Ergotherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In der Ergotherapie werden alltägliche Tätigkeiten dazu genutzt, die Handlungsfähigkeit von Menschen auszuweiten und zu erhalten. Dies betrifft Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen genau so wie Patienten nach einem Schlaganfall oder Kinder, bei denen eine Entwicklungsverzögerung beobachtet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Ergotherapie?

Die Anwendungsfelder der Ergotherapie sind vielfältig. Ein großes Einsatzgebiet ist die Rehabilitation von Patienten mit neurologischen Störungen. Grob- und feinmotorische Fähigkeiten werden in der Ergotherapie ebenso trainiert wie das Gleichgewichtsempfinden oder die Gedächtnisleistung.

Auf diesen Feldern arbeitet die Ergotherapie eng mit anderen Disziplinen wie der Neurologie, der Orthopädie oder auch der Psychiatrie zusammen.

In Deutschland ist Ergotherapie eine anerkannte Therapieform mit einer einheitlich geregelten Ausbildung. Die Beschäftigung mit alltäglichen Aufgaben wie einfachen Haushaltstätigkeiten unter therapeutischer Aufsicht soll dem Patienten dabei helfen, größtmögliche Selbstständigkeit im täglichen Leben zu erlangen und pathologische Verhaltens- und Bewegungsmuster abzulegen.

Auch bei Tätigkeiten wie dem geselligen Zusammensein mit Freunden greift Ergotherapie unterstützend ein.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Anwendungsfelder der Ergotherapie sind vielfältig. Ein großes Einsatzgebiet ist die Rehabilitation von Patienten mit neurologischen Störungen, etwa bei Schlaganfall, Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose.

Auch Patienten, deren neurologische Funktion nach Unfällen eingeschränkt ist, kann unter Einsatz der Ergotherapie geholfen werden.

Durch die Bewältigung von Aufgaben, die dem Patienten Schwierigkeiten bereiten, wird das Nervensystem trainiert und die Rehabilitation unterstützt. Außerdem lernen die Patienten, mit alltäglichen Umständen ihrer Situation angemessen umzugehen.

Grob- und feinmotorische Fähigkeiten werden im Rahmen der Ergotherapie ebenso trainiert wie das Gleichgewichtsempfinden oder die Gedächtnisleistung.

Ergotherapie mit Kindern

In der Pädiatrie übernimmt die Ergotherapie eine wichtige Rolle bei einer Vielzahl von Einschränkungen. Bei Entwicklungsverzögerung oder Verhaltensstörungen (Essstörungen, eingeschränktes Sozialverhalten) werden Ergotherapeuten ebenso zu Rate gezogen wie bei angeborenen organischen Schäden. Auch in diesem Fall geht es darum, den betroffenen Personen maximale Selbstständigkeit zu ermöglichen und pathologische durch gesündere Bewegungs- und Verhaltensweisen zu ersetzen.

Die Erledigung von Hausaufgaben gehört in diesem Kontext ebenso zu den Inhalten ergotherapeutischer Behandlung wie Bastelarbeiten oder andere kindgerechte Aufgaben, beispielsweise beim Kochen. In diesem Zusammenhang kooperieren Ergotherapeuten häufig mit sozialen Einrichtungen oder speziellen Kindergärten, Schulen und Rehazentren für Kinder.

Ergotherapie & Orthopädie

Im Fall orthopädischer Beeinträchtigungen wirkt die Ergotherapie in erster Linie auf die motorischen Funktionen des Patienten. Dieser lernt, mit eventuell benötigten Hilfsmitteln im Alltag kompetent umzugehen. Mittels alltagstauglicher Übungen wird versucht, den Bewegungsspielraum von Muskeln und Gelenken zu optimieren. Hier überschneidet sich das Aufgabengebiet der Ergotherapie mit dem der Physiotherapie. Beide werden häufig parallel eingesetzt, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen. Falls nötig, erlernt der Betroffene unter therapeutischer Aufsicht kompensatorische Alternativen für Bewegungsabläufe, die ihm durch Krankheit unmöglich geworden sind.

Auch wenn die Bewältigung alltäglicher Aufgaben ohne unerwartete äußere Einflüsse, einzig aufgrund des Alters schwieriger wird, besteht die Möglichkeit, mittels Ergotherapie die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Durch gezielte Förderung können körperliche und geistige Fähigkeiten bewahrt und mitunter sogar verbessert werden. Außerdem gilt es, das häusliche Umfeld an die veränderten Fähigkeiten der Patienten anzupassen, um so die Lebensqualität möglichst lange zu bewahren. Im geriatrischen Bereich liegt der Fokus der Ergotherapie auf der Förderung und Bewahrung kognitiver Fähigkeiten.

Außerdem eignet sich Ergotherapie als Hilfsmittel, wenn es darum geht, die Belastbarkeit und Motivation von Menschen mit psychischen Einschränkungen zu trainieren. Indem einfache und komplexere Aufgaben bewältigt werden, gewinnen die Patienten Selbstbewusstsein und Alltagskompetenz. Die soziemotionale Kompetenz sowie die Verarbeitung der Körperwahrnehmung werden durch alltägliche und kreative Aufgaben geübt. So lernen die Patienten unter therapeutischer Aufsicht, sich einer Situation angemessen zu verhalten und mit ihrer Umwelt zu interagieren. Im psychiatrischen Bereich findet die Ergotherapie vor allem Anwendung bei Suchtkranken und bei Menschen mit den verschiedensten psychischen Störungen.

Je nach Betätigungsfeld gelingt es in der Ergotherapie mehr oder weniger, dem holistischen Konzept angemessen zu agieren und auf die Bedürfnisse des Patienten einzugehen. Enge Absprache mit den anderen beteiligten Disziplinen ist notwendig, um optimale therapeutische Resultate zu erzielen. Deutsche Krankenkassen kommen für die durch Ergotherapie anfallenden Kosten im Allgemeinen auf, denn der Ansatz, den Menschen als Teil seiner Umwelt zu behandeln, führt oft zu vielversprechenden Ergebnissen.

Quellen

  • Habermann,C., Kolster, F.: Ergotherapie im Arbeitsfeld Neurologie. Thieme,Stuttgart 2002
  • Nacke, Angelika: Ergotherapie bei Kindern mit Wahrnehmungsstörung. Thieme, Stuttgart 2010
  • Scheepers, C., Steding-Albrecht, U., Jehn, P.: Ergotherapie. Vom Behandeln zum Handeln. Thieme, Stuttgart 2015

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