Bluterbrechen (Hämatemesis)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Hämatemesis ist der medizinische Fachbegriff für das Erbrechen von Blut (Bluterbrechen), das in der Regel auf eine Blutung im oberen Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) zurückzuführen ist. Jede Blutung im Gastrointestinaltrakt ist mit einer Letalitätsrate von etwa 10 Prozent potenziell lebensgefährlich und sollte daher umgehend ärztlich abgeklärt werden.
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Was ist Bluterbrechen?
Als Hämatemesis wird das Erbrechen von Blut infolge einer Blutung im oberen gastrointestinalen Trakt (Magen-Darm-Trakt), insbesondere Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Duodenum (Zwölffingerdarm), bezeichnet.
In der Regel besitzt das erbrochene Blut eine hellrote Färbung. Ist dieses allerdings mit Magensäure in Kontakt getreten, bildet sich sogenanntes Hämatin, wodurch das Blut eine kaffeesatzähnliche Farbe erhält.
Langfristig kann Bluterbrechen aufgrund des Blutverlustes zu einer Anämie (Blässe, Atemnot, Schwächegefühl), Kreislaufbeeinträchtigungen und bei massiven Blutverlusten zu schockartigen Zuständen (Angst, Herzrasen, blasse sowie kaltschweißige Haut, Bewusstseinsstörungen) führen, weshalb eine umgehende ärztliche Abklärung bei Vorliegen einer Hämatemesis erforderlich ist.
Ursachen
Bluterbrechen gilt, neben Teerstuhl, als Leitsymptom für eine Blutung im oberen gastrointestinalen Trakt, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist. Zum oberen gastrointestinalen Trakt gehören Ösophagus (Speiseröhre), Magen sowie der Duodenum (Zwölffingerdarm).
Am häufigsten wird Bluterbrechen durch blutende Ulzera (Geschwüre) im Magen (Ulcus ventriculi) oder Zwölffingerdarm (Ulcus duodeni) sowie Schädigungen der Schleimhaut oder geplatzte Varizen (Krampfadern) im Ösophagus oder Magen (Magenfundusvarizen) verursacht.
Zudem können ein Mallory-Weiss-Syndrom, das mit einem abrupten und stoßartigen Erbrechen mit nachfolgender Blutung im Gastrointestinaltrakt infolge längsseitiger Schleimhautläsionen einhergeht, sowie eine erosive Gastritis (Vorstufe eines Ulcus ventriculi) eine Hämatemesis nach sich ziehen.
In seltenen Fällen kann eine Hämatemesis auch durch Magenkrebs, Magenpolypen oder Gefäßerkrankungen bedingt sein. Ein starkes Nasenbluten, das in die Speiseröhre gelangt ist und anschließend erbrochen wird, stellt hingegen sehr selten die Ursache einer Hämatemesis dar.
Krankheiten mit diesem Symptom
Diagnose & Verlauf
Eine Hämatemesis wird anhand des vorliegenden Blutes im Erbrochenen sowie bekannter Vorerkrankungen, die Bluterbrechen bedingen können, diagnostiziert.
Hierbei kann die Farbe des Blutes bereits auf die zugrunde liegende Ursache hinweisen. So deutet hellrotes Blut in der Regel auf Blutungen in der Speiseröhre, während eine schwarze bzw. kaffeesatzähnliche Färbung auf blutende Schädigungen im Magen- oder Zwölffingerdarmbereich verweist.
Zur genauen Lokalisierung der Blutungsquelle sollte eine Spiegelung der Speiseröhre und des Gastrointestinaltraktes durchgeführt werden.
In einigen Fällen kommen ergänzend Blutanalysen, Röntgenaufnahmen sowie Sonographien (Ultraschalluntersuchungen) zum Einsatz, um die Diagnose abzusichern.
Eine Hämatemesis ist in der Regel in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Erkrankung gut therapierbar. Um Beeinträchtigungen des Kreislaufsystems durch einen massiven Blutverlust zu vermeiden, sollte die Ursache einer Hämatemesis schnell behandelt werden.
Komplikationen
Das Erbrechen von Blut ist lediglich ein Symptom, keine eigenständige Erkrankung. Hieraus lässt sich ableiten, dass eine Krankheit existiert, die das Erbrechen von Blut auslöst. Die meisten Komplikationen, die auftreten können, sind auf die zugrunde liegende Erkrankung zurückzuführen.
