Periimplantitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einer Periimplantitis bezeichnet der Mediziner eine Implantatbett-Entzündung bei Zahnimplantaten. Das Vorstadium der sogenannten Periimplantitis wird als Mukositis bezeichnet und beschreibt eine Entzündung der Schleimhaut, die den Implantathals umgibt. Im fortgeschrittenen Stadium handelt es sich um eine irreversible Erkrankung; je früher die Periimplantitis erkannt wird, umso höher stehen die Chancen einer kompletten Heilung.
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Was ist Periimplantitis?
Viele Personen, die Zahnimplantate haben, sind sich oftmals nicht bewusst, welche gesundheitlichen Risiken möglich sind. Dazu zählt auch die Periimplantitis, welche einen fortgeschrittenen Entzündungsprozess des Zahnfleisches beschreibt und nur dann auftritt, wenn implantologische Eingriffe durchgeführt wurden. Die Entzündung breitet sich bis in die Tiefen der Kieferknochen aus.
Im Anfangsstadium spricht der Mediziner noch von einer Mukositis oder periimplantären Mukositis. Im Rahmen der Mukositis handelt es sich um eine Gewebsentzündung des Implantat umgebenden Zahnfleisches. Nach einer Behandlung geht die Mukositis zurück. Stellt der Mediziner aber eine Periimplantitis fest, ist bereits ein irreversibler Zustand eingetreten, der mitunter auch den Knochenabbau verursacht. Wird die Periimplantitis zu spät oder gar nicht behandelt, muss der Patient damit rechnen, dass er sein Zahnimplantat verliert.
Ursachen
Auch eine unzureichende und fehlende Mundhygiene kann für die Entstehung einer Periimplantitis verantwortlich sein. Folgende Faktoren begünstigen zudem die Periimplantitis: Rauchen, eine unbehandelte Parodontitis, Diabetes mellitus, Medikamente (etwa Immunsuppressiva), eine parodontale Vorgeschichte, hormonelle Veränderungen, Osteoporose.
Aber auch lang anhaltender Stress, schlechte Implantats- oder auch Zahnpflege, unregelmäßige ärztliche Zahnkontrollen sowie mangelhaftes Einheilen der Implantate kann eine Periimplantitis begünstigen – dabei kann sie nicht nur durch den Betroffenen, sondern auch durch den behandelten Arzt verursacht werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Zu Beginn verspürt der Betroffene leichte Schmerzen, wenn er sein Zahnfleisch am Implantatrand berührt. Mitunter kann sich das Zahnfleisch in der Implantatsnähe rötlich verfärben beziehungsweise geben Patienten auch an, dass das Implantat Schmerzen verursacht. Jene Faktoren können die ersten Anzeichen einer Entzündung sein; schon bei den geringsten Symptomen sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden.
Befindet sich die Periimplantitis bereits im fortgeschrittenen Stadium, klagt der Betroffene über Knochenschmerzen, die vorwiegend in der Kieferregion lokalisiert werden. Das Zahnfleisch weicht zurück, das Zahnimplantat fühlt sich „locker“ an. Mitunter kann das Gefühl, dass das Implantat „locker sitzt“, ein weiteres Anzeichen einer Periimplantitis sein.
Die Symptome sind relativ schwer zu deuten; aus diesem Grund ist es wichtig, dass regelmäßige zahnärztliche Kontrollen wahrgenommen werden. Denn der Zahnarzt überprüft nicht nur die Zahnfleischtaschentiefe, sondern kann mittels Markertests auch innerhalb kürzester Zeit feststellen, ob die gefürchtete Periimplantitis vorliegt.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Damit eine Periimplantitis diagnostiziert werden kann, sind zwei Schritte von wesentlicher Bedeutung. Einerseits erfolgt die klassische klinische Diagnostik des Bereichs; dafür verwendet der Mediziner sogenannte Parodontalsonden. Tritt eine Blutung auf, die auch einen Hinweis auf eine Entleerung von Eiter darstellen kann, kann die Verdachtsdiagnose Periimplantitis gestellt werden.
Mittels Röntgenaufnahmen kann sich der Mediziner ein genaues Bild über den Zustand der betroffenen Region machen. Dabei werden intraorale Zahnfilmaufnahmen gemacht, die die Verdachtsdiagnose bestätigen. Der Verlauf und die Prognose hängen vom Schweregrad ab. Das bedeutet, dass der Mediziner den Abbau des Knochens überprüft um eine etwaige Vorhersage treffen zu können.
Respektive und augmentative Behandlungsverfahren können die Periimplantitis sehr wohl zum Stillstand bringen; in vielen Fällen kann auch eine komplette Regeneration des Knochens beobachtet werden. In einigen Fällen ist aber auch nur die Implantatsentfernung möglich. Erst wenn der Mediziner das Implantat wieder entfernt hat, kann sich der Knochen regenerieren und wird neu aufgebaut. Nach der Regeneration kann ein neuerliches Implantat gesetzt werden.
