Rubeosis iridis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Rubeosis iridis ist eine häufige Komplikation der diabetischen Retinopathie und hat ihre Ursache in einer Minderdurchblutung. Die Patienten leiden an einer Profileration von Gefäßen im Bereich der Iris und des Augenkammerwinkels, die mit Blutungen vergesellschaftet sein kann. Neben einer kausalen Behandlung der Grunderkrankung erfolgt die Therapie der Patienten in Form einer symptomatischen Glaukom-Therapie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Rubeosis iridis?

Patienten mit Rubeosis iridis leiden primär an einer Minderdurchblutung oder anderweiter Sauerstoffunterversorgung im Bereich der Iris und des Kammerwinkels.
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Proliferationen entsprechen schnellen Wachstums- oder Vermehrungsprozessen im Körpergewebe, die einer Wucherung gleichkommen. Die Grundlage jeder Profileration ist beschleunigte Zellteilung, wie sie die Abheilungsphase der Wundheilung kennzeichnet. Zellproliferation unterliegt der Steuerung unterschiedlichster Faktoren.

Hormone wie Somatotropin sind genauso relevant wie wachstumsfördernde Proteine. Gewebebereiche mit erhöhten Proliferationsvorgängen bezeichnet die Histologie als Proliferationszonen. Unterschiedliche Erkrankungen sind durch symptomatische Profileration gekennzeichnet. Eine solche Erkrankung ist Rubeosis iridis.

Hierbei handelt es sich um die Komplikation unterschiedlicher Augenerkrankungen. Charakteristischerweise betrifft die Profileration bei Patienten mit Rubeosis iridis die Blutgefäße der Iris. Auch die Gefäße des Augenkammerwinkels können von den vermehrten Teilungsprozessen betroffen sein.

Ursachen

Den ursächlichen Rahmen für Rubeosis iridis bildet eine Sauerstoffmangelversorgung. Der Sauerstoffmangel betrifft das Gewebe der Netzhaut und kann die Folge unterschiedlicher Primärerkrankungen sein. Zu den häufigsten Grunderkrankungen zählt in diesem Zusammenhang Diabetes.

Diese Stoffwechselerkrankung kann in einer diabetischen Retinopathie zur Manifestation gelangen, die mit Minderdurchblutung im Bereich der Netzhaut einhergeht. Eine derartige Minderdurchblutung ist immer mit einer Sauerstoffunterversorgung gleichzusetzen, da das Blut im menschlichen Organismus als Transportmedium für Nähr- und Sauerstoff fungiert.

Eine Unterversorgung der Netzhaut tritt nicht nur bei der diabetischen Retinopathie, sondern auch nach einem Zentralvenenverschluss ein. Auf den Sauerstoffmangel reagiert der Organismus mit der Ausschüttung vasoproliferativer Faktoren. Der Vascular Endothelium Growth Factor ist in diesem Kontext besonders relevant: Dieser Wachstumsfaktor initiiert die Vasoproliferation.

Über das Kammerwasser erreichen diese Faktoren den vorderen Augenabschnitt und haben damit Direktkontakt mit dem Kammerwinkel und der Iris. In diesen Strukturen lösen die Faktoren eine Neubildung von Blutgefäßen aus, die der vorausgegangenen Minderdurchblutung vorbeugen soll.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten mit Rubeosis iridis leiden primär an einer Minderdurchblutung oder anderweiter Sauerstoffunterversorgung im Bereich der Iris und des Kammerwinkels. Dieses Phänomen löst die Neubildung von Blutgefäßen aus. Das Gewebe beginnt im Iris- und Kammerwinkelbereich zu wuchern und zeigt sich in der Histologie damit als Profilerationszone.

In den meisten Fällen bleibt die vermehrte Zellteilung im Gewebe der Gefäße nicht folgenlos. Starke Vasoproliferation zieht oftmals Gefäßschädigungen nach sich, die mit sichtbaren Blutungen einhergehen. Nach Rupturen der neu gebildeten Gefäße lassen die Blutungen die Gefahr einer Kammerwasserabflussblockade ansteigen.

Falls das Kammerwasser blutungsbedingt nicht mehr hinzureichend aus dem Auge abfließen kann, steigt der Augendruck an. Je weiter der Druck ansteigt, desto wahrscheinlicher bildet sich in einer Konsequenz ein Glaukom aus.

