Pankreaszyste
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Pankreaszysten sind krankhafte Wucherungen in der Bauchspeicheldrüse. Solche Wucherungen treten in Blasenform auf. Man unterscheidet dabei zwischen Pseudozysten und echten Zysten. Sie können entfernt werden ohne dass eine Operation nötig ist.
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Was ist eine Pankreaszyste?
Die echten Zysten bestehen aus Epithel. Epithel ist eine der vier Grundgewebearten, die an vielen verschiedenen Stellen im Körper vorkommt und völlig normal ist. Epithel enthält keine Blutgefäße und auch keine Pankreasenzyme wie Lipase und Amylase und besteht aus sehr kleinen, dicht gelagerten Zellen.
Echte Zysten kommen seltener vor als Pseudozysten. Es gibt drei verschiedene Formen von echten Zysten: Die so genannten kongenitalen Zysten sind angeborene, also erblich bedingte Zysten. Die Retentionszysten treten gern bei einer chronischen Pankreatitis auf und bilden sich aus Verengungen und Aufstülpungen von Gängen des Pankreas.
Die dritte Form, die so genannten neoplastischen Zysten bestehen aus Tumorgewebe und lassen sich nur durch nähere Untersuchung und eine Entnahme von Gewebe von Pseudozysten unterscheiden. Durch abbildende Verfahren wie beispielsweise eine Sonographie sind sie nicht zu beurteilen.
Ursachen
Pankreaszysten können in manchen Fällen erblich bedingt sein.
Echte Zysten sind entweder angeboren, entstehen aus einer chronischen Pankreatitis oder bilden sich aus Aufstülpungen des Pankreas.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Pankreaszyste äußert sich zu Beginn durch unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Fieber oder Magen-Darm-Beschwerden. Die Betroffenen leiden vermehrt an Übelkeit und Erbrechen oder Blähungen. Oft kommt es auch zu Bluterbrechen. Begleitend dazu treten starke Schmerzen im Bauchraum auf, die bis in den Rücken und den Unterleib ausstrahlen können.
Größere Zysten rufen Bauchschmerzen bis hin zu Krämpfen und Koliken hervor. Wenn die Zysten Metastasen im Bauchraum gebildet haben, kann dies anhand der tastbaren Wucherungen erkannt werden. In Einzelfällen verläuft eine Pankreaszyste vollkommen symptomfrei. Die Erkrankten bemerken den Tumor dann erst im Spätstadium, wenn sich drückende Schmerzen, Bauchkrämpfe und äußere Anzeichen wie eine Aszites einstellen.
Eine unbehandeltes Pankreaszyste kann zu einer Sepsis führen. Diese äußert sich unter anderem durch steigendes Fieber, starke Schmerzen und Abgeschlagenheit. Wenn der Gallengang abgequetscht wird, kann es zu einer Gelbsucht kommen, die sich durch Erschöpfung und Fieber sowie eine Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut der Augen äußert.
Zudem kann sich aus der Zyste ein bösartiges Pankreaskarzinom entwickeln. Die Symptome der Pankreaszyste entwickeln sich schleichend, oft im Verlauf von Wochen oder Monaten. Wenn der Erkrankte das Leiden bemerkt, ist die Zyste oftmals schon weit fortgeschritten.
Diagnose & Verlauf
Anzeichen für eine Pankreaszyste können unspezifische Symptome wie allgemeine Schwäche, Schwäche des Herzens, Blähungen, Ohnmacht, Schüttelfrost, Fieber, Erbrechen und Übelkeit, das Erbrechen von Blut, Schmerzen im Rücken bis hin Bewusstseinstrübungen sein.
Bei größeren Zysten können nicht selten Bauchschmerzen auftreten, die bis hin zu Koliken führen. In manchen Fällen entstehen aus Pankreaszysten Tumore, die auch über den Bauch zu ertasten sind. In vielen Fällen zeigen sich aber auch überhaupt keine Symptome.
In den meisten Fällen sind Pankreaszysten über das bildliche Verfahren einer Sonographie nachzuweisen. Manchmal ist eine Computertomographie, ERCP oder eine Angiografie nötig. Im Fall einer Verletzung des Pankreas kann durch eine Bauchspülung, eine so genannte Lavage, die Lipase und die Amylase bestimmt werden.
Komplikationen
Diese rufen nicht selten Abszesse hervor. Dabei handelt es sich um abgekapselte Hohlräume, die mit Eiter gefüllt sind. Erhöht ist zudem die Gefahr, dass es zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) kommt. Eine Begleiterscheinung ist die Entstehung eines sogenannten Wasserbauches, der aufgrund einer massiven Ansammelung von Flüssigkeit im Bauchraum hervorgerufen wird. Ärzte sprechen in diesem Fall von einem Aszites.
