Bauchspiegelung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Bauchspiegelung oder Laparoskopie ist ein diagnostisches und chirurgisches Verfahren. Das Verfahren wird in verschiedenen medizinischen Bereichen genutzt und birgt relativ wenige Gefahren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bauchspiegelung?

Bei der Laparoskopie, auch Bauchspiegelung genannt, wird die Bauchinnenraum und die darin befindlichen Organe mit medizinischen Endoskopen durch kleine, vom Chirurgen geschaffene, Öffnungen in der Bauchdecke sichtbar gemacht. Ein Aufschneiden der Bauchdecke ist damit meist nicht mehr notwendig.

Die Bauchspiegelung wird in der Medizin auch als Laparoskopie bezeichnet. Im Rahmen einer Bauchspiegelung kann die Bauchhöhle eines Patienten mithilfe eines Laparoskops (eines speziellen Endoskops) von innen betrachtet werden.

Ein Laparoskop verfügt dabei in der Regel über eine Kamera, eine Lichtquelle und ein Linsenvergrößerungssystem. Diese Hilfsmittel sind an das Ende eines dünnen Rohrs montiert. In den meisten Fällen verfügt ein Laparoskop, das zur Bauchspiegelung eingesetzt wird, außerdem über Vorrichtungen zum Spülen und Absaugen.

Eine Bauchspiegelung wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt. Dabei muss der Patient nüchtern sein; das bedeutet, dass er circa 6-8 Stunden vor dem Eingriff weder Lebensmittel noch Getränke zu sich nehmen darf. Bei der Bauchspiegelung wird die Bauchdecke durchstochen, um nach einigen Arbeitsschritten das Laparoskop in den Bauchraum einzubringen.

Geschichte & Entwicklung

Die Bauchspiegelung (Laparoskopie) wurde im frühen 20. Jahrhundert entwickelt und markiert einen bedeutenden Fortschritt in der minimal-invasiven Chirurgie. Die erste dokumentierte Laparoskopie führte der schwedische Arzt Hans Christian Jacobaeus 1901 durch. Er verwendete ein modifiziertes Zystoskop, um den Bauchraum eines Patienten zu untersuchen. Diese Technik ermöglichte es, das Innere des Bauchs zu betrachten, ohne den Körper weit öffnen zu müssen.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Methode durch technologische Fortschritte und neue Instrumente verfeinert. In den 1930er Jahren führte der deutsche Chirurg Kurt Semm die Technik in die Gynäkologie ein, um damit Erkrankungen wie Endometriose und Zysten zu diagnostizieren und zu behandeln. Semm entwickelte zudem eine Methode, um operative Eingriffe wie die Entfernung von Eierstockzysten laparoskopisch durchzuführen.

Der Durchbruch der Laparoskopie als chirurgische Technik kam in den 1980er Jahren, als die ersten laparoskopischen Cholezystektomien (Entfernungen der Gallenblase) durchgeführt wurden. Dies war einer der ersten Eingriffe, der laparoskopisch häufiger durchgeführt wurde, was die Methode in der Chirurgie revolutionierte. Die Laparoskopie ermöglichte es, mit kleinen Schnitten und weniger Trauma für den Patienten komplexe Operationen durchzuführen, wodurch die Erholungszeit erheblich verkürzt wurde. Heute ist die Bauchspiegelung ein Standardverfahren in vielen medizinischen Bereichen, darunter Gynäkologie, Urologie und allgemeine Chirurgie.

Einsatz & Indikation

Eine Bauchspiegelung wird durchgeführt, um den Bauchraum und die dort befindlichen Organe wie die Gebärmutter, Eierstöcke, Eileiter, Leber, Gallenblase, Blinddarm und den Darm zu untersuchen oder zu behandeln. Sie ist eine minimal-invasive Methode, bei der über kleine Schnitte eine Kamera (das Laparoskop) eingeführt wird, um ein klares Bild des Bauchraums zu erhalten.

Die Laparoskopie wird oft eingesetzt, wenn unklare Bauchschmerzen oder gynäkologische Probleme bestehen, die durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall nicht eindeutig diagnostiziert werden können. Häufige Gründe für eine diagnostische Bauchspiegelung sind der Verdacht auf Endometriose, Zysten an den Eierstöcken oder Eileiterschwangerschaften. Auch bei unerklärter Unfruchtbarkeit wird die Laparoskopie häufig genutzt, um mögliche Ursachen wie Verklebungen oder Verwachsungen der Eileiter zu identifizieren.

Neben der Diagnostik wird die Laparoskopie auch für therapeutische Zwecke eingesetzt. Beispiele hierfür sind die Entfernung der Gallenblase, die Behandlung von Blinddarmentzündungen oder die chirurgische Behandlung von Myomen und Zysten. Zudem wird sie bei bestimmten Krebsarten zur Untersuchung und teilweise auch zur Entfernung von Tumorgewebe genutzt.

