Sinusvenenthrombose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In der Medizin bezeichnet man mit einer sogenannten Sinusvenenthrombose, oder kurz Sinusthrombose, einen thrombotischen Verschluss von einem Hirnsinus. Von einer Sinusvenenthrombose sind in der Regel Frauen betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Sinusvenenthrombose?

Mediziner tun sich bis heute schwer, die Sinusvenenthrombose eindeutig zu diagnostizieren. Das liegt daran, dass viele Anfangssymptome auf andere Erkrankungen hindeuten.
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Im Rahmen einer Sinusvenenthrombose sammeln sich Blutgerinnsel in den Venen des Gehirns. Es resultiert jedoch nicht immer eine klinische Symptomatik aus einem Verschluss der großen Sammelvenen. Grundsätzlich verfügt das venöse System im Gehirn über ein besonders hohes Maß an Flexibilität.

Oftmals führt eine Sinusvenenthrombose jedoch zu einem sogenannten Blutandrang. Im Rahmen der venösen Kongestion sammelt sich das Blut verstärkt im Bereich des Gehirns. Sofern das Blutvolumen nicht reguliert wird, kann es bei den Betroffenen unter Umständen zu einem Schlaganfall kommen.

Ursachen

Die Ursachen für eine Sinusvenenthrombose sind relativ vielfältig. So zeichnen sich in erster Linie infektiöse Ursachen für das Auftreten einer Sinusvenenthrombose verantwortlich. Besonders häufig wird das Auftreten einer Sinusvenenthrombose durch die sogenannten Staphylokokken begünstigt.

Resultierend aus einer Infektion im Bereich des Gesichts kann sich das Gift des Bakteriums ungehindert ausbreiten. Oftmals tritt eine Sinusvenenthrombose auch als Spätfolge einer sogenannten Sinusitis in Erscheinung. Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen wird als eine der häufigsten Ursachen für eine Sinusvenenthrombose angesehen.

Neben den infektiösen Ursachen zeichnen sich jedoch vor allem die generalisierten Ursachen für das Auftreten einer Sinusvenenthrombose verantwortlich. So wird das Auftreten eines thrombotischen Verschlusses im Bereich des Gehirns unter anderem durch eine Masernerkrankung begünstigt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Mediziner tun sich bis heute schwer, die Sinusvenenthrombose eindeutig zu diagnostizieren. Das liegt daran, dass viele Anfangssymptome auf andere Erkrankungen hindeuten. Grundsätzlich wird zwischen einer nicht entzündlichen und entzündlichen Sinusvenenthrombose unterschieden.

Liegt hohes Fieber vor, deutet das auf eine entzündliche Ausprägung hin. Die Anzeichen verschlechtern den Gesundheitszustand mit der Zeit. Zuletzt kann sich in der Folge eines Schlaganfalls der Tod einstellen. Anfangs belasten über mehrere Tage hinweg starke Kopfschmerzen den Alltag. Was Betroffene meist als Migräne deuten, erweist sich in der Kombination mit weiteren Beschwerden als Sinusvenenthrombose.

Sehstörungen und ungewöhnliche Schmerzen im Nasen-Augen-Bereich treten hinzu. Nach dieser ersten Phase wandeln sich die Anzeichen. Schmerzen im gesamten Kopf- und Nackenbereich sind nun möglich. Krampfanfälle und epileptische Ausfallserscheinungen entstehen. Patienten übergeben sich oder spüren einen Brechreiz. Zudem werden nun psychische Auswirkungen offensichtlich.

Nahestehende und Bekannte nehmen Bewusstseinsstörungen und Wesensveränderungen wahr. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht die Sinusvenenthrombose, wenn Lähmungen auftreten. Das Sehvermögen ist so weit geschwächt, dass es zum Erliegen kommt. Wird weiter eine Behandlung ausgeschlossen, entsteht im Kopf ein Hirndruck. Der Tod stellt sich ein, falls Betroffene nicht sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Diagnose & Verlauf

Eine Sinusvenenthrombose kann trotz des medizinischen Fortschritts nur relativ schwer diagnostiziert werden. Oftmals weisen die Symptome im Rahmen einer ersten Untersuchung auf eine andere Erkrankung hin.

Auch die Ermittlung des sogenannten D-Dimer-Spiegels im Blut kann einen ersten Verdacht auf eine Sinusvenenthrombose nie vollständig bestätigen. Aus diesem Grund kommt die sogenannte Schnittbilddiagnostik als ein bildgebendes Verfahren zum Einsatz. Sowohl in der Computertomografie als auch in der Kernspintomografie können sogenannte Infarktzonen sowie Blutungen eindeutig nachgewiesen werden. Oftmals ist jedoch die Gabe eines sogenannten Kontrastmittels zur besseren Darstellung der einzelnen Bereiche von wesentlicher Bedeutung.