Direkt durch den Vorgang des Bluterbrechens auftretende Komplikationen können zum Beispiel die Aspiration des Erbrochenen und Angst sein. Bei der Aspiration gelangt das Erbrochene in die Luftröhre, es wird also eingeatmet. Hierdurch entsteht zunächst ein starker Hustenreiz, der es zum Ziel hat, das aspirierte Erbrochene aus den Atemwegen herauszubefördern. Hat dies keinen Erfolg, droht im schlimmsten Falle das Ersticken. Gelangt das Erbrochene in die Lunge, kann es dort zu Infektionen und Entzündungen führen.
Angst bis hin zu regelrechten Panikattacken ist eine weitere Komplikation des Bluterbrechens. Im schlimmsten Falle ist der Patient durch die Angst wie gelähmt und nicht in der Lage, rational zu handeln. Dies wiederum begünstigt eine Aspiration des Erbrochenen.
Die zugrundeliegende Erkrankung, die das Symptom des Bluterbrechens auslöst, kann diverse zum Teil lebensbedrohliche Komplikationen mit sich bringen. Beispielhaft ist hier ein starker Blutverlust mit vielfältigen negativen Konsequenzen zu nennen. Allgemein lassen sich die Konsequenzen und Komplikationen der möglicherweise vorliegenden Erkrankungen nicht genauer ausführen, da etliche Erkrankungen und Verletzungen zum Erbrechen von Blut führen können.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Hämatemesis, dem Bluterbrechen, stammt das Blut aus einem der Bereiche des oberen Magen-Darm-Traktes: Speiseröhre, Magen oder Zwölffingerdarm. Erbrochenes Blut, das durch den Magen ging, erhält dort durch die Magensäure ein schwärzliches, kaffeesatzähnliches Aussehen, weshalb das Bluterbrechen im Volksmund auch als Kaffeesatzerbrechen bezeichnet wird.
Hingegen erscheint erbrochenes Blut, das nicht mit Magensäure in Kontakt kam, in einem frischen Rot und stammt meistens aus einer beschädigten Krampfader der Speiseröhre. Erbrochenes Blut kann in seltenen Fällen außerdem aus dem Nasen-Rachen-Raum stammen, zum Beispiel bei starkem Nasenbluten. Bei einer Hämatemesis sollte stets ein Arzt aufgesucht werden. Immerhin verlaufen 10 % der Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt tödlich!
Als Ursachen für Bluterbrechen erweisen sich hauptsächlich Geschwüre des Magens oder Zwölffingerdarms, eine Gastritis sowie Schleimhautverletzungen und gerissene Krampfadern in der Speiseröhre oder im Magen. Zur Hämatemesis kommt es dazu beim mit Schleimhautläsionen verbundenen Mallory-Weiss-Syndrom, dem oft ein exzessiver Alkoholkonsum über mehrere Jahre vorausging. Neben diesen besonders häufigen Auslösern von Bluterbrechen ist bei der Ursachenermittlung auch an Gefäßerkrankungen, Magenpolypen und Magenkrebs zu denken.
Bei Bluterbrechen ist der Hausarzt ein kompetenter Ansprechpartner, der nach erster Bestandsaufnahme meistens weitere Fachärzte in die Behandlung einbezieht: vor allem den Gastroenterologen, Internisten oder Onkologen.
Behandlung & Therapie
Die therapeutischen Maßnahmen zielen bei einer Hämatemesis vor allem auf die sofortige Stillung der Blutung sowie die Beseitigung der zugrunde liegenden Erkrankung. Hierzu werden in vielen Fällen zur Stabilisierung des Kreislaufs Flüssigkeit und Elektrolyte zur Kompensierung des Wasser- und Mineralstoffverlustes infolge des Bluterbrechens intravenös infundiert.
Bei einem massiven Blutverlust kann unter Umständen eine intravenöse Infusion mit Blutkonserven bzw. Erythrozytenkonzentraten (konzentrierte rote Blutkörperchen) erforderlich werden. Zur Klärung der Ursache für die Hämatemesis wird in der Regel eine zeitnahe Notfallendoskopie (Spiegelung) durchgeführt, im Rahmen derer die gastrointestinale Blutung nicht nur lokalisiert, sondern gegebenenfalls gleichzeitig die zugrunde liegende Erkrankung beseitigt werden kann.
Liegt beispielsweise eine eingerissene Ösophagusvarize (Krampfader in der Speiseröhre) vor, kann diese endoskopisch sklerosiert (verödet) und somit die Blutung gestillt werden. Bei Vorliegen eines blutenden Ulcus ventriculi (Magengeschwür) kann ein operativer Eingriff angezeigt sein, um das Geschwür zu beseitigen. Ist das Ulcus ventriculi ursächlich auf eine Infektion mit Helicobacter pylori zurückzuführen, kommt anschließend eine Antibiotika-Therapie (u.a. mit Amoxicillin oder Clarithromycin) zum Einsatz.
