Eileiterschwangerschaft

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Eileiterschwangerschaft oder Bauchhöhlenschwangerschaft (med.: Abdominalgravidität) tritt bei etwa 1 von 100 Schwangerschaften auf und bedeutet, dass sich die befruchtete Eizelle in einem der Eileiter einnistet. Eine solche Schwangerschaft kann nicht ausgetragen werden, da der Embryo außerhalb der Gebärmutter nicht überlebensfähig ist. Eine Behandlung muss unbedingt schnell erfolgen, da es sich bei einer Eileiterschwangerschaft um eine lebensbedrohliche Erkrankung handelt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Eileiterschwangerschaft?

Infogramm zur Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane, sowie Lage der Eileiterschwangerschaft. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Bei einer Eileiterschwangerschaft nistet sich das befruchtete Ei nicht in der Gebärmutter (Uterus), sondern in der Schleimhaut eines der beiden Eileiter ein. Dieses Problem tritt in etwa bei 1-2 Prozent aller Schwangerschaften auf und bedeutet, dass die Schwangerschaft nicht ausgetragen werden kann.

Eine andere Form der extrauterinen Gravidität, also einer Schwangerschaft, die außerhalb der Gebärmutter stattfindet, ist die Bauchhöhlenschwangerschaft. Hier nistet sich die befruchtete Eizelle in der Bauchhöhle ein, was ebenfalls bedeutet, dass die Schwangerschaft beendet werden muss.

Zunächst treten bei Frauen bei einer Eileiterschwangerschaft ähnliche Schwangerschaftsanzeichen wie bei einer üblichen Schwangerschaft auf. Im weiteren Verlauf, etwa ab der 6. bis 9. Woche kommt es dann zu Schmierblutungen und starken Schmerzen, weshalb ein Besuch beim Frauenarzt unbedingt angeraten ist, um eine Eileiterschwangerschaft festzustellen.

Ursachen

Für eine Eileiterschwangerschaft kommen mehrere Ursachen in Frage. So kann es beispielsweise bei Endometriose oder anderen Erkrankungen zu Verwachsungen im Unterleib kommen, die die freie Beweglichkeit und damit die Funktionalität der Eileiter beeinträchtigen.

Auch die Eileiter selbst können aufgrund vorangegangener Erkrankungen wie etwa Entzündungen oder Infektionen verklebt oder verwachsen sein, wodurch sie die Eizelle nicht mehr richitg mit den Flimmerhärchen transportieren können. Auch angeborene Defekte wie Fehlbildungen der Eierstöcke oder Eileiter erhöhen das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft.

Wird ein Eileiter bei einer Sterilisation nicht vollständig durchtrennt, so ist er ebenfalls in seiner Funktion eingeschränkt und kann die befruchtete Eizelle nicht in die Gebärmutter transportieren. Die Ursachen für eine Eileiterschwangerschaft sind also vielfältig.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Eileiterschwangerschaft geht mit unterschiedlichen Symptomen einher. Das wohl häufigste Symptom ist dabei Schmerz, der an verschiedenen Körperstellen auftreten kann. Zentral sind dabei Bauchschmerzen, die teilweise nur einseitig auftreten. Die Bauchschmerzen entstehen durch die Dehnung oder sogar das Reißen des Eileiters. In der Regel beschreiben betroffene Frauen diese Schmerzen als ziehend.

Zudem sind unregelmäßige Schmierblutungen ein häufiges Anzeichen für eine Eileiterschwangerschaft. Das Ausbleiben der Periode ist ebenso denkbar. Ebenfalls häufig kommt er zu einer erhöhten Körpertemperatur von bis zu 38 Grad Celsius. Dieser Schwellenwert kann aber auch überschritten werden. In einigen Fällen einer Eileiterschwangerschaft ist der Bauch in der Region des Eileiters erhärtet.

