Nebennierentumore

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Oktober 2020
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nebennierentumore sind weit verbreitet. Studien gehen davon aus, dass um die 3 % aller Erwachsenen einen Tumor in der Nebenniere aufweisen. Je älter man ist, desto häufiger können Nebennierentumore auftreten. Viele Menschen wissen nicht, dass sie ein Nebennierentumor haben. Der größte Teil von Nebennierentumoren ist unkritisch, weil gutartig. Weist ein Tumor aber eine Größe von mehr als 1 cm Durchmesser auf oder entstehen Beschwerden beispielsweise durch eine Hormonüberproduktion, sollten Betroffene schnellstens mit einem Endokrinologen sprechen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Nebennierentumore?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Nebenniere. Klicken, um zu vergrößern.

Nebennierentumore sind Tumore, die sich in der Nebenniere bilden. Der größte Teil der Nebennierentumore ist gutartig und entsteht direkt in der Nebennierenrinde. Werden Tumore in der Nebenniere festgestellt, müssen zwei Fragen beantwortet werden:

  • Produziert der Tumor Hormone oder nicht?
  • Ist der Tumor gutartig oder bösartig?

Ist ein Nebennierentumor nicht hormonproduzierend, treten meistens auch keine Symptome auf. Deshalb bleiben diese Tumore über einen langen Zeitraum oft unbemerkt. Hormonaktive Nebennierentumore produzieren Hormone und lassen entsprechend auf ihr Vorhandensein schließen. In Abhängigkeit davon, welches Hormon übermäßig stark ausgeschüttet wird, schlagen sich die Symptome in unterschiedlicher Form nieder.

Bösartige Tumore sind im Vergleich zu gutartigen Tumoren in der Nebenniere selten. Bösartige Tumore können Metastasen sein, also von Tumoren aus einem anderen Organ stammen. Außerdem kann es sich um Tumore handeln, die aus der Nebenniere stammen. Diese sind dann meist dem Krankheitsbild des Karzinoms zuzuordnen. Ein Karzinom ist sehr selten.

Ursachen

Bösartige Tumore in der Nebenniere können vererbt werden. Bei gutartigen Tumoren handelt es sich in der Regel um eine Überproduktion von Gewebe.

Symptome, Beschwerden und Anzeichen

Abhängig von der Art des Nebennierentumors unterscheiden sich die Symptome. Bei hormoninaktiven Tumoren sind Patienten frei von Beschwerden und Symptomen. Erst ab einer gewissen Größe lösen die Tumore zum Beispiel ein Völlegefühl oder Übelkeit aus. Hormonaktive Tumore hingegen haben unterschiedliche Krankheitsbilder. Welche das sind wird maßgeblich davon beeinflusst, ob der Tumor aus den Zellen der Nebennierenrinde oder aus dem Nebennierenmark entstanden ist und welches Hormon im Übermaß produziert wird.

Cushing-Syndrom

Die Ursache für das Cushing Syndrom ist immer ein Überangebot des Hormons Kortisol.
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Beim Cushing-Syndrom wird zu viel Cortisol gebildet. Die Folge daraus sind Knochenschmerzen, Muskelschwund, Osteoporose, Diabetes, Bluthochdruck, Akne, häufige Infektionen, starkes Schwitzen, Psychosen oder Wachstumsstörungen. Ein weiteres Symptom stellt eine unkontrollierte Gewichtszunahme dar.

Patienten leiden unter einem starken Zuwachs des Bauches („Bierbauch“), im Gegensatz dazu sind Arme und Beine sehr schlank. Auch ist ein sehr rundes Gesicht, welches umgangssprachlich als Mondgesicht oder Vollmondgesicht bezeichnet wird, typisches Symptom für das Cushing-Syndrom. Die Fetteinlagerung im Gesicht, die für die optisch runde Form verantwortlich ist, führt zusätzlich zu einer starken Rötung der Gesichtshaut.

Conn-Syndrom

Beim Conn-Syndrom wird das Hormon Aldosteron produziert. Dieses beeinflusst den Wasserhaushalt in der Niere. Es sorgt dafür, dass Kalium vermehrt ausgeschieden wird, senkt die Menge der Wasserausscheidung insgesamt und wirkt sich erhöhend auf den Blutdruck aus. Symptome sind ein dauerhaft erhöhter Blutdruck, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Muskelschwäche. Auch übermäßig starker Durst gehört zu den Symptomen.

Phäochromozytom

Durch das vermehrte Ausschütten von Adrenalin und Noradrenalin kommt es zu den Symptomen des Phäochromozytoms. Individuell fallen die Beschwerden jedoch unterschiedlich aus.
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Das Phäochromozytom ist meist gutartig. Der Tumor sorgt für eine Überproduktion von Adrenalin und Noradrenalin. Die damit im Zusammenhang stehenden Symptome sind entweder dauerhafter oder vorübergehender Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Schwindel, starkes Schwitzen/Schweißausbrüche, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen, Zittern, Diabetes mellitus, Gewichtszunahme, Nervosität, Angstzustände und Angina pectoris.