Komplikationen
Die Schmerzen aus den Zähnen breiten sich dabei nicht selten auch in die Ohren oder in den Kopf aus, sodass die meisten Betroffenen auch an Depressionen oder an psychischen Beschwerden leiden, da die Schmerzen dauerhaft auftreten. Die Behandlung dieser Beschwerde erfolgt mit Hilfe von Antibiotika oder durch eine Bestrahlung. In der Regel treten dabei keine besonderen Komplikationen auf.
Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit nicht beeinflusst oder verringert. Weiterhin muss in schwerwiegenden Fällen das Implantat allerdings vollständig entfernt und ersetzt werden. Ohne Behandlung kann sich die Entzündung auch auf die benachbarten Zähne ausbreiten und diese befallen. Falls der Knochen durch die Krankheit schon abgebaut wurde, muss dieser mit einem Füllmaterial gefüllt werden. Dabei kommt es allerdings ebenfalls nicht zu weiteren Komplikationen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Träger von Zahnimplantaten, die plötzlich einen süßlichen Mundgeruch oder Schmerzen beim Zähne putzen bemerken, sollten den Zahnarzt konsultieren. Eine Periimplantitis ist eine ernste Erkrankung, die zügig abgeklärt werden muss. Spätestens bei einer spürbaren Lockerung des Implantats ist ärztliche Hilfe notwendig. Wenn die Beschwerden kurz nach dem Einsetzen des Zahnimplantats auftreten, muss umgehend der zuständige Arzt informiert werden. Besondere Gefahr besteht, wenn der Patient keine ausreichende Mundhygiene pflegt oder an anderweitigen Erkrankungen der Zähne oder des Zahnfleisches leidet.
Wenn diese Risikofaktoren vorliegen, sollte bei genannten Beschwerden umgehend ein Arzt aufgesucht werden, der das Leiden diagnostizieren und behandeln kann. Der erste Ansprechpartner ist der Zahnarzt. Der Mediziner kann den Mundraum und das Implantat untersuchen und gegebenenfalls den verantwortlichen Chirurgen hinzuziehen. Je nach Ausprägung des Leidens kann die Periimplantitis mit Hilfe von Spüllösungen oder durch eine professionelle Reinigung des Implantates geheilt werden. Zudem muss der Patient die häusliche Mundhygiene optimieren, um die Ausbreitung der Entzündung langfristig zu vermeiden.
Behandlung & Therapie
Als oberstes Gebot einer Behandlung steht die komplette Entfernung der Bakterien am Programm, die in weiterer Folge die Periimplantitis beziehungsweise Entzündung ausgelöst haben. Die Behandlung hängt davon ab, inwieweit die Entzündung bereits fortgeschritten ist beziehungsweise wie aggressiv die Bakterien tatsächlich sind.
Befindet sich die Periimplantitis noch im Anfangsstadium, können spezielle Spüllösungen zum Erfolg führen. Professionelle Mundreinigung und Zahnhygiene sowie eine professionelle Reinigung des Zahnimplantats können genauso zum Erfolg führen. In vielen Fällen muss der Betroffene auch Antibiotika einnehmen. Eine weitere Möglichkeit stellt die Lasertherapie (phototermische Therapie, auch PTT genannt) dar.
Mittels Lasertherapie kann der Mediziner Bakterien und Keime entfernen, welche für den Abbau von Gewebe verantwortlich sind. So kann ein etwaiger Abbau von Gewebe gestoppt werden. Hat der Mediziner jedoch eine fortgeschrittene Periimplantitis diagnostiziert, die zudem schon für den Knochenabbau gesorgt hat, hilft in vielen Fällen nur ein chirurgischer Eingriff. Dabei füllt der Mediziner die Knochentasche mittels Knochenersatzmaterial, damit das Implantat im Kieferknochen neuerlich verankert werden kann.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei der Periimplantitis hängt vom Ausmaß der Erkrankung und der Entstehungsursache ab. Genaue Informationen zu den Aussichten gibt der behandelnde Zahnarzt oder Oralchirurg.
Mundhygiene ist bei der Peeriimplantitis ein wichtiger Faktor, sowohl was das Entstehen als auch das Ausheilen dieser entzündlichen Erkrankung angeht. Daher ist die Mitarbeit des Patienten im Hinblick auf eine möglichst günstige Prognose sehr wichtig. Das Zähneputzen hat sehr gründlich und natürlich regelmäßig zu erfolgen. Ein- bis zweimal jährlich ist die PZR, die von den meisten Krankenkassen übernommene professionelle Zahnreinigung durch speziell hierfür ausgebildete Assistentinnen, wichtig. Dazu bietet die Zahnarztpraxis auch eine spezielle Reinigung der Implantate an. Auch diese ist ein- bis zweimal im Jahr zu empfehlen und trägt zu einer günstigen Prognose im Hinblick auf die Periimplantitis bei.
