Myrrhe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Heilpflanzen Myrrhe

Die Myrrhe ist ein Harz, welches aus den Stämmen der Familie der Balsambaumgewächse gewonnen wird. Dieses Harz ist seit mehreren tausend Jahren ein wichtiger Bestandteil der Körperhygiene, der pharmazeutischen Produktion und der Kultur verschiedener Länder und antiker Reiche. Da die hierfür benötigten Pflanzen meistens nur in tropischen oder mediterranen Gegenden wachsen, ist die Myrrhe in Ländern mit passender Vegetation oft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen & Anbau der Myrrhe

Äußerliche wird Myrrhe oft bei entzündlichen Erkrankungen der Mundschleimhaut angewendet. Das Harz wirkt hemmend auf Entzündungen und desinfiziert die wunden Gegenden großflächig.

Der Gebrauch von Myrrhe war bereits im alten Ägypten vor über 3000 Jahren ein fester Bestandteil der Bestattungskultur. Das klebrige und feste Harz wurde bei der Einbalsamierung und als Räucherwerk bei Totenfeiern verwendet. Auch die großen Weltreligionen wie das Judentum und das Christentum benutzten von Anfang an die Myrrhe als Beigabe für ihre Verstorbenen und im Rahmen kultischer Salbungen.

Auch als Aphrodisiakum fand Myrrhe häufig Anwendung, ebenso wie als Heilmittel gegen viele andere Gebrechen. Im Rahmen der antiken Heilkunst war Myrrhe sogar so wichtig, dass im antiken römischen Reich die höchsten Preise für diesen Rohstoff gezahlt wurden. Myrrhe war, sofern die Ernte schlecht ausfiel, zeitweise wertvoller als Gold und schon in der antiken Welt ein wichtiges Statussymbol für reiche und wohlhabende Leute.

Die Myrrhe wird direkt aus dem lebenden Holz des Balsambaumes entnommen, meistens des Commiphora Myrrha. Bei der Entnahme ist es wichtig den Baum nicht zu beschädigen, denn nur bei entsprechender Pflege und fachkundiger Behandlung kann ein Balsambaum über mehrere Jahre hinweg hochwertiges Harz produzieren. Um das Harz zu gewinnen wird eine Kerbe in den Baum geschnitzt und ein Sammelbehälter unter dieser angebracht.

Das Harz fließt so direkt in den Sammelbehälter und kann zur Verarbeitung weitergegeben werden. Da die Bäume vorwiegend in tropischen Gegenden wachsen, gehört die Myrrhe heute zu den wichtigsten Wirtschaftsgütern der dritten Welt. Große Anbaugebiete finden sich beispielsweise in Somalia und anderen afrikanischen Ländern. Vorteilhaft bei der Produktion ist, dass das getrocknete Harz keiner weiteren Bearbeitung bedarf und direkt verwendet werden kann.

Myrrhe in der Natur finden

Myrrhe ist ein aromatisches Harz, das von Bäumen der Gattung Commiphora stammt, insbesondere von Commiphora myrrha. Diese Bäume wachsen vor allem in trockenen Regionen Ostafrikas und der arabischen Halbinsel, wie Somalia, Äthiopien und dem Jemen. Myrrhe bildet sich, wenn der Stamm oder die Äste des Baums eingeschnitten oder verletzt werden, woraufhin das Harz austritt und nach einiger Zeit aushärtet.

Bei der Suche nach Myrrhe in der Natur ist es wichtig, die typischen Lebensräume der Myrrhe-Bäume zu kennen. Diese Pflanzen bevorzugen felsige, trockene Gebiete und gedeihen oft in Halbwüsten oder auf felsigen Hängen. Commiphora-Bäume sind an ihren knotigen, dornigen Ästen und der hellgrauen bis rötlich-braunen Rinde erkennbar. Die Bäume haben kleine, unscheinbare Blätter und tragen gelegentlich kleine Früchte.

Um Myrrhe zu erkennen, achtet man auf das Harz, das sich als bräunliche oder gelbliche Tropfen am Stamm und an den Ästen absetzt. Das Harz hat einen starken, würzigen Geruch, besonders wenn es angekratzt wird. Es härtet schnell aus und nimmt dabei eine unregelmäßige, körnige Form an. Die Farbe variiert von blassgelb bis hin zu rötlich-braun, abhängig von der Frische und Reinheit des Harzes.

Welche Inhaltsstoffe kommen in der Kamille vor?

Myrrhe enthält eine Vielzahl von bioaktiven Substanzen, die ihr die charakteristischen Eigenschaften verleihen. Zu den Hauptbestandteilen gehören ätherische Öle, Harze und Gummistoffe. Die ätherischen Öle machen etwa 2-10 % der Myrrhe aus und enthalten Terpene wie Limonen, Pinen und Eudesmol. Diese Verbindungen sind für den intensiven, würzigen Geruch verantwortlich und haben antiseptische und entzündungshemmende Eigenschaften.

