Nierenkolik

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei plötzlich auftretenden unerträglichen Schmerzen im Flankenbereich sollte an eine Nierenkolik gedacht werden. Die Beschwerden entstehen durch eine Blockierung des Harnleiters durch einen Harnstein. Der Arzt kann wirksame Schmerzmittel verordnen, den Verlauf der Nierenkolik kontrollieren und gegebenenfalls operativ eingreifen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nierenkolik?

Charakteristisch für eine Nierenkolik ist der einseitige, starke bis unerträgliche Schmerz. Er beginnt akut an der betroffenen Niere, also im Rücken auf der Höhe der kurzen Rippen.
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Eine Nierenkolik bezeichnet einen für den Betroffenen meist unerträglichen akuten Schmerzzustand, der schubweise auftritt. Die Schmerzen beginnen dabei in einer der Flanken und ziehen sich bis in den seitlichen Bauchraum und die Genitalien.

Zusätzlich kann es bedingt durch die Schmerzen zu Erbrechen und starkem Schwitzen kommen. Auslöser einer Nierenkolik ist dabei ein größerer Harnstein aus dem Nierenbecken, der den Harnleiter auf seinem Weg zur Blase plötzlich blockiert.

Die ihn umgebende Muskulatur zieht sich in der Folge fortwährend zusammen, um den Stein zu lösen und zur Blase zu transportieren. Die zunehmende Verkrampfung der Muskulatur führt dabei zu den typischen wellenartigen Schmerzen einer Nierenkolik.

Ursachen

Ursache einer Nierenkolik ist eine Blockierung des Harnleiters durch einen Harnstein. Häufig hat der Betroffene dabei mehrere Steine im Nierenbecken, die ihm unabhängig von der spontan auftretenden Kolik bereits dumpfe Schmerzen in der Flanke bereiten.

Kleinere Steine können den Harnleiter meist ohne Probleme passieren. Harnsteine treten bei Patienten mit häufigen Harnwegsinfektionen gehäuft auf. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist daher einerseits wichtig um die Infektionen zu vermeiden und ebenfalls der Entstehung von Harnsteinen entgegenzuwirken.

Harnsteine können auch nach einer Gewichtsabnahme und der damit verbundenen Ernährungsumstellung entstehen. Bei Verengungen und Fehlbildungen des Harnleiters besteht ebenfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Harnstaus und der Bildung von Harnsteinen in der Folge. Eine Nierenkolik kann bei diesen Patienten daher häufiger auftreten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Charakteristisch für eine Nierenkolik ist der einseitige, starke bis unerträgliche Schmerz. Er beginnt akut an der betroffenen Niere, also im Rücken auf der Höhe der kurzen Rippen. Die Stärke hängt von Form und Größe des verursachenden Nierensteins und vom Zustand des Harnleiters ab. Die Schmerzen können in den ganzen Rücken ausstrahlen oder auch nach vorne in den Brust- und Bauchraum.

Steckt ein Nierenstein im Harnleiter fest, dann bleibt der Schmerz an einer Stelle und kann schubweise zu- und abnehmen. Wandert der Stein durch den Harnleiter in Richtung Blase, dann bewegt sich der Punkt, von dem der Schmerz ausstrahlt, langsam nach unten in den hinteren Bauchraum und schließlich schräg in Richtung Körpermitte. Blutiger Harn ist möglich, tritt aber nicht bei allen Betroffenen auf.

Die Schmerzen können plötzlich enden, wenn der Nierenstein in die Harnblase gelangt. Beim Wasserlassen kann der Stein nun in die Harnröhre gelangen. Dies führt zu einem Wiederauftreten der Schmerzen, diesmal in der Mitte des Beckens. Ein akuter Schmerz wandert die Harnröhre entlang, bis der Stein nach draußen gelangt. Manche Patienten berichten, dass sie den ausgeschiedenen Nierenstein in die Toilette haben fallen hören.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose der Nierenkolik wird vom Arzt meist schon anhand der typischen Schmerzen entlang der Flanke des Patienten vermutet. Sie sind für den Patienten häufig so unerträglich, dass er sofort den Arzt aufsucht oder der Notdienst gerufen wird. Eine Laboruntersuchung des Urins dient dem Ausschluss von Infektionen der Harnblase oder Niere.

Hat der Patient Schüttelfrost oder Fieber muss auch an eine zusätzliche Nierenbeckenentzündung gedacht werden. Die Harnsteine als Auslöser der Nierenkolik können durch eine Ultraschalluntersuchung oder über eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel dargestellt werden. Selten ist eine Computertomografie (CT) notwendig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn stechende Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder Anzeichen eines Darmverschlusses bemerkt werden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Sollten die Beschwerden nicht von selbst zurückgehen, müssen sie ärztlich abgeklärt werden, da womöglich eine ernste Ursache wie zum Beispiel eine Nierenkolik zugrunde liegt. Auch eine verminderte Harnmenge sowie Schwellungen im Bereich der Nieren deuten auf einen medizinischen Notfall hin. Betroffene Personen sollten ins Krankenhaus gebracht werden bzw. muss bei starken Beschwerden der Rettungsdienst gerufen werden. Besteht bereits eine konkrete Vermutung, dass den Symptomen eine Nierenkolik zugrunde liegen könnte, muss sofort der Hausarzt aufgesucht werden.

