Rosai-Dorfman-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Rosai-Dorfman-Syndrom, zielführend auch als Sinushistiozytose bezeichnet, ist eine in Europa sehr selten auftretende Form einer Proliferation aktivierter Gewebsmakrophagen (Histiozyten) in den Sinus von Lymphknoten im Halsbereich. Die aktivierten Histiozyten umhüllen weitere Immunzellen, ohne sie zu phagozytieren. Die Ursachen der meist selbstlimitierenden Erkrankung, von der hauptsächlich Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren betroffen werden, sind nicht hinreichend geklärt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Rosai-Dorfman-Syndrom?

Aussagekräftige und verlässliche Diagnose auf Vorliegen des Rosai-Dorfman-Syndroms erfolgt hauptsächlich über verschiedene Laborwerte.
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Das Rosai-Dorfman-Syndrom (RDS) oder Rosai-Dorfman-Krankheit ist durch eine zunächst ungebremste Vermehrung aktivierter Histiozyten in den Sinus von Lymphknoten, vorwiegend im Kopf- und Nackenbereich, charakterisiert. Es kommt in den Sinus der betroffenen Lymphknoten vermehrt zum Einschluss gesunder Erythrozyten und Lymphozyten durch die Histiozyten, ohne dass sie phagozytiert werden.

Die umhüllten Immunzellen und Erythrozyten bleiben intakt und funktionsfähig. Der Vorgang wird auch als Emperipolese bezeichnet. Parallel zur Emperipolese findet in den Sinus gleichzeitig eine starke Vermehrung von Antikörper produzierenden Plasmazellen und von neutrophilen Granulozyten, die Teil des angeborenen Immunsystems sind.

Die immunphysiologischen Vorgänge in den Sinus der betroffenen Lymphknoten führen zu deren massiver Schwellung. Die Bezeichnung der Krankheit als Rosai-Dorfman-Syndrom geht auf die beiden US-amerikanischen Pathologen Juan Rosai und Ronald F. Dorfman zurück, die die Erkrankung Ende der 1960er Jahre erstmals beschrieben und von anderen Erkrankungen abgrenzten.

Ursachen

Die Ursachen des Rosai-Dorfman-Syndroms liegen noch weitestgehend im Unklaren. Auch ist nicht geklärt, warum es statistisch gesehen keine signifikanten Unterschiede zwischen der männlichen und der weiblichen Bevölkerung in der Häufigkeitsverteilung bestehen und warum Menschen mit schwarzer Hautfarbe weitaus häufiger vom Rosai-Dorfman-Syndrom betroffen sind.

Auch eine familiäre Häufung, die Hinweise auf eine entsprechende genetische Disposition liefern würde, konnte bisher nicht beobachtet werden. Einige Forscher vermuten Zusammenhänge mit immunologisch relevanten Virusinfektionen wie EBV oder HIV, ohne dass derartige Zusammenhänge bisher belegt werden konnten.

Ebenso wenig konnte bisher eine Begründung dafür gefunden werden, dass die Krankheit vorwiegend im Nacken- und Kopfbereich auftritt, dass sie aber auch in etwa 40 bis 50 Prozent der Fälle Haut, Hirnhaut, die oberen Atemwege sowie Ohrspeicheldrüsen, das Knochenmark und die weiblichen Brustdrüsen befallen kann. Ein Befall der Knochen, der Knorpel und der Weichteile außerhalb der Lymphknoten (extranodal) können zu Erosionen in dem betroffenen Gewebe führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Rosai-Dorfman-Syndrom kündigt sich zunächst mit unspezifischen Beschwerden wie deutlich ausgeprägte Lymphknotenschwellungen (Lymphadenitis) und ähnliche Symptome an. Darüber hinaus kann die Krankheit von Fieber begleitet sein, und die Patienten leiden unter Gewichtsverlust.

Falls die oberen Atemwege befallen sind, können sich eine Dyspnoe und Atemgeräusche (Stridor) einstellen. Auch sind Fälle berichtet worden, in denen die Augenhöhle (Orbita) und die Augenlider betroffen waren, so dass es zu herabhängenden Augenlidern (Ptosis) kam und sich in Einzelfällen Sehstörungen einstellten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Aussagekräftige und verlässliche Diagnose auf Vorliegen des Rosai-Dorfman-Syndroms erfolgt hauptsächlich über verschiedene Laborwerte. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit ist erhöht, und es zeigt sich eine pathologisch erhöhte Konzentration bestimmter monoklonaler Antikörper der Gamma-Serumproteine.

