Papillomaviridae

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheitserreger Papillomaviridae

Papillomaviridae sind Viren, die bei Menschen und Tieren Hautveränderungen hervorrufen. Je nach Wirtsorganismus sind die Viren dabei sehr spezifisch ausgeprägt. Den prozentual größten Anteil dieser Virengruppe machen die Humanen Papillomviren (HP-Viren oder HPV) aus, die nur den Menschen befallen. Die Viren werden durch Hautkontakt übertragen und sind weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Papillomaviridae?

Je nach Typ heilen durch das Papillomvirus ausgelöste Infektionen in der Regel von selbst aus.
© Marina – stock.adobe.com

Die Papillomaviridae (lat. Papilla = Warze) bilden eine eigene Virusfamilie mit der Gattung der Warzenviren. Papillomviren verursachen bei Menschen und Tieren Tumore der Haut und Schleimhaut, die meist gutartig sind.

Bisher sind circa 150 verschiedene Virustypen bekannt, die nach befallener Körperregion (Genitalbereich, orale Schleimhaut oder Haut) in drei Klassen eingeteilt werden. Je nach Typ und individuellen genetischen Faktoren sowie Umwelteinflüssen besteht das Risiko der Entartung und der Ausbildung von Krebs.

Die Infektion erfolgt über Hautkontakt, indem die Papillomviren über kleinste Verletzungen in Haut und Schleimhaut eindringen und sich dort vermehren.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Das Erbgut der Viren findet sich in einer doppelsträngigen, zirkulären DNA. Papillomviren haben keine Virushülle, das heißt sie verlassen infizierte Zellen durch Zerstörung der Wirtszelle. Papillomaviridae sind durch ihre leichte Übertragbarkeit weit verbreitet und bilden beispielsweise Hautwarzen an Händen oder Füßen aus oder infizieren Haut- und Schleimhautzellen im Genitalbereich.

Die genitalen Typen machen dabei den größten Anteil aus und können verschiedene Krankheiten wie etwa Feigwarzen verursachen. Oftmals sind diese Warzen nicht sichtbar oder aber sie bilden sich zu festen Knötchen aus. Sie treten meist gehäuft auf und haben oft ein weißlich, manchmal auch rötliches Äußeres und können Beschwerden wie Jucken oder Brennen verursachen.

Die Genitalviren werden je nach angenommener Krebswahrscheinlichkeit in Niedrigrisiko- und Hochrisiko-Typen eingeteilt. Low-risk-Viren konnten bei Krebserkrankungen fast nie nachgewiesen werden und verursachen harmlose Feigwarzen, Viruswarzen der Schleimhaut, der Mundschleimhaut oder juvenile flache Warzen. Als potenziell lebensgefährliche Erreger sind die „high-risk“-Viren nachweislich an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt. Bei weiteren Krebserkrankungen der Geschlechtsorgane und des Mund- und Rachenraumes wurden sie ebenfalls nachgewiesen.

Die Infektion verläuft über Hautkontakt, bei genitalen Viren-Typen durch ungeschützten Sexualverkehr. Die Infektion mit HP-Viren gilt als eine der häufigsten ansteckenden Geschlechtskrankheiten. Begünstigt wird die Ansteckung auch dadurch, dass der Befall einer Körperstelle mit HP-Viren oftmals nicht sichtbar ist und die Viren jahrelang inaktiv bleiben können. Eine Infektion verläuft dazu meist unbemerkt und verschwindet in den meisten Fällen von selbst, ohne dass der Betroffene Beschwerden hatte. Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass sich die meisten sexuell aktiven Frauen und Männer im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit HPV infizieren. Akut vorliegende Infektionen lassen sich einfach durch einen HPV-Test eines Schleimhautabstriches oder einer Gewebeprobe nachweisen. Da Papillomviren zu Krebsvorstufen mutieren können, wird dieser Test beispielsweise seit vielen Jahren im Rahmen der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs als Standard beim Gynäkologen durchgeführt.

In Deutschland gibt es seit 2007 einen Impfstoff gegen bestimmte Arten des Humanen Papillomavirus. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seitdem die Impfung von Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Je nach Alter sind zwei bis drei Impfdosen notwendig und die gesetzlichen Krankenkassen tragen in der Regel die Kosten für die Maßnahme. Mittlerweile werden auch weiterentwickelte Impfstoffe erprobt, die eine Zerstörung bereits HPV-infizierter Zellen und Tumorzellen bewirken.

Da beim geschützten Sex nicht alle Hautkontakte vermieden werden, bieten Kondome vor dieser Geschlechtskrankheit keinen ausreichenden Schutz. Neben dem kompletten Verzicht auf sexuelle Kontakte gilt somit die Impfung als sicherster Schutz vor den ansteckenden Viren.


Krankheiten & Beschwerden

Je nach Typ heilen durch das Papillomvirus ausgelöste Infektionen in der Regel von selbst aus. Denkbare Therapien zur Warzenbehandlung reichen von lokaler Behandlung durch Cremes oder Lösungen bis zur operativen Entfernung störender oder ausgeprägter Warzen und Zellveränderungen. Im schlimmsten Falle kann sich jedoch durch einen persistierenden Befall mit HP-Viren ohne Behandlung ein Krebs entwickeln, da die Zellveränderungen erst durch die dauerhafte Ansiedelung der Viren auftreten. Die bekannteste Tumorart ist dabei der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Als Therapie wägen Onkologen dann zwischen Verfahren der Operation, Chemo- oder Strahlentherapie ab, wobei bei vielen Betroffenen eines der Verfahren ausreicht. Manchmal ist eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie notwendig. Begleitende Medikamente zur Vorbeugung von Infektionen unterstützen die Therapie.

Weiterhin können sich Tumore im Intimbereich und im Mund- und Rachen-Raum entwickeln sowie sogenannte Kopf-Hals-Tumore. Als krebsbegünstigende Faktoren werden Rauchen, eine vorliegende Herpes-Infektion, die langjährige Einnahme von empfängnisverhütenden Medikamenten oder ein geschwächtes Immunsystem angesehen.

Ein weniger dramatisch verlaufender, jedoch durchaus ernstzunehmender Effekt ist die gegenseitige Ansteckung in festen Partnerschaften. Beim sogenannten Ping-Pong-Effekt kann nicht geklärt werden, wer zuerst wen angesteckt hat. Grundsätzlich scheinen sich beide Partner immer wieder gegenseitig neu anzustecken. Ärzte gehen daher immer von einer Infektion beider Partner aus und passen die Behandlung entsprechend an. Es empfiehlt sich somit generell, bei Auffälligkeiten an der Haut oder im Intimbereich gegebenenfalls gemeinsam einen Haut- oder Hausarzt zu konsultieren, vor allem beim Vorliegen zusätzlicher Beschwerden.

Quellen

  • Doerfler, W.: Viren. Fischer Taschenbuch, Berlin 2015
  • Hofmann, F., Tiller, F.,W.: Praktische Infektiologie. ecomed-Storck, Hamburg 2011
  • Neumeister, B., Geiss, H., Braun, R.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart 2009

Das könnte Sie auch interessieren