Insbesondere die Kombination aus Kopfschmerzen, Herzklopfen und Schweißausbrüchen sowie der medikamentös nicht einstellbare Bluthochdruck stellen starke Symptome dar, die eine Untersuchung auf einen Nebennierentumor nach sich ziehen sollten.

Nebennierenkarzinom

Das Nebennierenkarzinom kann sämtliche Symptome auslösen, die eine Hormonüberproduktion nach sich zieht. Patienten können unter sämtlichen Symptomen des Cushing-Syndroms oder unter einem Sexualhormonüberschuss leiden. Starke Körperbehaarung oder Glatzenbildung, tiefe Stimme bei Frauen oder Brustwachstum bei Männern sowie Völlegefühl und Schmerzen im Bereich der Niere kommen ebenfalls vor.

Diagnose

Erkrankte Nebennieren ziehen typische körperliche Beeinträchtigungen und krankhafte Veränderungen nach sich. Im Rahmen der Funktionsdiagnostik wird der Hormonspiegel der Nebenniere bestimmt. Zu diesem Zweck wird Blut entnommen. Dabei wird die Konzentration der Blutsalze gemessen. Gleiches wird bei einer Urinprobe untersucht. Die Untersuchungen geben Aufschluss darüber, ob eine Hormonüberproduktion stattfindet. Zum genauen Abklären kommen zwei Tests in Betracht: der CRH-Test und der Desamethasonhemmtest.

Die weitere Diagnostik erfolgt mit einer Computertomografie, die Nebennierentumore bereits ab einem Durchmesser von 5 mm aufspürt. Bei einem Durchmesser von 2 cm ist sie hocheffektiv. Ultraschalluntersuchungen spüren Tumore auf, die größer als 2 cm sind. Die Untersuchungsmethode der Kernspintomografie ist bei der Diagnostik der Phäochromozytome angezeigt, ebenso die Szintigraphie. Mit einer selektiven Blutentnahme aus der Nebennierenvene wird untersucht, ob eine Überproduktion von Hormonen vorliegt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ist ein Nebennierentumor nicht hormonproduzierend, treten meistens auch keine Symptome auf. Deshalb bleiben diese Tumore über einen langen Zeitraum oft unbemerkt. © SciePro - stock.adobe.com

Nebennierentumore werden meist eher durch Zufall entdeckt, zum Beispiel beim Ultraschall oder bei anderen bildgebenden Verfahren. Auch Symptome können auf diese Tumore weisen: Falls über einen längeren Zeitraum Kopfschmerzen, Herzklopfen und Schweißausbrüchen sowie ein nicht einstellbarer Blutdruck vorliegen, sollten Betroffene zunächst zum niedergelassenen Hausarzt gehen.

Andere Symptome eines Nebennierentumors können sein: Ständiges Völlegefühl, Nierenschmerzen, sprunghaft ansteigende Gewicht, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen sowie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel oder Angstzustände. Ein Allgemeinmediziner kann hier die ersten Untersuchungen durchführen und den Patienten im nächsten Schritt zum Endokrinologen überweisen. Die Diagnose der Tumorart und die weitere Behandlung muss durch einen Facharzt erfolgen.

Die Therapie hängt vom festgestellten Tumor ab. Die Therapiekonzepte sind oft breit gefächert und lassen sich nicht auf eine oder zwei Therapieansätze reduzieren.

  • Patienten mit einem Tumor in fortgeschrittenem Stadium werden mit einer Chemotherapie behandelt oder lokal bestrahlt.
  • Bei einem Hormonexzess-Syndromen kann ein operativer Eingriff vorgenommen werden, um die Tumormasse zu reduzieren. Auf dieser Basis werden die Chancen für eine eventuell nachfolgende Chemotherapie verbessert.
  • Eine Bestrahlung von Metastasen ist ebenfalls ein möglicher Therapieansatz.
  • Eine Reihe von Medikamenten greift die Nebennierentumoren an. Im Rahmen der Therapie wird ein endokrinologisches Schutzmonitoring angesetzt. Dabei werden die Werte von ACTH, Cortisol und DHEAS geprüft.
  • Eine Glukokortikoide-Therapie gegen aktive Resttumore ist ebenfalls angezeigt.

Aussicht und Prognosen

Sind Nebennierentumoren ausschließlich in der Niere zu finden, liegt die Fünfjahresüberlebensrate über 70 %. Je kleiner ein Tumor ist, desto höher sind die Heilungsaussichten. Die Überlebensrate liegt im frühen Stadium bei 90 %. Je weiter ein Tumor fortgeschritten ist, desto geringer sind die Heilungsaussichten und die Lebenserwartung. Ab Stadium IV (Endstadium) besteht in aller Regel keine Heilungschance mehr. Die Lebenserwartung beträgt zu diesem Zeitpunkt unbehandelt etwa ein Jahr, mit Chemotherapie zwei Jahre.

Nachsorge

Die Nachsorge wird zwischen Hausarzt/Internist, Klinik und Endokrinologe abgestimmt. Bei einem operativen Eingriff werden die Hautfäden nach 10 Tagen gezogen. Danach erfolgt eine bedarfsgerechte Anschlusstherapie wie zum Beispiel die Bestrahlung. Sind Patienten tumorfrei, werden regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen fällig, die das weitere Vorgehen individuell festlegen.

Quellen

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