Nagelverformungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gesunde, gepflegte Fingernägel sind eines der Aushängeschilder eines Menschen. Weist ein Nagel Verformungen und Verfärbungen auf, deutet das meist auf eine Erkrankung hin. Nagelverformungen sollten daher medizinisch untersucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Nagelverformungen?

Nagelverformungen äußern sich in erster Linie durch die sichtbaren Verformungen der Finger- oder Zehennägel. Die betroffenen Zehennägel sind entweder deformiert, verfärbt, dicker oder dünner als zuvor oder durch Einrisse geschädigt.
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Finger- und Fußnägel sind – physiologisch betrachtet – aus Hornhautzellen bestehende Platten, die die Finger- und Fußenden vor Verletzungen schützen und Greif- und Laufbewegungen vereinfachen bzw. überhaupt erst ermöglichen. Die Nägel wachsen unerlässlich und werden so ständig erneuert. Bei Fingernägeln dauert der Erneuerungsprozess etwa ein halbes, bei den wesentlich dickeren Fußnägeln etwa ein Jahr.

Der gesunde Nagel zeichnet sich durch eine relativ glatte Oberflächenstruktur aus, er ist halb rund und sieht leicht rosa gefärbt aus. Unter einer Nagelverformung versteht man alle Veränderungen des Finger- oder Fußnagels. Darunter fallen Veränderungen des Reliefs (Furchen- oder Grübchenbildungen) oder die Veränderung der Gestalt des Nagels (Ausbildung eines Löffel- oder Uhrennagels).

Außerdem kann eine Anlagestörung der Nagelplatte auftreten, die bewirkt, dass der Nagel bereits falsch aus der Nageltasche heraus wächst. Als Folge kann ein Aufsplittern des Nagels auftreten (Onychoschisis), es kann zu Einrissen kommen (Onychorrhexis) oder es kann sich der Nagel komplett ablösen (Onycholyse).

Ursachen

Die Ursachen für eine Nagelverformung können sehr unterschiedlich sein. Eine der häufigsten Ursachen für eine Nagelverformung ist eine Pilzinfektion (Nagelpilz, Nagelmykose). Pilze können beispielsweise über eine geschädigte Nagelplatte in das Nagelbett eindringen und dort eine Nagelverformung verursachen.

Eine weitere häufige Ursache für Nagelverformungen sind Verletzungen der Nagelmatrix in Folge von kleineren Unfällen. Bakterien können ebenfalls Nagelverformungen verursachen. Nagelverformungen können auch aufgrund einer dauerhaften, immer wieder zugefügten Verletzung des Nagels, etwa durch anhaltendes Nagelkauen, auftreten.

Personen, die häufig in Kontakt mit chemischen Lösungsmitteln kommen, neigen ebenfalls zur Ausprägung von Verformungen der Nägel. Als weitere Ursachen für Nagelverformungen kommen weitere allgemeine Erkrankungen in Frage: Schuppenflechten, Warzen, Vitamin- und Eisenmangel, Herz-, Lungen- und Magen-Darmerkrankungen sowie eine HIV-Infektion oder eine beginnende Leberzirrhose.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Nagelverformungen äußern sich in erster Linie durch die sichtbaren Verformungen der Finger- oder Zehennägel. Die betroffenen Zehennägel sind entweder deformiert, verfärbt, dicker oder dünner als zuvor oder durch Einrisse geschädigt. Auch eine teilweise oder vollständige Ablösung der Nagelplatte ist denkbar. Nagelverformungen können sich auf einen Finger- oder Zehennagel beschränken, gelegentlich sind jedoch alle Nägel betroffen.

Wenn den Verformungen ein Mangel zugrunde liegt, treten die Verformungen normalerweise an allen Nägeln und Zehen auf. Ein deutliches Anzeichen für Nagelverformungen sind weiße oder graue Flecken auf den Nägeln. Diese treten vor allem dann auf, wenn ein Eisenmangel vorliegt. Wenn den Nagelverformungen eine ernste Erkrankung zugrunde liegt, können sich im weiteren Verlauf ernste körperliche Beschwerden einstellen.

