Sperma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Auch wenn die Presse immer häufiger von Erfolgen durch Klonverfahren berichtet, benötigt es heute noch immer eine Eizelle und ein Spermium, um ein Leben zu zeugen. Was wir Menschen als Wunder empfinden, kann dennoch in seinen Vorgängen recht genau beschrieben werden. Was genau ist Sperma, wie verhält es sich und was sind interessante Fakten zu dieser menschlichen Flüssigkeit, die Leben erschaffen kann?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sperma?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau von Spermazelle und Eizelle beim Menschen. Klicken, um zu vergrößern.

Sperma ist eine Substanz, die im Körper (Hoden) des Mannes gebildet und in den Nebenhoden aufbewahrt wird, bis es während eines Samenergusses zur Ausscheidung des Spermas aus dem Körper kommt.

Gelangt das Ejakulat in die Vagina der Frau, trifft es dort auf ein befruchtungsfähiges Ei und kann sich dieses im Körper der Frau einnisten, kommt es zu einer Schwangerschaft im weiblichen Körper.

Der weibliche Körper hingegen ist nicht in der Lage, Sperma zu produzieren.

Anatomie & Aufbau

Wie bereits erwähnt, wird Sperma im Hoden des Mannes ab der Pubertät gebildet und ebenso in dessen Hoden gespeichert. Sperma besteht aus Spermienzellen, Sekretflüssigkeit und Hautzellen der Hodenkanälchen.

Die erstmalige Spermaproduktion wird Spermarche genannt, die erste Ejakulation heißt Ejakularche. Der männliche Samenerguss beträgt etwa 2-6ml. 1ml Ejakulat enthält zwischen 20-150 Millionen Spermien, der Anteil an Spermien im gesamten Ejakulat liegt dabei bei etwa 0,5%.

Sperma besteht aus einem Kopf, einem Mittelstück und einer Geißel (Endstück), wobei das Endstück nach Befruchtung der Eizelle abgeworfen wird. Die Überlebensfähigkeit des ausgeschiedenen Spermiums im Körper der Frau beträgt etwa vier Tage, wobei Spermien an der Luft sehr schnell sterben. Das einzelne Spermium ist beim Menschen etwa 60µm klein, also mit dem bloßen Auge nicht erkennbar.

Produktion

Sperma ist eine grundlegende Komponente der männlichen Fortpflanzung und spielt eine entscheidende Rolle in der Befruchtung. Die Produktion und Entwicklung von Sperma, auch Spermatogenese genannt, ist ein komplexer biologischer Prozess, der sich in den Hoden abspielt, genauer gesagt im inneren Gewebe der Hodenkanälchen, den sogenannten Samenkanälchen.

Hoden: Der Produktionsort

Die Hoden sind paarige, eiförmige Organe, die im Hodensack unterhalb des Penis hängen. Ihre Hauptfunktion besteht in der Produktion von Spermien und dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Die optimale Temperatur für die Spermienproduktion liegt ein paar Grad unter der normalen Körpertemperatur, was erklärt, warum die Hoden außerhalb des Körpers in einem Sack, dem Skrotum, gelagert sind.

Spermatogenese: Der Prozess der Spermienbildung

Der Prozess der Spermatogenese ist in drei Hauptphasen unterteilt: die Proliferationsphase, die Meiose und die Spermiogenese.

Proliferationsphase: Diese Phase findet in den äußeren Teilen der Samenkanälchen statt, wo diploide Zellen, bekannt als Spermatogonien, sich durch Mitose teilen. Einige der resultierenden Zellen bleiben als Stammzellen zurück, während andere sich weiterentwickeln und zu primären Spermatozyten heranreifen.

Meiose: Die primären Spermatozyten durchlaufen die Meiose, einen spezialisierten Zellteilungsprozess, der genetische Variation fördert. Die Meiose reduziert den Chromosomensatz von diploid zu haploid, das heißt, die Zellen, die nun als sekundäre Spermatozyten bekannt sind, haben nur noch die Hälfte der üblichen Chromosomenzahl.

Spermiogenese: In der letzten Phase der Spermatogenese entwickeln sich die sekundären Spermatozyten zu Spermatiden, die schließlich in reife Spermien umgewandelt werden. Während der Spermiogenese erhalten die Spermatiden spezifische morphologische Merkmale wie einen Kopf, einen Mittelteil und einen Schwanz. Der Kopf enthält den genetischen Material, der Mittelteil enthält Mitochondrien, die Energie für die Bewegung des Schwanzes liefern, welcher wiederum hilft, das Spermium vorwärts zu treiben.

