Supraventrikuläre Extrasystole
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Extrasystole wird eine elektrische Erregung der Herzmuskulatur bezeichnet, die ihren Ursprung außerhalb des normalen Erregungszentrums (Sinusknoten) hat. Der Erregungsursprung der supraventrikulären Extrasystole liegt „oberhalb“ der Teilung des HIS-Bündels und somit meist innerhalb der Vorhöfe. Wenn der Ursprung im Myokard der Vorhöfe liegt, kommt es zur entsprechenden Phasenverschiebung des normalen Rhythmus, nicht aber, wenn die supraventrikuläre Extrasystole vom AV-Knoten ausgeht.
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Was ist eine supraventrikuläre Extrasystole?
Der normale Herzrhythmus wird vom Sinusknoten im rechten Vorhof im Einmündungsbereich der oberen Hohlvene als Taktgeber bestimmt und verläuft über die Vorhöfe zum AV-Knoten (Atrioventrikularknoten) in der Scheidewand der beiden Vorhöfe dicht an den Kammern. Der AV-Knoten leitet das Kontraktionssignal mit leichter Zeitverzögerung über das HIS-Bündel, die Tawara-Schenkel und die Purkinje-Fasern an die Kammermuskulatur weiter.
Eine Extrasystole zeichnet sich dadurch aus, dass der Erregungsursprung außerhalb des Sinusknotens liegt und einen – meist harmlosen – zusätzlichen Herzschlag provoziert. Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES) gehen von sogenannten ektopen Erregungszentren in den Vorhöfen oder im Bereich des AV-Knotens oberhalb der Aufteilung des HIS-Bündels in die beiden Tawara-Schenkel aus.
Die ektopen Erregungszentren der supraventrikulären Extrasystolen liegen damit immer außerhalb der Kammern. Falls das Erregungszentrum durch Muskelzellen in den Vorhöfen gebildet wird, „überschreibt“ die elektrische Entladung die Sinusphase, so dass es zu einer entsprechenden Verschiebung des normalen Taktes kommt. Falls die ektope Erregung im Bereich des AV-Knotens liegt, wird der Sinusrhythmus nicht berührt, so dass sich keine Phasenverschiebung ergibt. Die zusätzliche Systole erfolgt dann
Ursachen
Besonders Kaliummangel macht sich dabei bemerkbar. Häufig auftretende SVES können aber auch von koronarer Herzerkrankung, Herzmuskelentzündung oder einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) verursacht werden. Falls sich eine der Krankheiten diagnostizieren lässt, die als Verursacher in Frage kommen, sollte eine Therapie auf die Behandlung der verursachenden Erkrankung abzielen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome, die supraventrikuläre Extrasystolen begleiten, reichen von nicht wahrnehmbar bis zu Angstzuständen. Selten kommt es zu Beschwerden wie Schweißausbrüche oder nervöse Unruhezustände. SVES sind in der Regel deutlich weniger auffällig als ventrikuläre Extrasystolen, deren Erregungszentren sich in einer der Kammern finden.
Gelegentlich sind Extrasystolen als Aussetzer einer erwarteten regulären Systole zu spüren oder es kommt zu einer sehr schnellen Abfolge mehrerer Herzschläge hintereinander bevor der normale Rhythmus wieder einsetzt. Bei einigen Menschen können derartige Symptome zu psychischen Reaktionen führen, weil sie Angstgefühle entwickeln.
Es können sich dann Übelkeit, Schwindel und häufiger Harndrang einstellen. Falls sich die Symptome supraventrikulärer Extrasystolen häufen, empfiehlt sich eine Abklärung der Ursachen, weil häufige SVES auf eine mögliche Grunderkrankung des Herzens oder der Schilddrüse hinweisen können.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Ein wichtiges Diagnosemittel zum Nachweis von SVES ist das EKG (Elektrokardiogramm), das Aufschluss über die Art einer Extrasystole geben kann. Allerdings bleibt es bei nur gelegentlicher Extrasystole dem Zufall überlassen, dass ein solches Ereignis gerade während der Aufzeichnung des EKGs stattfindet, aufgezeichnet wird und somit einer Analyse zugänglich ist.
In den vielen Fällen, bei denen während der Aufzeichnung des EKGs keine Extrasystole stattfindet, kann ein sogenanntes Langzeit-EKG weiterhelfen. Es handelt sich um ein mobiles EKG-Aufzeichnungsgerät, das über einen Zeitraum von 24 Stunden am Körper getragen wird und kontinuierlich aufzeichnet. Die Daten werden auf einem Datenträger gespeichert und können mit Unterstützung einer speziellen Software ausgewertet werden.
