Osler-Knötchen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Osler-Knötchen sind Hautveränderungen an den Fingern und Zehen. Es sind kleine Knoten, die schmerzverursachend sind. Oftmals treten sie zu mehreren Hunderten nebeneinander auf.
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Was sind Osler-Knötchen?
Die Osler-Knötchen wurden nach dem kanadischen Arzt Sir William Osler benannt. Dieser beschrieb als der Erstautor um 1900 erstmals die Auffälligkeiten der Hautveränderungen seiner Patienten. Die Knötchen werden auch als Osler spots bezeichnet, da sie optisch Hautflecken ähneln. Es handelt sich bei den Knötchen um schmerzhafte Hautveränderungen.
Der Schmerz entsteht, sobald Druck auf die betroffene Hautpartie ausgeübt wird. Die Osler-Knötchen sind ungefähr Stecknadelkopf- bis Erbsengroß. Eine Besonderheit der Knötchen ist, dass sie meist in einer Anzahl von mehreren Hundert gleichzeitig auftreten. Ihre Farbe ist bläulich-rot. Die Knötchen werden an den Fingern und Zehen diagnostiziert.
Darüber hinaus können sie in den Handinnenflächen im Daumen- oder Kleinfingerballen entstehen. Die Hautveränderungen entstehen durch Einblutungen der Dermis. Dies ist die Lederhaut, die sich unter der obersten Hautschicht, der Epidermis befindet. Die Osler-Knötchen sind eine häufige Begleiterscheinung einer bakteriellen Herzinnenhautentzündung.
Bei den Patienten werden oftmals an mehreren Fingern zeitgleich unterschiedlich große Hautpartien vorgefunden, die betroffen sind. Charakteristisch ist, dass sich in der Mitte der Knötchenflecken oft eine weiße Hautpartie befindet. Mit dem Beginn der Behandlung verschwinden die Knötchen meist nach einigen Tagen.
Ursachen
Zu der häufigsten Ursache der Osler-Knötchen gehört eine bakterielle Endokarditis. Eine unbehandelte infektiöse Endokarditis kann tödlich enden. Es handelt sich hierbei um eine Herzinnenhautentzündung. Die Osler-Knötchen sind ein faktorielles und damit kein zwingendes Symptom bei der Endokarditis. Darüber hinaus treten die Kötchen bei einigen weiteren Krankheitsbildern auf.
Zu ihnen gehören der Systemische Lupus erythematodes, die Disseminierte Gonokokkeninfektion und eine Embolie bei septischem Katheter. Der Systemische Lupus erythematodes ist eine Autoimmunerkrankung der Haut sowie des Gefäßbindegewebes der Organe. Der Lupus erythematodes wird dem entzündlichen Rheuma zugeordnet.
Die Disseminierte Gonokokkeninfektion gilt als eine besondere Form einer Gonorrhoe. In ein bis drei Prozent einer unbehandelten Gonorrhoe geht die Erkrankung in eine Disseminierte Gonokokkeninfektion über. Der Patient leidet an Fieberschüben, klagt über Gelenkbeschwerden und Hautveränderungen in Form von schmerzhaften Knötchen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Osler-Knötchen machen sich in erster Linie durch auffällige Hautveränderungen bemerkbar. Die charakteristischen Knötchen entstehen vorwiegend an Zehen und Fingern. Dort kommt es zu schmerzhaften Wucherungen, welche die Bewegungsfreiheit von Hand oder Fuß erheblich einschränken. Die Knötchen erreichen eine Größe von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern, wobei sie während der Erkrankung an Größe zunehmen und sich zunehmend verhärten.
Während der Abheilung der Knötchen schuppt die Haut im betroffenen Bereich stark. Begleitend dazu treten meist Juckreiz und Rötungen auf. Je nach Ursache können bei Osler-Knötchen weitere Symptome auftreten. Liegt den Hautveränderungen eine infektiöse Endokarditis zugrunde, treten unter anderem Fieber, Schüttelfrost und Herzrasen auf.