Der Haupthinweis liegt allerdings in der Emperipolese, im Nachweis, dass Histiozyten in den betroffenen Lymphknoten andere Immunzellen umhüllen, ohne sie zu phagozytieren. Der Verlauf der Krankheit ist meist benigne und selbstlimitierend. Das bedeutet, dass es trotz teilweise zu beobachtender Gewebeschäden und auftretender Rezidive zu spontanen Rückbildungen und Heilungen kommen kann. Dennoch ist die Todesrate, die mit circa sieben Prozent angegeben wird, relativ hoch.

Komplikationen

Die Beschwerden des Rosai-Dorfman-Syndroms sind leider nicht besonders charakteristisch, sodass die Erkrankung in vielen Fällen erst spät diagnostiziert wird. Aus diesem Grund ist auch eine frühzeitige Behandlung in der Regel nicht möglich. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an einem hohen Fieber und auch an stark geschwollenen Lymphknoten. Es kommt zu einem allgemeinen Schwächegefühl und zu einer starken Müdigkeit und Abgeschlagenheit.

Auch ein Gewichtsverlust kann dabei auftreten, der nicht auf besondere Umstände zurückgeführt werden kann. Die Lebensqualität des Patienten wird aufgrund des Rosai-Dorfman-Syndroms erheblich verringert. Auch die Atemwege werden geschwächt, sodass es zu starken Atembeschwerden kommen kann. Im weiteren Verlauf treten auch Sehstörungen auf und die Betroffenen können dabei im schlimmsten Falle vollständig erblinden.

Eine direkte und kausale Behandlung des Rosai-Dorfman-Syndroms ist leider nicht möglich. Bei der Behandlung der Symptome treten keine besonderen Komplikationen auf. Die Einschränkung aller Symptome ist allerdings nicht in jedem Falle möglich. In der Regel werden allerdings Medikamente und verschiedene Therapien verwendet. Ob es zu einer eingeschränkten Lebenserwartung des Patienten kommt, kann nicht prognostiziert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Rosai-Dorfman-Syndrom betrifft nur Jugendliche zwischen 15- und 20 Jahren. Es führt zu einer Sinushistiozytose sowie massiver Schwellung der Lymphknoten, die betroffen sind. Der Arztbesuch sollte beim Rosai-Dorfman-Syndrom angestrebt werden, wenn ein Jugendlicher plötzlich unter massiv geschwollenen Lymphknoten, unerklärlichem Gewichtsverlust, Fieber oder Atemgeräuschen leidet. Außerdem kann das Rosai-Dorfman-Syndrom zu Gewebswucherungen im Nacken- und Kopfbereich führen.

Häufig sind beim Rosai-Dorfman-Syndrom jedoch auch Folgeerscheinungen an der Haut, den oberen Atemwegen, der Hirnhaut, dem Knochenmark oder den Ohrspeicheldrüsen festzustellen. Auch die weibliche Brustdrüse kann befallen werden. Sind die Knochen und Knorpel sowie außerhalb der Lymphknoten liegenden Weichteile betroffen, kann es zu Gewebeschäden kommen.

Der Arztbesuch ist bei den genannten Symptomen schon deshalb ratsam, weil etwa sieben Prozent der Betroffenen am Rosai-Dorfman-Syndrom sterben. In anderen Fällen kann es zu einem spontanen Verschwinden der Symptome kommen. Andererseits können beim Rosai-Dorfman-Syndrom auch Rezidive sowie erhöhte Risiken für eine Erblindung oder bleibende Gewebeschädigungen auftreten.

Behandlung & Therapie

Weil die Ursachen des Rosai-Dorfman-Syndroms nicht bekannt sind, ist eine gezielte Ursachenbekämpfung kaum möglich. In vielen Fällen, in denen es aufgrund des selbstlimitierenden Verlaufs der Krankheit zu spontanen Ausheilungen kommt, ist keine Behandlung erforderlich. In den übrigen Fällen kommt der Einsatz zytostatisch wirkender Mittel in Betracht.

Meist handelt es sich um Kortikosteroide, die verabreicht werden, um den Krankheitsverlauf abzustoppen. Diese Art der Therapie ist besonders indiziert in den etwa 40 Prozent der Fälle, in denen sich ein extranodaler Befall zeigt, also ein Befall von Gewebe außerhalb der Lymphknoten.

Falls mit dem verabreichten Kortison nicht der erhoffte Heilungserfolg eintritt und stark geschwollene Lymphknoten Probleme bereiten, weil sie beispielsweise die Atmung erschweren oder durch Raumbeanspruchung sonstige gravierende Auswirkungen haben, kann im Einzelfall auch eine sorgfältig zusammengestellte Kombinations-Chemotherapie oder auch eine Strahlentherapie angezeigt sein.