Unterstützende Hormone und Faktoren

Die gesamte Spermatogenese wird hormonell gesteuert, hauptsächlich durch das Gonadotropin-releasing Hormon (GnRH) aus dem Hypothalamus, das die Freisetzung von follikelstimulierendem Hormon (FSH) und luteinisierendem Hormon (LH) aus der Hypophyse stimuliert. FSH fördert die Spermatogenese direkt, während LH die Leydig-Zellen in den Hoden zur Produktion von Testosteron anregt, welches für die Unterstützung der Spermatogenese und die Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale notwendig ist.

Zusammensetzung des Spermas

Sperma besteht nicht nur aus Spermien. Zusätzlich zu den Spermien enthält es Sekrete aus der Prostata, den Samenbläschen und der Bulbourethraldrüse, die die Vitalität und Mobilität der Spermien fördern und das Überleben der Spermien im sauren Milieu der weiblichen Vagina unterstützen.

Diese detaillierte Betrachtung zeigt, wie komplex und fein abgestimmt die Prozesse der Spermienbildung und -reifung sind, welche entscheidend für die männliche Fruchtbarkeit sind.

Funktion & Aufgaben

Um Mensch oder Tier Nachkommen erzeugen zu lassen, benötigt es eine befruchtungsfähige Eizelle und ein funktionsfähiges Spermium. Die Spermien, die mit dem Ejakulat in die Vagina der Frau gelangt sind, schwimmen durch die Vagina bis in die Gebärmutter um letztlich irgendwo auf dem Weg der Eizelle zwischen Eileiter und Gebärmutter diese zu befruchten.

Nach einigen Tagen kann sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnisten. Dann kommt es erfolgreich zu einer Schwangerschaft. Auch diese kann aber noch vor der Geburt unterbrochen werden, es kann jederzeit auch zu Fehlgeburten kommen. Spermien von Tieren weichen von den Normen des menschlichen Spermas ab. Es gibt sogar teilweise Fische, die ihr Spermium nicht in den Körper eines anderen Fisches abgeben, sondern ihr Sperma ins Wasser abgeben, was dann zu einer Befruchtung eines anderen Fisches führt.

Im Großen und Ganzen ähneln sich aber die Befruchtungsvorgänge von Mensch und Tier. Eine Befruchtung mit Sperma funktioniert nur in der jeweiligen Spezies. Wenige Ausnahmen bilden hier sogenannte "Liger", eine Kreuzung zwischen Löwe und Tiger und auch der Maulesel, einer Kreuzung zwischen Esel und Pferd. Ansonsten sind speziesunterschiedliche Kreuzungen nicht möglich.

Krankheiten & Beschwerden

Die einzige Funktion von Sperma liegt darin, zusammen mit einer Eizelle Nachkommen zu erzeugen. Dennoch kann es zu Krankheiten in Zusammenhang mit Sperma kommen.

Sperma kann eine Reihe von Krankheiten übertragen, so sei als bekanntestes Beispiel das HI-Virus genannt, das die tödliche Immunschwächekrankheit AIDS auslösen kann. Auch können Hepatitis-Infektionen über Sperma weitergegeben werden. Bei der Ansteckung macht es keinen Unterschied, ob Sperma vaginal, oral oder anal aufgenommen worden ist. Die Infektionsgefahr ist gleich hoch, wobei beim Analverkehr eine leicht erhöhte Verletzungsgefahr und damit eine leicht erhöhte Infektionsgefahr besteht.

Weitere, durch Geschlechtsverkehr übertragbare, Krankheiten sind beispielsweise Chlamydien, Gonorrhoe, Herpes oder Syphilis. Eventuell sind auch Erkältungskrankheiten durch Sperma übertragbar, was unter Fachleuten bis heute diskutiert wird. In sehr seltenen Fällen kann es zu Allergien gegen Sperma kommen, was sowohl bei Frauen, als auch sehr vereinzelt bei Männern beobachtet worden ist.

Wirkungsvoll gegen Geschlechtskrankheiten schützen kann man sich ausschließlich durch Enthaltsamkeit oder Verwendung eines intakten Kondomes. Andere Verhütungsmethoden schützen nicht vor übertragbaren Krankheiten.


Typische & häufige Geschlechtskrankheiten

10 Dinge, die Sie über Sperma wissen sollten

Sperma spielt eine entscheidende Rolle in der Fortpflanzungsbiologie des Mannes, und seine Gesundheit kann auch ein Indikator für die allgemeine Gesundheit sein. Hier sind zehn interessante Fragen über Sperma und ihre Antworten:

Was ist Sperma genau?

Sperma, oft auch als Samenflüssigkeit bezeichnet, ist eine Mischung aus Spermien und Sekreten der männlichen Geschlechtsdrüsen. Es enthält nicht nur Spermien, sondern auch verschiedene Proteine, Enzyme und Zucker, die Spermien auf ihrem Weg zum Ei ernähren und schützen.

Wie viel Sperma wird bei einem Samenerguss freigesetzt?