So treten Nagelverformungen zum Beispiel als erstes Warnzeichen einer Leberzirrhose auf, die sich im weiteren Verlauf durch Gelbsucht bemerkbar macht. Falls eine Neurodermitis ursächlich ist, kommt es nach kurzer Zeit zu Hautveränderungen wie Rötungen und Juckreiz. Zudem schuppen die betroffenen Hautstellen stark. Da Nagelverformungen diverse Ursachen haben können, genügen die äußerlichen Symptome für eine Ursache nicht, und es muss immer eine weitergehende Diagnose mittels Ultraschalluntersuchung oder Blutuntersuchung durchgeführt werden.

Diagnose & Verlauf

Tritt eine Nagelverformung auf, wird der Arzt zunächst die Ursache hierfür diagnostizieren. So wird er zunächst nach Grunderkrankungen fragen bzw. abklären, ob der Patient häufig Umgang mit chemischen Lösungsmitteln hat.

Um die Nagelverformung genau charakterisieren zu können, wird der Arzt mittels eines Dermatoskops den Nagel genau betrachten und so einen ersten Hinweis auf die Ursache der Verformung erhalten. Eine Blutuntersuchung oder ein Abstrich des Nagelbetts mit anschließender Untersuchung im Labor wird Aufschluss über eine Pilz- oder Bakterieninfektion geben.

Sind Wucherungen des Nagels aufgetreten, wird ebenfalls labortechnisch untersucht, ob die Wucherungen bösartig sind. Bösartige Wucherungen bzw. Nagelbetttumoren treten nur sehr selten auf.

Komplikationen

Nagelverformungen als solche führen kaum zu Komplikationen. Sie treten jedoch häufig als Begleitsymptom bei unterschiedlichen Erkrankungen auf. Die meisten Komplikationen im Zusammenhang mit Nagelverformungen sind daher auf die zugrunde liegenden Erkrankungen zurückzuführen. Als direkte Folge von Nagelverformungen können jedoch psychische Probleme auftreten.

Das betrifft besonders Menschen, die bereits unter einem verminderten Selbstwertgefühl leiden und zusätzlich noch an den Fingernägeln kauen. Da durch das Kauen der Behandlungserfolg ausbleibt, entwickelt sich nicht selten ein Teufelskreis, der zu Depressionen oder gar Selbstmordgedanken führt. In diesen Fällen ist eine psychologische Beratung und Therapie dringend angeraten.

Um organische Komplikationen auszuschließen, ist es jedoch zunächst erforderlich, die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln. Neben Pilzinfektionen können auch Leberzirrhose, Eisenmangel, Hautekzeme, Herzerkrankungen, Durchblutungsstörungen, Tumoren und vieles mehr vorliegen. Wenn die Ursache der Nagelverformungen beseitigt ist, kann der Nagelaufbau erfolgen. Dabei werden Medikamente und bei Pilzinfektionen Antibiotika auf den Nagel aufgetragen.

Das führt meist schnell zum Erfolg und ruft außerdem keine Nebenwirkungen und Komplikationen hervor. Innerhalb weniger Tage sind die Nagelverformungen bei dieser Behandlung verschwunden. Allerdings kann es vorkommen, dass der Nagel völlig zerstört ist. In diesen Fällen müssen gegebenenfalls Teile des Nagels chirurgisch entfernt werden. Auch hier findet in der Regel ein schneller Wiederaufbau des Nagels ohne Komplikationen statt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da Nagelverformungen wichtige Anzeichen einer vorliegenden Grunderkrankung sind, sollten sie grundsätzlich einem Arzt zur Abklärung vorgestellt werden. Wenngleich häufig kein Behandlungsbedarf besteht und es sich um keine Erkrankung handelt, die medizinisch versorgt werden muss, kann dies nur durch eine Begutachtung eines Arztes festgestellt werden.

