Darmgeschwür

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Geschwüre können überall am und im Körper entstehen. Besonders häufig sind der Magen und der Dünndarm von einem Geschwür betroffen. Ein Darmgeschwür befindet sich meist im Zwölffingerdarm, dem Duodenum. In der medizinischen Fachsprache wird ein Zwölffingerdarmgeschwür als Ulkus duodeni bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Darmgeschwür?

Ein Darmgeschwür kann sich anhand verschiedener, meist unspezifischer Symptome äußern. Verletzungen der Darmschleimhaut äußern sich zum Beispiel durch Schmerzen in der betroffenen Region oder ein Völlegefühl.
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Ein Geschwür ist ein tief greifender Defekt in der Haut oder einer Schleimhaut. Es entsteht in der Regel auf vorgeschädigten Gewebestrukturen und hat eine sehr schlechte Tendenz zur Selbstheilung.

Bei einem Darmgeschwür im Zwölffingerdarm zerstört eine andauernde Entzündung das Schleimhautgewebe. Zu Beginn der Erkrankung betreffen die Läsionen nur die obersten Schichten der Darmschleimhaut.

Bleibt die entzündliche Veränderung unbehandelt, kann sich die Zerstörung des Gewebes bis in die Muskelschicht des Zwölffingerdarms ausbreiten.

Ursachen

In manchen Familien treten Darmgeschwüre gehäuft auf. Daher scheint es genetische Veranlagungen zu geben, die die Entstehung eines Ulkus im Darm begünstigen.

Auslöser sind in den meisten Fällen das im Magen gebildete Verdauungsenzym Pepsin und die Magensäure. Diese wirken auf die im Magen oder im direkt dahinterliegenden Zwölffingerdarm vorgeschädigte Schleimhaut ein und verursachen Entzündungen. Die Schleimhaut, die den Magen und den Darm auskleidet, schützt normalerweise die Organwände vor der aggressiven Magensäure. Doch durch psychische Belastungen, Stress in Familie und Beruf, durch Alkoholkonsum und durch Rauchen kann die Schutzfunktion der Schleimhaut geschädigt werden.

Auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (z. B. Diclofenac, Ibuprofen) wird die Schleimhaut von Magen und Darm belastet. Allein die Einnahme von gängigen Schmerzmitteln mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin) hat bereits negative Auswirkungen auf die Schutzfunktion der Darmschleimhaut.

In den letzten Jahren wurde beobachtet, dass eine Infektion mit dem Erreger Helicobacter pylori bei der Entstehung von Darmgeschwüren ebenfalls eine große Rolle spielt. Zu entzündlichen Läsionen kommt es auch, wenn das Gewebe des Darmes wegen Durchblutungsstörungen unterversorgt ist.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Darmgeschwür kann sich anhand verschiedener, meist unspezifischer Symptome äußern. Verletzungen der Darmschleimhaut äußern sich zum Beispiel durch Schmerzen in der betroffenen Region oder ein Völlegefühl. Zudem können sich typische Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit einstellen.

In Einzelfällen kommt es beim Zwölffingerdarmgeschwür zu starken, bohrenden Schmerzen im Unterleib, die typischerweise bei nüchternem Magen oder in der Nacht auftreten. Durch eine Mahlzeit nehmen die Symptome meist ab. Anders beim Magengeschwür, bei dem es nach dem Essen zu Schmerzen und einem ungewöhnlichen Druckgefühl im Bauchraum kommt.

Ein Geschwür am Magenausgang äußert sich durch regelmäßiges Erbrechen und einen Gewichtsverlust. Außerdem kann es zu Verstopfung, Durchfall und anderen typischen Symptomen und Beschwerden kommen. Jedes Darmgeschwür kann Blutungen hervorrufen, die an einer Rot- oder Schwarzfärbung des Stuhls zu erkennen sind. Oft wird das Blut auch erbrochen.

