Pyodermie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Pyodermie ist keine Primärerkrankung. Sie kann hervorgerufen werden durch eine Störung des Immunsystems, durch andere primäre Erkrankungen, durch Hautinfekte aber auch durch Streptokokken beziehungsweise Staphylokokken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Pyodermie?

Juckreiz, Schuppenbildung und Rötungen sowie Krustenbildungen gehören genau wie eine Hautverfärbung zu den typischen Symptomen.
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Bei einer Pyodermie handelt es sich um eine brennende und eitrige Hautentzündung, die unterschiedliche Hautschichten betreffen kann. Auslöser sind in den meisten Fällen als Eiterbakterium bekannte β-hämolysierende Streptokokken und Staphylokokken. Drei Arten werden unterschieden:

  • Die Oberflächenpyodermie (surface pyodermia)

Hierbei sind lediglich die obersten Epidermisschichten betroffen. Es gibt vier Sonderformen: Intertrigo (eine Hautfaltendermatitis), Pyotraumatische Dermatitis (hot spot), bakterielle Übersiedlung der Haut (bacterial overgrowth syndrome) und Mukokutane Pyodermie.

  • Die oberflächliche Pyodermie

Besonders im Bereich der Haarfollikel sind auch tiefere Schichten der Epidermis betroffen. Die Infektion jedoch bleibt oberhalb der Basallamina. Hier sind drei Sonderformen bekannt: Impetigo (hoch ansteckend), bullöse Impetigo und Follikulitis (oberflächlich und bakteriell).

  • Die tiefe Pyodermie

Auch in der Dermis oder sogar der Subkutis kommt es zu einer Infektion. Möglich sind eine: Follikulitis (häufigste Form), Furunkulose (Haarbalg ist infiziert und kann zerstört werden), Zellulitis (auch die Unterhaut ist infiziert)

Ursachen

Bakterien, die sich auch auf gesunder Haut befinden, bilden zusammen mit Malassezien (Hefepilzen) die normale Flora der Haut. Ist das körpereigene Abwehrsystem gesund und somit funktionsfähig, können sich die Bakterien und Hefen auch nicht krankhaft vermehren. Auch ein Eindringen in tiefere Hautschichten und eine Infektion treten dann nicht auf.

Ist jedoch die Haut verletzt oder durch eine Erkrankung geschädigt, haben die infektionsauslösenden Bakterien leichtes Spiel. Es kommt zu einer Eiterbildung, der Pyodermie. Eine Pyodermie wird also nicht nur durch Ansteckung, sondern auch durch ein nicht richtig funktionierendes Immunsystem ausgelöst. Ein weiterer Auslöser für die Pyodermie sind unterschiedliche Krankheiten.

So kann eine hormonelle Erkrankung wie zum Beispiel die Schilddrüsenerkrankung oder eine Nierenüberfunktion (Cuching) verantwortlich sein. Auf jeden Fall muss der auslösende Faktor gefunden werden, da die Pyodermie keine primäre Erkrankung ist. Eine weitere Ursache können allergische Hautreaktionen darstellen.

Zum Beispiel eine Flohbissallergie, eine Lebensmittelallergie oder auch eine Atopie. Liegt eine Vorerkrankung der Haut, zum Beispiel Neurodermitis, vor, ist die Infektionsgefahr um ein Vielfaches erhöht und der Verlauf der Pyodermie ist häufig schwerwiegender.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptomatik einer Pyodermie ist sehr vielschichtig. Juckreiz, Schuppenbildung und Rötungen sowie Krustenbildungen gehören genau wie eine Hautverfärbung zu den typischen Symptomen. Besonders häufig betroffen sind der Bauch, die Innenseite der Schenkel und die Flanken. Kopf und Beine (nicht die Zwischenräume der Zehen) sind seltener betroffen.

Bei Kindern, vor allem Klein- und Kindergartenkindern, liegt meistens eine Impetigo contagiosa vor, bei der es sich um eine Entzündung der Oberhaut handelt. Die Übertragung durch Staphylokokken oder Streptokokken führt zu unterschiedlich großen Hautbläschen mit einem geröteten Saum und einer eitrigen Eintrübung.