Des Weiteren können die Infektionen zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) führen. Eine weitere häufige Komplikation stellen Blutungen dar. Im schlimmsten Fall bewirken die Blutungen einen Hämoglobin-Abfall, was wiederum akute lebensgefährliche Auswirkungen hat. Ebenfalls zu den Folgeerscheinungen der Pankreaszyste zählt die obstruktive Cholestase.
Kommt es zu einer Kompression des Gallengangs, ruft eine Pankreaspseudozyste, die im Pankreaskopf angesiedelt ist, mitunter eine Gelbsucht (Ikterus) hervor. Außerdem füllt sich die Gallenblase prall auf. In der Medizin gilt eine pralle Gallenblase, die mit einer schmerzlosen Gelbsucht einhergeht, auch als Verdachtsmoment für einen Pankreastumor (Bauchspeicheldrüsenkrebs). Eine andere bedenkliche Komplikation der Pankreaszyste ist das Entstehen eines Pankreaskarzinoms. So steigt mit zunehmendem Lebensalter die Gefahr, dass die Pankreaszyste bösartig entartet.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wiederkehrende Koliken, Schwellungen im Oberbauch und Schmerzen deuten auf eine Pankreaszyste hin. Ein Arztbesuch ist angeraten, wenn die Beschwerden innerhalb einer Woche nicht von selbst zurückgehen. Sollten die Symptome stärker werden oder weitere Symptome hinzukommen, wird am besten sofort der Arzt gerufen. Selbiges gilt bei ernsten Komplikationen wie Fieber oder Schmerzattacken. Dann sollte umgehend der Hausarzt eingeschaltet werden. Auch Blutungen, Abszesse und Anzeichen eines Ikterus sind ernste Warnzeichen, die sofort ärztlich abzuklären sind. Die Betroffenen rufen am besten den Rettungsdienst, damit schnellstmöglich eine Behandlung eingeleitet werden kann.
Wer sich ungesund ernährt oder generell einen ungesunden Lebensstil mit einer einseitigen Ernährung und wenig körperlicher Bewegung pflegt, ist besonders gefährdet, an einer Pankreaszyste zu erkranken. Auch Menschen mit Vorerkrankungen wie Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Nekrosen im Bereich der Pankreas gehören zu den Risikopatienten und sollten die genannten Symptome umgehend ärztlich abklären lassen. Eine Pankreaszyste wird vom Hausarzt oder einem Gastroenterologen behandelt. Während der Behandlung können Ernährungsmediziner sowie Physiotherapeuten hinzugezogen werden. Die Nachsorge erfolgt durch den Gastroenterologen und später durch den Hausarzt. Bei ungewöhnlichen Symptomen muss der verantwortliche Arzt informiert werden. Bei schweren Erkrankungen ist eine Behandlung in einem Pankreaszentrum angezeigt.
Behandlung & Therapie
Entstehen Zysten durch eine Pankreatitis, so ist zunächst eine eingehende Beobachtung der unerwünschten Wucherung angezeigt. In vielen Fällen bilden die Zysten sich von ganz alleine zurück und verschwinden nach einiger Zeit wieder ohne weitere Beschwerden zu verursachen.
Klagt der Patient über Beschwerden wegen der Zyste, kann eine Drainage vorgenommen werden. Durch den Zwölffingerdarm oder den Magen wird in diesem Fall ein Loch geschnitten, durch das ein Gastroskop eingeführt werden kann. Ein solches Loch wird durch einen Stent, ein spezielles Plastikröhrchen, offen gehalten, die Flüssigkeit innerhalb der Zyste kann dann nach und nach ablaufen.
Normalerweise dauert es nicht länger als drei Monate bis die Zyste leer ist, die Außenwände der Zyste miteinander verkleben und sie verschwindet. Erst nach diesem Vorgang kann das Plastikröhrchen wieder entfernt werden. In selteneren Fällen in denen eine Zyste mit Eiter gefüllt ist, muss sie mittels eines Endoskops entleert werden.
Dadurch können auch tote Gewebeteile, die sich eventuell innerhalb der Zyste befinden, entfernt werden. Dank der Vorgehensweise mit Hilfe des Stents oder eines Gastroskops ist es nicht nötig eine Zyste mittels einer Operation zu entfernen.
Durch die Therapie der Pankreaszysten kann es allerdings zu Komplikationen wie unerwünschten Blutungen oder der Bildungen von Abszessen kommen. Auch eine Verlegung des Zwölffingerdarms ist möglich oder ein Ikterus, also eine Gelbsucht.
