Plazentaschranke

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Plazentaschranke trennt den Blutkreislauf der Mutter von dem des Kindes. Durch diesen Gewebefilter arbeiten beide Blutkreisläufe unabhängig voneinander.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Plazentaschranke?

Die Plazentaschranke trennt den Blutkreislauf der Mutter von dem des Kindes. Durch diesen Gewebefilter arbeiten beide Blutkreisläufe unabhängig voneinander.

Sobald sich eine befruchtete Eizelle in die Schleimhaut der Gebärmutter einnistet, wird sie vollständig vom mütterlichen Körper versorgt. Die Kraftvorräte der Eizelle sind jetzt aufgebraucht und sie ist darauf angewiesen, durch die Gebärmutterschleimhaut am Leben gehalten zu werden. Aus dieser Schleimhaut entwickelt sich binnen weniger Wochen eine Plazenta, die nur noch an einer Stelle der Gebärmutter haftet und mit dem Kind über die Nabelschnur verbunden bleibt.

Anfangs sind die Blutkreisläufe von Mutter und Kind noch nicht getrennt - dies geschieht erst durch die Bildung einer Plazentaschranke. Sie besteht histologisch betrachtet aus mehreren Schichten und ist eine dünne Trennmembran, die an den Chorionzotten sitzt. Hier findet der Stoffaustausch zwischen Mutter und Kind statt, denn die Plazentaschranke ist dazu da, nur diejenigen Stoffe vom mütterlichen in den fetalen Blutkreislauf einzulassen, die das Kind braucht. Dies sind beispielsweise Sauerstoff oder Nährstoffe.

Funktion & Aufgabe

In den ersten Lebenstagen der befruchteten Eizelle braucht sie noch keinerlei Trennung zum mütterlichen Körper. Mit der Zeit aber wird ein eigenständiger Blutkreislauf des ungeborenen Kindes wichtig, weshalb dies auch eine der ersten Funktionen ist, die die Plazenta entwickelt.

Die Plazentaschranke dient dabei zugleich als Schutz und als Transportweg. Es gibt eine Reihe von Transportmechanismen, durch die ein Stoff aus dem mütterlichen Blut zum Kind gelangen kann, beispielsweise die Diffusion oder die Pinozytose. Diese sind jeweils für verschiedene Stoffe gedacht, die durch die Plazentaschranke zum Kind gelangen sollen.

Die Diffusion etwa dient der Ernährung des ungeborenen Babys. Es bekommt auf diese Weise Nährstoffe oder Sauerstoff aus dem mütterlichen Kreislauf. Die Pinozytose dagegen ist dazu gedacht, IgG-Immunzellen der Mutter an das Baby zu übertragen. Diese Immunzellen entstehen beim Menschen etwa 6 Wochen nach einer überstandenen Infektion und sorgen dafür, dass sie nicht mehr so schnell neu entstehen kann. Da ein Baby kurz nach seiner Geburt nicht in der Lage sein wird, eigene Immunzellen zu produzieren, bekommt es genau diese lang wirksamen Immunzellen der Mutter. Das Baby kann also nur gegen Erkrankungen immun sein, gegen die auch seine Mutter immun ist. Diesen Schutz ab der Geburt bis zur Bildung eines eigenen Immunsystems bezeichnet man als Nestschutz und er ist neben der Ernährung eine der wichtigsten Funktionen der Plazentaschranke.

Da allerdings auch nicht alles zum Baby vordringen darf, schützt die Plazentaschranke das ungeborene Kind vor der Übertragung anderer Blutbestandteile. Diese werden von der Plazentaschranke nicht durchgelassen und können auf diese Weise nicht zum Kind gelangen.

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Krankheiten & Beschwerden

Die Plazentaschranke und ihre Funktion hängen eng mit der gesunden Entwicklung der Plazenta selbst zusammen, der so genannten Plazentation. Kommt es während dieser Entwicklung zu einer Plazentationsstörung, kann unter Umständen die Plazentaschranke mitbetroffen sein, was bei Mutter und Kind zu Problemen führt.

In den meisten Fällen ist die Plazentaschranke dennoch so intakt, dass eine Trennung zwischen mütterlichem und kindlichem Blut und die korrekte Filterung von Stoffen gewährleistet ist. Nach der Geburt oder schlimmstenfalls vorher schon kann es jedoch zu Plazentalösungen kommen, die mit starken Blutungen einhergehen, die die Geburt des Kindes sofort auslösen. Je nach Entwicklungsgrad des Kindes ist es möglich, dieses zu retten. Für die Mutter besteht bei Plazentalösung ein erhebliches Risiko aufgrund des Blutverlustes. Sie braucht in diesem Fall sofort ärztliche Hilfe - und auch für ein Frühchen ist ein Neonatologe dann entscheidend.

Bei vollkommen gesunder Plazentabildung kann es weiterhin immer zu Mikrotraumata der Plazenta kommen. Das bedeutet, die Plazenta hat eine minimale Verletzung erfahren, beispielsweise durch eine falsche Bewegung, eine große körperliche Belastung oder auch einen unbeabsichtigten Stoß gegen den Bauch im Alltag. Vom Mikrotrauma bemerkt die Mutter nichts, es kommt jedoch zu einem kleinen Riss in der Plazentaschranke und kindliches Blut tritt in den mütterlichen Kreislauf über. Von Belang ist dies dann, wenn die Mutter Rhesus-negativ ist und das Kind Rhesus-positiv. Ihr Immunsystem wird dann beginnen, Antikörper gegen das Rhesus-positive Blut ihres Babys zu bilden.

Das erste Baby, bei dem das passiert, wird vollkommen gesund auf die Welt kommen. Meist geht aber nur die erste Schwangerschaft gut. Bei einer zweiten Schwangerschaft, wenn das Kind wieder Rhesus-positiv ist, wird das Immunsystem der Mutter schneller reagieren und beginnen, das Kind abzustoßen, da es vom Immunsystem als Eindringling erkannt wird. Mithilfe von Medikamenten, die diese Antigene im mütterlichen Blut unterdrücken, ist es dennoch möglich, dass die Frau wieder vom gleichen Mann schwanger wird und das Kind gesund zur Welt bringt. Allerdings muss rechtzeitig erkannt werden, dass dieser besondere Fall vorliegt.

Selbst eine gesunde Plazentaschranke lässt jedoch Stoffe zum Kind durch, die ihm schaden können. Die Rede ist von Alkohol, Bestandteilen von Zigaretten, Drogen und manchen Medikamenten. Aus diesem Grund ist es für Schwangere so wichtig, keine dieser Substanzen zu sich zu nehmen und Medikamente nur unter Kontrolle des Arztes einzunehmen, um angeborene Schäden des Kindes zu verhindern.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013

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