Schweinebandwurm-Infektion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Schweinebandwurm-Infektion
Die Schweinebandwurm-Infektion ist eine parasitär bedingte Erkrankung und befällt vor allem Menschen. Der Schweinebandwurm hat ein weltweites Vorkommen, aber ist hauptsächlich in Indonesien, Neuguinea, Südamerika und Afrika verbreitet.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Schweinebandwurm-Infektion?
Die Schweinebandwurm-Infektion ist eine Ansteckung mit einem Bandwurm, welcher sich überwiegend im menschlichen Darm einnistet. Ein erhöhtes Risiko, an einer Schweinebandwurm-Infektion zu erkranken, haben Menschen, welche häufig rohes Schweinefleisch essen, in dem sich die Larven des Schweinebandwurmes befinden. Typische Nahrungsmittel hierbei sind: Gehacktes, Hackepeter oder Steaks, die nur leicht durchgebraten sind.
Eine Schweinebandwurm-Infektion wird durch Parasiten, hier der Schweinebandwurm, verursacht. Bandwürmer benötigen einen Wirt. Schweinebandwürmer zählen zu den Plattwürmern. Sie nisten sich im Darm ihres Endwirts ein und erreichen eine Länge von wenigen Millimetern bis zu mehreren Metern. Schweinebandwürmer durchleben einen Zyklus mit verschiedenen Entwicklungsstufen, dabei wechseln sie ihren Wirt. Beim Schweinebandwurm ist das Schwein der Zwischenwirt, der Mensch ist der Endwirt.
Ursachen
Die Schweinebandwürmer benutzen ihren Kopf, um sich mittels Saugnäpfen oder Haken an den Darmwänden des Endwirts festzuheften. Der Bandwurm besteht aus mehreren Gliedern, diese enthalten männliche und weibliche Geschlechtsdrüsen. Demzufolge sind Bandwürmer zwittrig. Nach der Befruchtung reifen die Eier im Wurm. Diejenigen Wurmglieder, welche ausgereifte Eier enthalten, lösen sich vom Wurm und verlassen den Körper des Wirts mit dem Stuhlgang.
Diese Eier werden von einem Zwischenwirt aufgenommen. In dessen Darm schlüpfen nun die Larven. Sie bohren sich durch die Darmwände und gelangen in den Blutkreislauf und verteilen sich im Körper. Ihr Ziel ist das Muskelfleisch, da dieses gut durchblutet ist. Sie setzten sich dort fest und bilden Zweitlarven, sogenannte Finnen aus.
Die Schweinebandwurm-Infektion beim Menschen erfolgt nun durch den Verzehr dieses larvenhaltigen Fleisches. Im Darm des Menschen entwickelt sich die Wurmlarve zum geschlechtsreifen Wurm und der Lebenszyklus des Schweinebandwurmes beginnt erneut. Dieser kann bis zu 20 Jahre dauern. Einen ähnlichen Prozess findet man auch bei einer Rinderbandwurm-Infektion.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Infektion mit dem Schweinebandwurm muss nicht zwingend Symptome verursachen. Das Krankheitsbild verschärft sich jedoch, wenn mangelnde Hygiene zu Selbstinfektionen führt. Dabei werden die über den Darmtrakt ausgeschiedenen Eier des Schweinebandwurms über den Mund wieder aufgenommen. Diese Infektion führt zu einer Zystizerkose, welche auf Muskeln, Augen oder Gehirn übergreifen kann.
Es passiert im Prinzip das Gleiche, wie im Körper des ursprünglichen Wirtes. Im Darm entstehen aus den Bandwurmeiern Larven. Diese bohren sich durch die Darmwand und gelangen in den Blutkreislauf. Dort können sich die Finnen in der Muskulatur, im Gehirn oder im Bindegewebe festsetzen und zum Auftreten vielfältiger Symptome führen.
Der Betroffene liert an Gewicht. Er verspürt keinen Appetit und ihm ist häufig übel. Ebenso können Kopfschmerzen und Schwindel auftreten. Es kommt zu schweren Sehstörungen, welche zur Erblindung führen können. Auch eine Hirnhautentzündung kann eine Folge der Infektion mit dem Schweinebandwurm darstellen.
Ein Anzeichen ist auch ein Wasserkopf, entstanden durch Flüssigkeitsansammlungen im Gehirn. Die Finnen des Bandwurms können bei ungünstigem Verlauf die Muskulatur schädigen und auch den Herzmuskel angreifen. Die Folge kann eine Querschnittslähmung darstellen. Wird die Schweinebandwurm-Infektion nicht behandelt, sterben etwa die Hälfte der Betroffenen.