Rauchen kann die Anfälligkeit gegenüber der Entzündung begünstigen und die Symptome gleichzeitig verschleiern. Nikotin ist oft mit einer negativen Prognose verbunden.
Auch die Belastung des Implantats steht in engem Zusammenhang mit den Aussichten bei der Periimplantitis. Die Einheilungsphase des Implantats, die der Zahnmediziner festlegt, ist im Hinblick auf die Belastung unbedingt zu beachten. Die Prognose der Peeriimplantitis kann schlechter ausfallen, wenn das Gewebe durch den Patienten intensiver belastet wird, als es durch den Zahnarzt angeraten wurde.
Vorbeugung
Damit eine Periimplantitis verhindert werden kann, steht natürlich die Mundhygiene an oberster Stelle. Nur so kann der Betroffene Anlagerungen und Zahnbeläge, die in weiterer Folge zu Bakterien führen, vermeiden. Des Weiteren sind professionelle Implantatreinigungen und halb- beziehungsweise jährliche zahnärztliche Kontrollen und auch profesionelle Zahn- wie Implantatsreinigungen von wesentlicher Bedeutung.
Nachsorge
Die Periimplantitis birgt als gefürchtete Komplikation eine entzündliche Reaktion rund um den Bereich des Implantats mit sich. Dies ist durch regelmäßige und gründliche Reinigung oft zu verhindern, weswegen der Mundhygiene im Rahmen der Nachsorge eine wichtige Bedeutung zukommt.
Der Zahnarzt informiert nach dem Einsetzen des Zahnimplantats genau, welche Vorsichtsmaßnahmen die Nachsorge beinhaltet, um die Entstehung einer Periimimplantitis zu bestmöglich zu verhindern. Die Putztechnik ist dabei ebenso wichige wie die Regelmäßigkeit sowie die Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürstchen sowie Mundspülung.
Nennoch gibt es Bereiche, die von der Zahnbürsten nicht erreicht werden. Hier ist die PZR (Professionelle Zahnreinigung) wichtig, die auch den Zahnfleischsaum und die Zahnzwischenräume erfassen kann und die Ansiedlung von Bakterien verhindern kann, die eine Entzündung auslösen. Die PZR ist zudem durch die professionelle Implantatsreinigung in der Zahnarztpraxis regelmäßig zu ergänzen. Außerdem ist auf die dosierte Belastung des Implantats in der Einheilungsphase zu achten.
Nikotin ist rund um die Perimplantitis ein Faktor, den es unbedingt zu vermeiden gilt. Denn wie bei der Parodontitis kaschiert Nikotin auch bei der Periimplantitis erste Entzündungszeichen, sodass der Betroffene oft sehr spät seinen behandelnden Zahnarzt aufsucht. Im Rahmen mit der Nachsorge aufzuhören, ist für Zähne und Zahnfleisch sowie die Gesundheit im Allgemeinen ein Schritt in die richtige Richtung.
Das können Sie selbst tun
Die Periimplantitis ist eine Erkrankung nach Implantatsetzung, die vom Betroffenen sowohl häufig verhindert als auch durch Unterstützung der Behandlung im Alltag gebessert werden kann. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, das Maßnahmen, die der Zahnarzt angeordnet hat, unbedingt befolgt werden müssen. Besonders der Verzicht auf das Rauchen ist wichtig, da Nikotin die Periimplantitis begünstigt und deren Abheilen deutlich verzögern kann. Auch die vollständige Belastung der Implantatstelle durch Kauen harter Speisen ist erst dann erlaubt, wenn es der Zahnarzt erlaubt hat. Alkohol ist ebenfalls ein Faktor, der die Regeneration verzögern kann, sodass auch der Verzicht auf alkoholische Getränke zur Selbsthilfe gegen die Periimplantitis gehört.
Sauberkeit und Hygiene gehören zu den wichtigsten Maßnahmen, mit denen eine Periimplantitis bekämpft und im Übrigen auch von Vornherein verhindert werden kann. Viele Patienten scheuen sich dafür, diese Stelle intensiv zu reinigen, weil sie sie nicht zusätzlich reizen möchten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Je sorgfältiger rund um das Implantat gereinigt wird, desto besser können Bakterien beseitigt werden, die eine Entzündung auslösen können. Bei der zweimal jährlich empfohlenen Professionellen Implantatreinigung zeigt der Zahnarzt auch eventuelle Fehler in der Putztechnik auf und hilft dem Patienten dadurch, in Eigenregie zu Hause die so wichtige Mundhygiene optimal zu gestalten.
Quellen
- Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Müller, H.-P.: Checkliste Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Schumacher, G.-H., Gente, M.: Odontographie – Anatomie der Zähne und des Gebisses. Hüthig, Heidelberg 1995