Falls ein isolierter Befall der Knochen, Knorpel oder anderer Gewebe diagnostiziert wurde, kann ein drohendes Fortschreiten der Erkrankung unter Umständen durch einen operativen Eingriff gestoppt werden. Das erkrankte Gewebe wird operativ oder mit minimalinvasiven Methoden entfernt. In der Regel werden dann auch die betroffenen Lymphknoten zur Vermeidung von Rezidiven mit entfernt. Darüber hinaus sind generelle, immunstärkende und den Stoffwechsel aufbauende Maßnahmen indiziert.

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Vorbeugung

Das Rosai-Dorfman-Syndrom ist in Europa nicht nur selten, sondern äußerst sich zunächst auch durch eher unspezifische Symptome wie Lymphadenopathien und Fieber sowie labortechnisch in auffälligen Werten, die auf eine Entzündung hindeuten. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Krankheitszeichen nicht von vornherein mit dem Vorliegen eines Rosai-Dorfman-Syndroms in Verbindung gebracht werden.

Da auch über die Verursachung der Krankheit keine Klarheit herrscht und nur spekuliert werden kann, existieren auch keine direkt vorbeugenden Maßnahmen, die empfohlen werden könnten, um das Rosai-Dorfman-Syndrom zu verhindern. Falls es zutrifft, dass virale Infektionen für das Ausbrechen der Krankheit verantwortlich sind, können alle immunstärkenden Maßnahmen und Verhaltensweisen als vorbeugend angesehen werden.

Nachsorge

Bei dem Rosai-Dorfman-Syndrom ist es wichtig, dass Betroffene zu den Nachsorgeuntersuchungen gehen, da es ansonsten zur Erblindung oder auch zum Tod kommen kann. Betroffene können viel dafür tun, dass ihre Lebensqualität unter der Krankheit im Nachhinein nicht leidet. Der durch die Krankheit verursachte Gewichtsverlust sollte durch eine ausgewogene Ernährung beseitigt werden.

Die Lebensweise sollte stark verändert werden. Vor allem da es sich hauptsächlich um junge Menschen handelt. Der Verzicht auf Alkohol und Niktion ist bei der Erkrankung sehr wichtig. Betroffene sollten außerdem Sport treiben, um ihr Immunsystem zu stärken. Das soziale Umfeld sollte äußerst gepflegt werden. Aktivitäten, die von Betroffenen vor der Erkrankung gerne unternommen wurden, sollten mit sozialen Kontakten gemacht werden. Dadurch wird die Lebensqualität extrem verbessert.

Sollten Betroffene mit der Krankheit nicht umgehen können, ist es empfehlenswert, sich einer dauerhaften psychologischen Beratung zu unterziehen. Ein Psychologe kann den Betroffenen helfen, das Leben wieder in die richtige Richtung zu leiten. Außerdem ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe zu empfehlen. Dort können Betroffene sich mit ebenfalls Erkrankten austauschen und die Lebensweisen vergleichen. Dies kann ebenafalls helfen, mit der Erkrankung zu leben.

Das können Sie selbst tun

Da keine auslösenden Ursachen für diese Erkrankung bekannt sind, können lediglich die einzelnen Symptome ärztlich behandelt werden. Möglicherweise ist es für die meist jugendlichen Patienten ein Trost, dass die Erkrankung oft spontan von selbst ausheilt. Bis dahin sollten sie sich jedoch regelmäßig in ärztliche Behandlung begeben, da das Rosai-Dorfman-Syndrom auch ernsthafte Folgen für sie haben und möglicherweise zur Erblindung oder sogar zum Tod führen kann.

Unabhängig von den ärztlichen Maßnahmen können die Patienten selbst viel zu ihrer Genesung oder doch zumindest zum Erhalt ihrer Lebensqualität beitragen. Zum einen sollten die Patienten darauf achten, einen möglicherweise aufgetretenen Gewichtsverlust auszugleichen. Da die Patienten in der Regel unter zwanzig Jahre alt sind, sind sie noch nicht ausgewachsen und haben im Vergleich zu Erwachsenen einen erhöhten Kalorienbedarf. Dieser sollte mit möglichst gesunden, frischen Lebensmitteln gedeckt werden, die ausreichend Kohlenhydrate, gesunde Fette und viele Vitamine enthalten. Auf dem Speiseplan sollten daher Vollkornbrot, Kartoffeln, Gemüse, Obst, Nüsse und Samen sowie Omega-3-haltige Öle wie Leinöl stehen.

Im Kampf gegen das Rosai-Dorfman-Syndrom ist alles hilfreich, was neben der bewussten Ernährung das Immunsystem stärkt. Alkohol und Nikotin sind tabu und auch auf einen exzessiven Livestyle, wie er sonst für Jugendliche üblich ist, sollte der Patient verzichten. Stattdessen sind ausreichend Schlaf und viel Bewegung in der frischen Luft anzuraten.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011

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