Die Laparoskopie wird dann notwendig, wenn eine genaue Diagnose oder operative Behandlung erforderlich ist und andere, weniger invasive Verfahren nicht ausreichen, um die Ursache der Beschwerden zu klären oder zu beheben.

Vorteile & Nutzen

Die Bauchspiegelung bietet zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichen, offenen Operationen und anderen diagnostischen Verfahren. Einer der größten Vorteile ist die geringe Invasivität des Eingriffs. Da nur kleine Schnitte erforderlich sind, im Vergleich zu einem großen Bauchschnitt bei offenen Operationen, entsteht weniger Gewebeschädigung, was zu einer schnelleren Wundheilung und kürzeren Erholungszeit führt. Patienten können in der Regel schneller wieder ihren normalen Aktivitäten nachgehen.

Ein weiterer Vorteil ist die geringere Schmerzbelastung nach der Operation. Durch die kleineren Schnitte entstehen weniger postoperative Schmerzen, und der Bedarf an Schmerzmitteln ist in der Regel geringer als bei größeren chirurgischen Eingriffen.

Die Laparoskopie bietet zudem eine bessere Sicht auf die Organe im Bauchraum. Das Laparoskop liefert hochauflösende Bilder, die den Chirurgen eine präzise Beurteilung der inneren Organe ermöglichen. Dies verbessert die Genauigkeit bei der Diagnose von Erkrankungen wie Endometriose oder bei der Erkennung von Tumoren.

Auch das Infektionsrisiko ist bei einer Laparoskopie geringer, da die offenen Wunden kleiner und der Kontakt mit äußeren Keimen minimiert wird. Insgesamt ist die Laparoskopie eine schonendere Methode, die den Patienten schnellere Genesung, weniger Schmerzen und ein geringeres Komplikationsrisiko bietet.

Funktion, Anwendung & Ziele

Angewendet wird die Bauchspiegelung in der Medizin zu verschiedenen Zwecken. Während sie beispielsweise der Diagnose von Erkrankungen oder Verletzungen dienen kann, ist es außerdem möglich, im Rahmen einer Bauchspiegelung sogenannte minimal invasive Eingriffe durchzuführen.

Zu diesem Zweck können über das Laparoskop auch verschiedene Operationsinstrumente in den Bauchraum eingebracht werden. Vorteile eines solchen Eingriffs im Rahmen einer Bauchspiegelung liegen unter anderem darin, dass keine großen Bauchschnitte erforderlich sind. Im diagnostischen Bereich wird die Bauchspiegelung beispielsweise eingesetzt, um krankhafte Veränderungen von Organen oder Gewebe im Bauchraum zu beurteilen.

Entsprechende Organe sind unter anderem Magen, Leber oder Milz. Mithilfe der Bauchspiegelung können beispielsweise deren Lage, Größe und Beschaffenheit kontrolliert werden. Die Häufigkeit einer Bauchspiegelung zur reinen Diagnostik nimmt allerdings zunehmend ab, da heute auch Verfahren wie Kernspintomographien oder Ultraschall genutzt werden können. Ein Vorteil der Bauchspiegelung als diagnostischer Maßnahme liegt darin, dass Biopsien (Gewebeproben) entnommen werden können.

Ein häufiger operativer Eingriff, der heute mithilfe der Bauchspiegelung durchgeführt wird, ist beispielsweise die Entfernung der Gallenblase. Dies kann gelegentlich notwendig werden, wenn bei Patienten eine Gallenblasenentzündung vorliegt. Heute werden etwa 90 Prozent aller Gallenblasenentfernungen unter Einsatz einer Bauchspiegelung durchgeführt.

Des Weiteren kann auch die Entfernung des Blinddarms bei einer akuten Blinddarmentzündung durch eine Bauchspiegelung erfolgen. Weitere mögliche operative Eingriffe per Bauchspiegelung betreffen den Darm oder Verwachsungen im Bauchraum, die zu lösen sind. Auch im Bereich der Gynäkologie (der Frauenheilkunde) wird die Bauchspiegelung häufig für minimal invasive Eingriffe genutzt; beispielsweise ist auf diesem Wege ein Entfernen von Zysten (Hohlräume, die mit Flüssigkeit gefüllt sind) möglich, die sich an den Eierstöcken gebildet haben.

In der Gynäkologie wird die Bauchspiegelung außerdem gelegentlich auch zu diagnostischen Zwecken genutzt. Sie kann hier etwa Aufschluss geben über die Hintergründe bei chronisch vorliegenden Unterleibsschmerzen.


