Metamizol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Metamizol ist ein starkes Medikament (Wirkstoff) gegen Schmerzen, Krämpfe und Fieber. Aufgrund seines Wirkmechanismus und seiner möglichen Nebenwirkungen ist es nicht nur apotheken- sondern auch verschreibungspflichtig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Metamizol?

Metamizol ist ein starkes Medikament (Wirkstoff) gegen Schmerzen, Krämpfe und Fieber.

Metamizol ist ein Medikament gegen starke und mäßig starke Schmerzen. Dabei lindert es nicht nur Schmerzen an sich, sondern wirkt in höherer Dosis auch spasmolytisch (krampflösend) und antipyretisch (fiebersenkend) und wird zu den sogenannten Pyrazolonen gezählt.

Zu diesen gehören auch Medikamente mit den Wirkstoffen Phenazon, Aminophenazon, Propyphenazon und das Phenylbutazon. All diese Medikamente gehören mit Ausnahmen von Metamizol zu den NSAID.

Ein Analgetikum ist ein Mittel, welches gegen Schmerzen wirkt. Antipyretika wirken fiebersenkend. Zudem besitzt Metamizol die Eigenschaft, dass es – jedoch erst in höherer Dosis – auch krampflösend wirkt, also somit auch ein Spasmolytikum ist.

Pharmakologische Wirkung

Was den Wirkmechanismus von Metamizol, im Medikamentenhandel hauptsächlich als Novalgin® bekannt, ist man sich in der medizinischen Forschung noch nicht generell einig.

Zum Einen hemmt es die Cyclooxigenasen und damit die Prostaglandinsynthese. Prostaglandine sind Schmerzbotenstoffe. Zudem wurde erforscht, dass Metamizol auch eine zentrale Wirkung auf Neuronen, welche im Thalamus und im Hypothalamus liegen, hat. Dies soll Auswirkungen auf die generelle Schmerzverarbeitung,also des Schmerzempfindens, als auch auf die Regulation der Körpertemperatur haben. Aus diesem Grund wird Metamizol als stärkstes Schmerzmittel, welches nicht zu den Opioiden und den Opiat-Derivaten zählt, beispielsweise als Kombimedikation mit Tramadol zur Analgesie von Wundschmerzen nach Operationen eingesetzt.

Auch eine Kombination mit Tilidin ist denkbar. Der Grund, weshalb es häufig mit Opiaten kombiniert wird, ist die Tatsache, dass Metamizol laut einer Studie der Universität Münster aus dem Jahr 2008 wie Opiate auch, wirkungstechnisch am NMDA-Rezeptor greift. Dies wiederum steigert die Wirkung von Morphin in der Kombination mit Metamizol bei jedoch reduziertem tatsächlichem Opiat-Bedarf.

Daraus ergibt sich unter anderem für Patienten, die über längeren Zeitraum mit einer Metamizol-Opiat-Kombination behandelt werden müssen, den bedeutenden Vorteil, dass sich der Zeitpunkt bis zur Toleranzwirkung des Opiates nach hinten verlagert, da tatsächlich weniger von dem Opiat konsumiert wird, als es ohne das Metamizol notwendig wäre um eine wesentliche Schmerzerleichterung oder absolute Schmerzfreiheit zu erlangen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Wie bereits oben beschrieben, ist Metamizol viel mehr als nur ein einfaches Analgetikum. Es kann noch viel mehr, als lediglich nur starke Schmerzen lindern. Es wird bei chronischen Schmerzen eingesetzt, wobei hier eine regelmässige Blutkontrolle notwendig ist.

Ebenso findet es Anwendung bei Akutschmerzen, beispielsweise bei Koliken jeglicher Genese, da es neben der analgetische Wirkung auch eine spasmolytische Wirkung hat. Bei Nieren,- Gallen- oder Darmkoliken wird dem Metamizol im Rettungsdienst und in den Arztpraxen meist den Vorzug gegeben, da bei Anwendung von Opiaten des Öfteren eine Verschlimmerung der Symptomatik beobachtet wurde.