Treten die Nagelverformungen nach einem Unfall oder einer leichten Quetschung auf, ist ein Arztbesuch nötig, wenn sich Schmerzen einstellen oder es zu einer Fehlstellung des Fingers oder Zehs kommt. Leichte Verletzungen und Verformungen müssen nicht ärztlich untersucht werden, da sie meist in den kommenden Monaten durch den natürlichen Wachstumsprozess selbständig herauswachsen. Führen die Nagelverformungen zu emotionalen oder seelischen Belastungszuständen, wird ein Arzt benötigt. Durch den optischen Makel können sich psychische Störungen entwickeln, denen rechtzeitig vorgebeugt werden sollte.

Bei weiteren Beschwerden wie einer Veränderung des Hautbildes, einer verringerten Greiffunktion oder eine Abnahme der körperlichen Kräfte, sollte ein Arzt konsultiert werden. Verfärbungen oder ein leichtes Abbrechen der Nägel sind Hinweise einer Erkrankung oder eines Nährstoffmangels, die untersucht und behandelt werden sollten.

Behandlung & Therapie

Die Therapie der Nagelverformung richtet sich jeweils nach der Ursache. Bei harmlosen Verformungen reicht meist Nageltherapeutikum, welches auf den Nagel aufgetragen wird und das Wachstum anregt, aus, um die Verformung des Nagels zu korrigieren.

Infektionen werden mit Antiseptika behandelt. Mittels eines Einschnitts der betroffenen Nagelplatte wird das Antiseptikum direkt auf den Infektionsherd aufgebracht. Hilft das allein nicht, wird der Arzt im Falle einer bakteriellen Infektion ein Antibiotikum verschreiben, bei einer Infektion mit einem Pilz ein Antimykotikum.

Bei besonders gravierenden Nagelverformungen kann es ratsam sein, Teile des Nagels oder den ganzen Nagel zu entfernen, damit er im Anschluss normal nachwachsen kann. Hierzu wird der Arzt den Finger bzw. den Zeh örtlich betäuben und den Nagel lösen bzw. die erkrankten Stellen heraus schneiden. Anschließend wird die Wunde antiseptisch verbunden. Die Prozedur ist im Allgemeinen nicht schmerzhaft.


Aussicht & Prognose

Nagelverformungen können aus vielen verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden resultieren. Die Prognose orientiert sich an der ursächlichen Erkrankung. Grundsätzlich lassen sich die meisten Nagelverformungen symptomatisch behandeln. Durch kosmetische Mittel, operative Eingriffe oder eine medikamentöse Behandlung kann wieder ein normales Nagelbild hergestellt werden. Oft genügt schon eine sorgfältige Pflege der Nägel und die Vermeidung typischer Auslöser wie Seifen, hormonelles Ungleichgewicht oder Medikamente.

Die Betroffenen leiden normalerweise nicht körperlich an den Nagelverformungen. Allerdings kann der äußerliche Makel sich negativ auf das Wohlbefinden auswirken. Liegt den Beschwerden eine ernste Erkrankung wie eine Leberzirrhose oder eine Schilddrüsenerkrankung zugrunde, ist die Prognose weniger positiv. Die Lebenserwartung orientiert sich an dem auslösenden Leiden, wobei die Nagelverformungen selbst relativ gut behandelt werden können.

Die genaue Prognose kann nur der zuständige Arzt stellen. Aufgrund der großen Anzahl möglicher Ursachen, die Risse, Verfärbungen oder Verwachsungen im Bereich der Nägel haben können, sollten Fachärzte konsultiert werden. Mithilfe eines Therapeuten können etwaige seelische Beschwerden, die infolge einer Nagelverformung aufgetreten sind, aufgearbeitet werden. Dadurch verbessert sich in der Regel auch das Wohlbefinden wieder.

Vorbeugung

Um Nagelverformungen zu vermeiden, sollte jeder, der häufig mit chemischen Lösungsmitteln in Kontakt kommt, Handschuhe tragen. Auch kann man Nagelverformungen, die aufgrund von Eisenmangel auftreten, mit der ergänzenden Einnahme eines Eisenpräparates vorbeugen.