Entsprechende Beschwerden müssen unbedingt abgeklärt werden, wenn sie in Verbindung mit einem Harnsteinleiden oder einer akuten Harnabflussstörung auftreten. Selbiges gilt, wenn es in Verbindung mit einer diagnostizierten Tumorerkrankung im Bereich von Harnleiter oder Niere, zurückliegenden Blutgerinnseln oder Erkrankungen des Bindegewebes zu einer Nierenkolik kommt. Behandelt wird die Nierenkolik von einem Nephrologen oder einem Gastroenterologen. Bei einem medizinischen Notfall muss der Erkrankte stationär im Krankenhaus behandelt werden. Während der medikamentösen Behandlung muss sorgfältig auf etwaige Nebenwirkungen durch die verordneten Medikamente geachtet und diese dem Arzt mitgeteilt werden, um weitere Komplikationen auszuschließen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Nierenkolik soll zunächst die starken Schmerzen des Patienten mit Schmerzmitteln lindern. Diese werden meist alle zwei bis drei Stunden eingenommen. Steine einer Größe von bis zu fünf Millimetern sollten sich selbst aus dem Harnleiter lösen und weiter in die Blase wandern.

Der Patient muss dazu viel Trinken und sich ausreichend bewegen, um den Weitertransport des Steins zusätzlich anzuregen. Bis zu 80 Prozent der Harnsteine verschwinden auf diese Art und Weise ohne operative Therapie. Kommt es jedoch erneut zu einer Nierenkolik oder ist der Harnstein größer, kann eine Stoßwellenlithotripsie (ESWL) unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden.

Die Steine werden durch außerhalb des Körpers erzeugte Stoßwellen zerstört und die entstandenen Bruchstücke können anschließend den Harnleiter problemlos passieren. Große Harnsteine und vor allem solche, die das Nierenbecken ausfüllen, können auch mit der sogenannten perkutanen Nephrolithoplaxie (PNL) endoskopisch durch die Bauchhaut aus dem Nierenbecken entfernt werden.

Eine Kombination beider Methoden ist ebenfalls möglich. Bei Patienten mit großen Harnsteinen, die zu wiederholten Nierenkoliken mit unerträglichen Schmerzen führen, kann auch eine Ureterorenoskopie durchgeführt werden, wenn alle anderen Maßnahmen nicht zur Linderung beitragen. Bei diesem operativen Eingriff werden die Steine, und damit die Auslöser der Nierenkolik, endoskopisch über die Harnröhre entfernt.

Komplikationen

Eine Nierenkolik ist immer ein Notfall und sollte so schnell wie möglich behandelt werden. Zwar löst sich der verursachende Nierenstein oft von allein wieder mithilfe der Zufuhr von Flüssigkeit, Bewegung und unter medikamentöser Behandlung. Allerdings kann es passieren, dass der Stein stecken bleibt und dabei zu einem gefährlichen Harnstau führt. Wenn dieser Harnstau nicht behandelt wird, kommt es zu einer schweren Nierenschädigung, die bis zur völligen Zerstörung der Nieren führen kann.

Nach einem akuten Harnstau kann die Funktionsfähigkeit der Nieren bei sofortiger Behandlung allerdings wieder vollständig hergestellt werden. Wenn die Symptome der Nierenkolik jedoch unbeachtet bleiben, kann es zu einem chronischen Harnstau kommen, bei welchem der Harnabfluss nur teilweise gewährleistet ist. In der Folge bildet sich dann häufig eine sackförmige Ausdehnung des Nierenhohlraumes aus.

Das führt zum Untergang von funktionsfähigem Nierengewebe mit der Entwicklung einer sogenannten Schrumpfniere. Bei einer Abflussstörung des Urins kann sich zusätzlich eine Infektion der ableitenden Harnwege einstellen. Unter Umständen führt das dann zu einer septischen Harnstauungsniere, die mit schwerem Fieber, Schüttelfrost, starken Schmerzen und einer Nierenbeckenentzündung verbunden ist. Unbehandelt kann die Stauungsniere zum Tod führen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Bakterien in die Blutbahn geschwemmt werden und dort eine Blutvergiftung hervorrufen.


Aussicht & Prognose

Eine Nierenkolik stellt einen akuten gesundheitlichen Zustand mit sofortigen Handlungsbedarf dar. Ohne eine schnellstmögliche medizinische Versorgung drohen dem Betroffenen irreversible Organschäden sowie eine Lebensgefährdung. Je eher der medizinische Notfall professionell behandelt wird, desto besser gestaltet sich der weitere Krankheitsverlauf und damit die Prognose.