Die Menge variiert zwischen 2 und 5 Millilitern pro Ejakulation, wobei jede Milliliter etwa 20 bis 300 Millionen Spermien enthalten kann.

Welche Faktoren beeinflussen die Spermienqualität?

Faktoren wie Ernährung, Gesundheit, Lebensstil, Alter und Umwelteinflüsse können die Spermienqualität beeinflussen. Stress, Rauchen, Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung können die Qualität negativ beeinflussen.

Kann Sperma auf die Gesundheit hinweisen?

Ja, die Qualität und Quantität des Spermas können Hinweise auf gesundheitliche Probleme geben. Beispielsweise kann eine niedrige Spermienzahl auf hormonelle Ungleichgewichte oder andere gesundheitliche Probleme hinweisen.

Wie lange überleben Spermien?

Außerhalb des Körpers überleben Spermien nur wenige Minuten bis Stunden, abhängig von der Umgebung. Im weiblichen Reproduktionstrakt können sie jedoch bis zu fünf Tage überleben.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei der Spermienqualität?

Eine Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralien ist, kann die Spermienqualität verbessern. Antioxidantien wie Vitamin C und E, Zink und Selen sind besonders wichtig, da sie die Spermien vor Schäden schützen.

Wie wirkt sich das Alter auf Sperma aus?

Mit zunehmendem Alter kann die Spermienzahl sowie ihre Beweglichkeit abnehmen. Auch die DNA-Integrität der Spermien kann beeinträchtigt werden.

Kann man die Spermienproduktion steigern?

Ja, durch gesunde Lebensgewohnheiten wie ausreichend Schlaf, Vermeidung von Stress, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung kann die Spermienproduktion positiv beeinflusst werden.

Gibt es Krankheiten, die speziell die Spermienqualität beeinträchtigen?

Ja, Erkrankungen wie Varikozele, Infektionen des Urogenitaltrakts, Hormonstörungen und genetische Erkrankungen können die Spermienqualität negativ beeinflussen.

Welche medizinischen Tests können die Spermienqualität bewerten?

Ein Spermiogramm ist der Standardtest zur Bewertung der Spermienqualität. Es misst die Konzentration, Beweglichkeit und Form der Spermien.

Diese Informationen sind essentiell für Männer, die ihre Fruchtbarkeit und allgemeine Gesundheit verstehen und erhalten möchten. Wichtig ist, bei Bedenken oder Auffälligkeiten einen Facharzt zu konsultieren.

Gesundes Sperma: 7 Tipps für Sperma und Fruchtbarkeit

Um die Spermienqualität und Fruchtbarkeit zu verbessern, können Männer verschiedene Maßnahmen in ihrem Alltag integrieren. Hier sind sieben effektive Tipps:

Ausgewogene Ernährung: Eine Ernährung, die reich an frischen Früchten, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist, kann die Spermienqualität verbessern. Antioxidantien wie Vitamin C und E, Zink und Selen sind besonders wichtig, da sie die Spermien vor oxidativem Stress schützen.

Vermeidung von Rauchen und Alkohol: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum können die Spermienzahl und -beweglichkeit negativ beeinflussen. Das Aufgeben von Rauchen und die Reduzierung des Alkoholkonsums können signifikant zur Verbesserung der Spermienqualität beitragen.

Regelmäßige Bewegung: Moderate Bewegung erhöht die Testosteronproduktion und verbessert die Spermienqualität. Es ist jedoch wichtig, Übertraining zu vermeiden, da es den gegenteiligen Effekt haben kann.

Vermeiden von Hitze: Lange heiße Bäder, Saunen und enge Unterwäsche können die Temperatur in den Hoden erhöhen und die Spermienproduktion beeinträchtigen. Es wird empfohlen, die Hoden kühl zu halten.

Stressmanagement: Chronischer Stress kann die Hormonbalance stören und die Spermienproduktion beeinträchtigen. Techniken wie Meditation, Yoga oder regelmäßige Freizeitaktivitäten können helfen, Stress zu reduzieren.

Vermeidung von Umweltgiften und Schadstoffen: Chemikalien und Strahlungen können die Spermienzahl und -gesundheit beeinträchtigen. Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz und in der Umwelt können helfen, diese Risiken zu minimieren.

Regelmäßige medizinische Checks: Ein regelmäßiger Check-up kann frühzeitig Probleme erkennen, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnten. Diskussionen über Fruchtbarkeit sollten Teil der routinemäßigen Gesundheitsvorsorge sein.

Durch die Befolgung dieser Tipps können Männer nicht nur ihre Fruchtbarkeit verbessern, sondern auch ihr allgemeines Wohlbefinden fördern.

Quellen

  • Eichenauer, R.: Klinikleitfaden Urologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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