Handelt es sich aber nicht um kolikartige Schmerzen, sondern Verletzungs- oder Verbrennungsschmerzen, wird Metamizol meist intravenös verabreicht, ggf. in Kombination mit Morphin, je nach Schmerzintensität und Genese. Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet von Metamizol ist, wenn Fieber mit anderen üblichen Antipyretika aus der Gruppe der NSAR wie ASS, Paracetamol, Ibuprofen etc. nicht beherrschbar ist.

Es gibt Patienten, die grundsätzlich nicht auf diese Mittel ansprechen, oder die aufgrund einer Unverträglichkeit dieser nicht mit ihnen behandelt werden können, aber dennoch einer Fiebersenkung bedürfen. Das Fieber besteht hier selten allein, sondern wird von starken Schmerzen an verschiedenen Stellen des Körpers begleitet.

Mit Metamizol schlägt man damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: hohes Fieber wird gesenkt, welches mit den anderen üblichen Medikamenten nicht senkbar ist, und der Patient wird von den begleitenden Schmerzen befreit.


Verabreichung & Dosierung

Metamizol, auch bekannt als Novaminsulfon, ist ein starkes Analgetikum und Antipyretikum, das zur Behandlung von starken Schmerzen, hohem Fieber und krampfartigen Beschwerden eingesetzt wird. Die Dosierung und Verabreichung müssen sorgfältig erfolgen, um Nebenwirkungen und Komplikationen zu vermeiden.

Die Standarddosierung für Erwachsene liegt bei 500–1000 mg pro Einzeldosis, die je nach Bedarf bis zu viermal täglich eingenommen werden kann. Die maximale Tagesdosis sollte 4000 mg nicht überschreiten. Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion kann eine Dosisanpassung erforderlich sein.

Metamizol kann in verschiedenen Darreichungsformen angewendet werden:

Tabletten oder Tropfen: Zur oralen Einnahme, oft bevorzugt bei moderaten Schmerzen.

Injektionslösung (intravenös oder intramuskulär): Wird meist bei akuten starken Schmerzen oder in der Notfallmedizin eingesetzt. Bei intravenöser Gabe muss das Medikament langsam injiziert werden, um das Risiko eines Blutdruckabfalls zu reduzieren.

Metamizol kann selten eine Agranulozytose (starke Verminderung der weißen Blutkörperchen) verursachen. Daher sollten Patienten bei Fieber, Halsschmerzen oder Schleimhautentzündungen sofort einen Arzt aufsuchen. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutbildes ist bei längerer Anwendung empfehlenswert.

Risiken & Nebenwirkungen

Metamizol, auch unter den Handelsnamen Novalgin®, Metamizol Hexal®, Berlosin® etc. bekannt, ist im Grunde genommen in der Medizin ein Wundermittel.

Es kann helfen den Bedarf von Opiaten zu reduzieren. Es ist ein starkes Schmerzmittel, wirkt gegen Krämpfe und hilft Fieber zu senken. Dennoch hat es – wie jedes andere Medikamente auch – die Fähigkeit, Wirkungen hervorzurufen, die nicht erwünscht sind. Bei Asthmatikern kann es bedrohliche Asthmaanfälle, aus als „Analgetikaasthma“ bekannt, auslösen. Auch anaphylaktische Reaktionen sind möglich, wie Atemnot, Nesselsucht etc. Es kann auch durch Blutdrucksenkung Schwindelanfälle und einen Kreislaufkollaps verursachen.

Der gefürchtete Blutdruckabfall wurde vor allem bei zu schneller intravenösen Injektion beobachtet, wobei der verabreichende Arzt stets darauf achten sollte, dass er nicht zu schnell injiziert. Wird Metamizol bei der Behandlung von chronischen Schmerzen eingesetzt, muss in regelmässigen Abständen eine verlässliche Blutkontrolle durchgeführt werden, da es bei dauerhaftem Konsum zur sogenanten Leukopenie kommen kann.

Dabei handelt es sich um eine gefährliche Reduktion der für die Immunabwehr notwendigen weissen Blutkörperchen, auch Leukozyten, genannt. Wenn die Einnahme von Metamizol notwendig ist, gilt auch hier die Faustregel: so viel wie nötig, so wenig wie möglich, um die Risiken und Nebenwirkungen auf ein Minimum zu reduzieren.

