Osteom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einem Osteom wird ein gutartiger Knochentumor verstanden. Häufig zeigt es sich in der Schädelregion wie in den Nasennebenhöhlen.
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Was ist ein Osteom?
Das Osteom zählt zur Gruppe der gutartigen Knochentumore. Unter Knochentumoren werden Geschwülste verstanden, die im Knochengewebe entstehen. Es gibt sowohl gutartige als auch bösartige Knochentumore. Im Gegensatz zum Knochenkrebs kommt es bei einem Osteom jedoch nicht zu einer Entartung des betroffenen Gewebes.
Außerdem büßt es seine Ursprungsfunktion nicht ein. Neben Osteomen gehören auch Osteochondrome zu den gutartigen Knochentumoren. Ein typisches Merkmal des Osteoms ist sein gestieltes Aussehen. Des Weiteren verfügt der gutartige Knochentumor über ein schwammiges und gestieltes Aussehen.
In der Medizin wird zwischen drei unterschiedlichen Osteom-Typen unterschieden. So gibt es das feste Osteom (Osteom durum), das schwammige Osteom (Osteom spongiosum) sowie das gehirnprominente Osteom (Osteom medullosum). Es besitzt einen größeren Hohlraum, in dem sich Knochenmark befindet.
Ursachen
Die Ursachen für die Entstehung eines Osteoms sind unterschiedlich. Bei vielen Patienten lässt sich jedoch keine genaue Ursache feststellen. Die Osteome entstehen aus reifen Knochen und sind entweder kompakt oder schwammartig. Das kompakte Osteom setzt sich ausschließlich aus Knochen zusammen.
Nicht selten stellt es eine Begleiterscheinung von gutartigen Tumoren an den Meningeomen (weiche Hirnhäute) dar. Die Zusammensetzung eines schwammartigen Osteoms besteht aus Knochen und Hohlräumen. Mitunter treten sie im Rahmen von Erbkrankheiten wie dem Gardner-Syndrom auf. Das Gardner-Syndrom ist gekennzeichnet durch Schädel-Osteome, Hauttumore und Darmpolypen.
Ferner bilden sich in der Nähe der Osteome zusätzlich Knochenfibrome. Diese haben ihren Ursprung im Bindegewebe. Darüber hinaus sind Knochenhämangiome vorhanden, die aus den Gefäßen entstehen. Als mögliche Auslöser von Osteomen werden biochemische, physikalische oder chemische Prozesse diskutiert. Beweise ließen sich bislang jedoch nicht finden. Ein möglicher Zusammenhang wird zu einem raschen Knochenwachstum gesehen. So entstehen gutartige Knochentumore vorwiegend in einem Lebensalter zwischen 20 und 30 Jahren.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Osteom kann verschiedene Beschwerden hervorrufen. Die meisten Patienten leiden unter Kopfschmerzen, deren Intensität im Laufe der Zeit zunimmt. An den Nasennebenhöhlen entsteht mitunter eine Vorwölbung der betroffenen Wände. Des Weiteren droht durch das Osteom das Verlegen des Ausführungsgangs der Nasennebenhöhle.
Dies begünstigt wiederum die Bildung einer Nasennebenhöhlenmukozele. Nicht selten ruft die Mukozele ein Druckgefühl innerhalb des Kopfes hervor. Ebenso sind Einschränkungen des Visus als auch das Sehen von Doppelbildern im Bereich des Möglichen. Durch ein Osteom kann es zudem zum Verdrängen des Augapfels kommen. Dehnt sich der gutartige Knochentumor weiter aus, führt dies zu einem Gewebeschwund an der Dura mater (harte Hirnhaut). Dadurch besteht das Risiko von endokraniellen Komplikationen.
Weitere denkbare Beschwerden sind das Ansammeln von Flüssigkeit bei einen gelenknahen Osteom, das Hemmen des Knochenwachstums, Verformungen an Knochen und Gelenken, Druckschäden an Nerven oder Gefäßen, Knochenfrakturen sowie Schmerzen an der betroffenen Körperstelle. Die Beschwerden hängen auch von der Art des Tumors und seiner Körperposition ab.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Das Beschwerdebild spielt auch bei einer ärztlichen Untersuchung eine bedeutende Rolle. So ergeben sich aus ihm erste Hinweise auf die Erkrankung, was insbesondere für Knochenverformungen gilt. Im Rahmen der Untersuchung führt der behandelnde Arzt verschiedene Schmerz- und Funktionstests durch. Dazu zählen ein Belastungstest oder eine Kontrolle der Durchblutung.
