Augenbewegung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Augenbewegungen lassen sich in aktive und passive Bewegungen unterteilen. Während die aktiven Augenbewegungen der Aufnahme von visuellen Informationen nutzen, dienen passive Augenbewegungen der Diagnostik von Motilitätsstörungen.
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Was sind Augenbewegungen?
Die Gesamtheit aller Augenbewegungen wird auch als Okulomotorik oder Augenmotilität bezeichnet. Den Augäpfeln (Bulbi oculi) stehen verschiedene Bewegungsspielräume frei. Die Drehbewegung des Auges werden als Duktion bezeichnet. Torsionen sind Rollbewegungen und Versionen bezeichnen Blickwendungen oder gleichsinnige Augenbewegungen. Die Versionen lassen sich wiederum in schnelle Versionen oder langsame Versionen unterteilen. Das Gegenteil von Versionen sind Vergenzen. Es handelt sich dabei um gegensinnige Bewegungen der Augen.
Augenbewegungen geschehen willkürlich, unwillkürlich, bewusst und unbewusst. Die Steuerung der Augenbewegung erfolgt dabei über zahlreiche Regelkreise. An diesen Regelkreisen sind nicht nur die Augenmuskeln, sondern auch das Zentralnervensystem (ZNS) oder die Netzhaut (Retina) beteiligt.
Funktion & Aufgabe
Der Musculus rectus medialis bewirkt eine Einwärtsdrehung des Auges. Für die Drehung des Augapfels nach oben ist der Musculus rectus superior zuständig. Hingegen bewirkt der Musculus rectus inferior eine Augensenkung. Diese drei Augenmuskeln werden vom Nervus oculomotorius innerviert. Der Nervus oculomotorius ist der 3. Hirnnerv. Er versorgt auch den Musculus obliquus inferior. Dieser dreht den Augapfel nach oben und kann die obere Hälfte des Augapfels zudem auswärts drehen. Der Musculus obliquus superior dreht den Augapfel nach unten. Die Innervation erfolgt durch den 4. Hirnnerv, den Nervus trochlearis.
Die Augenmuskulatur dient der Bewegung der Sehachse bei der Verfolgung eines Sehobjekts. Durch ein kompliziertes Zusammenspiel von Nerven und Muskeln werden die Sehachsen von beiden Augen aufeinander abgestimmt und auf ein bestimmtes Objekt gelenkt. Durch die gleichen Augenbewegungen bilden beide Augäpfel eine funktionelle Einheit.
Die Kombinationen aus Abduktion und Adduktion, Depression und Elevation sowie aus Innen- und Außenrotation ermöglichen dem Menschen das dreidimensionale Sehen. Je nach Anforderung sind verschiedene Augenbewegungen möglich.
Charakteristisch für konjugierte Augenbewegungen ist die Gleichsinnigkeit. Zu den konjugierten Augenbewegungen gehören Sakkaden, Augenfolgebewegungen und der Nystagmus. Sakkaden sind sehr schnelle Augenbewegungen. Der Fixationspunkt wechselt dabei ständig. Allerdings werden nur die Bilder zur Zeit der Fixation wahrgenommen. Die Bildverschiebungen, die durch die schnellen Augenbewegungen entstehen, werden ausgeblendet. Augenfolgebewegungen sind im Gegensatz zu den Sakkaden eher langsam. Sie dienen der Fixierung eines Gegenstandes, der sich bewegt. Der Nystagmus ist eine Kombination aus Sakkaden und Augenfolgebewegungen.
Bei Vergenzbewegungen ändert sich der Winkel der Sehachsen. Diese Augenbewegungen dienen der Scharfstellung von Objekten. Konvergenzbewegungen sind bei der Betrachtung eines nahen Objektes nötig. Liegt ein Objekt in der Ferne, erfolgt eine Divergenzbewegung. Die Steuerung aller Augenbewegungen kann willkürlich oder reflektorisch erfolgen.
Augenbewegungen erfüllen jedoch nicht nur Aufgaben beim Sehvorgang. Auch im Schlaf bewegen sich die Augen. Schnelle und kurz aufeinanderfolgende Augenbewegungen sind das Kennzeichen des sogenannten REM-Schlafs. REM steht für Rapid Eye Movement. REM-Phasen sind häufig Traumphasen. Tests in Schlaflaboren deuten daraufhin, dass die Augenbewegungen im Traum von den Augenmuskeln real ausgeführt werden. Normalerweise ist die Muskulatur im Schlaf nur wenig aktiv. Warum die Augen sich während der REM-Phasen so heftig bewegen, ist noch nicht vollständig geklärt.
Augenbewegungen werden auch therapeutisch genutzt. Die EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine psychotherapeutische Methode, die zur Behandlung von Traumata genutzt wird. Grundannahme dieser Therapieform ist, dass bestimmte Augenbewegungen mit Erinnerungen im Gehirn verknüpft sind. Durch die Augenbewegungen sollen Erinnerungszentren im Gehirn aktiviert werden. Auch eine Verbindung von rechter und linker Gehirnhälfte soll durch die EMDR-Therapie provoziert werden.
Krankheiten & Beschwerden
Einige Formen sind nicht pathologisch, sondern weichen lediglich leicht von der Norm ab. Probleme beim Sehen treten hier nicht auf. Ein Großteil der Schielformen geht jedoch mit ernsthaften Sehbehinderungen einher. Schielen kann angeboren oder beispielsweise durch einen Schlaganfall oder einen Unfall erworben sein.
Der Nystagmus (Augenzittern) kann sowohl physiologisch als auch pathologisch vorkommen. Physiologisch zeigt sich beispielsweise ein Nystagmus beim Blick aus dem Fenster eines fahrenden Autos oder Zuges. Pathologisch ist das Augenzittern zum Beispiel bei Schwindel, grauem Star oder bei [[Narbe]n auf der Netzhaut.
Zu einem Ausfall der Augenmuskulatur kommt es bei einer Lähmung der versorgenden Nerven. Am häufigsten ist der Nervus Okulomotorius von einer Lähmung betroffen. Diese Lähmung wird auch als Okulomotoriusparese bezeichnet. Die Okulomotoriusparese tritt meist im Rahmen von Hirnblutungen auf. Auch gefäßbedingte Störungen oder ein Schlaganfall können eine Parese des Hirnnervs zur Folge haben.
Bei einer kompletten Okulomotoriusparese sind alle inneren und äußeren Augenmuskeln von der Lähmung betroffen. Der betroffene Augapfel zeigt nach unten und außen. Bei der partiellen Okulomotoriusparese sind nicht alle Muskeln betroffen. Hier ist nicht immer eine Augenfehlstellung sichtbar. Es kommt vielmehr zu Sehstörungen und einer Weitstellung der Pupille.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
- Sachsenweger, M.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2003