Die kleinen Bläschen platzen sehr leicht und schnell auf. In Folge entstehen honiggelbe Krusten und die Infektionsherde breiten sich aus. Eine Übertragung auf andere Hautregionen oder auch andere Personen erfolgt durch die Finger, die mit den infizierten Stellen in Berührung gekommen sind.

Diagnose & Krankheitsverlauf

In der Regel erfolgt eine klinische Untersuchung inklusive labortechnischer Analyse mit oder ohne Hautabstrich. Liegt eine tiefere Entzündung vor, wird eine Bakterienkultur angelegt. Dies ist mit oder ohne Hautbiopsie möglich. Dringen die infektionsauslösenden Bakterien in die tiefer gelegenen Hautschichten ein, kann es zu einer Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens sowie zu Übelkeit kommen.

Nicht nur die Haut, sondern der gesamte Organismus ist dann betroffen. Für eine Diagnose kann auch eine Übertragung durch andere Personen in Betracht gezogen werden. Denn nicht selten handelt es sich bei Klein- und Kindergartenkindern um Staphylokokken oder Streptokokken, die aus dem Rachen eines anderen Kindes durch Tröpfcheninfektion übertragen wurden. Komplikationen sind seltener zu beobachten.

Allerdings können bei einer Infektion durch Streptokokken die auch bei Scharlach auftretenden Streptokokken-Zweiterkrankungen ausgelöst werden. Bei einer Infektion durch Staphylokokken besteht die Gefahr eines Lyell-Syndroms (Reaktion des Immunsystems auf eine Staphylokokken-Infektion an einem anderen Hautareal).

Komplikationen

In der Regel handelt es sich bei der Pyodermie bereits um eine Komplikation einer anderen Grunderkrankung. Die Betroffenen leiden dabei an verschiedenen Beschwerden, die allerdings immer auf der Haut auftreten. Dabei kommt es in der Regel zu einem starken Juckreiz und zu starken Rötungen auf der Haut. Die Haut selbst ist dabei stark ausgetrocknet und gereizt.

In vielen Fällen schämen sich die Patienten für die Beschwerden der Pyodermie und leiden daher auch an Minderwertigkeitskomplexen und an einem verringerten Selbstwertgefühl. Auch Depressionen oder anderen psychische Verstimmungen können durch die Krankheit auftreten. Weiterhin kann es auch zur Ausbildung von Bläschen auf der Haut kommen. Die Bläschen selbst sind dabei schmerzhaft und können leicht aufplatzen. Ebenso kann sich die Pyodermie auf andere Regionen der Haut übertragen.

Aufgrund der relativ hohen Ansteckungsgefahr sollte auch der Kontakt mit anderen Menschen vermieden werden. Weiterhin führt die Pyodermie nicht selten zu einer Übelkeit oder zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl beim Betroffenen. Die Behandlung der Pyodermie erfolgt ohne Komplikationen mit Hilfe von Antibiotika. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Pyodermie nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Pyodermie sollte immer durch einen Arzt behandelt werden. Nur durch eine richtige Behandlung können weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden. Eine frühe Diagnose und Behandlung der Pyodermie wirken sich dabei immer positiv auf den weiteren Verlauf aus. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an verschiedenen Hautbeschwerden leidet, die nicht von alleine wieder verschwinden und in der Regel auch ohne einen besonderen Grund auftreten. Dabei kommt es vor allem zu einem starken Juckreiz und zu Rötungen an den betroffenen Stellen.

Der gesamte Körper kann von den Beschwerden der Pyodermie betroffen sein. Ebenso können Bläschen auf der Haut auf die Pyodermie hindeuten und sollten von einem Arzt untersucht werden. Da die Erkrankung auch auf andere Menschen durch Hautkontakt übertragen werden kann, sollte der Hautkontakt vorerst vermieden werden. Die Pyodermie kann dabei durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Hautarzt behandelt werden. Es kommt in der Regel zu keinen besonderen Komplikationen, wobei auch die Lebenserwartung des Betroffenen nicht verringert wird.