Durchführung & Ablauf

Eine Laparoskopie ist ein minimal-invasiver chirurgischer Eingriff, der unter Vollnarkose durchgeführt wird. Der Eingriff beginnt mit einem kleinen Schnitt, meist in der Nähe des Bauchnabels. Durch diesen wird ein dünnes Rohr, das sogenannte Laparoskop, eingeführt. Das Laparoskop ist mit einer Kamera und einer Lichtquelle ausgestattet, sodass der Chirurg den Bauchraum auf einem Monitor genau sehen kann.

Um eine bessere Sicht auf die Organe zu erhalten, wird der Bauchraum mit Kohlendioxidgas gefüllt, wodurch sich die Bauchdecke leicht anhebt und der Platz für den Eingriff vergrößert wird. Bei Bedarf werden weitere kleine Schnitte gemacht, um zusätzliche Instrumente für die Durchführung von Operationen oder Biopsien einzuführen.

Während der Laparoskopie untersucht der Chirurg die inneren Organe gründlich. Falls notwendig, können kleinere Eingriffe wie die Entfernung von Zysten, Myomen oder sogar die Gallenblase vorgenommen werden. Auch die Behandlung von Endometriose oder eine Blinddarmentfernung können über diesen Zugang erfolgen.

Nach dem Eingriff wird das Gas aus dem Bauchraum abgelassen, die Instrumente entfernt und die kleinen Schnitte vernäht oder mit Klammern verschlossen. Die gesamte Prozedur dauert in der Regel 30 Minuten bis zwei Stunden, abhängig vom Umfang des Eingriffs. Nach einer kurzen Beobachtungszeit kann der Patient meist noch am selben Tag nach Hause gehen.

Risiken & Gefahren

Bei der Bauchspiegelung als operativer Maßnahme handelt es sich um einen relativ ungefährlichen Eingriff. Entsprechende Körperhöhlen müssen nur minimal geöffnet werden, weshalb die Bauspiegelung auch als minimal invasiver Eingriff bezeichnet wird. Allerdings wird das erste Durchstechen der Bauchdecke im Rahmen einer Bauchspiegelung 'blind' durchgeführt, was bedeutet, dass dieser Schritt des Eingriffs nicht optisch kontrolliert werden kann.

Daher ist hier die Gefahr gegeben, dass Blutgefäße oder Organe verletzt werden können. Tritt bei einer Bauchspiegelung eine solche Verletzung auf, ist es oft notwendig, die Bauchhöhle chirurgisch zu öffnen, um den Eingriff auf diesem Weg fortführen zu können. Nach dem ersten Durchstechen der Bauchhöhle im Rahmen einer Bauchspiegelung wird zunächst Gas in den Bauchraum geführt.

Häufig handelt es sich bei diesem Gas um Kohlendioxid. Durch das Gas wird der Bauchraum geweitet, damit Organe und weitere Strukturen bei einer Bauchspiegelung chirurgisch besser zugänglich sind. Bei Patienten, die beispielsweise unter Herz-Kreislauf-Störungen oder Lungenerkrankungen leiden, kann es vorkommen, dass das eingeführte Gas im Rahmen der Bauchspiegelung nicht gut vertragen wird. Bei betroffenen Patienten kann es dann zu vorübergehenden Kreislaufstörungen kommen.

Alternativen

Wenn eine Bauchspiegelung nicht möglich oder nicht geeignet ist, gibt es verschiedene alternative Verfahren zur Diagnose und Behandlung von Erkrankungen im Bauchraum. Diese hängen von der jeweiligen Erkrankung und dem Zustand des Patienten ab.

Eine häufige Alternative ist die offene Bauchoperation (Laparotomie). Hierbei wird ein größerer Bauchschnitt gemacht, um den Chirurgen direkten Zugang zu den Organen zu ermöglichen. Diese Methode ist oft notwendig, wenn umfangreichere Eingriffe erforderlich sind oder Komplikationen wie Verwachsungen vorliegen, die eine Laparoskopie erschweren.

Für diagnostische Zwecke können auch nicht-invasive Verfahren wie Ultraschall eingesetzt werden. Dies ist besonders nützlich zur Untersuchung von Organen wie der Leber, den Nieren und der Gebärmutter. Ultraschall ist schnell, schmerzfrei und birgt keine Risiken, er liefert jedoch keine so detaillierten Bilder wie eine Laparoskopie.

Weitere Alternativen sind die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Computertomographie (CT). Beide Methoden liefern präzise Bilder von den inneren Organen und können bei der Diagnose von Tumoren, Entzündungen oder anderen Anomalien helfen, ohne einen invasiven Eingriff durchzuführen.

Eine weitere Option bei bestimmten gynäkologischen Problemen ist die Hysteroskopie, bei der der Gebärmutterhals und die Gebärmutterhöhle untersucht werden, ohne den Bauchraum betreten zu müssen. Diese Technik eignet sich besonders bei Erkrankungen, die auf den Uterus beschränkt sind.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Kramme, R.: Medizintechnik. Springer, Berlin 2011
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

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