Osteoidosteom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Osteoidosteom wird eine gutartige Tumorveränderung im Skelett verstanden. Beschwerden entstehen durch den benignen Knochentumor eher selten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Osteoidosteom?

In vielen Fällen ruft ein Osteoidosteom keine Beschwerden hervor. Bei einigen Patienten kann es jedoch zu Schmerzen kommen, die vor allem in den Nachtstunden auftreten.
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Osteoidosteom ist die Bezeichnung für einen Tumor, dessen Ursprung in den Osteoblasten (speziellen Knochenzellen) liegt. Der Knochentumor bringt es auf einen Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern. Besonders häufig kommt er an Röhrenknochen vor. Dazu gehören in erster Linie der Oberschenkelknochen (Femur) sowie das Schienbein (Tibia).

Das Osteoidosteom rangiert in der Häufigkeit von gutartigen (benignen) Knochenveränderungen auf dem dritten Platz hinter dem Osteom und dem nichtossifizierenden Fibrom. Der Knochentumor zeigt sich vorwiegend im Jugendalter. Besonders betroffen ist der obere Abschnitt des Oberschenkelknochens. Aber auch Schienbein und Wirbelsäule sind nicht selten von den Veränderungen betroffen.

Der Anteil des Osteoidosteoms an Knochentumoren liegt bei rund 14 Prozent. In den meisten Fällen zeigt es sich bei männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 20 Jahren. Mitunter tritt der Tumor auch vor dem 10. Lebensjahr auf. Ab dem 30. Lebensjahr ist er nur noch sehr selten zu verzeichnen.

Ursachen

Seinen Ursprung nimmt das Osteoidosteom an der äußeren harten Rinde des Knochengewebes. Wodurch der gutartige Knochentumor verursacht wird, ließ sich bislang nicht herausfinden. Ein Osteom wird in manchen Fällen vererbt. In der Diskussion über die Auslöser des Tumors stehen äußere physikalische und chemische Einflüsse. Auch Verletzungen sowie nukleare Strahlen gelten als denkbare auslösende Faktoren.

Gutartige Knochentumore zeigen sich oftmals bei einem zu rasanten Wachstum der Knochen. Als möglicher Risikofaktor gelten zudem Wachstumshormone. Die Medizin unterscheidet bei Knochentumoren zwischen Osteoidosteomen, Osteomen und Osteoblastomen, die von den Knochenzellen ausgehen, Osteochondromen, Chondroblastomen und Chondromen, deren Ursprung im Knorpelgewebe liegt, Osteoklastomen und Knochenfibromen, deren Ausgang sich im Bindegewebe befindet, sowie Knochenhämangiomen, deren Ursprung das Gefäßgewebe ist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In vielen Fällen ruft ein Osteoidosteom keine Beschwerden hervor. Bei einigen Patienten kann es jedoch zu Schmerzen kommen, die vor allem in den Nachtstunden auftreten. Sie setzen meist plötzlich ein und zeigen sich am Knie, an der Hüfte oder im Rücken. Eindeutig auf ein Osteoidosteom weisen die Beschwerden jedoch nicht hin.

Sie treten unabhängig von Bewegung auf und kommen aus der Tiefe. Meist bessern sich die Schmerzen nach der Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS). Gelegentlich kann der gutartige Tumor sogar ertastet werden, der sich als lokale Schwellung bemerkbar macht.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Führen die Schmerzen durch das Osteoidosteom den jungen Patienten zu einem Arzt, befasst dieser sich erst einmal mit der Krankengeschichte (Anamnese). Dabei erkundigt sich der Mediziner danach, seit wann, wie oft und an welcher Stelle die Schmerzen auftreten. Im Anschluss an die Befragung wird eine körperliche Untersuchung vorgenommen. Gelegentlich kann der Arzt den Tumor dabei ertasten.