Behandlung & Therapie

Da es sich, wie bereits erwähnt, bei einer Pyodermie nicht um eine Primärerkrankung handelt, ist unbedingt die auslösende Erkrankung abzuklären. Kann diese erfolgreich therapiert werden, kann ein erneutes Auftreten der Hautinfektion meistens verhindert werden. Die Pyodermie für sich betrachtet wird mit Antibiotika behandelt.

Wichtig ist, dass Antibiotika mindestens eine Woche über die Heilung hinaus einzunehmen. Wann dieses Stadium erreicht ist, wird wieder labortechnisch festgestellt. In den meisten Fällen beträgt die Behandlungsdauer drei bis vier Wochen. Nach der ersten Hälfte der Behandlungszeit sollte eine Kontrolluntersuchung durchgeführt werden.

Diese ermöglicht eine individuelle Festsetzung der Einnahme eines Antibiotikums. Hinzu kommt die Anwendung von Sprays und Spülungen. Mit ihnen kann nicht nur der Geruch vermindert, sondern auch die Heilung beschleunigt werden. Besonders anfällige Stellen können zudem gezielt behandelt werden.

Die therapeutisch angewendeten Shampoos sind hochgradig antibakteriell und müssen mindestens zehn Minuten einmassiert werden. Nur so ist bestmöglich gewährleistet, dass die Kontaktzeit mit der Haut ausreicht, um die Bakterien abzutöten. Auch das gründliche Ausspülen ist sehr wichtig.


Vorbeugung

Wichtig ist eine altersentsprechende Hautpflege, die den natürlichen Säureschutzmantel der Haut nicht angreift und den natürlichen Feuchtigkeitsgehalt der Haut schützt und gegebenenfalls wieder herstellt und erhält. Ph-neutrale Urea-haltige Salben oder Lotionen gelten als sehr vorteilhaft. Auch das Gel der Aloe Vera Pflanze unterstützt den natürlichen Schutzmechanismus und damit auch die Gesunderhaltung der Haut.

Tenside sollten nicht angewendet werden, da sie die Haut in ihrer natürlichen gesunden Funktion schädigen. Außerdem wird das körpereigene Fett herausgezogen. Die Haut trocknet aus. Wer von Natur aus eine eher trockene Haut hat, sollte nur kurz und nicht so heiß duschen.

Nachsorge

Nach der erfolgreichen Behandlung einer Pyodermie muss vor allem das erneute Auftreten einer Pyodermie vermieden werden. Hierzu ist eine regelmäßige und intensive Körperhygiene sehr wichtig. Darüber empfiehlt es sich, das Auftreten von schweren, teils tödlichen Folgeerkrankungen (vor allem Sepsis und Akne Inversa) zu verhindern. Auch hierzu ist intensive Körperhygiene notwendig.

Neben dem Waschen mit Seife und dem Desinfizieren der Hände, insbesondere nach dem Besuch öffentlicher Toiletten, sollte täglich geduscht werden. Außerdem ist eine intensive Hautpflege förderlich, um das erneute Auftreten einer Pyodermie zu verhindern. Diese sollte aus dem regelmäßigen Abspülen der Haut mit ph-neutralen Reinigungsmitteln und einer hautgesunden Vitamin-A reichen Ernährung bestehen.

Zusätzlich dazu sollten die Entzündungswerte im Blut regelmäßig vom zuständigen Haus- oder Facharzt kontrolliert werden, um das erneute Auftreten einer Pyodermie und das Auftreten von Folgeerkrankungen frühzeitig zu erkennen. Daneben kann eine Langzeittherapie mit Antibiotika auch nach der erfolgreichen Therapie einer Pyodermie angezeigt sein.

Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn bereits Folgeerkrankungen aufgetreten sind. Auch hierbei sollten die Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden. Bei Akne Inversa können zusätzlich Operationen der Haut notwendig sein, bei denen das entzündete Gewebe entfernt wird.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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