An dieser Stelle kann gelegentlich eine Masse ertastet werden. Zudem kann es im Zuge der Eileiterschwangerschaft zu einer Reizung des Zwerchfells kommen. In diesem Fall empfinden Patienten auch Schmerzen in der Brust- oder Schulterregion. In seltenen Fällen entzündet sich vor allem kurz vor der natürlichen Abtreibung des fehlplatzierten Embryos das Bauchfell.

Daraus resultieren starke Unterbauchschmerzen. Verläuft diese natürliche Abtreibung zu schnell, können Patientinnen einen lebensbedrohlichen Schock davontragen. Dieses eher seltene Folgesymptom entsteht durch inneren Blutungen in die Bauchhöhle.

Diagnose

Wenn eine Eileiterschwangerschaft auftritt, leiden betroffene Frauen meist an unerklärlichen Blutungen und starken - bei einigen Frauen einseitigen - Schmerzen. Manchmal ist die Körpertemperatur leicht erhöht. Die nach einem Schwangerschaftstest dringend angeratene Untersuchung beim Frauenarzt erfolgt per Ultraschall, durch den der Gynäkologe meist feststellen kann, an welcher Stelle im Bauch die Schwangerschaft sitzt.

Bei der Tastuntersuchung kann der Frauenarzt, wenn eine Eileiterschwangerschaft vorliegt, eventuelle einen verdickten Eileiter ertasten. Die Gebärmutter ist bei einer Eileiterschwangerschaft leer, in seltenen Fällen wird eine Pseudofruchthülle gebildet, die aber nur Wasser und keine kindlichen Anlagen enthält.

Da der Embryo zu dieser Zeit noch sehr klein ist, bietet auch eine Ultraschalluntersuchung keine vollständige Sicherheit, ob eine Eileiterschwangerschaft vorliegt. Eine sichere Diagnostik kann nur durch eine Bauchspiegelung erfolgen. Wird die Eileiterschwangerschaft zu spät erkannt, so kann der betroffene Eileiter platzen und Kreislaufversagen sowie einen Schock als Folge einer Eileiterschwangerschaft auftreten.

Komplikationen

Eine Eileiterschwangerschaft muss immer operativ behandelt werden. Dabei können verschiedene Komplikationen auftreten. Zunächst besteht das Risiko, dass benachbarte Organe oder anatomische Strukturen verletzt werden. Dadurch können Blutungen und Nachblutungen auftreten. Mögliche Nervenschädigungen können Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen und vorübergehende Funktionseinbußen der Harnblase hervorrufen.

Außerdem kann es zu Verwachsungen im Bauchraum kommen. Restgewebe der Schwangerschaft kann sich in der Bauchhöhle festsetzen und Entzündungen hervorrufen. Selten kommt es in der Folge einer Eileiterschwangerschaft zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung, einem Darmverschluss und ähnlich schweren Komplikationen. Bei einer Tubarruptur, einem Zerreißen des Eileiters, kommt es zu starken Schmerzen, Entzündungen im Bauchraum und oftmals auch zum Schockzustand.

Bei Nichtbehandlung besteht die Gefahr des Verblutens. Daneben können allergische Reaktionen sowie Funktionseinbußen in Folge einer überschießenden Narbenbildung auftreten. Bei einer Gebärmutterausschabung kann es zu einer Verletzung der Organwand und in der Folge zu Blutungen oder einer Infektion kommen. Mitunter ist auch die Fruchtbarkeit eingeschränkt.

Nach der Operation können hormonelle Veränderungen auftreten, die mitunter zu Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen führen. Medikamente wie das üblicherweise verordnete Methotrexat können Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, Schleimhautentzündungen und Organschäden hervorrufen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Weil eine Eileiterschwangerschaft niemals ausgetragen werden kann, ist ärztliche Hilfe immer notwendig. Je früher eine solche Eileiterschwangerschaft vom Arzt festgestellt wird, umso schneller kann man handeln und damit auch Komplikationen für die Frau minimieren. Eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter muss immer durch einen Facharzt beendet werden. Deswegen ist etwa zwei Wochen nach einem positiven Schwangerschaftstest ein erster Ultraschall beim Frauenarzt sinnvoll. Dieser überprüft via Ultraschall, ob die Schwangerschaft an der richtigen Stelle sitzt.