Eine Sinusvenenthrombose kann jedoch nicht nur durch die einzelnen bildgebenden Verfahren diagnostiziert werden. So kommt oftmals die sogenannte Labordiagnostik als ein alternatives Verfahren zum Einsatz. Einer wachsenden Beliebtheit erfreut sich unter anderem der medizinische Nachweis des sogenannten C-reaktiven Proteins.

Bei dieser Proteinform handelt es sich um ein spezielles Plasmaprotein, welches in der Leber gebildet wird. Oftmals ist das C-reaktive Protein ein eindeutiger Hinweis auf eine Sinusvenenthrombose. Im Rahmen der Labordiagnostik wird jedoch auch oftmals auch die sogenannte Blutsenkungsgeschwindigkeit bestimmt.

Komplikationen

Im schlimmsten Fall kann es bei der Sinusvenenthrombose zum Tod des Patienten kommen. Allerdings kann der Tod vermieden werden, indem die Warnzeichen der Thrombose beachtet und die weiteren Komplikationen somit vermieden werden. Die Patienten leiden dabei in erster Linie an sehr starken Schmerzen im Bereich des Nackens und des Kopfes.

Diese Schmerzen breiten sich dabei häufig auch in andere Regionen des Körpers aus. Weiterhin kann es auch zu Krämpfen oder zu einem epileptischen Anfall beim Patienten kommen. Die Betroffenen leiden auch an Lähmungen, die allerdings nur temporär auftreten und nach einer kurzen Zeit wieder verschwinden. Auch Sehstörungen oder Störungen des Bewusstseins können sich als unangenehme Begleiterscheinungen der Sinusvenenthrombose bemerkbar machen und sich dabei sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirken.

Bei einem Bewusstseinsverlust kann sich der Betroffene bei einem Sturz eventuell auch verletzen. Weiterhin führt die Erkrankung häufig zu Fieber und damit zu einer allgemeinen Müdigkeit und zu einer Abgeschlagenheit. Die Behandlung der Sinusvenenthrombose erfolgt mit Hilfe von Medikamenten.

Dabei kommt es nicht zu Komplikationen. Allerdings sind die Betroffenen bei dieser Erkrankung auf regelmäßige Untersuchungen angewiesen, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Ob es dabei zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Sinusvenenthrombose bedarf in jedem Fall einer ärztlichen Behandlung. Es kann bei dieser Krankheit im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen kommen, falls die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt wird. Dabei kann es auch zu deutlichen Beschwerden im Alltag des Patienten kommen, sodass die Sinusvenenthrombose schon bei den ersten Anzeichen behandelt werden sollte. Ein Arzt ist bei dieser Krankheit dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einem starken Fieber leidet. Dabei kommt es zu verschiedenen Herzbeschwerden, wobei die Betroffenen meistens müde sind und sich auch nicht mehr konzentrieren können.

Auch Sehstörungen oder verschiedene Krämpfe können auf die Sinusvenenthrombose hinweisen und sollten durch einen Arzt untersucht werden, falls sie ohne einen besonderen Grund auftreten und auch nicht von selbst wieder verschwinden. Weiterhin kann auch ein starker Brechreiz oder starke Störungen des Bewusstseins auf die Sinusvenenthrombose hindeuten. Treten diese Beschwerden auf, so muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. In der Regel wird die Krankheit durch einen Kardiologen behandelt. In Notfällen oder bei sehr starken Beschwerden sollte ein Notarzt gerufen oder das Krankenhaus aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Sofern eine Sinusvenenthrombose diagnostiziert wurde, ist eine unverzügliche Therapie zur Vermeidung von eventuellen Spätfolgen unverzichtbar. Im Rahmen der Therapie wird den Betroffenen das Mittel Heparin verabreicht. Durch die intravenöse Gabe von Heparin soll die Wirkung von einzelnen Gerinnungsfaktoren im Blut unterbunden werden.

Bis sich die sogenannte Thromboplastinzeit verdoppelt hat, müssen die Betroffenen mit dem Mittel Heparin therapiert werden. Bei der Thromboplastinzeit handelt es sich um einen speziellen Laborwert, welcher Auskunft über die Blutgerinnung gibt. Sofern die Blutgerinnung den gesetzten Anforderungen entspricht, wird über einen Zeitraum von circa 6 Monaten eine orale Gabe von Gerinnungshemmern in Erwägung gezogen.

Da eine Sinusvenenthrombose oftmals mit epileptischen Anfällen einhergeht, wird neben den Gerinnungshemmern ein weiteres Mittel verabreicht. Durch die Gabe von Phenytoin soll das Risiko für epileptische Anfälle minimiert werden. Im Rahmen einer zuverlässigen Therapie steht jedoch nicht nur die Behandlung der Sinusvenenthrombose im Vordergrund. So sollte stets die Ursache für einen thrombotischen Verschluss im Bereich des Gehirns behandelt werden. Sofern die Sinusvenenthrombose auf einer Infektion basiert, müssen die Betroffenen ein schnell wirksames Antibiotikum einnehmen.