Die computerunterstützte Auswertung lässt vor allem Herzrhythmusstörungen erkennen und Anzahl und Qualität etwaiger Extrasystolen. Falls sich ein Verdacht auf eine bestimmte Herzkrankheit stellt, können Ultraschalluntersuchungen und beispielsweise eine Untersuchung der Herzkranzgefäße (Angiografie) weiterführende Erkenntnisse schaffen.
Da supraventrikuläre Extrasystolen nicht als eigenständige Krankheit betrachtet werden können, hängt die weitere Entwicklung der Unregelmäßigkeiten des Herzschlags vom Krankheitsverlauf der Grunderkrankung ab. Falls keine Grunderkrankung besteht, ist in der Regel keine Behandlung der SVES notwendig.
Komplikationen
Die supraventrikuläre Extrasystole kann eine Reihe von Komplikationen hervorrufen. Gelegentlich leiden die Betroffenen unter nervöser Unruhe bis hin zu Angstzuständen. Selten treten Beschwerden wie Schweißausbrüche oder Hautirritationen auf. Eine schwere Komplikation sind die manchmal auftretenden Herzrhythmusstörungen, die zwar nach einigen Sekunden wieder abklingen, bei einigen Menschen aber Panikattacken und Ängste auslösen können.
Im weiteren Verlauf der Extrasystole kann es außerdem zu Übelkeit, Schwindel und häufigem Harndrang kommen – Symptome, die die Lebensqualität erheblich einschränken und das Unfallrisiko im Alltag erhöhen. Weitere Komplikationen gehen im Allgemeinen von der ursächlichen Erkrankung aus. Liegt beispielsweise eine Herzkrankheit vor, so kann es im Verlauf zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen oder sogar zu einem Herzstillstand oder Herzversagen kommen.
Eine Schilddrüsenerkrankung kann unbehandelt verschiedenste körpereigene Prozesse aus dem Gleichgewicht bringen und schwere Komplikationen nach sich ziehen. Ob bei der Behandlung unerwünschte Nebeneffekte auftreten, hängt davon ab, welche Ursache die supraventrikuläre Extrasystole hat. Erkrankungen der inneren Organe werden meist medikamentös oder operativ behandelt – beides mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Einige Patienten reagieren zudem allergisch auf die verwendeten Stoffe und Materialien.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Der Betroffene benötigt eine ärztliche Konsultation, sobald Beschwerden wie Schweißausbrüche, eine innere Unruhe, Reizbarkeit oder ein allgemeines Unwohlsein auftreten. Entwickeln sich plötzlich Zustände der Angst oder Panik, gilt dies als ungewöhnlich und sollte mit einem Arzt besprochen werden. Störungen der Herztätigkeit, Veränderungen des Blutdrucks sowie eine rasche Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit sind untersuchen und behandeln zu lassen. Plötzliches und unvermitteltes Herzrasen, welches anschließend in eine normale Herztätigkeit übergeht, gilt als Warnsignal des Organismus. Der Betroffene sollte zur Abklärung der Ursache bei diesen ungewöhnlichen Kontraktionen des Herzens einen Arzt aufsuchen.
Schwindel, Gangunsicherheiten, Erbrechen oder Übelkeit sind weitere Anzeichen einer bestehenden gesundheitlichen Erkrankung. Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald die Beschwerden anhaltend sind, wiederkehrend auftreten oder zunehmen. Kommt es aufgrund der Beeinträchtigungen zu emotionalen oder seelischen Beschwerden, ist ebenfalls ein Arzt von den Veränderungen in Kenntnis zu setzen. Veränderungen des Verhaltens, ein Krankheitsgefühl sowie ein aggressives Auftreten sollten näher untersucht werden.
Charakteristisch bei dieser Erkrankung ist ein plötzliches Auftreten der Beschwerden, welches begleitet wird von einem unvermitteltem Abklingen der Unregelmäßigkeiten. Wenngleich bereits nach kurzer Zeit eine Beschwerdefreiheit eintritt, ist ein Arzt zu konsultieren, da es in schweren Fällen zu einem Herzversagen kommen kann.
Behandlung & Therapie
Im Normalfall müssen supraventrikuläre Extrasystolen nicht behandelt werden. Eine Therapie ist nur dann angezeigt, wenn eine behandlungspflichtige Grunderkrankung vorliegt. Falls beispielsweise in einem Langzeit-EKG über einen Zeitraum von 24 Stunden mehr als 10.000 Extrasystolen gezählt werden, liegt in der Regel eine Grunderkrankung vor.
