Sakkade
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Augen des Menschen sind ständig in Bewegung. Die Augäpfel drehen sich dabei bewusst oder unbewusst in unterschiedliche Richtungen und nehmen verschiedene Objekte willkürlich oder unwillkürlich wahr. Das geschieht durch die Aufnahme aller visuellen Reize durch beide Augen, die als funktionelle Einheit das dreidimensionale Sehen möglich machen. Unterschieden wird dabei in Vergenzbewegungen und konjugierten Augenbewegungen. Erstere sind Änderungen des Winkels beider Augenblickachsen, letztere sind Änderungen der Blickrichtung beider Augen.
Sakkaden wiederum sind die schnellen Bewegungen der Augen zur Erfassung eines neuen Ziels, bevor es fixiert wird. Da die Sakkade nicht willentlich verändert werden kann, kann sie das Ziel auch knapp verfehlen und muss nachkorrigiert werden, was als Reflex stattfindet. In diesem Moment gelangen keine Informationen in das Nervensystem, die Augen sind also in dieser sehr kurzen Zeitspanne blind.
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Was sind Sakkaden?
Die Augenbewegung des Menschen findet unter drei Aspekten statt, die auch für die medizinische Beurteilung von Krankheiten und Störungen hilfreich sind. Unterschieden wird dabei in Sakkaden, Fixationen und Regressionen, und im Bewegungsmuster selbst noch einmal in Sakkaden, Augenfolgebewegungen und in eine Kombination beider Blickrichtungsänderungen, die „Nystagmus“ genannt wird.
Unter der Sakkade wird dabei die sprunghafte und schnelle Blickbewegung der Augen verstanden, die zwischen den Fixationen stattfindet. Das menschliche Auge richtet sich dabei ganz spontan auf Objekte, ohne diese direkt wahrzunehmen. Es findet also mit dieser ruckartigen Augenausrichtung auf das Objekt oder Ereignis noch keine Informationsaufnahme statt.
Die Medizin nennt diese Bewegung auch Abtastsprung, da die Wahrnehmung zu diesem Zeitpunkt eingeschränkt ist. Vielmehr wird das Objekt einfach geortet und ein Blickkontakt hergestellt. Das geschieht z. B. beim Lesen von Buchstaben oder bei dem Fixieren von Punkten während einer Zugfahrt.
Funktion & Aufgabe
Der eigentliche Reiz ist keine Folge einer Eigenbewegung, sondern resultiert aus Bewegungen in der Außenwelt, z. B. ein abfahrendes Auto, das aus dem Fenster eines stehenden Autos wahrgenommen wird und das Gefühl auslöst, dass der eigene Zug sich in Bewegung setzt. Die falsche Einschätzung wird als „Eigenbewegungsillusion“ bezeichnet.
Da das Auflösungsvermögen nur unmittelbar im Gesichtsfeld, im Zentrum des Gelben Flecks (Fovea centallis), stattfindet, muss dieses auf das stationäre Objekt ausgerichtet werden. Das nennt sich Fixation. Der stattfindende Wechsel des fixierten Ziels und der einzelnen Fixationsmomente findet durch Sakkaden statt.
Neben diesen ruckartig schnellen Bewegungen gibt es auch die langsame Augenfolgebewegung, wobei Sakkaden und Augenfolgebewegung zwei Formen der zielgerichteten Augenbewegung sind, die einander in dieser Form ergänzen, dennoch auf verschiedener Basis ablaufen. In Hinblick auf die Fovea verschieben Sakkaden Objektbilder von der Retina und ihrer Außenhülle in die Fovea, während durch langsame Augenfolgebewegung die Fovea vielmehr nachführen, sobald sich ein Objekt bewegt. Sowohl die Sakkaden als auch die Augenfolgebewegungen werden durch die Kopfbewegung unterstützt.
Gerade bewegte Objekte werden zunächst durch Sakkaden wahrgenommen, dann durch langsame oder glatte Augenfolgebewegungen fixiert und genauer im Gesichtsfeld und in der Fovea gehalten. Bewegt sich das äußere Objekt zu schnell, werden Aufholsakkaden gestartet, die das Bild immer wieder in den Blickpunkt zurückholen. Dabei ist die Dauer der Sakkade kürzer, als die auf Sakkaden beruhende Reaktionszeit.
Auch die visuelle Antwort im Zentralnervensystem liegt außerhalb der Sakkade. Das wiederum zeigt, dass während einer Sakkade keine visuelle Wahrnehmung und Informationsaufnahme stattfindet. Es ist vielmehr eine Art Zwischenprozess, der dennoch durch Information verändert werden kann. Die Informationen stellen dabei allerdings keine visuellen Signale dar, sondern intern generierte, die sich an eine bestimmte Augenposition annähern. Während das Auge ein Objekt erfasst und das Signal mit der Zielausrichtung verglichen wird, hält die Sakkade genauso lange an, bis beide aufeinander abgestimmt und damit identisch sind. Verfehlt das Auge das sich bewegende Blickziel, findet eine Korrektursakkade statt, die das Bild wieder in den Bereich der Fovea zurückschiebt.
Krankheiten & Beschwerden
Bei der hypometrischen Sakkade ist die Augenbewegung verlangsamt. Daraus kann geschlossen werden, dass möglicherweise eine neurodegenerative Erkrankung vorliegt, also eine direkte Schädigung des Nervensystems, was z. B. bei Demenz, Alzheimer oder bei der Parkinson der Fall ist. Bei diesen Krankheitsbildern verlieren die Augen des Patienten die Fähigkeit, schnelle Sakkaden auszuführen. Eine hypermetrische Sakkade liegt dann vor, wenn die Korrektursakkaden deutlich häufiger stattfinden als üblich. Meist ergibt sich eine solche, wenn das Kleinhirn beschädigt ist.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014