Bei dieser Art des Glaukoms handelt es sich um ein sogenanntes Offenwinkelglaukom, das sekundär aus der Profileration entstanden ist. Da auch die Profileration selbst lediglich das Symptom einer übergeordneten Erkrankung ist, handelt es sich bei beiden Erscheinungen um sekundäre Krankheitsprozesse.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Verdachtsdiagnose Rubeosis iridis lässt sich rein blickdiagnostisch stellen. Vor allem bei begleitenden Gefäßrupturen und Blutungen entwickelt der Arzt diesen Verdacht. Falls in der Anamnese der Zusammenhang mit einer Primärerkrankung hergestellt werden kann, erhärtet sich die erste Verdachtsdiagnose.

Eine Gewebeprobe aus der Profilerationszone kann dem Ausschluss von bösartigen Teilungsprozessen dienlich sein. Eine Augendruckmessung ist im Rahmen der Diagnostik unbedingt angezeigt, um das eventuell bestehende Glaukomrisiko einschätzen zu können.

In vielen Fällen begeben sich die Betroffenen lange nicht zum Augenarzt, da sie hinter den Erscheinungen keine Gefahr vermuten. Aus diesem Grund wird die Diagnose in zahlreichen Fällen erst relativ spät gestellt. Im Prinzip hängt die Prognose für Patienten mit Rubeosis iridis von der primär ursächlichen Erkrankung und dem Zeitpunkt der Diagnose ab.

Komplikationen

Eine starke Vasoproliferation hat oftmals eine Schädigung der Gefäße im Auge zur Folge, verbunden mit sichtbaren Blutungen und der Gefahr einer sogenannten Kammerwasserabflussblockade. Blockiert die Blutung den Abfluss des Kammerwassers, so kann dies zu einem Anstieg des Augendrucks führen. Ein hoher Augendruck begünstigt wiederum die Entstehung eines Glaukoms.

Auch Sehstörungen sind nicht auszuschließen. Bei der Behandlung einer Rubeosis iridis gehen die Risiken hauptsächlich von den verordneten Medikamenten aus. Da der Augenkrankheit meist eine Diabetes-Erkrankung zugrunde liegt, werden hauptsächlich Präparate verwendet, die stark in die körpereigenen Prozesse eingreifen. Bei der Insulin-Therapie können sich gelegentlich Ödeme oder Wassereinlagerungen im Körper bilden.

Der Patient leidet manchmal auch unter einer Gewichtszunahme und Sehstörungen. Durch das Spritzen von Insulin können Störungen im Unterhautfettgewebe auftreten. Gelegentlich treten auch Hautreizungen an der Einstichstelle auf, die sich durch Rötungen, Juckreiz, Schwellungen und Quaddeln äußern. Die Vasoproliferation selbst wird in seltenen Fällen operativ behandelt. Ein chirurgischer Eingriff birgt das Risiko von Verletzungen und Infektionen, kann allerdings auch zu schweren Komplikationen wie Sehstörungen oder dem dauerhaften Verlust der Sehkraft führen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Rubeosis iridis sollte immer von einem Arzt behandelt werden. Es kann bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass der Betroffene immer auf eine Behandlung durch einen Arzt angewiesen ist, um weitere Komplikationen zu verhindern. Der Arzt ist dann aufzusuchen, wenn es im Bereich der Augen an der Iris zu einer Neubildung der Gefäße kommt. Dabei können die Augen sehr rot oder sehr müde wirken, sodass bei diesen ersten Anzeichen ein Arzt aufgesucht werden sollte.

Auch die Durchblutung ist gesteigert, sodass es zu geplatzten Adern im Auge kommt, welche relativ leicht zu erkennen sind. Dabei können auch Außenstehende den Betroffenen auf die Symptome der Rubeosis iridis hinweisen. Sollte die Rubeosis iridis nicht behandelt werden, kann es auch zur Ausbildung eines Glaukoms kommen, welches ebenfalls behandelt werden muss. Die Rubeosis iridis wird durch einen Augenarzt behandelt. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf und die Erkrankung kann meist relativ gut behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Im klinischen Alltag unterscheiden behandelnde Ärzte zwischen kausalen und symptomatischen Behandlungsansätzen. Symptomatische Behandlungen verringern zwar die einzelnen Symptome, lassen die eigentliche Ursache einer Erkrankung aber unberührt. Kausale Therapien lösen die Ursache soweit wie möglich auf und beseitigen auf diese Weise zugleich alle bestehenden Symptome.

Auch für Patienten mit Rubeosis iridis spielt die Unterscheidung zwischen kausalen und symptomatischen Therapieansätzen eine wesentliche Rolle. Im Vordergrund der Therapie steht bei der Gefäßprofileration im Bereich der Iris und des Kammerwinkels die kausale Behandlung der Grunderkrankung.