Diagnose & Verlauf
Lassen sich Eier des Schweinebandwurmes im Stuhl per Mikroskop nachweisen, handelt es sich um die Diagnose Schweinebandwurm-Infektion. Bei einer Schweinebandwurm-Infektion können verschiedene Symptome auftreten oder auch unbemerkt verlaufen. Einige Betroffene leiden unter Abmagerung, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit oder Blutarmut.
Bei Hygienemangel besteht jedoch die Gefahr einer Eigeninfektion. Gelangen beispielsweise durch unzureichend gewaschene Hände Wurmeier aus dem Darm über den Mund zurück in den Körper, kann dies eine schwere Erkrankung nach sich ziehen. Der Arzt nennt diese Zystirzerkose, ein Einnisten der Wurmlarven in Organe.
Meist ist der Verlauf einer Schweinebandwurm-Infektion nicht kompliziert. Solange der Wurm keine Larven im menschlichen Darm bildet, gibt es kaum Probleme. In etwa 10 Prozent aller Fälle bildet der Wurm Larven aus. Dabei kann es zu Funktionsstörungen von Organen kommen, zum Beispiel des Gehirns.
Komplikationen
Der Ausbruch einer Schweinebandwurm-Infektion benötigt einige Wochen, denn die Entwicklung von der Larve zum reifen Schweinebandwurm beträgt drei bis vier Monate. Erst nach Ablauf dieser Dauer sind Bandwurmeier im Kot nachweisbar. Eine Schweinebandwurm-Infektion kann schwerwiegende Komplikationen und Spätfolgen nach sich ziehen.
In Folge von Übelkeit und Erbrechen kommt es oft zu einer Gewichtsabnahme und Mangelerscheinungen, die zu Bewusstseinsstörungen führen und das Unfallrisiko erhöhen. Eine Blutarmut birgt ähnliche Risiken und belastet darüber hinaus auch das Immunsystem und das Kreislaufsystem. Erfolgt die Infektion über Wurmeier oder nimmt der Betroffene die Eier aus dem eigenen Darmtrakt auf, kommt es zur sogenannten Zystizerkose – sie betrifft Augen, Gehirn und Muskulatur.
Diese schwere Komplikation verursacht in der Folge schwerwiegende Symptome wie Krampfanfälle, Schäden der Skelettmuskulatur oder des Herzmuskels, Sehstörungen und Hirnhautentzündungen. Außerdem kann ein Hydrozephalus (Wasserkopf) entstehen. Die medikamentöse Therapie kann neben den typischen Neben- und Wechselwirkungen auch schwere Komplikationen nach sich ziehen.
So ruft das Präparat Praziquantel in Einzelfällen Herzrhythmusstörungen, Störungen des Gehirns wie Epilepsie oder neurologische Ausfälle sowie ernste Hautausschläge und blutigen Durchfall hervor. Ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten, können bereits leichte Beruhigungs- oder Schmerzmittel Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems hervorrufen. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung steigt außerdem das Risiko einer Neuerkrankung durch Wurmeier im Körper.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Schweinebandwurm-Infektion sollte immer durch einen Arzt behandelt werden. Es kann zu weiteren schwerwiegenden Komplikationen kommen, falls die Krankheit nicht richtig behandelt wird, die zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen führen können. Daher ist schon bei den ersten Anzeichen einer Schweinebandwurm-Infektion ein Arzt aufzusuchen. Die Betroffenen sollten sich dann an einen Arzt wenden, wenn es zu einer starken Appetitlosigkeit kommt, welche auch mit Übelkeit verbunden ist.
Ebenso kann Gewichtsverlust auf die Schweinebandwurm-Infektion hindeuten und sollte dann untersucht werden, wenn dieser ohne einen besonderen Grund auftritt. Weiterhin deuten Sehbeschwerden oder starke Kopfschmerzen auf die Infektion hin und müssen ebenfalls durch einen Arzt untersucht werden, falls sie über einen längeren Zeitraum auftreten.
Die Schweinebandwurm-Infektion kann durch einen Allgemeinarzt erkannt und behandelt werden. Eine frühe Diagnose und damit auch die frühzeitige Behandlung dieser Krankheit sind entscheidend. Bei einer richtigen und erfolgreichen Behandlung kommt es nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten.
Behandlung & Therapie
Eine Behandlung der Schweinebandwurm-Infektion soll den Parasit entfernen. Der Schweinebandwurm wird mithilfe von Niclosamid oder Paziquantel in Tablettenform behandelt.
Hierdurch sterben die Würmer ab oder werden gelähmt, dadurch wird eine weitere Anheftung an den Darm verhindert, der Wurm stirbt ab und verlässt den Körper mit dem Stuhl.