Außerdem kann es zu Anämie und einem Gewichtsverlust kommen. Ist ein Herzfehler ursächlich, kann es zu Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzinfarkt kommen. Selbiges gilt, wenn den Osler-Knötchen eine Autoimmunerkrankung der Haut zugrunde liegt. Ist ein entzündliches Rheuma der Auslöser, treten weitere Bewegungsstörungen auf.
Parallel dazu kann es zu Gliederschmerzen, Lähmungserscheinungen und den typischen Entzündungsreaktionen kommen. Die Osler-Knötchen selbst klingen ab, sobald die ursächliche Erkrankung behandelt wurde. Bei fehlender Behandlung vermehren sich die Wucherungen, und die Begleitsymptome werden stärker.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose der Osler-Knötchen wird von einem Dermatologen getroffen. Die Osler-Knötchen sind abzugrenzen von Janeway-Läsionen. Diese sehen optisch den Knötchen sehr ähnlich, sind jedoch für den Patienten vollkommen schmerzfrei. Darüber hinaus unterscheiden sie sich von den Hautveränderungen des Morbus Osler.
Hier sind sie Veränderungen angeboren und genetisch bedingt. Die erkrankten Bereiche betreffen zusätzlich die Schleimhäute, den Magen-Darm-Trakt und Hautpartien im Gesicht. Die Osler-Knötchen betreffen Hautveränderungen an den Finger- und Zehenkuppen. Darüber hinaus können sie in den Handinnenflächen oder auch an Armen oder Beinen vorkommen.
Im Körperinneren sind sie jedoch nicht zu finden. Ihre hohe Anzahl und ihr gruppenförmiges Auftreten sind charakteristisch. Weitere Untersuchungen sind bei den Osler-Knötchen nicht notwendig und werden nicht empfohlen. Die Diagnose wird nach der Anamnese, der Sichtkontrolle und dem Drucktest gestellt. Letzterer sollte beim Patienten mit Schmerzen verbunden sein.
Ein typischer Krankheitsverlauf der Osler-Knötchen ist als remittierend einzustufen. Auch ohne einen Arztbesuch oder eine explizite Diagnose kann es nach einigen Tagen zu einer Verringerung der Beschwerden kommen. Dies geschieht vor allem dann, wenn die Primärerkrankung erkannt und behandelt wird. Erfolgt das nicht, ist damit zu rechnen, dass die Osler-Knötchen wiederholend auftreten.
Komplikationen
Die Knötchen selbst sind mit Schmerzen verbunden, sodass die meisten Betroffenen viele Dinge mit ihren Fingern nicht mehr ohne Weiteres tun können. Dabei kann es auch zu psychischen Beschwerden oder sogar zu Depressionen kommen, falls die Krankheit nicht richtig behandelt wird. In vielen Fällen ist keine einfache Diagnose bei den Osler-Knötchen möglich. Die Behandlung selbst verläuft meistens ohne Komplikationen und wird mit Hilfe von Antibiotika unterstützt.
Dabei kommt es relativ schnell zum Erfolg. Allerdings schuppt die Haut während der Behandlung relativ stark. Viele Patienten leiden dabei auch an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl. In der Regel wirkt sich auch das Schonen der Hände und Füße sehr positiv auf die Osler-Knötchen aus. Die Lebenserwartung des Patienten wird bei dieser Erkrankung nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Rötliche Knoten an den Zehen und Fingern, Blutungen unter den Nägeln und andere Anzeichen von Osler-Knötchen sollten rasch abgeklärt werden. Sollten die Hautveränderungen und Schmerzen nicht von selbst zurückgehen, ist ärztlicher Rat gefragt. Die betroffenen Personen sollten den Hausarzt konsultieren, der die Osler-Knötchen oftmals schon blickdiagnostisch feststellen kann. Gegebenenfalls müssen weitere Diagnosemaßnahmen eingeleitet werden, zum Beispiel eine Biopsie sowie bildgebende Verfahren, um die Erkrankung zweifelsfrei feststellen zu können. Menschen, die bereits an einer Endokarditis leiden, müssen den zuständigen Arzt über die Knötchen informieren.
