Römische Kamille

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Kamille ist die bekannteste europäische Heilpflanze. Die beiden wichtigsten Kamillenkräuter sind die echte Kamille und die römische Kamille. Die beiden Varianten der römischen Kamille sind die ungefüllte und die gefüllte Römische Kamille.

Vorkommen & Anbau der Römischen Kamille

Von allen Kamillenarten weist die römische Kamille mit den höchsten Anteil an ätherischen Ölen und Bitterstoffen auf.

Auch das Mutterkraut wird als Römische Kamille bezeichnet, es handelt sich jedoch um eine andere botanische Familie. Von allen Kamillenarten weist die römische Kamille mit den höchsten Anteil an ätherischen Ölen und Bitterstoffen auf. Die Heilwirkung ist aber nahezu identisch mit der echten Kamille. Zur Anwendung kommen in der Phytotherapie die Blütenköpfe der gefüllten römischen Kamille.

Die römische Kamille gehört botanisch zur Familie der Korbblütengewächse, Asteraceae. Im Volksmund wird die römische Kamille auch als Hemdknöpf, Härmelchen, Kathreinenblume oder Kuhmelle bezeichnet. Die Sammelzeit für die Kamillenblüten erstreckt sich über die Monate Juli, August, September und Oktober.

Die Kamille war als Heilpflanze schon den alten Ägyptern bekannt, dem Sonnengott Ra geweiht. Im europäischen Kulturkreis war die römische Kamille immer schon als wichtige und hochwirksame Heilpflanze beliebt. Die schriftlich überlieferte Dokumentation erfolgte in Europa in London beginnend seit dem 16. Jahrhundert, dort war die Kamille ein weit verbreitetes Unkraut.

Die römische Kamille hat nicht nur einen guten Ruf als Heilpflanze in der Human- und Veterinärmedizin, sondern auch das Potenzial, andere kranke Pflanzen zu heilen. Beobachtet werden kann dieses Phänomen, wenn römische Kamille direkt neben die erkrankten Pflanzen gesetzt wird.

Wirkung & Anwendung

In der Phytotherapie wird das wertvolle ätherische Kamillenöl mittels Wasserdampfdestillation aus den Blüten gewonnen. Auch in der Homöopathie wird die römische Kamille verwendet, dazu wird aus dem Kraut der ungefüllten römischen Kamille eine alkoholische Urtinktur hergestellt und anschließend potenziert. Römische Kamille wirkt insbesondere bei Blähungen, Krämpfen, Magenproblemen und Menstruationsstörungen.

Die Wirkungsweise ist aufgrund des hohen Gehaltes an pharmakologischen Substanzen sehr umfangreich. Wissenschaftlich dokumentiert sind insbesondere die antibakteriellen, entkrampfenden, beruhigenden, schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkungen der Heilpflanze. Bei Kindern wirkt Kamille stimmungsaufhellend und gegen krampfhafte, kolikartige Bauchschmerzen. Eine weitere in Vergessenheit geratene Indikation ist die umfassende antiparasitäre Wirkung der römischen Kamille.

Bei einem Wurmbefall des Darmes fressen Hunde und Katzen oft instinktiv die Blüten der römischen Kamille, um sich so auf natürliche Weise zu entwurmen. Die wichtigsten pharmakologsichen Inhaltsstoffe sind Angelikasäureester, Antheocotulid, Ätherische Öle in hoher Konzentration, Azulen, Bitterstoffe, Chamazulen, Flavonglykoside, Harze, Isobuttersäure, Nobilin, Pinocarvon sowie Polyacetylene.

Insbesondere die ätherischen Öle sind für den typischen angenehm-süßlichen Geruch der Kamillenblüten verantwortlich. Die Anwendung der Blüten und manchmal auch des Krautes kann in frischer oder getrockneter Form erfolgen. Eine Anwendung der völlig ungiftigen Pflanze gilt als streng risikoarm. Dennoch kann es bei empfindlichen Personen bei Dauergebrauch zu Schwindel, Nervosität und allergischen Reaktionen kommen.

Bei nachgewiesener Allergie gegen Korbblütler, sowie in Schwangerschaft und Stillzeit darf die römische Kamille nicht angewendet werden. Die Anwendungsmöglichkeiten sind äußerst vielseitig. Die häufigste Verwendung der Blüten ist der Teeaufguss. Spülungen von Haut und Schleimhäuten, Umschläge, Gesichtsdampfbäder, Einreibungen, Sitzbäder, Inhalationen oder Aromatherapie sind weitere weitverbreitete Anwendungsmöglichkeiten.

Der fruchtige Duft des echten ätherischen Kamillenöls wirkt besänftigend, ausgleichend und stressmindernd. In der Haarpflege kann aus den Kamillenblüten ein Haarwasser hergestellt und zur schonenden Aufhellung von blondem Haar verwendet werden.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Aufgrund ihrer ubiquitären Heilwirkung haben alle Kamillenarten, insbesondere aber die römische Kamille, bis heute eine hohe Bedeutung für Gesundheit und zur Vorbeugung und Behandlung. Die Blüten der Heilpflanze, Chamomillae romanae flos, sollen in den frühen Morgenstunden geerntet werden, da zu diesem Zeitpunkt der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten ist. Werden die geernteten Blüten nicht unmittelbar weiterverarbeitet, so können diese auch getrocknet werden.

Dieser Vorgang erfolgt am besten im Schatten bei einer Temperatur von unter 40 Grad Celsius, damit es nicht zu einem ungewollten Entweichen der ätherischen Öle kommt. Getrocknete Kamillenblüten haben bei trockener und kühler Lagerung eine etwa einjährige Haltbarkeit. Nach diesem Lagerzeitraum lässt der Gehalt an ätherischen Ölen und damit auch die Heilwirkung deutlich nach. Zur Ernte sollte das Kraut etwa 5 Zentimeter über dem Boden abgeschnitten werden, damit der restliche Teil der Pflanze nicht vertrocknet.

Wer häufig Kamille erntet, sollte mit Handschuhen arbeiten, denn durch hohe topische Wirkstoffkonzentration kann es zu einer Dermatitis kommen. Der Kamillentee kann zur Vorbeugung und Therapie eingesetzt werden. Dazu werden 1 bis 2 Teelöffel der frischen oder getrockneten Droge mit etwa 250 Milliliter kochendem Wasser übergossen. Das verwendete Wasser sollte möglichst weich, also kalkarm sein. Nach einer Ziehzeit von 10 Minuten können bis zu 3 Tassen am Tag lauwarm getrunken werden.

Bei täglicher Anwendung beträgt die maximale Therapiedauer 3 Wochen. Danach sollte zunächst eine Pause eingelegt werden. Kamillentee hilft insbesondere bei Verdauungsproblemen, Schlaflosigkeit und Nervosität. Bei Schleimhautentzündungen im Mund oder Rachen kann mit dem Tee auch gegurgelt werden. Umschläge mit römischen Kamillenblüten fördern die Wundheilung, es sollten dazu getrocknete Pflanzenteile verwendet werden.

Denn bei frischen Pflanzenteilen könnte es zu unerwünschte Reaktionen der Haut kommen. Die römische Kamille ist häufig auch in Cremes oder Salben enthalten, beispielsweise hat sich eine Zink-Kamillen-Creme bestens bei Hautproblemen bewährt.


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