Vorbeugung

In circa 85 Prozent aller Fälle kann eine vollständige Genesung erzielt werden. Trotz des medizinischen Fortschritts kann einer Sinusvenenthrombose nicht aktiv vorgebeugt werden. Sofern es jedoch zu einer klinischen Symptomatik kommt, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Nur so können eventuelle Spätfolgen verhindert werden.

Nachsorge

Im weiteren Verlauf der Behandlung mit Antikoagulanzien (Medikamente zur Hemmung der Gerinnung des Blutes - zum Beispiel Heparin oder Marcumar) sind circa 57 Prozent der an Sinusvenenthrombose (SVT) erkrankten Personen nach 6 Monaten beschwerdefrei. Dies belegt eine Studie des „International workshop on Cerebral Venous Thrombosis“. Bei dem als beschwerdefrei angezeigten Personenkreis zielt die Nachsorge darauf ab, einer erneuten SVT vorzubeugen. Dazu kann für drei bis zwölf Monate eine medikamentöse Behandlung mit einem Vitamin-K-Antagonisten notwendig werden.

Zusätzlich ist ärztlich empfohlen, jährlich ein Screening auf Gerinnungsstörungen durchzuführen. Daneben kommt in zehn Prozent der Erkrankungen im Langzeitverlauf eine Epilepsie vor. Die Epilepsie kann lebenslang medikamentös behandelt werden. Bei der Nachsorge ist regelmäßig (mindestens einmal im Jahr) eine Elektroenzephalografie (EEG) durchführen. Zudem ist mittels einer Blutentnahme der Medikamentenspiegel zu bestimmen.

Ob die Epilepsie weiterhin besteht, kann nur das Absetzen der Medikamente zeigen. Die Akutsterblichkeit bei einer SVT beträgt etwa acht Prozent. Im Todesfall des Erkrankten ist Gegenstand der Nachsorge die Hinterbliebenentherapie mit Schwerpunkt Trauerbewältigung. Bei rund vier Prozent der erkrankten Personen manifestiert sich die SVT dauerhaft.

Als Langzeitbehandlung ist die Einnahme von Medikamenten zur Blutgerinnung vorgesehen. Neben dem jährlichen Screening auf Gerinnungsstörungen ist hier als Nachsorgeuntersuchung gleichermaßen jährlich eine bildgebende Untersuchung (Computertomographie oder Magnetresonanztomographie) empfohlen.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag ist darauf zu achten, dass der Blutkreislauf keinerlei Beeinträchtigungen durch äußere Einwirkungen oder die Einnahme einer ungesunden Körperhaltung erlebt. Regelmäßige ausgleichende Bewegungen und die Vermeidung von starren Körperhaltungen ist besonders wichtig. Ein Stau des Blutes sollte unter allen Umständen vermieden werden.

Werden lange Wegstrecken zurückgelegt, ist darauf zu achten, dass eine ausreichende Bewegungsfreiheit besteht. Das Tragen von Thrombosestrümpfen sowie Kleidungsstücken, die zu keinerlei Störungen des Blutflusses beitragen, ist im Alltag sehr zu empfehlen. Insbesondere das Tragen von engen Gürteln oder anderen Gegenständen, die Teile des Körpers einengen, sollte vermieden werden. Sie haben insgesamt keinen guten Einfluss auf den Organismus. Sportliche Aktivitäten unterstützen den Blutkreislauf in seiner Tätigkeit. Oftmals genügt es, kleinere Bewegungen einzelner Körperteile im Verlauf des Tagesgeschehens durchzuführen, um die Durchblutung anzuregen. Sobald Sensibilitätsstörungen auftreten oder ein Kribbeln auf der Haut wahrgenommen wird, ist die Körperhaltung zu verändern und leichte Übungen sollten durchgeführt werden.

Zusätzlich kann durch eine gezielte Aufnahme bestimmter Lebensmittel das Blutsystem positiv unterstützt werden. Mit Lebensmitteln wie Granatäpfeln, Nüssen oder Hülsenfrüchten wird die Produktion des Blutes angeregt. Darüber hinaus kann mit koffeinhaltigen Lebensmitteln oder scharfen Gewürzen ein Anstieg des Blutdrucks erreicht werden. Daher kann der Betroffene im Alltag über seine Ernährung etwas zur Verbesserung seiner Gesundheit beitragen.

Quellen

  • Encke, A., Breddin, H. K.: Die venöse Thrombose. Prophylaxe und Therapie. Schattauer, Stuttgart 2000
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Marshall, M., Loew, D.: Venenerkrankungen. Springer, Berlin 2003

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