Wenn die Beschwerden nach einer Infektion der Haut oder einer anderen Hauterkrankung auftreten, ist ebenfalls ärztlicher Rat gefragt. Die Patienten können den Dermatologen oder einen Spezialisten für innere Medizin aufsuchen. Die Behandlung erfolgt meist medikamentös und kann von den Betroffenen zu Hause durchgeführt werden. Während der Therapie muss enger Kontakt mit dem Arzt gehalten werden.
Sollten Nebenwirkungen oder anderweitige Komplikationen auftreten, muss der Arzt informiert werden. Die Osler-Knötchen sollten bei einer frühzeitigen Behandlung rasch abklingen. Weitere Arztbesuche sind im Normalfall nicht notwendig. Die geschwächte Haut ist allerdings anfällig für weitere Infektionen, weshalb zumindest in den ersten Wochen nach der Genesung regelmäßig der Hautarzt aufgesucht werden sollte.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der Osler-Knötchen erfolgt in Abhängigkeit der Ursache. Solange diese nicht abschließend geklärt ist, kommt es zu einem rezidivierendem Auftreten der schmerzhaften Hautveränderungen. Bei einer Endokarditis empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem Internisten. Der Systemische Lupus erythematodes wird je nach Stadium mit einer Salbe oder Kortison behandelt.
Die Salbe wird jedoch nicht unmittelbar auf die Hautpartien der Osler-Knötchen aufgetragen, da die Inhaltsstoffe auf die rheumatischen Beschwerden abgestimmt sind. Die Disseminierte Gonokokkeninfektion wird je nach dem Erreger mit Penicillin oder Antibiotika behandelt. Unter der Voraussetzung, dass die Ursache der Knötchen gefunden und hierfür erfolgreich Behandlungsmaßnahmen eingeleitet wurden, heilen die Osler-Knötchen meist ohne weitere medizinische Eingriffe aus.
Im weiteren Heilungsprozess stößt die Haut über eine Schuppung allmählich von selbst die oberste Hautschicht ab. Dieser Vorgang hält einige Tage an und ist in der Regel für den Patienten schmerzfrei. Innerhalb dieser Zeit sollten Kratzbewegungen oder absichtliches Abreiben der Hautoberfläche vermieden werden.
Hautreizende oder chemische Produkte beispielsweise aus dem Bereich der Haushaltsreinigung sollten nicht ungeschützt mit der Haut in Berührung kommen. Hautpflegeprodukte ohne den Zusatz von Alkohol können auf Wunsch zusätzlich unterstützend genutzt werden. Tätigkeiten, die Druck auf die betroffenen Hautpartien ausüben, sollten vermieden werden.
Es empfiehlt sich für einige Tage ein Schonungsverhalten der Hände, Arme und Beine. Das Tragen von Gummihandschuhen wird nur während der Verrichtung von anstrengenden Tätigkeiten empfohlen.
Aussicht & Prognose
Das Entstehen von Osler-Knötchen - auch als Morbus Osler bekannt - beruht auf einer genetischen Erkrankung. Das beinhaltet bereits die Aussage, dass bei solchen Gefäßveränderungen eine Heilung nicht machbar ist. Bei den meisten genetischen Erkrankungen können lediglich die Folgeerscheinungen und Symptome abgemildert werden. Bei engmaschiger Überwachung der Betroffenen und durch eine symptomatische Therapie können Morbus Osler-Patienten eine gute Lebensqualität erleben.
Für Morbus Osler gilt, dass die symtomatischen Therapieansätze für viele der Betroffenen ein fast normales Leben gewährleisten. Was bei Osler-Knötchen grundsätzlich vermieden werden sollte, ist das Tauchen. Bei der Benutzung von Druckluftflaschen kann es zu einer Luftembolie kommen. Um die sonstige Prognose im positiven Bereich zu halten, sind regelmäßige Kontrollen beim behandelnden Arzt angeraten. Bestimmte Erkrankungen oder eine Schwangerschaft können beim Vorliegen von Osler-Knötchen zu schweren Komplikationen führen. Auch ein erhöhtes Alter kann die Prognose verschlechtern.