Ein weiterer bedeutender Bestandteil sind die Harze, die etwa 25-40 % der Myrrhe ausmachen. Sie bestehen hauptsächlich aus Sesquiterpenen, darunter Furanoeudesma-1,3-dien und Curzerenon. Diese Substanzen sind bekannt für ihre antimikrobiellen und antioxidativen Wirkungen. Harze tragen zur Konsistenz des Materials bei und sind verantwortlich für die schützende und heilende Wirkung auf Wunden.

Der Gummianteil, der etwa 30-60 % der Myrrhe ausmacht, enthält komplexe Polysaccharide, die der Pflanze helfen, Feuchtigkeit zu speichern. Diese Polysaccharide sind auch für die wasserlöslichen Eigenschaften der Myrrhe verantwortlich und tragen zur Verwendung in medizinischen Anwendungen bei, da sie entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkungen haben.

Zusätzlich sind in Myrrhe Bitterstoffe enthalten, die den charakteristischen, leicht bitteren Geschmack hervorrufen und möglicherweise zur Förderung der Verdauung beitragen.

Anwendung & Wirkung

Je nach ihrer Verwendung wirkt Myrrhe unterschiedlich und kann deswegen vielseitig eingesetzt werden. Üblicherweise gehören Behandlungen mit Myrrhe oder Auszügen davon zur Naturmedizin. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit und den guten Ergebnissen findet das Harz aber mittlerweile auch in der Schulmedizin häufiger Anwendung. Die Anwendung in der Medizin lässt sich in zwei Teilbereiche unterteilen:

Äußerlich wird Myrrhe oft bei entzündlichen Erkrankungen der Mundschleimhaut angewendet. Das Harz wirkt hemmend auf Entzündungen und desinfiziert die wunden Gegenden großflächig. Zudem fördert die Anwendung die Narbenbildung. Myrrhe wirkt auch blutstillend, krampflösend und beruhigend und wird deswegen auch häufiger bei Darmerkrankungen eingesetzt.

Zur inneren Anwendung erweist sich die zerkaute Myrrhe (sehr bitter) bei Bronchitis und Darmentzündungen als heilsam. Chronische Darmerkrankungen wie Morbus Chron können mit Myrrhe nachweislich effektiver behandelt werden als mit üblichen Produkten der Schulmedizin.

Eine weitere Form der äußeren Anwendung kann durch das Anzünden und Räuchern der Myrrhe durchgeführt werden. Hier ist allerdings darauf zu achten, dass bei Erkältungen und Bronchitis von der Anwendung besser abzusehen ist, da der Rauch die Poren und Atemwege stark belastet. Dafür wirkt das geräucherte Harz nachweislich beruhigend und entspannend und verströmt bei richtiger Dosierung einen angenehmen und weichen Duft. Weniger ist dabei mehr - wird zu viel hinzugegeben, wendet sich der Duft schnell in einen unangenehmen und beißenden Geruch.

Aufgrund des angenehmen Geruchs findet die Myrrhe auch seit jeher immer wieder ihren Weg in viele Parfüms und Toilettenartikel. Hier wird das klebrige Harz eher als fixierendes Material verwendet. Der aus dem Öl gewonnene Duft findet sich hingegen oft schon in der Kopfnote und ist vor allem in arabischen und fernöstlichen Ländern sehr beliebt. Er wird mit der Hilfe des Verfahrens der Wasserdestillation gewonnen. Als Grundkomponente dient er aufgrund seiner samtigen und weichen Note auch in vielen westlichen Parfums im oberen Preissegment.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Die Myrrhe hat innerhalb der letzten Jahrzehnte ein richtiges Revival erlebt. War sie früher noch ein angenehm duftendes Räucherwerk, ist sie heute schon ein wichtiger Bestandteil vieler alternativer und schulmedizinischer Behandlungen.

Allerdings ist sie im Vergleich zu anderen heimischen Heilprodukten wie der Brennessel oder dem Fenchel recht teuer, da ihr Anbau und ihre Gewinnung kompliziert und aufwändig sind. Besonders die Pflanzen, aus denen das Harz gewonnen werden kann, stellen die Züchter immer wieder vor Herausforderungen.

Obwohl pflegeleicht und anspruchslos, sind sie doch immer wieder erstaunlich empfindlich gegenüber Zuchtversuchen, die das Ziel einer Ertragssteigerung haben. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage in der Medizin, in der Beauty-Szene und letztlich auch bei den privaten Nutzern als Luxusartikel ist aber davon auszugehen, dass die Myrrhe auch in der Zukunft eines der beliebtesten Hausmittel weltweit sein wird.


