Nervus phrenicus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Nervus phrenicus ist ein gemischter Nerv, der das Zwerchfell motorisch innerviert. Damit ist der Nerv an der Atmung beteiligt. Eine komplette Lähmung der Struktur ist lebensbedrohlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nervus phrenicus?

Der Nervus phrenicus ist ein gemischter Nerv. Damit besitzt er unterschiedliche Aufgaben. Motorisch innerviert er ausschließlich das Zwerchfell und damit den zentralen Atemmuskel.
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Das Nervengeflecht des Halsbereiches wird mit dem Fachbegriff Plexus cervicalis betitelt. Die Nervenstruktur enthält sowohl motorische, als auch sensible Äste. Die motorischen Äste der Struktur erreichen die ventralen Halsmuskeln, die infrahyale Muskulatur und das Zwerchfell.

Der Nervus phrenicus zählt zu den Ästen des Plexus cervicalis und entspringt aus dem Plexus cervicalis. Es handelt sich um einen motorisch peripheren Nerv, der Fasern der Rückenmarkssegmente C3 und C4 enthält. Darüber hinaus enthält der Nerv Anteile aus Rückenmarksegment C5. Bei einem Fünftel aller Menschen treten neben dem Hauptzweig sogenannte Nebenphrenici im Halsbereich auf. Der Hauptast des Nervus phrenicus innerviert insbesondere das Zwerchfell und ist daher auch als Zwerchfellnerv bekannt.

Bei dem Nerv handelt es sich um einen gemischten Nerv, der neben den motorischen Fasern auch sensible Fasern enthält. Das Zwerchfell ist der einzige Bereich, den der Nerv motorisch versorgt. Zum sensiblen Versorgungsgebiet des Nervs zählen einige innere Organe.

Anatomie & Aufbau

Der Nervus phrenicus entspringt dem Halsnervengeflecht und verläuft zwischen Arteria subclavia und Vena subclavia. Der Nerv zieht sich auf dem Musculus scalenus anterior in kaudale Richtung und wandert im Mediastinum auf der ventralen Seite des Lungenstiels zwischen Pleura parietalis und äußerem Perikard bis zum Zwerchfell, dessen kaudale und kraniale Seite der Nerv mit seinen Ästen bedeckt.

Am Zwerchfell angekommen, gibt der Nervus phrenicus zwei Nebenäste ab, die als Ramus phrenicoabdominalis dexter und phrenicoabdominalis sinister bekannt sind und das Zwerchfell durchdringen. Darüber hinaus innervieren die Rami im Abdominal-Bereich das Peritoneum parietale unter dem Zwerchfell. Der Ramus phrenicoabdominalis dexter durchwandert von hieraus das Foramen venae cavae. Der Ramus phrenicoabdominalis sinister verläuft durch Muskelfasern des Diaphragmas. Der Nervus phrenicus durchläuft im Wesentlichen also die Thoraxapertur, die Pleurakuppel, den Herzbeutel und das Zwerchfell, wobei seine Äste bis in den Bauchraum vordringen und so die Leber, Pankreas und Bauchwand erreichen.

Funktion & Aufgaben

Der Nervus phrenicus ist ein gemischter Nerv. Damit besitzt er unterschiedliche Aufgaben. Motorisch innerviert er ausschließlich das Zwerchfell und damit den zentralen Atemmuskel. In diesem Zusammenhang ist der Nerv wesentlich an der Atembewegung beteiligt. Das Zwerchfell unterliegt zentralnervöser Steuerung durch das Atemzentrum innerhalb der Medulla oblongata und des Pons.

Die Nervenzellverbände in diesen Gehirnbereichen kontrollieren die motorischen Wurzelzellen aus dem Nervus phrenicus, die sich im Zervikalmark befinden. Der Nervus phrenicus ist damit an der unwillkürlichen Steuerung des Zwerchfells durch das Atemzentrum beteiligt und stellt auf diese Weise den Automatismus der lebenswichtigen Atembewegungen sicher. Das Zwerchfell besitzt Kuppelform. Die Kontraktion der Muskulatur durch den Nervus phrenicus erfolgt über die zugeordneten Rückenmarksegmente automatisch. Die einzelnen Segmente projizieren aufs Atemzentrum. Bei der phrenicusvermittelten Kontraktion der Zwerckfellmuskeln vergrößert sich der Thoraxraum.

Durch Verwachsungen von Zwerchfell und Pleura parietalis führt die Muskelkontraktion darüber hinaus zu einer Vergrößerung das Lungenvolumens. Der dadurch entstehende Unterdruck lässt den Menschen automatisch einatmen. Außerdem spielt die phrenicusvermittelte Zwerchfellkontraktion für die Bauchpresse eine Rolle, wie sie beispielsweise für den Geburtsvorgang relevant ist. Abgesehen von diesen Funktionen kommen dem Nervus phrenicus auch Aufgaben aus dem Bereich der sensible Innervation zu.

Die sensiblen Versorgungsgebiete des Nervs sind die Pleura parietalis in Form des Pars mediastinalis und diaphragmatica, der Perikard und das Peritoneum, so vor allem das der Leber oder Gallenblase und des Mageneingangs. Der Nervus phrenicus ist auf beiden Seiten des menschlichen Körpers vorhanden und übernimmt die genannten Aufgaben damit beidseitig.


Krankheiten

Wie jeder andere Nerv kann auch der Nervus phrenicus von Reizungen und Lähmungen betroffen sein. Eine Verwirrung des Nervs kann zum Beispiel die Folge einer operativen Eröffnung des Herzbeutels sein. Wenn Teile der sensiblen Versorgungsgebiete gereizt sind, strahlt der so entstehende Schmerz oft in die rechte Schulter aus.

Dieses Phänomen ist als Eiselsberg-Phänomen bekannt. Häufig tritt eine Reizung des Nervs im Rahmen einer gashaltigen Laparoskopie auf. Die Patienten klagen danach über Brust- und Schulterschmerzen. Das Gas übt bei dem Verfahren Druck auf den Zwerchfellbereich aus und reizt den Nerv auf diese Weise. Auch Pleuritis im Sinne einer Brustfellentzündung kann eine Nervenreizung zur Folge haben und ist in diesem Fall oft mit Schluckauf vergesellschaftet. Weitaus ernster ist die Symptomatik der Phrenikuslähmung. Bei einer solchen Lähmung erschlafft auf einer Seite das Zwerchfell. Die Bauchorgane werden vom Zwerchfell nicht mehr nach unten gedrückt und drücken bei Erschlaffung nach oben.

Die Folge ist ein Zwerchfellhochstand, der mehr oder weniger starke Atembeschwerden verursacht. Einseitige Zwerchfellhochstände sind nicht lebensbedrohlich. Der beidseitige Ausfall des Nervus phrenicus kann tödlichen Verlauf nehmen. Der Nervus phrenicus ist von Erscheinungen wie der Querschnittlähmung ab dem fünften Halswirbel meist nicht beeinträchtigt. Ausschließlich bei Deformationen bis zum dritten Halswirbel sind massive und lebensbedrohliche Störungen der Lungenfunktion zu erwarten.

Ein Komplettausfall des Nervus phrenicus ist in der Regel traumatisch bedingt. Neurologische Erkrankungen führen seltener zur kompletten Lähmung des Nervs. Eine Ausnahme ist die Erkrankung ALS, die Schritt für Schritt die motorischen Hirnnervenkerne abbaut und im Verlauf zu Ausfällen der Atemmuskultur führt.

Quellen

  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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