Um weitere Aufschlüsse zu erhalten, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Dazu gehört vor allem das Anfertigen von Röntgenaufnahmen. Auf den Bildern lässt sich meist eine Auftreibung der Kortikalis (Knochenrinde) erkennen. Des Weiteren besteht eine bindegewebige Verdichtung, die eine Größe von wenigen Zentimetern aufweist. Im Zentrum der Verdichtung ist ein runder aufhellender Herd zu erkennen, der als Nidus bezeichnet wird.

Mithilfe einer Computertomographie (CT) lässt sich das Ausmaß des Tumors ermitteln. Eine weitere Diagnosemethode stellt das Knochenszintigramm dar. Bei diesem Verfahren werden radioaktive Stoffe in das Knochengewebe verabreicht. Der Arzt kann dadurch die vermehrte Aufnahme von Technetium feststellen. Zur Sicherung der Diagnose findet eine Knochenbiopsie (Entnahme von Gewebe) statt.

Anschließend wird die entnommene Probe in einem Labor unter einem Mikroskop feingeweblich untersucht. Als Hinweis auf ein Osteoidosteom gilt Bindegewebe, das gut durchblutet und von einem sklerotischen Knochen umgeben wird. Blutuntersuchungen eignen sich eher zum Ausschluss von anderen Erkrankungen, weil das Osteoidosteom keinerlei Veränderungen im Blut hervorruft.

Ein Osteoidosteom nimmt einen positiven Verlauf. So kommt es nicht zur Entstehung von Metastasen (Tochtergeschwülsten). Ebenso gilt ein bösartiges Entarten als ausgeschlossen. Wird der gutartige Knochentumor durch eine Operation entfernt, erfolgt dadurch normalerweise eine Heilung.

Komplikationen

Das Osteoidosteom selbst verursacht in der Regel keine Komplikationen. Es handelt sich um einen gutartigen Knochentumor, welcher keine Tendenz zur Entartung besitzt. Die Erkrankung macht sich aber mit Schmerzen bemerkbar, die meist nachts auftreten. Da die Schmerzen häufig chronisch werden, müssen diese unbedingt behandelt werden.

Unbehandelt können sie jedoch Auslöser von verschiedenen Komplikationen wie Wachstumsstörungen, Arthrosen oder Skoliosen sein. Die Schmerzen verursachen Haltungsschäden durch ständiges Vermeidungsverhalten. Diese Folgeschäden können zu eingeschränkter Beweglichkeit und zusätzlichen chronischen Schmerzen führen. Als weitere Folgen können natürlich psychische Probleme wie Depressionen auftreten, wenn beim Patienten das Gefühl entsteht, nicht mehr am täglichen Leben teilnehmen zu können.

Das ist für die betroffenen Personen besonders gravierend, weil die Erkrankung meist in einer besonders sensiblen und stürmischen Phase des Wachstums im Alter von 11 bis 20 Jahren auftritt. Um diese schwerwiegenden Auswirkungen zu vermeiden, wird bei vorhandenem Osteoidosteom zunächst versucht, die Schmerzsymptomatik medikamentös durch die Gabe von ASS zu mildern. In manchen Fällen hilft das allerdings nicht.

Dann ist eine chirurgische Entfernung des Tumors angesagt. Auch eine Abtragung (Ablation) des Nidus mit Hilfe toxischer Substanzen oder Radiofrequenztherapie ist möglich. Das früher häufige Verfahren der Kürettage wird heute nicht mehr durchgeführt, weil es hier durch unvollständiges Abtragen häufig zu Rezidiven kam.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Knochenschmerzen, Bewegungseinschränkungen und Sensibilitätsstörungen an den Armen oder Beinen deuten auf ein Osteoidosteom hin. Fachärztliche Hilfe ist nötig, wenn die Warnzeichen länger bestehen bleiben oder zügig stärker werden. Auch beim Auftreten weiterer Symptome sollte ein Mediziner zurate gezogen werden. Das Osteoidosteom ist eine schwere Erkrankung, die umgehend diagnostiziert und behandelt werden muss. Andernfalls können die Tumoren streuen und auf andere Organe außerhalb der Knochen übergreifen oder sogar weitere Knochen befallen. Wer zunehmende Schmerzen bemerkt, die sich auf keine bestimmte Ursache zurückführen lassen, sollte umgehend mit dem Arzt sprechen.

