Rektozele
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Rektozele wird eine Aussackung der Vorderwand des Mastdarms in die Scheide bezeichnet. Sie geht häufig mit einer Senkung des Beckenbodens einher.
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Was ist eine Rektozele?
Von einer Rektozele ist die Rede, wenn eine Aussackung des Enddarms auftritt. Dabei kommt es direkt über der Schließmuskulatur zu einer Vorwölbung in die weibliche Vagina.
In den meisten Fällen buchtet sich die Rektozele in Richtung Scheide oder Harnblase aus. Betroffen von ihr sind ausschließlich Frauen. Verbunden ist die Aussackung mit dem allgemeinen Absinken der unteren Eingeweide. Der Beckenboden gibt unter Druck nach.
Außerdem zeigen sich Störungen bei der Entleerung des Stuhls.
Bei rund 50 Prozent aller Frauen, die älter als 50 Jahre sind, wird bei ärztlichen Untersuchungen eine Rektozele festgestellt. Eine Therapie findet jedoch nur dann statt, wenn die Betroffenen unter Beschwerden leiden.
Ursachen
Dazu gehören Schwangerschaften, natürliche Geburten, chronische Verstopfung, frauenärztliche operative Eingriffe, ein höheres Lebensalter, Übergewicht sowie erhebliche Pressbewegungen beim Stuhlgang. Aufgrund von anatomischen Voraussetzungen tritt eine Rektozele nur beim weiblichen Geschlecht auf. So zeigt sich die männliche Schließmuskulatur als gleich stark ausgeprägt, während sich bei Frauen der äußere Schließmuskel auf der Vorderseite immer mehr verdünnt.
Darüber hinaus bewirkt die Prostata (Vorsteherdrüse) des Mannes, dass sich der Darm nach vorne ausbreiten kann. Frauen verfügen jedoch nicht über solche anatomischen Hindernisse. Durch mehrere Geburten sowie das Nachlassen des Bindegewebes kann sich der Beckenboden mit zunehmendem Lebensalter in die untere Richtung verschieben. So befindet sich dann unter dem knöchernen Ring ausreichend Raum für das Ausdehnen des Enddarms, der sich ohne Widerstand ausbreitet.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Nimmt die Rektozele eine bestimmte Größe an, hat dies starke Probleme für die Entleerung des Stuhls zur Folge. Aus diesem Grund gelten Rektozelen als häufiger Auslöser für ein Obstruktives Defäkations Syndrom (ODS). Leidet eine Frau schon seit mehreren Jahren unter Verstopfung, werden die Veränderungen von ihr kaum registriert, da sie nur langsam voranschreiten.
Als typische Beschwerden bei einer Rektozele gelten ein starkes und langes Pressen bei der Entleerung des Stuhls, Ekzeme, Juckreiz, das Auftreten von Blut oder Schleim bei der Stuhlentleerung, Schmerzen in der Enddarm- oder Dammregion sowie das Ausscheiden des Stuhlgangs in mehreren Abschnitten. Nicht selten müssen die Patientinnen auf Abführmittel zurückgreifen, damit es überhaupt zu einer Stuhlentleerung kommt. Mitunter zeigen sich auch Geschwüre innerhalb des Enddarms, die von Medizinern als solitäres Rektumulcus bezeichnet werden.
Die Beschwerden können derart intensiv sein, dass sie die Lebensqualität der betroffenen Frauen deutlich beeinträchtigen. Hervorgerufen werden sie durch den Umstand, dass vor der Entleerung die Rektozele mit Stuhl gefüllt wird. Liegt zudem eine Senkung des Beckenbodens vor, verändert sich der Winkel von Enddarm und Anus. Beim Pressen leitet sich der Druck deswegen nicht auf den After ab, sondern auf die Rektozele.
Die Enddarmwand ist im Rektozelenbereich derart ausgedünnt, dass sie nicht mehr über funktionsfähige Muskeln verfügt. In die Vorderrichtung fällt die Enddarmwand länger aus. Bei einem leeren Enddarm bilden sich deswegen Falten, die in Richtung After hinabfallen. Dieser Vorfall wird in der Medizin als Rektumprolaps bezeichnet.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnostik einer Rektozele ist schwierig und langwierig, da sie und ihre Beschwerden oft erst über Jahre hinweg entstehen. Zunächst wird die Krankengeschichte der Patientin erstellt. Dann führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch, bei sich zumeist eine Absenkung des Damms erkennen lässt. Im Rahmen einer digitalen Austastung wird häufig eine Schließmuskelschwäche festgestellt.
