Palliativmedizin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Palliativmedizin beschäftigt sich mit der medizinischen Behandlung von Erkrankungen, die nicht mehr heilbar sind und die Lebenszeit begrenzen. Dabei geht es nicht um eine Lebensverlängerung, sondern um die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten. Alle Behandlungen werden im Einverständnis mit dem Betroffenen durchgeführt.
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Was ist die Palliativmedizin?
Die Entwicklung der Palliativmedizin war die notwendige Antwort auf die in der Neuzeit zunehmende Tabuisierung des Sterbens infolge der Individualisierung, Säkularisierung der Gesellschaft und Schwächung der Familie. Im Jahre 1967 gründete die englische Ärztin Cicely Saunders in London den St. Christopher's Hospice.
Bereits lange vorher wies sie immer wieder auf die Missstände bei der Betreuung Schwerkranker und Sterbender in den Krankenhäusern hin. Dort wurden nur Maßnahmen zur Lebensverlängerung vorgenommen, die jedoch keinesfalls die Lebensqualität der Patienten verbesserte. In ihrem Konzept verfolgte sie das Anliegen, unheilbar kranken Patienten, die keine Aussicht mehr auf Heilung haben, bis an ihr Lebensende ein Leben in Würde und möglichst weitgehender Beschwerdefreiheit zu ermöglichen.
In Deutschland begann die Entwicklung der Palliativmedizin in den Achtziger Jahren mit der Gründung der ersten Hospize. Erst in den Neunziger Jahren setzte jedoch eine rasante Entwicklung in der Palliativmedizin ein. Das Ziel der palliativen Behandlung besteht in der Sicherung der Lebensqualität durch eine umfassende medizinische, pflegerische oder psychosoziale Betreuung der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Behandlungen & Therapien
Die Palliativmedizin erfordert die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachleute in einem Team. So muss einerseits die medizinische und andererseits die pflegerische sowie psychosoziale Versorgung der Patienten gesichert sein. Die medizinische Versorgung umfasst die Symptomkontrolle und die Linderung der Beschwerden durch Behandlungsmethoden, die den Betroffenen nicht zusätzlich belasten. Bei den hauptsächlichen Symptomen, die in der Palliativmedizin behandelt werden, handelt es sich unter anderem um Schmerzen, Schwäche, Müdigkeit oder Atembeschwerden.
Schmerzen werden meist durch medikamentöse Behandlung gelindert. Bei leichten Schmerzen kommen Medikamente der Stufe 1 wie Metamizol zum Einsatz. Eine hohe Schmerzintensität erfordert auch oft auch die Anwendung von schwachen oder gar starken Opiaten der Stufen 2 und 3. Bei Luftnot und Übelkeit gibt es in der medikamentösen Anwendung ähnliche abgestufte Therapien. In besonderen Krisensituationen sind im Rahmen der Möglichkeiten und bezüglich der Erfolgsaussichten auf eine zeitweilige Verbesserung der Symptome auch solche Maßnahmen wie invasive Beatmung oder Palliativoperationen möglich. Dabei ist immer abzuwägen, ob die Behandlung notwendig oder sogar zusätzlich belastend für den Patienten ist.
Der Zweck der Therapie ist immer auf die Linderung der Beschwerden gerichtet. Auch physiotherapeutische oder physikalische Maßnahmen können die Beschwerden oft lindern. Die andere Säule der Palliativmedizin beruht auf der pflegerischen und psychosozialen Betreuung des Patienten. Dieser Teil der Therapie gewinnt mit fortschreitender Erkrankung immer mehr an Bedeutung. Die Kombination von Symptombehandlung und psychologischer Zuwendung trägt auch in den letzten Abschnitten des Lebens noch zu einer hohen Lebensqualität bei. Wichtig ist auch die Einbeziehung enger Angehöriger in das gesamte Behandlungskonzept. In der letzten Phase des Lebens ist das sowohl für den Patienten als auch für dessen Angehörige ein beruhigendes Gefühl.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
Meist handelt es sich um das Einsetzen einer neuen Stufe der Erkrankung, wobei zusätzliche Organe betroffen sind. Die Vielzahl der Ausfallerscheinungen gilt es so zu behandeln, dass der Patient an Lebensqualität gewinnt. Wenig belastende Untersuchungen wie Laboruntersuchungen auf Blut, Sekret, Stuhl oder Urin sollten jedoch durchgeführt werden. Veränderungen im Blutbild oder in den anderen biologischen Proben können Hinweise auf zusätzliche Veränderungen geben, die im Rahmen der Palliativmedizin ohne belastende Therapien beherrschbar sind.
So können Infektionen durch medikamentöse Behandlung oft wieder zurückgedrängt werden. Bei Entgleisungen des Mineralhaushaltes hilft möglicherweise eine andere Zusammensetzung der Ernährung oder die Gabe zusätzlicher Mineralien. In Ausnahmefällen kann bei gesundheitlichen Krisen ein bildgebendes Verfahren hilfreich sein, um plötzlich eintretende Veränderungen wie beispielsweise Darmverschluss, Harnstau oder andere festzustellen und eine sofortige Notbehandlung einzuleiten. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der medizinischen und psychsozialen Begleitung des schweren Grundleidens.
Dabei ist es, wie bereits erwähnt, das Ziel der Palliativmedizin, trotz der Schwere der Erkrankung die Lebensqualität bis zum Ende des Lebens zu erhalten. Neben der medizinischen Betreuung spielt die psychosoziale Komponente der Therapie oft noch eine größere Rolle. Dabei gilt es, einige wichtige Grundsätze der Palliativmedizin zu beachten. Zu den Grundsätzen gehört es, dem Patienten die Wahrheit über seinen Zustand mitzuteilen und ihm Orientierung für seine Entscheidungen zu geben. Der Patient sollte auf dieser Grundlage autonom über Behandlungsmaßnahmen entscheiden. Eine Therapie darf nicht zur Verstärkung des Leidens führen, auch wenn sie lebensverlängernd sein sollte. Besonders wichtig in der Palliativmedizin ist der soziale Kontakt.
Quellen
- Aulbert, E., Nauck, F., Radbruch, L.: Lehrbuch der Palliativmedizin. Schattauer Verlag, Stuttgart 2011
- Leuwer, M., et al.: Checkliste Intensivmedizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Wüller, J., Krumm, N., Hack, K., Reinecke-Bracke, H.: Palliativpflege. Elsevier, Urban&Fischer, München 2014