Notwendig ist dies insbesondere dann, wenn in der Vergangenheit bereits einmal Krebserkrankungen aufgetreten sind. Dann muss der Erkrankte mit dem zuständigen Arzt sprechen. Selbiges gilt bei genetischen Prädispositionen oder beim Vorliegen etwaiger Risikofaktoren, zum Beispiel die Arbeit in einem Atomkraftwerk oder der Kontakt mit anderen krebsauslösenden Stoffen. Betroffene Personen sollten mit dem Hausarzt, einem Onkologen oder einem Orthopäden sprechen. Je nach Schwere der Erkrankung muss der Tumor dann operativ oder mittels Strahlen- oder Chemotherapie entfernt werden. Die Therapie und Nachsorge erfolgt immer unter strenger ärztlicher Überwachung.

Behandlung & Therapie

Nicht immer ist eine Behandlung des Osteoidosteoms notwendig, sofern keine Beschwerden vorliegen und der Knochen stabil ist. Außerdem muss die Diagnose gesichert sein. Das Ziel einer Therapie besteht darin, die Schmerzen zu beseitigen und den Knochen wieder zu stabilisieren.

Die Therapie eines Osteoidosteoms findet operativ statt. So muss der Knochentumor komplett entfernt werden, um Beschwerdefreiheit zu erreichen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass er sich später erneut bildet. Das Vorgehen bei einem chirurgischen Eingriff richtet sich danach, an welcher Körperstelle sich der Tumor befindet.

Ist er in einem Bereich lokalisiert, in dem nur geringe körperliche Belastungen stattfinden, operiert ihn der Chirurg blockartig aus dem betroffenen Knochenbereich heraus, wobei er gleichzeitig den Randsaum entfernt. Nimmt der Tumor hingegen eine ungünstige Position ein und besteht deswegen Knochenbruchgefahr, wird zunächst die Knochenrinde soweit abgetragen, bis sich der Nidus im Operationsbereich erkennen lässt.

Dessen Abtragung erfolgt mit einer chirurgischen Kürette. Allerdings hat diese Methode den Nachteil, dass sich der Tumor möglicherweise nicht vollständig entfernen lässt. Dies gilt besonders bei schwer zugänglichen Operationsbereichen. Ein Vorteil des Verfahrens liegt dagegen in der Belastungsstabilität des Knochengewebes sowie in der geringeren Knochenbruchgefahr.


Aussicht & Prognose

Obwohl es sich beim Osteoidosteom um eine Form des Knochenkrebses handelt, ist die Prognose positiv. Ein osteoblastärer Tumor ist zum einen sehr klein. Manchmal ist er nur stecknadelkopfgroß, manchmal hat er die Größe eines Kirschkerns. Zweitens ist das Osteoidosteom eine gutartige Knochenneubildung. Metastasierungen kommen daher nicht vor.

Dennoch zählt das Osteoidosteom zu den primären Tumortypen. Betroffen sind vor allem junge Menschen unterhalb des dreißigsten Lebensjahres. Als dritthäufigste Knochentumoren befallen Osteoidosteome vorzugsweise männliche Patienten. Wie die Prognose lautet, ist abhängig vom der Ausdehnung und Lage des Knochentumors. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass Osteoidosteome bösartig werden. Oftmals wird nach der Diagnose erst einmal abgewartet, wie der Tumor sich entwickelt. Der Grund dafür ist, dass 30 Prozent der Osteoidosteome sich spontan zurückbilden.

Ist das nicht der Fall, muss nach erfolgloser Schmerztherapie gegebenenfalls die operative Entfernung des winzigen Tumors erwogen werden. Das ist dann sinnvoll, wenn der Tumor zu starke Schmerzen auslöst. Diese treten bevorzugt nachts auf. Sie können chronisch werden. Um der Chronifizierung, und daraus resultierenden Komplikationen vorzubeugen, ist die Entfernung des Osteoidosteoms angeraten. Damit können schmerzbedingte Schonhaltungen, Wachstumsprobleme und andere Folgen der Tumorbildung verhindert werden.