Anhaltende Bauchschmerzen im Frühstadium einer Schwangerschaft sollten immer ärztlich abgeklärt werden, da es sich hier um erste Warnsymptome für eine Eileiterschwangerschaft handeln könnte. Sobald diese einmal sicher diagnostiziert worden ist, bestehen zu einem Abbruch keine Alternativen. Je länger man damit wartet, umso größer wird gleichzeitig die Gefahr schwerer innerer Blutungen.

Manche Frauen können sich nach der Diagnose noch nicht sofort mit dem Gedanken eines notwendigen Abbruchs anfreunden und möchten erst noch eine Weile verstreichen lassen. Dies kann unter Umständen die Akzeptanz der Situation verbessern, sollte aber mit einem Facharzt vorab genau besprochen werden. Treten nach einer festgestellten Eileiterschwangerschaft Schmerzen und Krämpfe im Unterleib oder Blutungen, gleich welcher Intensität auf, sollte umgehend ein Arzt oder eine Klinik mit gynäkologischer Fachabteilung konsultiert werden.

Behandlung & Therapie

In seltenen Fällen blutet die Eileiterschwangerschaft eigenständig ab, es kommt also zu einem spontanen Abort mit der meist verspätet eintretenden Menstruation. In allen anderen Fällen ist eine sofortige medizinische Intervention – meist in Form einer Operation - nötig, um lebensbedrohliche Folgen einer Eileiterschwangerschaft abzuwenden.

Dieser Eingriff erfolgt entweder per Bauchspiegelung oder in sehr schweren Fällen mit Hilfe eines Bauchschnitts. Ein stationärer Aufenthalt ist meist unumgänglich. Bei der Operation wird der Embryo aus dem Eileiter oder der Bauchhöhle entfernt, wobei meistens der betroffene Eileiter so stark beschädigt wird, dass seine Funktionalität in Folge der Eileiterschwangerschaft stark eingeschränkt oder sogar nicht mehr vorhanden ist.

Liegt bereits ein Eileiterriss vor, so muss sofort operiert werden, da sonst durch starke Blutungen im Bauchraum Lebensgefahr für die betroffene Frau besteht.

Eine alternative Behandlung besteht in der Anwendung von zelltötenden Medikamenten, die vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn eine Eileiterschwangerschaft sehr früh erkannt wird. Diese führen dazu, dass die Eileiterschwangerschaft abbluten kann.

Aussicht & Prognose

Eileiterschwangerschaften enden beinahe immer im frühen Ende der Schwangerschaft, ein gesundes Kind kann auf diese Weise nicht geboren werden. Frauen, die damit rechnen, schwanger werden zu können, haben deswegen gute Chancen auf ein glimpfliches Ende der Eileiterschwangerschaft, da sie sich rechtzeitig ärztlich untersuchen lassen und dabei auf dem Ultraschallbild zu erkennen wäre, dass die Eizelle sich falsch eingenistet hat.

Es findet ein kleiner operativer Eingriff statt, der die Eileiterschwangerschaft beendet, ähnlich wie bei einer Abtreibung. Danach braucht die Patientin meist nur wenige Stunden zur Erholung und kann bereits wieder nach Hause gehen. Einer erneuten Schwangerschaft steht nichts im Wege.

Verursacht die Eileiterschwangerschaft dagegen schon Symptome wie Fieber, Bewusstseinsstörungen oder starke Unterbauchschmerzen, dann ist eine Notfall-OP erforderlich. Andernfalls kann es sein, dass sich Giftstoffe der abgestorbenen Eizelle frei im Bauchraum verbreiten und dort zu Entzündungen der inneren Organe bis hin zum Organversagen führen können. Dieser Ernstfall kann schnell tödlich verlaufen.