Falls keine Herzkrankheit und auch keine Erkrankung der Schilddrüse festgestellt werden können, empfiehlt sich eine Überprüfung der Lebensweise hinsichtlich Kaffee- und Alkoholgenuss und hinsichtlich Dauer und Häufigkeit stärkerer Stressphasen. Leichter Bewegungssport und Entspannungsübungen können die Häufigkeit von Extrasystolen, die nicht einer speziellen Erkrankung zugeordnet werden können, eindämmen. In allen anderen Fällen richtet sich die Therapie auf die Behandlung der Grunderkrankung. Nach deren Heilung reduziert sich die Anzahl der Extrasystolen von selbst.
Vorbeugung
Spezifische, vorbeugende Maßnahmen, die das zu häufige Auftreten supraventrikulärer Extrasystolen verhindern könnten, sind nicht existent. Grundsätzlich ist eine „natürliche“ Lebensweise empfehlenswert, in der sich Phasen mit erhöhtem Stresspotenzial mit Phasen relativer Erholung abwechseln.
Nur so kann gewährleistet werden, eine Balance zwischen unseren unbewussten sympathischen und parasympathischen Nervensystemen zu erhalten. Zu einer natürlichen und gesunden Lebensweise gehört selbstverständlich ein Mindestkontingent an Bewegung und eine Ernährung, die auch natürlich belassene Lebensmittel enthält.
Nachsorge
Die supraventrikuläre Extrasystole ist meist ein harmloser Befund, der keiner Nachsorge bedarf. Sollte die Ursache der Herzrhythmusstörung jedoch bekannt sein und den Betroffenen ein spürbares Herzstolpern psychisch belasten, sind Nachsorgemöglichkeiten vorhanden. Diese dienen zum einen dazu, das Risiko für das Auftreten der supraventrikulären Extrasystole zu minimieren, zum anderen zur psychischen Bewältigung des Symptoms.
Oft ist Stress Auslöser der supraventrikulären Extrasystolen. Hier können Betroffene häufig eine Menge tun, diesen zu reduzieren. Neben dem bestmöglichen Reduzieren von privaten und beruflichen Verpflichtungen sind Entspannungsübungen eine gute Möglichkeit. Dazu zählen zum Beispiel die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder Fantasiereisen, für die es beide auch Anleitungen auf CD gibt.
Auch Ausdauertraining kann die supraventrikuläre Extrasystolie in Bezug auf die Häufigkeit ihres Auftretens günstig beeinflussen. Ideal sind zum Beispiel Joggen, Walken und Radfahren. Wichtig ist hierbei auch eine ausreichende Trinkmenge. Für Körper, Geist und Seele kann Yoga durch eine Mischung aus Asanas (Körperübungen), Pranayama (Atemübungen), Meditation und Tiefenentspannung auch im Hinblick auf die supraventrikulären Extrasystolen hilfreich sein.
Wer psychisch unter dem Herzstolpern leidet, ist oftmals in einer Selbsthilfegruppe gut aufgehoben. Kontakt mit Gleichgesinnten bietet wertvollen Austausch und kann Ängste abbauen, damit sich aus der supraventrikulären Extrasystole nicht eine massive Herzneurose beim Betroffenen entwickelt.
Das können Sie selbst tun
Die supraventrikuläre Extrasystole ist ein häufiger und harmloser Befund. Einmal hausärztlich, internistisch oder kardiologisch abgeklärt muss er in der Regel nicht mehr kontrolliert und auch nicht behandelt werden. Es gibt jedoch Fälle, in denen die supraventrikuläre Extrasystolie für den Betroffenen sehr störend empfunden wird, ihn manchmal sogar ängstigt. Hier gibt es einige Möglichkeiten, mit denen Selbsthilfe die Extrasystolen reduzieren kann.
Oft ist Sport hilfreich. Denn die supraventrikulären Extrasystolen entstehen oft dann, wenn durch Stress und Aufregung Adrenalin im Körper gebildet wird. Sport, insbesondere dosiertes Ausdauertraining, ist in der Lage, den Adrenalinspiegel im Körper zu senken. Dies ist auch dann besonders hilfreich, wenn empfundene supraventrikuläre Extrasystolen den Schlaf des Patienten stören. Auch Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelrelaxation oder Yoga können dabei helfen, die supraventrikuläre Extrasystolie positiv zu beeinflussen oder aber zumindest die Angst vor dem harmlosen Herzstolpeern zu beheben.
Wenn die Angst überhand nimmt, empfiehlt sich der Gang zum Psychologen oder einem Heilpraktiker. Hier kann mit Verhaltenstherapie oder naturheilkundlichen Verfahren gelernt werden, mit dem Herzstolpern auch in psychischer Hinsicht besser umzugehen. Die Gelassenheit, die in diesem Zusammenhang erlernt werden kann, ist ideal für eine stressfreie Gestaltung von Alltag und Beruf, die sich wiederum positiv auf die Reaktionen des Herzens auswirken kann.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004