Die ehemals ausgeführte Kürettage des Tumors führte oft zu Tumor-Rezidiven. Sie wird heute nicht mehr praktiziert.

Vorbeugung

Einem Osteoidosteom vorzubeugen ist nicht möglich. So sind die verantwortlichen Ursachen nach wie vor unbekannt.

Nachsorge

Die Nachsorge ist ein wesentlicher Teil der Krebstherapie. Betroffene werden zu kontinuierlichen Verlaufskontrollen eingeladen, um die Symptome eines Neutumors zu verhindern. Bei einem Osteoidosteom handelt es sich um ein gutartiges Geschwulst. Dieses benötigt ebenso eine Nachsorge und zwar nicht nur nach einem Eingriff, sondern auch bei einem Verzicht auf eine Operation.

Letzte Verfahrensweise ist beim Ausbleiben von Beschwerden üblich. Die Beobachtung dient der vorsorglichen Vermeidung von Komplikationen. Arzt und Patient vereinbaren den Ort und Rhythmus der Nachsorge. Meist finden Untersuchungen in einer Klinik statt. Halbjährliche Termine reichen in der Regel für eine Kontrolle aus.

Unmittelbar nach einer Therapie sind vierteljährliche Vorstellungen sinnvoll. Im Anschluss an einen chirurgischen Eingriff kann eine Reha-Maßnahme sinnvoll sein. Therapeuten begleiten so den Weg in den beruflichen und privaten Alltag. Eine Nachsorgeuntersuchung besteht aus einem ausführlichen Gespräch, in dem mögliche Beschwerden abgefragt werden.

Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen und ein CT erlauben einen eindeutigen Rückschluss darüber, ob sich der Tumor weiterentwickelt hat oder neu entstanden ist. Sind Bewegungseinschränkungen durch ein Osteoidosteom entstanden, kann gegebenenfalls eine Physiotherapie Abhilfe verschaffen. Viele Patienten erhalten nach einem Eingriff zeitweise Schmerzmittel, deren Wirkung allmählich reduziert wird.

Das können Sie selbst tun

Trotz der guten Prognose und der Tatsache, dass diese Tumoren gutartig sind und selbst keinerlei Beschwerden verursachen, können die Patienten unter Schmerzen leiden. Sitzt der Tumor beispielsweise an einem Gelenk oder drückt auf einen Nerv, kann es zudem zu Bewegungsbeeinträchtigungen kommen. Aus diesem Grund und weiteren medizinischen Erwägungen werden die behandelnden Ärzte dann möglicherweise empfehlen, das Osteoidosteom operativ zu entfernen.

Die nach einer Operation verschriebenen Krankengymnastik- und/oder Ergotherapiesitzungen sind einzuhalten, da sie verhindern sollen, dass es bei den operierten Gebieten zu Verklebungen und damit zu weiteren Bewegungseinschränkungen kommt. Die dort gelernten Übungen sollten auch nach der Therapie weitergeführt werden. In jedem Fall sollte der Patient sich auf eine mehrjährige medizinische Nachsorge einstellen, da das Osteoidosteom wiederkommen kann.

Patienten mit einem nicht entfernten Osteoidosteom müssen befürchten, dass in diesem Bereich der Knochen schneller bricht. Daher sollten sie sich sorgsam vor Unfällen schützen. Auch abrupte Belastungen und Stauchungen sind zu vermeiden. Es empfehlen sich weniger unfallträchtige Sportarten wie Wandern, joggen oder Radfahren anstelle von Fußball oder anderem Mannschaftssport.

Da sich die Erkrankung am häufigsten im Alter zwischen elf und achtzehn Jahren zeigt, muss darauf geachtet werden, dass sich in der Wachstumsphase aufgrund des Osteoidosteoms keine Knochen oder Gelenke verformen. Im Zweifelsfall sind engmaschige ärztliche Kontrollen angezeigt.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006

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