Unter optimalen Bedingungen wird neben der Zufuhr von Flüssigkeiten eine medikamentöse Behandlung eingeleitet und eine spezielle Bewegungstherapie durchgeführt. Diese Maßnahmen können bereits zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden führen und im weiteren Verlauf eine Beschwerdefreiheit bewirken. Treten keine Komplikationen oder dauerhafte Gewebeschädigungen der Niere auf, kann der Patient nach wenigen Wochen als genesen aus der Behandlung entlassen werden.

In den meisten Fällen kann trotz aller Bemühungen die vollständige Funktionsfähigkeit der Niere nicht mehr hergestellt werden. Es kann zu der Notwendigkeit einer Langzeittherapie kommen. Neben einer medikamentösen Behandlung ist die Dialyse eine weitere mögliche gesundheitliche Maßnahme, um eine Verbesserung der Gesamtsituation zu erzielen.

Diese stellt eine besondere Herausforderung für die Bewältigung des Alltags des Betroffenen dar. Oft sind die emotionalen Belastungen derart stark, dass psychische Folgeerkrankungen auftreten. Dies ist bei der Stellung der Prognose zu berücksichtigen. Bei einigen Patienten bleibt als letzter Behandlungsweg eine Transplantation. Andernfalls verkürzt sich die durchschnittliche Lebenserwartung erheblich, da ein Organausfall droht.

Vorbeugung

Einer Nierenkolik kann mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr vorgebeugt werden. Diese ist besonders bei sommerlichen Temperaturen und dem damit verbundenen vermehrten Schwitzen wichtig. Häufigen Harnwegsinfekten, die ebenfalls die Entstehung von Harnsteinen begünstigen, kann dadurch ebenfalls vorgebeugt werden. Die schnelle Abnahme von Körpergewicht ohne eine ausreichende Trinkmenge fördert ebenfalls die Entstehung von Harnsteinen und damit das Auftreten einer Nierenkolik.

Nachsorge

Nach der Behandlung der Nierenkolik ist eine Nachsorge angezeigt, um etwaige Symptome zielgerichtet zu lindern und den Krankheitsverlauf über die Genesung hinaus zu überwachen. Je nach Art und Schwere der Kolik besteht ein unterschiedliches großes Risiko von Komplikationen. Die Metaphylaxe ist in jedem Fall notwendig, da andernfalls Nierenschäden unbemerkt bleiben können oder erneut eine Nierenkolik entsteht und das Organ weiter schädigt.

Die erste Nachsorge-Untersuchung umfasst in erster Linie eine Kontrolle der betroffenen Niere. Hierzu nutzt der Arzt bildgebende Verfahren sowie eine körperliche Untersuchung. Die Anamnese dient der Beantwortung offener Fragen und der Klärung etwaiger Beschwerden. Insofern keine Auffälligkeiten festgestellt werden, kann die Nachsorge abgeschlossen werden. Die Nierenkolik sollte, einmal abgeklungen, keine weiteren Beschwerden hervorrufen.

Es genügt, wenn der Patient die normalen Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nimmt. Zudem muss weiterhin auf Anzeichen erneuter Nierenbeschwerden geachtet werden. Eine medikamentöse Behandlung von Schmerzen oder anhaltenden Entzündungen kann durch den Hausarzt überwacht werden. Die Ursachenfindung der Nierenkolik kann ebenfalls Teil der Nachsorge sein, insofern der Auslöser nicht bereits während der eigentlichen Behandlung ermittelt wurde.

Das können Sie selbst tun

Zur Unterstützung eines natürlichen Abgangs des Harnsteins sollte sich der Betroffene ausreichend bewegen. Durch regelmäßige sportliche Aktivitäten und gezielte Bewegungen des Beckens kann es zu einer spontanen Ablösung des Fremdkörpers kommen. Dadurch werden ein operativer Eingriff vermieden und die notwendigen medizinischen Behandlungen verringert. Gleichzeitig ist vor einer Überanstrengend oder Überlastung des Organismus zu warnen, da sich sonst der Allgemeinzustand verschlechtert.

Sobald der Harnstein restlos entfernt ist, kommt es zu einer Spontanheilung und der Patient ist im Normalfall beschwerdefrei. Zur langfristigen Risikominimierung einer Nierenkolik können ebenfalls verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Die Umstellung der Nahrung kann einer Neubildung von Harnsteinen entgegen wirken. Der Konsum von Fleisch sowie Innereien sollte reduziert oder vermieden werden. Die Zufuhr des Genussmittels Kaffee ist ebenfalls einzuschränken, um eine Verbesserung der Gesundheit zu erzielen. Darüber hinaus ist auf das Trinken von schwarzem Tee und den Verzehr von Milchprodukten zu verzichten.

Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung sowie einer regelmäßigen sportlichen Betätigung wird eine anhaltende Aufrechterhaltung der Gesundheit gefördert. Die Aufnahme von zwei Litern Flüssigkeit pro Tag ist Erwachsenen zu empfehlen. Bei einer bestehenden Nierenkolik ist die Menge der Flüssigkeitsaufnahme zu erhöhen. Dadurch wird die Nierentätigkeit angeregt und die Wahrscheinlichkeit eines natürlichen Abtransportes des Fremdkörpers steigt an.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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