Ein regelmäßiger, unbemerkter Blutverlust kann einen Kreislaufschock hervorrufen. Zuvor treten Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf. Bei einem schweren Verlauf mit wiederkehrenden Blutungen verändert sich auch das Äußere des Patienten: Die Haut wird blass, die Augenhöhlen färben sich dunkel und womöglich kommt es zum Haarausfall. Begleitet werden diese Symptome von einem zunehmenden Krankheitsgefühl.

Diagnose

Bei den Beschwerden, die der Patient mit einem Darmgeschwür äußert, stehen oft brennende und bohrende Schmerzen im Oberbauch im Vordergrund. Wenn die Schmerzen nach der Nahrungsaufnahme sich bessern, ist dies ein typisches Symptom für ein Zwölffingerdarmgeschwür.

Neben unregelmäßigem Stuhlgang, einem ständigen Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen kann im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auch ein Gewichtsverlust auftreten. Bleibt das Darmgeschwür unbehandelt, können Blutungen und Perforationen im betroffenen Gebiet des Darmes entstehen. Die Diagnose eines Zwölffingerdarmgeschwürs wird durch eine Endoskopie gesichert.

Wichtig ist die endoskopische Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe, um ein Karzinom auszuschließen zu können. Durch einen Atemtest, den Helicobacter-Urease-Test oder direkt an entnommenen Gewebeproben kann der Befall mit Helicobacter pylori nachgewiesen werden. Mittlerweile gibt es auch einen Antigen-Nachweis in einer Stuhlprobe und den Nachweis von Antikörpern im Blutserum.

Komplikationen

Ein Darmgeschwür kann eine Reihe von Komplikationen hervorrufen. Zunächst besteht das Risiko von Blutungen, die zu einer Anämie und damit einhergehend zu schweren Mangelerscheinungen führen können. Bei einem hohen Blutverlust kann es zu einem Kreislaufschock kommen.

Langfristig können Blutungen im Magen-Darm-Trakt eine chronische Blutarmut bedingen, die mit Abgeschlagenheit und einer Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit in Verbindung steht. Selten kommt es zu einem Magendurchbruch, der mit heftigen Entzündungen des Bauchfells und starken Schmerzen verbunden ist.

Zudem kann ein Darmgeschwür ein benachbartes Organ perforieren und schwere Entzündungen und Stressreaktionen hervorrufen. Wird ein Blutgefäß geschädigt, kann es zu einer lebensbedrohlichen Geschwürblutung kommen. Darmgeschwüre am Magenausgang können bei ihrer Ausheilung einer Verengung hervorrufen. Dadurch kann die Nahrung nicht mehr ungehindert weitergeleitet werden und der Patient muss erbrechen.

In der Folge kommt es zur Gewichtsabnahme und dadurch mitunter zu weiteren Komplikationen. Bei der operativen Entfernung eines Darmgeschwürs können die Darmwände sowie Nervenstränge und Gefäße verletzt werden. Verordnete Medikamente rufen mitunter starke Reaktionen wie Übelkeit und Erbrechen hervor. Außerdem können Allergien und Unverträglichkeiten auftreten und den Genesungsprozess verlangsamen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wucherungen im Unterleib oder Veränderungen der Haut in der Darmregion sind stets von einem Arzt abklären zu lassen. Treten zusätzlich Schmerzen auf, die über mehrere Tage anhalten oder an Intensität zunehmen, müssen ärztliche Untersuchungen eingeleitet werden. Bei wiederholten Durchfallerscheinungen, die nicht auf eine ungesunde Nahrungszufuhr zurückzuführen sind, empfiehlt es sich, einen Arzt zu konsultieren. Veränderungen des Stuhlgangs, Verfärbungen, Blutungen im Bereich des Afters oder nicht erklärbare Blähungen sind untersuchen und behandeln zu lassen.