Bei hartnäckiger Schweinebandwurm-Infektion mit Befall von Organen kann auch eine Bestrahlung erfolgen. Dabei besteht allerdings das Risiko von Komplikationen, da das betroffene Gewebe abstirbt.
Vorbeugung
Eine vorbeugende Maßnahme zur Vermeidung einer Schweinebandwurm-Infektion ist der Verzicht auf rohes oder ungenügend gegartes Fleisch. Kann man nicht auf Fleisch verzichten, sollte man es mindestens 10 Tage einfrieren, dadurch besteht auch keine Infektionsgefahr. Schlachttiere werden einer amtlichen Untersuchung ihres Fleisches unterzogen. Hier wird das Fleisch auf Wurmlarven untersucht, bevor das Fleisch zum Konsumenten kommt.
Nachsorge
Eine medizinische Nachsorge im eigentlichen Sinne ist nach einer behandelten Infektion mit dem Schweinebandwurm nicht nötig. Eine Schweinebandwurm-Infektion gilt nach einigen Tagen der Medikation als ausgeheilt. Gegebenenfalls muss die anschließende Immunreaktion des Körpers aufgrund der niedergehenden Finnen oder Larven des Schweinebandwurms für einige Tage nach der Behandlung kontrolliert werden.
Hierfür wird Cortison als Medikament zur Hemmung des Immunsystem verwendet. Nachdem auch diese Immunreaktion überstanden ist und der behandelnde Arzt keinerlei Finnen oder Zysten mehr im Patienten feststellt, gilt der Patient als geheilt. Nachsorgeuntersuchungen zur Nachkontrolle sind nicht notwendig. Der Schweinebandwurm kann sich innerhalb eines Wirtes nicht vermehren.
Das heißt, dass nach der Beseitigung von eventuell adulten und geschlechtsreifen Bandwürmern keine Gefahr besteht, dass weitere Eier noch im Patienten schlüpfen. Stattdessen werden diese entsprechend des Lebenszyklus des Bandwurms mit dem Kot ausgeschieden.
Auch sind medizinische Folgeschäden, die eine Nachsorge bedingen würden, in aller Regel nicht zu erwarten. Ausnahmen können sehr raumfordernde Finnen in der Gehirnregion sein. Jedoch sind auch die hier ausgelösten Symptome in der Regel temporär und klingen nach einer Therapie vollständig ab.
Als Teil der Nachsorge kann ein besseres Verständnis des Schweinebandwurms selbst verstanden werden. So ist eine Schweinebandwurm-Infektion wirklich nur bei mangelnder Hygiene während der Nahrungszubereitung oder durch kaum gegartes Schweinefleisch möglich.
Das können Sie selbst tun
Generell handelt es sich bei einer Schweinebandwurm-Infektion um eine Erkrankung, die das Potenzial für schwere Nebenwirkungen birgt. Aus diesem Grund ist die Einhaltung der verordneten medikamentösen Behandlung von größter Wichtigkeit. Im Zuge dessen sind Patienten dazu angehalten, sich während und nach der Therapie körperlich zu schonen und ausgiebige sportliche Betätigung zu vermeiden. Denn jeglicher physischer und psychischer Stress beeinträchtigt das Immunsystem, welches durch die Schweinebandwurm-Infektion und die dagegen verschriebenen Medikamente bereits herausgefordert ist.
Einige Patienten leiden während der Erkrankung unter Beschwerden, die denen anderer Magen-Darm-Infektionen ähneln. Übelkeit ist durch medizinische oder homöopathische Wirkstoffe und eine angepasste Ernährungsweise linderbar. Da es durch die Schweinebandwurm-Infektion zu Erbrechen kommen kann, gönnen sich die Patienten bestenfalls viel Ruhe und bleiben nach Möglichkeit zu Hause. Die mit der Krankheit einhergehende Appetitlosigkeit kann ebenfalls durch eine vorübergehende Umstellung des Speiseplans verringert werden. Bei Unwohlsein oder Komplikationen ist umgehend ein Arzt aufzusuchen, damit schwerwiegenderen Nebenwirkungen vorgebeugt werden kann.
Auf nicht ausreichend gegartes Fleisch, gleich welcher Tierart, ist während der Schweinebandwurm-Infektion unbedingt zu verzichten. Denn eine zusätzliche Infektion des Magen-Darm-Traktes mit neuen Erregern, beispielsweise im Rahmen einer Lebensmittelvergiftung, kann ernsthafte Komplikationen verursachen und den Heilungsprozess der Schweinebandwurm-Infektion verzögern.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004