Mit dieser Kausaltherapie soll die Ursache für die auslösende Sauerstoffunterversorgung aufgelöst werden, um eine abermalige oder progrediente Ischämie auszuschließen. Falls der Krankheitsprozess bereits in ein entstehendes Sekundärglaukom gemündet ist, muss dieses Glaukom symptomatisch behandelt werden.

Diese symptomatische Behandlung entspricht einer anti-glaukomatösen Therapie. Mittlerweile wird der Einsatz von VEGF- bindenden Antikörpern zur Therapie von Rubeosis iridis diskutiert. Bei Antikörpern dieser Art handelt es sich zum Beispiel bei Bevacizumab. Vermutlich könnte eine Behandlung mit diesen Mitteln die Vasoproliferation verhindern, oder zumindest hemmen.


Vorbeugung

Rubeosis iridis lässt sich nur insoweit vorbeugen, wie den Ursachen des Phänomen vorzubeugen ist. Da es sich bei Diabetes mellitus um eine der häufigsten Ursachen für Retinopathien handelt und weil diese Retinopathien in vielen Fällen Rubeosis iridis zur Folge haben, gelten zur Prävention der Gefäßprofileration im weitesten Sinne die Vorbeugungsmaßnahmen für Diabetes. Dazu zählt neben einer gesunden Ernährungsweise zum Beispiel ausreichend Bewegung.

Die rötliche Trübung der Iris ist für die Rubeosis iridis namensgebend. Im Auge bilden sich neue Blutgefäße, die sich zunehmend ausbreiten. Der Rubeosis können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. In vielen Fällen sind es bereits bestehende Auffälligkeiten in den Augengefäßen oder diabetische Erkrankungen. Bei einigen Patienten ging der Rubeosis ein entzündlicher Prozess voraus. Eine Nachsorge ist ratsam, um Folgeschäden im Auge zu vermeiden. Ziele der nachsorgenden Therapie sind die Ursachenbeseitigung und ein Eindämmen der übermäßigen Gefäßbildung.

Nachsorge

Die Behandlung erfolgt unter Aufsicht eines Augenarztes. Zuvor muss eine Differentialdiagnose gestellt werden. Die Prognose ist vom Ausmaß der Krankheit abhängig. Eine akute Form lässt sich leichter therapieren, beim chronischen Verlauf steht die Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Genesung schlechter. In diesem Fall bleiben häufig Schädigungen im Auge zurück. Die Behandlung muss so früh wie möglich einsetzen.

Nach dem derzeitigen Forschungsstand kann die Bildung neuer Gefäße nicht durch Medikamentenvergabe eingedämmt werden. Der Facharzt muss die ursächliche Krankheit behandeln. In schweren Fällen ist ein chirurgischer Eingriff die letzte Option. Hier findet ein Teil der Nachsorge in der Augenklinik statt. Der Chirurg überprüft die Wundheilung sowie den postoperativen Zustand des Patienten. Die Nachsorge endet nicht mit der Entlassung, sondern wird bei regelmäßigen augenärztlichen Nachkontrollen fortgeführt.

Das können Sie selbst tun

Die Ursache der Erkrankung lässt sich häufig auf eine Minderdurchblutung zurückführen. Aus diesem Grund können Erkrankte verschiedene Maßnahmen ergreifen, die zu einer Anregung der Durchblutung führen.

Sportliche Aktivitäten, gezielte Trainings der Gelenke sowie Übungen, um den Kreislauf anzuregen sollten über den Tag verteilt angewendet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Überforderung oder Überanstrengung stattfindet. Die Übungen können ohne großen Aufwand im Alltag eingebunden werden und daher jederzeit genutzt werden. Damit keine fehlerhafte Belastung oder eine starke Beanspruchung des Körpers stattfindet, empfiehlt sich die Rücksprache und Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten.

Darüber hinaus sollte der Patient Umgebungen meiden, in denen die Qualität der Luft sehr schlecht ist. Raucherräume sind daher zu meiden. Regelmäßiges Lüften der Räumlichkeiten und Aufenthalte im Freien fördern die Sauerstoffaufnahme des Organismus und verbessern das Wohlbefinden. Treten Sehstörungen ein, ist der Alltag nach den Möglichkeiten des Patienten auszurichten und umzustrukturieren. Häufig müssen Veränderungen bei der Erfüllung von täglichen Pflichten stattfinden, damit das Unfallrisiko minimiert wird.

Um mit der Erkrankung mental besser umgehen zu können, haben sich Entspannungstechniken und kognitive Trainings bewährt. Diese können in eigener Regie täglich durchgeführt werden. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch eine Stärkung der Lebensqualität aus, da sie die mentale Kraft aufbauen und fördern.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lücke, N.: Diabetes mellitus. Compact-Verlag, München 2010

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