Eine weitere Untersuchungsmöglichkeit stellt die Endoskopie dar, die aus einer Rektoskopie oder Proktoskopie besteht. Mitunter erfolgen auch weiterführende Untersuchungen wie eine Darmspiegelung zur Abklärung einer Verstopfung oder gynäkologische Untersuchungen. Als ausschlaggebend für die Diagnose einer Rektozele gilt die Defäkographie.
Bei diesem Verfahren lässt sich die Rektozele bei der Stuhlentleerung mithilfe eines Kontrastmittels sichtbar machen. Nicht immer löst eine Rektozele Beschwerden aus. Bei größeren Aussackungen kann es jedoch zu Problemen beim Abführen kommen, sodass eine ärztliche Behandlung erforderlich ist.
Komplikationen
Als Komplikation kann in diesen Fällen das sogenannte obstruktive Defäkationssyndrom auftreten. Bei diesem Syndrom steht eine chronische Verstopfung im Vordergrund. Die betroffenen Frauen leiden unter einem ständigen Defäkationsdrang, welcher mit dem hartnäckigen Gefühl einer unvollständigen Entleerung verbunden ist. Neben Bauchschmerzen, ständigem Missempfinden und Übelkeit kann sich mit der Zeit auch eine Stuhlinkontinenz entwickeln.
Des Weiteren werden größere Rektozelen oft von quälendem Juckreiz und Ekzemen in der Aftergegend gekennzeichnet. In der Dammgegend treten häufig Schmerzen auf, wobei der mühsam ausgepresste Stuhlgang mit Blut und Schleim bedeckt ist. Manchmal entwickeln sich sogar Geschwüre im Enddarm, die auch als Rektumulcus bezeichnet werden.
Die Lebensqualität der Frauen kann so beeinträchtigt sein, dass es zu psychischen Problemen kommen kann. Manche Frauen leiden aufgrund der chronischen Beschwerden unter Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen. In seltenen Fällen können die Beschwerden so stark werden, dass eine Operation notwendig wird. Die operativen Risiken richten sich nach dem Ausmaß des erforderlichen chirurgischen Eingriffs.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Rektozele sollte immer durch einen Arzt behandelt werden. Nur durch eine ärztliche Behandlung können weitere Komplikationen vermieden werden. Eine Selbstheilung erfolgt bei dieser Erkrankung nicht. Der Arzt muss bei der Rektozele dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene über mehrere Jahre an Verstopfung leidet. Dabei kann die Verstopfung sporadisch oder auch chronisch auftreten. Sollten diese Symptome vorhanden sein, so ist eine ärztliche Behandlung notwendig. Weiterhin kann es auch zu einem Jucken nach dem Stuhlgang am After kommen, da der Betroffene beim Stuhlgang stark pressen muss.
In einigen Fällen greifen die Patienten auch auf Abführmittel zurück, um die Beschwerden der Rektozele zu lindern. Sollten diese Symptome daher über einen längeren Zeitraum auftreten und nicht von alleine verheilen, so muss ein Arzt aufgesucht werden. Behandelt wird die Rektozele durch einen Internisten, Proktologen oder ein Allgemeinarzt. Die weitere Behandlung hängt stark von der genauen Ausprägung der Beschwerden ab.
Behandlung & Therapie
Normalerweise wird eine Rektozele zunächst auf konservative Weise therapiert. Dabei erfolgt eine Umstellung der Ernährung der Patientin. Darüber hinaus werden ihr stuhlaufweichende Arzneimittel verabreicht. Des Weiteren erhält die Patientin Präparate, durch die sich die Darmtransportgeschwindigkeit erhöht. Physiotherapeutische Maßnahmen finden statt, wenn eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur oder Koordinationsprobleme bestehen.
Treten Komplikationen wie Geschwüre, ein Enddarmvorfall oder Blutungen auf oder nimmt die Rektozele einen großen Umfang an, erfolgt zumeist ein operativer Eingriff. Als chirurgische Methoden kommen die S.T.A.R.R.-Operation oder eine hintere Scheidenraffung in Betracht. Im Rahmen des S.T.A.R.R.-Verfahrens entfernt der Operateur eine Manschette des Enddarms von vier bis acht Zentimetern Breite über dem After.
