Halswirbel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Halswirbel unterscheiden sich von den anderen Wirbeln im menschlichen Körper: Da dieser Bereich der Wirbelsäule besondere Anforderungen erfüllen muss, ist auch die Bauform einiger Halswirbel speziell - unter den Wirbeln der Halswirbelsäule befinden sich wahre Unikate. Die Halswirbelsäule ist sehr beweglich, aber auch empfindlich. Einwirkungen von außen können weitreichende Folgen haben.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Halswirbel

Das Kopfgelenk, das aus Atlas und Axis besteht, ermöglicht durch seine Bauform, dass der Mensch nicken und den Kopf drehen kann. Das Aussehen ist individuell; in der Funktion sind keine Unterschiede zu anderen Wirbel festzustellen.
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Die sieben Halswirbel des Menschen bilden die Halswirbelsäule (HWS). Diese verbindet den Kopf mit dem Rumpf. Ist der Mensch gesund, biegt sich die Halswirbelsäule leicht nach vorne; in der Fachsprache wird dieser Umstand als „Physiologische Lordose“ bezeichnet. Der erste Halswirbel trägt den Schädel, nach dem siebten Halswirbel fängt die Brustwirbelsäule an.

In der Medizin sind die Halswirbel auch unter dem Namen C1 bis C7 bekannt. Die Halswirbel sorgen dafür, dass der Mensch den Kopf drehen, beugen, zur Seite neigen und strecken kann. Für diese Mechanik verantwortlich, ist einerseits die Halsmuskulatur - wobei die Rückenmuskulatur ebenfalls ihren Anteil daran hat - und andererseits der Bewegungsspielraum, den die Zwischenwirbelgelenke ermöglichen.

Anatomie & Aufbau

Einige der Halswirbel sind so besonders, dass sie Eigennamen erhalten haben. Der erste Halswirbel wird in der Anatomie als „Atlas“ bezeichnet. Auf ihm ruht der Schädel. Dieser Umstand führt auch zur Namensgebung durch den Namensvetter aus der griechischen Mythologie. Denn so wie auch der griechische Atlas die Welt auf seinen Schultern trägt, stemmt der erste Halswirbel den Kopf des Menschen.

Auch der zweite Halswirbel der Axis hat eine besondere Bauform – er hängt eng mit dem ersten Halswirbel zusammen. Gemeinsam bilden Atlas und Axis das Kopfgelenk. Der Atlas, der einem Ring ähnelt, hat selbst keinen Wirbelkörper. Dafür hat der Axis einen Zahn, den der Atlas umfasst. Nach diesen beiden Wirbel-Unikaten folgen die restlichen fünf Halswirbel.

Bis auf diese beiden entsprechen alle anderen Halswirbel im Aufbau, dem eines üblichen Wirbels – das heißt, es besteht ein Wirbelkörper, ein Wirbelbogen, der das Rückenmark umfasst, ein Dornfortsatz, zwei Querfortsätze und vier Gelenkfortsätze sind ebenfalls vorhanden. Ein besonderes Kennzeichen lässt sich auch für den 7. Halswirbel ausmachen.

Bekannt ist er unter dem Namen Vertebra prominens, was so viel bedeutet wie „vorstehender Wirbel“. Sein Dornfortsatz steht weiter über die Wirbelsäule heraus, als es bei den restlichen Wirbeln üblich ist. Der 7. Halswirbel gilt durch dieses Merkmal als Orientierungspunkt auf der Wirbelsäule. Durch seine Sonderform ist er sowohl gut sichtbar als auch gut tastbar.

Funktion & Aufgaben

Das Kopfgelenk, das aus Atlas und Axis besteht, ermöglicht durch seine Bauform, dass der Mensch nicken und den Kopf drehen kann. Das Aussehen ist individuell; in der Funktion sind keine Unterschiede zu anderen Wirbel festzustellen.

Zwischen allen Wirbeln befinden sich Bandscheiben, die Halswirbel sind da keine Ausnahme. Eine wichtige Funktion der Wirbel ist es, dass sie einen Schutz für das Blut- und das Nervensystem darstellen. Die Querfortsätze der Halswirbelsäule umschließen ein Loch, durch das die Arteriae vertebrales (Vertebralarterie) auf beiden Seiten in den Kopf strömt.

In Kombination mit den Halsschlagadern ist auf diese Weise die Blutversorgung des Gehirns gewährleistet. Wirbelbogen und Wirbelkörper bilden ein Wirbelloch, welches das Rückenmark umschließt. Außerdem bilden jeweils zwei benachbarte Wirbel ein Zwischenwirbelloch, durch das die Spinalnerven aus dem Rückenmark austreten.

Im Bereich der HWS geht es dabei um acht Nervenstränge, obwohl nur sieben Wirbel vorhanden sind - das ist eine weitere Besonderheit der Halswirbelsäule, denn in der Regel entspricht die Anzahl der Spinalnerven immer der Anzahl der Wirbel. Die Spinalnerven der HWS sind für den Hals, die Halsmuskulatur, für das Zwerchfell und die Atmung, die Brust- und Armmuskulatur und die Empfindsamkeit der jeweils dazugehörigen Haut verantwortlich.

Schädigungen im Bereich ab C4 hätten zur Folge, dass der Mensch seine Arme nicht mehr bewegen kann. Und wenn die Nervenschädigung noch weiter oben an der Halswirbelsäule liegt (C1-C4), dann kann der Betroffene nicht mehr selbstständig atmen.


Krankheiten & Beschwerden

Probleme und Einschränkungen, die ihren Ursprung in der Halswirbelsäule haben, werden unter dem Sammelbegriff HWS-Syndrom geführt. Typische Symptome sind Nackenschmerzen, Verspannungen und Muskelverhärtungen, welche je nach Schwere auch die Armfunktion beeinträchtigen können.

Der Kopfbereich kann ebenfalls durch ein HWS-Syndrom mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Sehstörungen und Hörproblemen betroffen sein. Neurologische Auffälligkeiten sind: Kribbeln, Taubheitsgefühle und im schlimmsten Fall Lähmungserscheinungen. Bei der Ursache des Syndroms wird zwischen akut und chronisch unterschieden.

Akute HSW-Syndrome treten durch Zugluft, bei Überbeanspruchung (Haltungsschäden oder zu viel körperliche Betätigung) und durch Verletzungen auf. Das Schleudertrauma nach einem Verkehrsunfall ist ein typisches Beispiel für ein akutes HWS-Syndrom. Sind HWS-Syndrome chronisch, liegt die Ursache in einer degenerativen Veränderung des Halswirbels. Denkbar sind in diesem Zusammenhang Bandscheibenveränderungen, Skoliosen, rheumatoide Arthritis, Morbus Scheuermann, Morbus Bechterew und Stoffwechselstörungen wie Osteoporose.

Fatale Auswirkungen kann eine Fraktur eines Halswirbels haben. Massive Verletzungen des Rückenmarks führen zu einer Querschnittslähmung, die in diesem Bereich die Atemfunktion des Menschen betrifft. Die erste Maßnahme bei Instabilitäten in Halsbereich ist deshalb immer das Anlegen einer HWS-Schiene, welche die Halswirbelsäule fixiert. Leichtere akute Probleme der Halswirbelsäule, die aus Verspannungen resultieren und im Volksmund auch als „Steifer Nacken“ bekannt sind, klingen meist nach einigen Tagen von alleine wieder ab.

Quellen

  • Hochschild, J.: Strukturen und Funktionen begreifen, Funktionelle Anatomie. Band 1: Wirbelsäule und obere Extremität. Thieme, Stuttgart 2019
  • Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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