Die Ursachen von anhaltendem Sodbrennen, einem Völlegefühl oder ein Druckgefühl im Unterleib, sind ebenfalls von einem Arzt abklären zu lassen. Bei einer ungeplanten Gewichtsabnahme oder einem ungewohnten Appetitverlust, der über mehrere Wochen vorhanden ist, besteht aus medizinischer Sicht Grund zur Besorgnis. Ein allgemeines Unwohlsein, eine erhöhte Körpertemperatur, Schwindel sowie Übelkeit und Erbrechen sind von einem Arzt untersuchen zu lassen, wenn sie über mehrere Tage auftreten.

Da bei einem Darmgeschwür eine frühzeitige Diagnose den weiteren Krankheits- und Genesungsverlauf bestimmt, empfiehlt es sich, möglichst rechtzeitig einen Arzt zu konsultieren, wenn Beschwerden auftreten. Es genügt bereits ein diffuses und klar erklärbares Körpergefühl, um bei einem Arzt vorstellig zu werden. Sinkt scheinbar grundlos die gewohnte Leistungsfähigkeit oder setzen emotionale Probleme ein, die nicht erklärt werden können, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung eines Darmgeschwürs kann sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Für den langfristigen Erfolg ist die Mitarbeit des Patienten notwendig, um Auslöser eines Darmgeschwürs, die im Lebensstil oder der Ernährung zu vermuten sind, abzustellen.

Der Patient sollte die Nahrungsaufnahme auf häufige kleinere Mahlzeiten während des Tages verteilen. Auf scharfe Gewürze sollte ebenso wie auf Alkohol, Nikotin und Kaffee bis zum Abheilen des Darmgeschwürs verzichtet werden. Die medikamentöse Behandlung erfolgt mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Sie hemmen die Bildung der Magensäure. Bei einer nachgewiesenen Infektion mit Helicobacter pylori wird zusätzlich ein Antibiotikum verordnet.

Liegen psychosomatische Hintergründe bei der Erkrankung vor, kann eine gezielte Psychotherapie den Heilungsprozess positiv begleiten. Operiert wird ein Magen- oder Darmgeschwür heute nur noch selten. Nur bei Rezidiven oder auftretenden Komplikationen kann ein operativer Eingriff notwendig werden.

Aussicht & Prognose

Ein Darmgeschwür kann nach acht bis zwölf Wochen ohne eine Behandlung abklingen. Bei einer ausgewogenen Ernährung und einer gesunden Lebensführung ist eine Heilung auch ohne die Gabe von Medikamenten möglich. Die Selbstheilungskräfte des Organismus können die Ursachen des Darmgeschwürs bekämpfen und damit eine Heilung ermöglichen. Die Prognose verbessert sich bei der Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung. Mit Antibiotika und Säurehemmern hat der Patient die Aussicht, bereits nach fünf bis zehn Wochen beschwerdefrei zu sein.

Der Hauptauslöser eines Darmgeschwürs ist eine Helicobacter-pylori Infektion. Diese führt bei einer Therapie mit Antibiotika in weit mehr als der Hälfte der Fälle zu einer Heilung. Wirkt die Behandlung nicht oder ist nicht ausreichend, wird sie anschließend bis zu dreimal wiederholt. Die Erfolgsrate ist bei diesem Vorgehen sehr hoch und liegt bei ungefähr 95%.

In sehr seltenen Fällen ist das Bakterium noch nach einer dritten Wiederholung nachweisbar. Ohne eine medizinische Versorgung haben Patienten ein hohes Rückfallrisiko. In ca. 40-80% der Fälle kommt es bei Unbehandelten zu einem erneuten Auftreten eines Darmgeschwürs. Das Risiko eines chronischen Verlaufs ist ebenfalls gegeben. Liegt eine psychische Ursache vor, verschlechtert sich die sonst sehr gute Prognose. Anhaltender Stress oder Belastungen können die Heilung erschweren oder verhindern.


Vorbeugung

Durch die vom Arzt angeordnete Einnahme von Medikamenten, eine gesunde Ernährung und einer Lebensweise ohne übermäßigen negativen Stress kann einem Rezidiv des Darmgeschwürs vorgebeugt werden. Raucher sollten auf den Genuss von Nikotin ganz verzichten.