Die vollständige Wiederherstellung der Gesundheit des Patienten nach der Behandlung einer Pankreaszyste wird mit einer Erfolgsaussicht von etwa 60 Prozent angegeben.
Aussicht & Prognose
Mit der Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung ist die Prognose bei einer Pankreaszyste günstig. Die Zyste kann in einem operativen Eingriff oder durch andere weniger risikoreiche Techniken vollständig entfernt werden. Unmittelbar nach der Wundheilung kann der Betroffene als geheilt aus der Behandlung entlassen werden. Die Herausforderung besteht in der Diagnosestellung der Erkrankung. Häufig bleibt die Zyste über eine längere Zeit unbemerkt, da sie meist keine oder nur wenige diffuse Beschwerden auslöst. Sobald die Diagnose feststeht, sollte jedoch eine Entfernung des unerwünschten Gewebes vorgenommen werden.
Andernfalls kann es bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf zu der Entwicklung einer lebensbedrohlichen Situation kommen. Blutungen im Bereich der Bauchspeicheldrüse sind möglich, die zu Komplikationen und schweren gesundheitlichen Veränderungen führen können. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass eine Mutation des Gewebes stattfinden kann. Bei diesen Patienten ist die sonst so günstige Prognose erheblich verschlechtert. Vielmehr kann es zu einer Verkürzung der erwartbaren Lebenszeit kommen. Wird daher eine ärztliche Betreuung verweigert, verändert sich die Aussicht des Betroffenen erheblich. Je frühzeitiger die Diagnosestellung stattfindet, desto besser ist der weitere Verlauf.
Trotz einer erreichten Genesung und Beschwerdefreiheit kann es über die Lebensspanne jederzeit zu einer Neubildung der Zyste kommen. Die Prognose bleibt auch in diesen Fällen unverändert.
Vorbeugung
Es gibt keine direkten vorbeugenden Maßnahmen gegen Pankreaszysten. Ärzte empfehlen einzig und alleine einen gesunden Lebensstil durch eine ballaststoffreiche Ernährung und viel Sport und Bewegung.
Nachsorge
Der Betroffene sollte bei einer Pankreaszyste schon frühzeitig einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu anderen Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Je eher ein Arzt kontaktiert wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf der Erkrankung, da eine Selbstheilung bei dieser Krankheit in der Regel nicht eintreten kann.
Dabei sind auch die Maßnahmen und die Möglichkeiten einer direkten Nachsorge bei einer Pankreaszyste relativ stark eingeschränkt. Die Beschwerde selbst kann relativ gut durch einen geringen operativen Eingriff wieder gelindert werden. Dabei kommt es meistens nicht zu weiteren Komplikationen oder zu anderen Beschwerden.
Der Betroffene sollte seinen Magen und seinen Darm nach einem solchen Eingriff schonen und dabei auf fettige Nahrung verzichten. Erst nach einiger Zeit kann die Nahrung dabei wieder angepasst werden. In der Regel sind auch nach dem Eingriff noch regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Internisten sehr wichtig, um weitere Beschwerden früh zu erkennen und zu behandeln.
Das können Sie selbst tun
Erkrankte einer Pankreaszyste sind oftmals in großer Sorge und Aufregung. Bei einer Zyste, die kleiner als 2 cm misst, hilft sich der Patient am meisten, indem er Ruhe bewahrt. Entstand die Diagnose aufgrund eines Zufallsbefundes und liegen keine weiteren Beschwerden durch ihre Anwesenheit der Zyste vor, besteht im Normalfall wenig Anlass zur Besorgnis.
Stress, innere Aufregung und Hektik sind zu vermeiden. Sie vermindern das Wohlbefinden und führen zu psychischen Problemen. Hilfreich kann die Anwendung verschiedener Entspannungstechniken sein, um zu einem inneren Gleichgewicht zu gelangen. Eine Zyste kann jederzeit zu einem bösartigen Tumor mutieren. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit bei einer kleinen Pankreaszyste sehr gering. Da die Möglichkeit besteht, dass sich eine kleine Zyste im weiteren Verlauf selbständig ablöst und vom Organismus abtransportiert wird, sollte vorerst eine weitere Beobachtung stattfinden. Regelmäßige MRT Kontrollen und eine gute Selbstwahrnehmung sind in diesen Situationen wichtig.
Bemerkt der Betroffene Veränderungen oder hat er ein Krankheitsempfinden, sollte er einen Kontrollbesuch bei einem Arzt einleiten. Eine umfassende Information über die Erkrankung ist wichtig, damit der Patient für sich im weiteren Verlauf gute und richtige Entscheidungen treffen kann. Zusätzlich sollte der Organismus durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung gestärkt und unterstützt werden.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013