Zudem werden unabhängig von einem möglichen Bakterienbefall Protonenpumpenhemmer wie Pantoprazol oder Omeprazol zur Reduzierung der Magensäureproduktion eingesetzt, um die Regeneration (Abheilung) der Magenschleimhaut zu beschleunigen und ein erneutes Bluterbrechen zu verhindern.
Aussicht & Prognose
Bei einem akuten Bluterbrechen handelt es sich um einen Notfall. Es muss schnell gehandelt werden. Eine lebensrettende Blutstillung ist sofort durchzuführen.
Oftmals ist eine andere Krankheit die Ursache für das Bluterbrechen. Ist geklärt, um was es sich dabei handelt, kann der Auswurf geheilt werden. Wenn nach großen körperlichen Anstrengungen dieses Krankheitsbild entsteht, sind höchstwahrscheinlich Wände von Blutgefäßen eingerissen. Wichtig ist dann, den Körper ausreichend zu schonen. Die verletzten Blutgefäße heilen so von selbst wieder aus.
Liegt als Ursache des Erbrechens eine Essstörung vor, ist dies eine hohe Belastung des Organismus. Durch das regelmäßige Erbrechen können Blutgefäße beschädigt werden. Der Betroffene sollte unbedingt eine Therapie der Essstörung beginnen. Bei Erfolg stellt sich eine Linderung des Bluterbrechens, im besten Fall eine vollständige Heilung ein.
Als Nebenwirkung eines starken oder chronischen Hustens ist ein Bluterbrechen ebenfalls möglich. Durch eine entsprechende Behandlung der Erkältung, werden sich die Beschwerden bessern. Nach vollständigem Ausheilen der Erkältung wird der blutige Auswurf ebenfalls verschwunden sein.
Im schlimmsten Fall rührt das Bluterbrechen von einem Tumor oder einem gutartigen Geschwür her. Die Beschwerden werden hierbei erst nachlassen, wenn der Tumor bzw. das gutartige Geschwür operativ entfernt werden.
Vorbeugung
Einer Hämatemesis kann durch Maßnahmen vorgebeugt werden, die das Risiko für Schleimhautdefekte minimieren. Eine ungesunde Ernährung, übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum sowie die langfristige Einnahme bestimmter schmerzstillender Medikamente (Acetylsalicylsäure, Diclofenac) gehören zu den Risikofaktoren für Erkrankungen, die eine Hämatemesis nach sich ziehen können.
Das können Sie selbst tun
Das Erbrechen von Blut ist fast immer ein Anzeichen für eine schwere Krankheit. Bei einem erstmaligen Anfall sind sofort die erforderlichen Selbsthilfemaßnahmen einzuleiten. Der Notarzt muss unverzüglich informiert werden. Der Betroffene sollte den Oberkörper, falls möglich, leicht aufrichten. Am besten bringt sich ein Betroffener in eine sitzende Position und lehnt den Oberkörper leicht vor. Keinesfalls sollte der Patient sich auf den Rücken legen, da dann die Gefahr besteht, dass das Blut in die Lunge gelangt.
Das Erbrechen von Blut löst bei den Betroffenen oftmals einen Schock aus. Der Patient sollte dann in Schocklage gebracht und die Beine hoch gelagert werden. Verliert der Patient das Bewusstsein, bevor der Notarzt eintrifft, sollte er in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Für das regelmäßige Erbrechen von Blut, ist meist eine Erkrankung des Magen-Darmtrakts verantwortlich. Häufig ist eine Gastritis der Auslöser. In diesem Fall kann der Patient selbst viel dafür tun, dass die Grunderkrankung abheilt und das Symptom Bluterbrechen seltener auftritt. Hilfreich ist vor allem eine Änderung der Lebensgewohnheiten. Wer raucht und regelmäßig Alkohol trinkt, sollte davon Abstand nehmen. Auch schweres, fettreiches Essen wird besser durch leichte, vegetarische Kost ersetzt. Darüber hinaus kann zu viel schwarzer oder sehr starker Kaffee den Magen reizen. Ist die Gastritis stressbedingt, hilft das Erlernen einer Entspannungstechnik.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A.J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin Heidelberg 2013
- Steffen, H.-M., et al.: Internistische Differenzialdiagnostik: Ausgewählte evidenzbasierte Entscheidungsprozesse und diagnostische Pfade. Schattauer, Stuttgart 2008