Nebenwirkungen & Wechselwirkungen

Bei der Anwendung von Myrrhe können einige Nebenwirkungen und Wechselwirkungen auftreten, insbesondere bei unsachgemäßer oder übermäßiger Verwendung. Eine der häufigsten Nebenwirkungen ist eine allergische Reaktion. Diese kann sich in Form von Hautausschlägen, Juckreiz oder Schwellungen äußern, insbesondere bei Menschen mit empfindlicher Haut oder einer bekannten Allergie gegen Bestandteile der Myrrhe. In seltenen Fällen können Atembeschwerden oder Anaphylaxie auftreten, wenn das Harz eingeatmet wird oder in Kontakt mit Schleimhäuten kommt.

Bei innerlicher Anwendung von Myrrhe, etwa in Form von Tinkturen oder Kapseln, können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Magenschmerzen auftreten. Es wird auch davon abgeraten, Myrrhe während der Schwangerschaft oder Stillzeit zu verwenden, da sie in hohen Dosen Wehen auslösen kann.

Was Wechselwirkungen betrifft, kann Myrrhe die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen. So kann sie beispielsweise die Wirkung von Antikoagulanzien (Blutverdünnern) verstärken, was das Risiko für Blutungen erhöht. Zudem könnte Myrrhe die Absorption bestimmter Medikamente beeinträchtigen, indem sie den Magen-Darm-Trakt reizt oder die Verdauung verlangsamt. Es wird empfohlen, vor der Anwendung von Myrrhe bei chronischen Erkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten einen Arzt zu konsultieren.

Myrrhe und ihre entzündungshemmenden Eigenschaften

Myrrhe, das harzige Extrakt des Commiphora-Baumes, wird seit Jahrtausenden in der traditionellen Medizin geschätzt, vor allem wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften. Historisch wurde Myrrhe in verschiedenen Kulturen, von den alten Ägyptern bis zu den traditionellen Heilpraktiken in der arabischen und chinesischen Medizin, zur Behandlung von Wunden, Entzündungen und Infektionen eingesetzt. Die moderne Wissenschaft hat begonnen, diese traditionellen Anwendungen zu bestätigen, indem sie die spezifischen biochemischen Mechanismen untersucht, die hinter den entzündungshemmenden Wirkungen von Myrrhe stehen.

Die in Myrrhe enthaltenen Sesquiterpene, insbesondere die Furanoeudesmane und andere Terpenverbindungen, spielen eine entscheidende Rolle bei der Hemmung von Entzündungen. Studien haben gezeigt, dass Myrrhe die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen wie TNF-α, IL-1β und IL-6 blockieren kann. Diese Moleküle sind Schlüsselakteure in Entzündungsprozessen, die bei Erkrankungen wie Arthritis, entzündlichen Darmerkrankungen und chronischen Entzündungen eine Rolle spielen. Indem Myrrhe die Aktivität dieser Zytokine hemmt, kann sie die Intensität von Entzündungsreaktionen mindern und dadurch Schmerzen und Schwellungen reduzieren.

Ein weiteres interessantes Einsatzgebiet von Myrrhe ist die Behandlung von Mund- und Zahnfleischerkrankungen wie Gingivitis und Parodontitis. Entzündungen im Mundraum entstehen häufig durch bakterielle Infektionen, die das Zahnfleisch reizen und anschwellen lassen. Myrrhe wird traditionell in Mundspülungen und Zahnpasten verwendet, da sie antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften kombiniert. Die Wirkstoffe im Myrrheharz können das Bakterienwachstum hemmen und die Heilung von entzündetem Zahnfleisch fördern. Zudem wirkt Myrrhe adstringierend, was die Straffung von geschwollenem Gewebe unterstützt und so den Heilungsprozess beschleunigt.

Darüber hinaus hat Myrrhe potenzielle Anwendungen bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen, Akne und Wundheilungsstörungen. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften kann sie die Heilung von Hautläsionen fördern und gleichzeitig das Risiko von Infektionen reduzieren. In Form von Salben oder Cremes wird Myrrhe verwendet, um gereizte oder entzündete Haut zu beruhigen und den natürlichen Heilungsprozess zu unterstützen.

Während die entzündungshemmenden Wirkungen von Myrrhe vielversprechend sind, sollte beachtet werden, dass weitere klinische Studien erforderlich sind, um die optimalen Dosierungen und Langzeiteffekte zu bestimmen. Dennoch bietet Myrrhe ein großes Potenzial als natürliches Mittel zur Linderung von Entzündungen und zur Unterstützung der Heilung bei einer Vielzahl von Erkrankungen.

Quellen

  • "Medicinal Plants of the World" von Ben-Erik Van Wyk und Michael Wink
  • "Phytotherapy: A Quick Reference to Herbal Medicine" von Francesco Capasso, Timothy S. Gaginella
  • "Medicinal Plants of the World: Chemical Constituents, Traditional and Modern Medicinal Uses" von Ivan A. Ross

Das könnte Sie auch interessieren