Auch ist es bei einer solchen Notfall-OP nicht mehr sicher gewährleistet, dass dabei keine reproduktiven Organe verletzt werden. In diesem Fall könnte die Frau danach nicht mehr uneingeschränkt wieder schwanger werden. Grundsätzlich ist es nach einer Eileiterschwangerschaft mit Komplikationen ohnehin ratsam, einige Monate bis zur nächsten Schwangerschaft zu warten, damit mögliche Verletzungen abheilen können.


Vorbeugung

Einer Eileiterschwangerschaft vorzubeugen gestaltet sich schwierig. Wenn eine Frau weiß, dass sie Entzündungen im Unterleib hatte oder bereits eine Eileiterschwangerschaft erleben musste, so kann es eine Lösung sein, die Eileiter so zu operieren, dass sich das Risiko in den Folgeschwangerschaften reduziert. Liegen akute Entzündungen vor, so sollten diese vor einer erneuten Schwangerschaft behandelt werden und gut verheilt sein, damit eine Eileiterschwangerschaft nicht begünstigt wird.

Nachsorge

Der Betroffene ist bei einer Eileiterschwangerschaft in erster Linie auf eine vollständige Behandlung dieser Krankheit angewiesen. Dabei steht vor allem die frühzeitige Erkennung der Eileiterschwangerschaft im Vordergrund, damit es nicht zum Auftreten anderer Beschwerden oder Komplikationen kommt. Da es sich dabei auch um eine lebensbedrohliche Krankheit handelt, muss diese so schnell wie möglich erkannt und behandelt werden.

In den meisten Fällen ist bei dieser Art der Schwangerschaft ein operativer Eingriff notwendig. Dadurch werden die Beschwerden vollständig gelindert, wobei jedoch eine Unversehrtheit der Eileiter nicht immer garantiert werden kann. In einigen Fällen kann die Betroffene nach dem Eingriff keine Kinder mehr bekommen. Nach dem operativen Eingriff muss sich der Patient auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen.

Von anstrengenden oder stressigen Tätigkeiten ist dabei auf jeden Fall abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. In der Regel sind auch nach dem Eingriff regelmäßige Untersuchungen sinnvoll, um mögliche Blutungen zu erkennen und zu behandeln. Mitunter können betroffene Frauen nach dem Eingriff keine Kinder mehr bekommen. Dabei kann auch eine psychologische Behandlung sinnvoll sein.

Das können Sie selbst tun

Eine Eileiterschwangerschaft kann niemals ausgetragen werden und das Leben der Mutter in große Gefahr bringen. Im Bereich der Selbsthilfe kann eine Schwangere bei einer Eileiterschwangerschaft nichts ausrichten. Hier geht es mehr darum, eine solche Eileiterschwangerschaft möglichst frühzeitig zu erkennen, so dass diese durch ärztliche Intervention rechtzeitig beendet werden kann.

Zum einen ist es im Alltag sinnvoll, etwa zwei Wochen nach einem positiven Test zum Arzt zwecks Ultraschall zu gehen. Zum anderen sollten in der Frühschwangerschaft Beschwerden wie starke Bauchschmerzen, Blutungen, Druckgefühle im Bauch immer ernstgenommen werden.

Auch wenn eine tatsächliche Selbsthilfe zur Beendigung einer solchen Schwangerschaft für Frauen nicht möglich ist, hilft das bewusste Achten auf körperliche Signale oftmals, die Eileiterschwangerschaft so früh wie möglich zu erkennen. Je früher sie beendet werden kann, umso geringer sind die Risiken für die Betroffene.

Ist die Diagnose einmal durch einen Arzt gestellt worden, ist es keinesfalls ratsam, einfach abzuwarten oder durch Manipulationen am Körper zu versuchen, Blutungen auszulösen. Die damit verbundenen Gefahren können tödlich sein. Bei einer Eileiterschwangerschaft können eine zweite Meinung und ein weiterer Ultraschall durch einen zweiten Arzt psychologisch sinnvoll sein, wenn es schwerfällt, die Diagnose und damit die Notwendigkeit der Beendigung der Schwangerschaft zu akzeptieren.

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Uhl, B.: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Thieme, Stuttgart 2013

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