Kontraindikationen

Metamizol darf nicht bei Patienten angewendet werden, die eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen Pyrazolonderivaten (wie Phenazon oder Propyphenazon) haben. Eine allergische Reaktion kann sich durch Hautausschlag, Atemnot oder Kreislaufprobleme äußern und erfordert einen sofortigen Therapieabbruch.

Eine der schwerwiegendsten Kontraindikationen ist das Risiko einer Agranulozytose, einer seltenen, aber potenziell lebensgefährlichen Nebenwirkung, bei der die Zahl der weißen Blutkörperchen stark abnimmt. Daher sollte Metamizol bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Knochenmarksschäden oder Blutbildungsstörungen nicht angewendet werden.

Patienten mit schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz sollten Metamizol nur unter strenger ärztlicher Aufsicht erhalten, da der Wirkstoff über diese Organe ausgeschieden wird. Auch bei Patienten mit Hypotonie (niedrigem Blutdruck) ist Vorsicht geboten, insbesondere bei intravenöser Gabe, da Metamizol plötzlich zu einem starken Blutdruckabfall führen kann.

Schwangere, insbesondere im dritten Trimester, sollten Metamizol meiden, da es die fetale Nierendurchblutung beeinflussen und das Risiko für unerwünschte Wirkungen beim Neugeborenen erhöhen kann. Während der Stillzeit ist ebenfalls Vorsicht geboten, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und Säuglinge gefährden kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Metamizol kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, insbesondere durch seine Wirkung auf das Enzymsystem der Leber (CYP450), das für den Abbau vieler Arzneistoffe verantwortlich ist.

Eine wichtige Interaktion besteht mit orale Antikoagulanzien (Blutverdünnern) wie Warfarin, da Metamizol deren Abbau beschleunigen kann, was die blutverdünnende Wirkung abschwächen und das Risiko für Thrombosen erhöhen kann.

Auch die Wirkung bestimmter blutdrucksenkender Medikamente wie ACE-Hemmer oder Diuretika kann durch Metamizol verringert werden, da es zu einer veränderten Nierenfunktion führen kann. Umgekehrt kann Metamizol bei gleichzeitiger Anwendung von Beta-Blockern oder Kalziumkanalblockern das Risiko eines Blutdruckabfalls erhöhen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Methotrexat, das zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen oder Krebs eingesetzt wird, kann Metamizol dessen Toxizität erhöhen, indem es die Ausscheidung verlangsamt und so das Risiko für Knochenmarksschäden verstärkt.

Besondere Vorsicht ist auch geboten bei der Kombination mit Ciclosporin, einem Immunsuppressivum, da Metamizol dessen Spiegel im Blut senken und so die Wirkung abschwächen kann.

Die gleichzeitige Anwendung mit Alkohol kann verstärkt zu Schwindel und Benommenheit führen, da beide Substanzen das zentrale Nervensystem beeinflussen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Metamizol nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen verschiedene alternative Schmerzmittel und fiebersenkende Medikamente zur Verfügung. Die Wahl des geeigneten Wirkstoffs hängt von der individuellen Verträglichkeit, der Schmerzintensität und der zugrunde liegenden Erkrankung ab.

Paracetamol ist eine häufige Alternative, insbesondere bei Patienten mit empfindlichem Magen, da es keine stark reizende Wirkung auf die Magenschleimhaut hat. Es wirkt fiebersenkend und schmerzlindernd, ist aber weniger entzündungshemmend als Metamizol.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen sind ebenfalls eine Option, insbesondere wenn zusätzlich eine entzündungshemmende Wirkung gewünscht ist. Sie eignen sich besonders für entzündliche Schmerzen, sollten aber bei Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen oder Nierenproblemen mit Vorsicht verwendet werden.

Bei stärkeren Schmerzen können Opioid-Analgetika wie Tramadol oder Tilidin in Betracht gezogen werden. Diese sollten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden, da sie ein Abhängigkeitsrisiko bergen.

Neben medikamentösen Alternativen können physikalische Maßnahmen wie Kälte- oder Wärmetherapie, Physiotherapie oder Akupunktur zur Schmerzlinderung beitragen, insbesondere bei chronischen Beschwerden oder muskulären Schmerzen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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