Sicher diagnostizieren lässt sich ein Osteom durch die typischen Veränderungen, die sich auf einer Röntgenaufnahme erkennen lassen. Bestehen noch Zweifel darüber, ob ein gutartiger oder ein bösartiger Tumor vorliegt, müssen weitere Untersuchungen stattfinden. Dazu gehören eine Computertomographie (CT) sowie eine Magnetresonanztomographie (MRT). Des Weiteren ist die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) möglich, die anschließend unter einem Mikroskop untersucht wird.
Wichtige Hinweise liefert zudem die genaue Position des Knochentumors. So zeigen sich Osteome oft an bestimmten Stellen des Körpers. Von Wichtigkeit ist außerdem eine Differentialdiagnose zu anderen Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden aufweisen. Dazu zählt in erster Linie die Ostitis fibrosa, bei der es zu einer schmerzlosen Aufreibung der Stirn und des Oberkieferknochens kommt. Da Osteome zu den gutartigen Knochentumoren zählen, fällt ihr Verlauf normalerweise positiv aus. Mitunter kann ein Osteom erneut auftreten.
Komplikationen
Auch das Sichtfeld wird durch das Osteom nicht selten eingeschränkt und erheblich verringert. Ebenso führt das Osteom zu einem verringerten Knochenwachstum, sodass es vor allem nach Unfällen oder Frakturen nicht zu einer vollständigen Heilung kommt. Weiterhin hängen allerdings die Beschwerden und der weitere Verlauf dieser Krankheit sehr stark von der genauen Position und der Austrug des Tumors ab, sodass eine allgemeine Voraussage über die Komplikationen in der Regel nicht getroffen werden kann.
Die Behandlung des Osteoms erfolgt durch einen operativen Eingriff. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Möglicherweise ist der Betroffene dann auf Implantate angewiesen. Bei einer erfolgreichen Behandlung kommt es nicht zu einer Beeinflussung der Lebenserwartung des Patienten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Undefinierbare Schmerzen, Verformungen von Gelenken und Knochen und Druckschäden an den Gelenken müssen ärztlich abgeklärt werden. Diese Symptome deuten auf ein Osteom hin, welches von einem Arzt diagnostiziert und behandelt werden muss. Betroffenen Personen sprechen am besten mit dem Hausarzt, der anhand der Anamnese und einer körperlichen Untersuchung bereits eine Verdachtsdiagnose stellen kann.
Liegt tatsächlich ein Osteom zugrunde, wird ein Orthopäde in die Behandlung involviert. Wenn bereits Bewegungsschäden entstanden sind, ist auch ein Physiotherapeut oder ein Sportmediziner an der Therapie beteiligt. Personen, die schon einmal an Krebs erkrankt sind, sollten mit genannten Anzeichen sofort zum Arzt gehen.
Selbiges gilt bei genetischen Prädisposititionen, welche die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung gutartiger Knochentumoren erhöhen. Wenn ein Elternteil in der Vergangenheit an einem Osteom oder Osteochondrom erkrankt ist, kann dieses an die Kinder weitergegeben werden. Deshalb sollten entsprechende Risikopatienten umgehend zum Arzt gehen, wenn die genannten Symptome auftreten. Wird das Osteom frühzeitig behandelt, kann das Leiden meist ohne Langzeitfolgen überwunden werden. Wenn es spät oder nur unzureichend therapiert wird, kann es zu Bewegungseinschränkungen und starken Schmerzen kommen. Langfristig kann der Tumor streuen und sogar zum Tod führen.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung eines Osteoms hängt davon ab, ob es Beschwerden verursacht oder nicht. Auch eventuelle Komplikationen sowie das Lebensalter des Patienten sind von Bedeutung. Schreitet das Wachstum des Tumors nur langsam voran und bestehen keine Symptome, wird in der Regel abgewartet und der weitere Verlauf beobachtet.
Falls erforderlich, erfolgt eine Operation des Osteoms. Dabei achtet der Chirurg auf eine möglichst schonende Vorgehensweise. Im Verlauf des chirurgischen Eingriffs entwurzelt und entfernt der Operateur des Osteom aus dem Körper, was auch als Exstirpation bezeichnet wird. Bei Bedarf lässt sich zudem ein Ersatz durch körpereigenes Gewebe oder künstliche Implantate einbringen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose ist bei einem Osteom in der Regel sehr günstig. In den meisten Fällen kann abgewartet werden, wie sich der Knochentumor entwickelt. Eine operative Entfernung ist in diesen Fällen üblicherweise nicht notwendig. Das Osteom wächst nur sehr langsam und verursacht zumeist keinerlei Beschwerden.
