schicht. Der Musculus levator scapulae ist ein Muskel der mittleren Schicht, der auch als Schulterblattheber bekannt ist. Seinen Ursprung nimmt der Musculus levator scalpulae an den Querfortsätzen von erstem und zweitem Halswirbel und an den Tubercula posteriora von drittem und viertem Halswirbel, die am Schulterblattmittelrand und am oberen Schulterblattwinkel ansetzen. In der Literatur wird der Skelettmuskel der sekundären Schultermuskulatur auch als Musculus levator anguli scapulæ bezeichnet.

Anatomie & Aufbau

Der lange und feine Musculus levator scapulae entspringt auf Höhe des ersten und zweiten Halswirbelkörpers sowie des dritten und vierten Halswirbelkörpers. Die einzelnen Fasern des Skelettmuskels fallen in Richtung lateral und in Richtung kaudal steil ab und richten sich auf das Schulterblatt aus. Am medialen Schulterblattwinkel und am medialen Knochenrand über der Spina scapulae finden sie je einen Ansatz.

Der Lateralrand des Musculus levator scapulae trifft den Nervus accessorius. Der Muskel selbst wird nicht von diesem Nerv, sondern durch den Nervus dorsalis scapulae innerviert, bei dem es sich um ein Faserbündel aus dem Plexus brachialis handelt. Neben diesen Nervenfasern erhält der Muskel Fasern des dritten und fünften Zervikalnerven vom Plexus cervicalis. Im seitlichen Halsdreieck bricht der Musculus levator scapulae bei der Kontraktion am Medialrand des Trapezmuskels hervor. An der vorderen Halsseite nimmt er derweil Anschluss an die Skalenusmuskeln, mit denen er in Einzelfällen vollständig verwächst. Seine Blutversorgung erhält der Muskel durch die Arteria dorsalis scapulae.

Funktion & Aufgaben

Die Funktionen des Musculus levator scapulae gehen aus der Bezeichnung "Schulterheber" hervor. Der sekundäre Rückenmuskel hebt die Scapula mittels Kontraktion in kraniomediale Richtung. Außerdem ist er im Zusammenspiel mit weiteren Muskeln derselben Region an der Schulterdrehung nach medial beteiligt. Genauer gesagt, unterstützt der Musculus levator scapulae die mediale Drehung der unteren Schulterränder. Aufgrund dieser Funktion wird der Muskel als Depressor aufgefasst.

Mit der Rückführung des elevierten Arms ist er für die Depression des Arms aus der Elevation zuständig. Darüber hinaus wird der Angulus inferior durch die Muskelkontraktion vom Körper fort bewegt. Die Folge ist eine leichte Kippung der Schulterblätter noch oben. Der Skelettmuskel bewegt, anders als der Name vermuten lässt, aber nicht nur die Schulterblätter und den Arm. Sobald das Schulterblatt in fixierter Position gehalten wird, bewegt die Kontraktion des Musculus levator scapulae auch den Hals.

Der Skelettmuskel neigt den Hals oder die Halswirbelsäule bei fixierter Schulterposition genauer gesagt zur selben Schulterseite. Damit ist der Skelettmuskel für die Lateralflexion der Halswirbelsäule zuständig. Als wichtigste Funktion wird trotz der Multifunktionalität die Funktion empfunden, die in den Namen des Muskels mit eingeflossen ist. Die Schulterhebung ist damit die Hauptaufgabe des Musculus levator scapulae. Eine Bedingung zur Erfüllung dieser Hauptfunktion ist die Unversehrtheit der motorischen Innervation.


Krankheiten

Der Musculus levator scapulae ist ein Skelettmuskel, der relativ oft an pathologischer Bedeutung gewinnt. Im klinischen Alltag werden unterschiedliche Krankheitsbilder und Beschwerdemuster beobachtet, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Rückenmuskel stehen. Eher selten tritt eine Lähmung des Muskels auf, der eine isolierte Schädigung des Nervus dorsalis scapulae zugrunde liegt.

Dieser Nerv ist für die motorische Anbindung des Skelettmuskels ans zentrale Nervensystem verantwortlich und kann zum Beispiel durch Traumata, durch Vergiftungen, Mangelernährungserscheinungen, Entzündungen oder Tumore Schaden nehmen. Läsionen des Nervus dorsalis scapulae lähmen den Levator scapulae teilweise oder vollständig. Eine Lähmung des Muskels macht sich durch Symptome wie Fehlhaltungen bemerkbar. Zu diesen Fehlhaltungserscheinungen zählt das flügelartige Abstehen der Schulterblätter. Da der Muskel bei Lähmungserscheinungen nicht mehr kontrahiert werden kann, bildet sich das Gewebe mit der Zeit zurück.

Diese Erscheinung ist als Muskelatrophie bekannt, wie sie im Rahmen von anhaltenden Paresen keine Seltenheit ist. In den meisten Fällen tritt eine Lähmung des Muskels in Kombination mit einer Parese der Rhomboideusmuskulatur auf und stellt sich demnach nicht als isolierte Lähmung ein. Betroffene Patienten registrieren meist über lange Zeit keine eindeutigen Beschwerden, da der Musculus levator scapulae im Rahmen von Alltagsbewegungen eher zu vernachlässigen ist. Aus diesem Grund wird die Diagnose der Parese oft deutlich zu spät gestellt, um positiv eingreifen zu können. Weitaus häufiger als die Parese wird in der klinischen Praxis eine Versteifung oder Fehlbelastung des Musculus levator scapulae diagnostiziert.

Der Skelettmuskel ist in vielen Fällen der Ursprung von rückennaher Schmerzsymptomatik. Versteifungen des Schulterhebers können so zum Beispiel chronischen Rückenschmerzen zugrunde liegen. Die Ursachen für dieses Phänomen sind vielfältig. Zu schwere Umhängetaschen belasten den sekundären Rückenmuskel beispielsweise genauso wie krampfhaft angehobene Schultern im Arbeitsalltag oder seitliche Schlafpositionen ohne eine Kopfunterstützung.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Kendall, Peterson, F. et al: Muskeln – Funktionen und Tests. Urban & Fischer, München 2001
  • Schünke, M.: Topografie und Funktion des Bewegungssystems. Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Thieme, Stuttgart 2018

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