Wenn bei Komplikationen eine Beteiligung von inneren Organen vorliegt, verschlechtert sich die Prognose. Alter und Schwangerschaft können eine pulmonale arteriell-venöse Malformationen verschlimmern. Sie führt zu Blutungen. Daher ist die Prognose von Patient zu Patient verschieden. Der Krankheitsverlauf kann sich außerdem im Lauf des Lebens verändern. Während manche Patienten mit Osler-Knätchen nur geringe Beschwerden haben, erleben andere Betroffene durch eine Veränderung des Krankheitsverlaufs lebensbedrohliche Zustände.
Vorbeugung
Vorbeugende Maßnahmen werden bei den Osloer-Knötchen nicht empfohlen. Da es sich bei ihnen um Begleit- und Nebenerscheinungen einiger anderer Erkrankungen handelt, sind bei ihnen Interventionsmaßnahmen möglich. Beispielsweise ist auf Hygiene bei dem Verlegen eines Katheters zu achten. Ebenfalls sollte eine Gonorrhoe unverzüglich behandelt werden.
Nachsorge
In der Regel stehen Betroffenen bei einem Osler-Knötchen nur wenige oder auch nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Diese sind allerdings auch nicht immer notwendig, sodass auch nicht immer eine direkte Behandlung der Krankheit erfolgen muss. Eine frühe Diagnose wirkt sich dabei positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus und kann dabei auch das Auftreten von weiteren Komplikationen oder Beschwerden verhindern.
Die Krankheit kann meistens mit Hilfe von verschiedenen Medikamenten relativ gut behandelt werden. Dabei sollte der Betroffene immer die Anweisungen des Arztes beachten und dabei die Arzneimittel regelmäßig und auch in der richtigen Dosierung einnehmen. Bei der Einnahme von Antibiotika ist auch zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten.
Sollte es zu starken Nebenwirkungen kommen, ist ebenso ein Arzt zu konsultieren. Während der Behandlung sind regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt sehr sinnvoll. Im Allgemeinen ist die Haut beim Osler-Knötchen besonders gut zu schützen, wobei der Kontakt mit den erregenden Stoffen zu vermeiden ist. Die Erkrankung verringert nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.
Das können Sie selbst tun
Je nachdem, welche Ursache den Osler-Knötchen zugrunde liegt und welche Behandlungsschritte bereits unternommen wurden, kann der Patient die Genesung durch verschiedene Selbsthilfe-Maßnahmen unterstützen.
Bewährt hat sich vor allem eine strikte Körperhygiene. Die betroffene Stelle muss mit geeigneten Präparaten behandelt werden, um die Entstehung von Schuppen und anderen Hautveränderungen zu vermeiden. Begleitend dazu sollte sich der Patient schonen. Vor allem nach einem Eingriff darf die betroffene Stelle keinen weiteren Reizen ausgesetzt werden, um ernste Komplikationen zu vermeiden. Hände, Arme und Beine müssen grundsätzlich geschont werden, am besten durch das Tragen von Spezialhandschuhen und ausreichend Bettruhe.
Im weiteren Genesungsprozess sollten die Osler-Knötchen nicht mit Stoff in Berührung kommen und auf keinen Fall aufgerieben werden. Hautreizende Produkte gilt es in den ersten Tagen bis Wochen zu vermeiden. Dies betrifft nicht nur die Körperpflege, sondern auch die Haushaltsreinigung und Tätigkeiten im Beruf. Welche Maßnahmen im Detail angezeigt sind, kann der zuständige Arzt beantworten. Da Osler-Knötchen in sehr unterschiedlicher Ausprägung und Anzahl auftreten können, sollten etwaige Selbsthilfe-Maßnahmen erst nach einer umfassenden Rücksprache mit einem Dermatologen angewendet werden.
Quellen
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Sterry, W., Worm, M., Burgdorf, W.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2014