Bei der hinteren Kolporrhapie verstärkt er den Zwischenbereich zwischen Enddarm und Vagina sowie die hintere Scheidenwand, wodurch einer weiteren Ausdehnung der Rektozele entgegengewirkt wird.
Vorbeugung
Damit es gar nicht erst zu einer Rektozele kommt, wird Frauen empfohlen, sich nach der Geburt konsequent einer Rückbildungs- und Beckenbodengymnastik zu unterziehen. Ebenso sollte an ein Training des analen Schließmuskels gedacht werden.
Nachsorge
Die Nachsorge bei einer Rektozele hängt vom Verlauf des Leidens ab. Eine kleine Rektozele muss nicht immer behandelt werden. Eine einmalige Nachsorgeuntersuchung genügt in der Regel. Insofern die Patientin keine ungewöhnlichen Symptome zeigt, ist kein weiteres Vorgehen erforderlich. In Einzelfällen findet eine Spritzenbehandlung statt und der Hausarzt muss im Rahmen der Nachsorge erfragen, ob Nebenwirkungen oder medizinische Komplikationen bei der Patientin auftreten.
Nach einer Operation, wie sie bei einer langwierigen Rektozele notwendig ist, findet zumeist ein kurzer Klinikaufenthalt statt. Der Chefarzt kontrolliert die Operationswunde und führt eine Anamnese durch. Gegebenenfalls müssen die verordneten Medikamente neu eingestellt oder abgesetzt werden. Auch bei einem operativen Eingriff ist das weitere Vorgehen vom Verlauf abhängig.
Im Falle einer Operation erfolgt die Nachsorge durch den zuständigen Chefarzt. Meist wird auch der Haus-Gynäkologe der Patientin in die Nachsorge miteinbezogen. Insofern die Rektozele gut verläuft, kann die Patientin entlassen werden. Der Arzt wird sie über etwaige Risiken aufklären und zu regelmäßigen Routineuntersuchungen anhalten. Eine weitergehende Nachsorge ist bei einer auskurierten Rektozele normalerweise nicht notwendig.
Das können Sie selbst tun
Die Rektozele kann mit Selbsthilfe bedingt in ihren störenden Symptomen gelindert werden. Dies betrifft insbesondere die Stuhlentleerung, die durch die sackartige Ausstülpung beim Pressen oft behindert wird. Inwieweit Selbsthilfe möglich ist und wie diese aussieht, wird am besten mit dem behandelnden Arzt oder auch einem spezialisierten Krankengymnasten besprochen.
Die Stuhlentleerung ist ein wichtiges Thema beim Patienten, wenn es um die Rektozele geht. Hier ist es wichtig, durch gezielte Maßnahmen den Stuhlgang zu erleichtern. Insbesondere starkes Pressen ist zu vermeiden, da dies die Rektozele intensiviert und den Stuhlgang besonders schwer gestaltet. Verstopfung ist bei der Rektozele also besonders hinderlich. Daher ist Stuhlregulierung als Selbsthilfe sehr wichtig. Diese erreicht man durch ballaststoffreiche Ernährung und eine ausreichende Trinkmenge. Auch köperliche Bewegung ist hilfreich, da sie die Darmbewegungen auf natürliche Weise anregen kann. Wenn diese Maßnahmen noch nicht ausreichen, sind Flohsamenpräparate hilfreich. Diese sollte nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.
Die Rektozele kann auch mit Beckenbodentraining und Training der Vaginalmuskulatur etwas beeinflusst werden. Die Übungen können von Krankengymnasten und Frauenärzten erlernt werden und sind für die regelmäßige Anwendung zu Hause konzipiert. Generell sollte der Stuhlgang nur kurze Zeit dauern, Langes Sitzen auf der Toilette verstärkt die Symptomatik. Lieber gehen Patienten später noch einmal auf die Toilette, als durch starkes Pressen den Stuhlgang einzuleiten.
Quellen
- Brühl, W., Wienert, V., Herold, A.: Aktuelle Proktologie. Uni-Med, Bremen 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011