In einem geringen Bruchteil der Fälle entartet es zu einem bösartigen Knochentumor. Nach einer rechtzeitigen operativen Entfernung ist jedoch auch bei einem solchen die Prognose relativ gut. Problematisch kann ein Osteom hingegen dann werden, wenn es im Bereich der Augen, der Nase oder der Nasennebenhöhlen liegt. An diesen Stellen können gewisse Beschwerden oder Beeinträchtigungen auftreten. Diese sind jedoch in der Regel nicht lebensbedrohlich. Zumeist ist in solchen Fällen dennoch eine Operation anzuraten, die zuverlässige Ergebnisse erzielt. Selten ist ein solcher Eingriff nicht möglich. Dennoch sind die Aussichten für die betroffenen Patienten relativ gut.
Nach der Entfernung des Osteoms kommt es in sehr wenigen Fällen zu einem erneuten Auftreten gutartiger Knochentumore innerhalb der ersten Jahre nach dem Eingriff. Ein späteres Rezidiv ist hingegen relativ unwahrscheinlich.
Vorbeugung
Präventive Maßnahmen, die zur Vorbeugung eines Osteoms dienen, sind nicht bekannt. Zeigen sich erkennbare Verformungen oder Beschwerden, gilt es daher, so schnell wie möglich einen Arzt aufzusuchen und die Ursachen zu ergründen. Auf diese Weise lässt sich weiteren Beeinträchtigungen wie Knochenbrüchen vorbeugen.
Nachsorge
Eine Nachsorge gehört unweigerlich zu jeder Krebstherapie. Ein erfolgreich behandelter Tumor kann nach einiger Zeit an derselben Stelle ein Rezidiv ausbilden. Daraus resultieren erneute Beschwerden und die Gefahr einer verkürzten Lebenserwartung. Daher sollte eine Verlaufskontrolle engmaschig erfolgen.
Ärzte versprechen sich durch eine frühzeitige Behandlungsaufnahme den besten Therapieerfolg. Zwar handelt es sich bei einem Osteom um einen gutartigen Tumor, der zu keiner Metastasenbildung neigt, dennoch wird eine Nachsorge notwendig, weil er Beschwerden verursachen kann. Ärzte verzichten zunächst auf eine Operation, solange keine Alltagseinschränkungen bestehen.
In dieser Zeit fallen regelmäßige Routinekontrollen an. Planmäßige Nachkontrollen sind darüber hinaus nach einem chirurgischen Eingriff wegen der möglichen Ausbildung eines Rezidivs angezeigt. Ort und Umfang der Nachsorge legen Arzt und Patient gemeinsam fest. Meist reicht eine halbjährliche Kontrolle aus.
Zur Feststellung des Krankheitsfortgangs eignen sich besonders bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder ein CT. Bedingt durch die technischen Anforderungen findet die Nachsorge meist in Kliniken statt. Feingewebliche Untersuchungen können ebenso zu einer Diagnose führen. Kommt es zu einem operativen Eingriff, gehört oft eine Rehabilitation zur Nachsorge. Der Patient wird von Therapeuten gezielt auf seine berufliche und soziale Wiedereingliederung vorbereitet.
Das können Sie selbst tun
Osteom-Patienten können einiges tun, um die ärztliche Therapie zu unterstützen und das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Leichter und regelmäßiger Sport stärkt das Immunsystem, das Herz-Kreislaufsystem und das hormonelle Gleichgewicht. Je nachdem, wo der Tumor lokalisiert ist, bieten sich Schwimmen und Laufsport, aber auch Radfahren, Walking oder sogar moderates Muskeltraining an. Auch alternative Maßnahmen wie Yoga, Tai Chi und Qi Gong haben sich als unterstützende Hilfe bei Osteomen bewährt. Wichtig ist eine Balance zwischen Sport und Schonung.
Wenn der Arzt Bettruhe verordnet, sollte dies eingehalten werden. Die Ernährung sollte sich aus Lebensmitteln mit vielen Vital- und Mineralstoffen zusammensetzen. Gemüse, Obst, Nüsse und Samen helfen dabei, nach einer Chemo- oder Strahlentherapie schnell wieder fit zu werden. Diese allgemeinen Maßnahmen können durch den Austausch mit Gleichgesinnten unterstützt werden.
In einer Selbsthilfegruppe oder in Internetforen können Osteom-Patienten mit anderen Betroffenen über die Beschwerden und Probleme sprechen. Ebenso wichtig ist es, soziale Kontakte zu pflegen. Hobbys und Leidenschaften stellen ein Gegengewicht zu den ernsten Aspekten der Erkrankung dar und helfen dabei, trotz Erkrankung eine hohe Lebensqualität zu bewahren. Während und nach der Behandlung gilt es, die Belastung durch Entspannungsübungen wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung abzubauen. Dadurch werden körperliche Beschwerden und seelische Ängste gleichermaßen reduziert.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006