Außerdem lautet die Empfehlung, ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren. Sie hilft, schädliche Stresshormone schnell abzubauen. Wichtig ist, dass der Patient wieder lernt, auch in stressigen Zeiten die Fähigkeit zu haben, sich ganz bewusst Zeiten der Ruhe und Entspannung zu gönnen.

Nachsorge

Nach erfolgter Therapie dienen regelmäßige Kontrolluntersuchungen dem Ausschluss eines Rezidives. Betroffene, deren Wohnort nicht kliniknah liegt, können mit den behandelnden Ärzten eine Überweisung zu einem niedergelassenen Gastroenterologen und weiteren Spezialisten besprechen. Diese werden über einen Entlassungsbrief mit der individuellen Diagnose und Therapie vertraut gemacht und können nachfolgend alle Kontrolluntersuchungen durchführen.

Die Häufigkeit und die Art der Untersuchungen werden individuell anhand des vorliegenden Krankheitsstadiums festgelegt. Patienten, bei denen die Umfangsvermehrung in einem Frühstadium entdeckt werden konnte, benötigen für gewöhnlich keine intensive Nachsorge. Bei ihnen genügt eine einfache Darmspiegelung, welche zunächst nach einem halben Jahr erstmalig stattfindet und später im Abstand von fünf Jahren durchgeführt wird. Sie dient hauptsächlich der Vorsorge vor einer Neuerkrankung.

Alle übrigen Betroffenen müssen innerhalb der ersten zwei Jahre nach Therapiebeginn halbjährlich zur Koloskopie, da in dieser Zeitspanne die Wahrscheinlichkeit zu einem Rezidiv stark erhöht ist. Anschließend genügen jährliche Kontrollen mit Darmspiegelung. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft ist das Risiko eines Rückfalls nach Ablauf von fünf Jahren äußerst gering.

Dennoch wird auch hier empfohlen alle fünf Jahre zur Vorsorge eine Darmspiegelung durchführen zu lassen. Treten zwischen Nachsorgeuntersuchungen Beschwerden auf, sollte der Patient allerdings nicht bis zum nächsten Termin warten, sondern umgehend seinen behandelnden Arzt aufsuchen.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Darmgeschwür ist Vorbeugung die beste Behandlung. Nachdem das Geschwür diagnostiziert wurde, sollte die Ursache ermittelt und möglichst unverzüglich behoben werden. Meist liegt Magen-Darm-Erkrankungen eine ungesunde Ernährung oder Stress zugrunde. Beides kann durch eine Umstellung des Lebensstil behoben werden. Diätetische Maßnahmen können gemeinsam mit dem Arzt oder einem Sportmediziner erarbeitet werden und sind bei einem Darmgeschwür bereits während der Erkrankung sinnvoll.

Anderweitige Maßnahmen wie der Wechsel des Umfelds oder sportliche Betätigung sollten in Rücksprache mit dem zuständigen Mediziner umgesetzt werden. Bei chronischen Schmerzen empfehlen sich weitere Strategien: regelmäßige Duschen, Atemübungen oder Akzeptanz. Langfristig können die meisten Darmgeschwüre zwar behandelt werden, mitunter bleiben aber chronische Magen-Darm-Beschwerden zurück. Diesen kann manchmal ebenfalls durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung und andere Maßnahmen entgegengewirkt werden.

Betroffene sollten sich jedoch auch darüber hinaus über die Erkrankung informieren und mit anderen Betroffenen sprechen. Der zuständige Arzt kann weitere Informationen zu Selbsthilfegruppen geben und den Betroffenen bei Bedarf auch an einen Therapeuten verweisen. Zur Aufarbeitung und Akzeptanz einer schweren Erkrankung sind auch regelmäßige Gespräche mit Freunden und Familienmitgliedern sinnvoll.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012

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