Einer Infektion mit einem Pilz oder eines Bakterium beugt man am besten vor, in dem man bei kleineren Verletzungen des Nagels diesen vor den Eindringlingen schützt – etwa mit einem Pflaster. Anhaltendes Nägelkauen kann ebenfalls mit entsprechenden Medikamenten, die auf die Nägel aufgetragen werden und schlecht schmecken, behandelt bzw. unterbunden werden.

Nachsorge

Wenn Nagelverformungen abgeheilt sind oder sich der Therapieprozess erfolgreich einem Ende nähert, gewinnen Maßnahmen der Nachsorge an Bedeutung. Dabei ist stets die jeweilige Ursache der Nagelverformung beim Patienten relevant, sofern diese bekannt ist. Denn aus der Krankheitsursache ergeben sich die wichtigsten Maßnahmen, die nach einer Nagelverformung bedeutsam sind.

Falls die Verformungen durch Pilzinfektionen zustande gekommen sind, ist fortan auf gründliche Hygiene zu achten, etwa bei Besuchen in öffentlichen Badeanstalten. Verformungen in Folge von mechanischen Belastungen können nur dann dauerhaft geheilt werden, wenn die schädigenden Einflüsse nicht mehr auf den Nagel einwirken. Dies ist beispielsweise im Beruf, beim Sport oder Tätigkeiten im Haushalt zu berücksichtigen.

Einige Verformungen der Nägel entstehen mitunter durch schlecht sitzendes Schuhwerk, sodass die Nachsorge auch die Anschaffung optimal passender Schuhe beinhaltet. Auch Inhaltsstoffe von Nagellacken beziehungsweise -entfernern können den Nagel schädigen. Falls hier die Ursache für die Nagelverformungen liegt, ist dies künftig zu bedenken und die Benutzung entsprechender dekorativer Kosmetika einzuschränken.

Grundsätzlich sind höhere hygienische Standards und das Vermeiden mechanischer Belastungen nach einer Nagelverformung stets sinnvoll. Durch diese Maßnahmen kann neuen Verformungen der Finger- oder Zehennägel vorgebeugt werden. Kontrolltermine beim behandelnden Hautarzt oder Orthopäden können angebracht sein, um die Abheilung der Verformung kontinuierlich zu überprüfen.

Das können Sie selbst tun

Verformungen der Nägel stellen neben dem Krankheitswert auch einen optischen Makel dar. Dies führt bei vielen Betroffenen zu Unwohlsein, emotionalen Problemen oder Stress. Im Rahmen der Selbsthilfe können verschiedene Methoden genutzt werden, um eine Linderung der Beschwerden zu erreichen.

Wichtig ist im Alltag eine psychische Stärke. Bei Nagelverformungen ist ein gesundes Selbstbewusstsein notwendig, damit Emotionen wie Scham oder Ekel nicht aufkommen. Zusätzlich können bei einem offenen Umgang mit der Erkrankung unangenehme Blicke oder Kommentare der Mitmenschen umgangen oder gut beantwortet werden. Eine Aufklärung der Menschen aus der näheren Umgebung führt bei allen Beteiligten zu einer großen Erleichterung. Oftmals ist die Situation auch ihnen unangenehm und sie sind überfordert.

Das Tragen von Kleidungsstücken, bei denen Hände und Finger gut verborgen werden können, wird von vielen Betroffenen als hilfreich empfunden. Langärmelige Oberteile mit einem weiten Bündchen am Arm helfen dabei, Hände und Finger bei Bedarf schnell verbergen zu können. Kosmetische Instrumente wie Nagellack oder künstliche Nägel sind bei den meisten vorliegenden Erkrankungen nicht zu empfehlen. Dennoch sollte die Rücksprache mit dem Arzt gesucht werden, um dies abzuklären. Gibt es aus medizinischer Sicht keine Einwände, helfen Frauen wie Männern das Bemalen der Nägel oder die Nutzung von künstlichen Nägel, um Korrekturen vorzunehmen.

Quellen

  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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