Herzmuskelentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Herzmuskelentzündung oder Myokarditis ist eine Erkrankung des Herzens. Dabei kann diese Entzündung des Herzmuskels, sowohl chronisch als auch akut verlaufen. Eine Herzmuskelentzündung kann ohne Behandlung schwerwiegende körperliche Folgen haben und sollte daher unbedingt vom Arzt therapiert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Herzmuskelentzündung?

Eine Herzmuskelentzündung ist zwar oft eine schwerwiegende Erkrankung, die aber nicht so einfach zu diagnostizieren ist, weil in vielen Fällen keine oder nur unspezifische Symptome auftreten.
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Bei einer Herzmuskelentzündung, im Fachterminus auch Myokarditis genannt, kommt es zu einer Entzündung des Herzmuskels oder des Herzbeutels. Ist auch der Herzbeutel betroffen, sprechen die Mediziner jedoch von einer Perimyokarditis. Bei der Diagnose ist es jedoch häufig schwierig, die beiden Erkrankungen zu trennen.

Die Herzmuskelentzündung führt zur Störung der Kontraktionsfähigkeit des Herzens. Dadurch kommt es zu einem Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit oder sogar zu einer Herzschwäche. Diese Entzündung ist auch, in manchen Fällen, als Ursache für den plötzlichen Herztod bekannt.

Ursachen

Die Herzmuskelentzündung wird in den westlichen Ländern am häufigsten durch Viren hervorgerufen. Am bekanntesten ist hier eine Infektion mit dem Coxsackie-B-Virus. Dieser tritt oft als Ursache für Erkältungen und Meningitis auf. Auch ein nicht ausgeheilter grippaler Infekt oder eine Magen-Darm-Grippe kann zu einer Myokarditis führen.

Insbesondere wenn die Erkrankung nicht ordentlich auskuriert wird und der Betroffene sich zu früh körperlich verausgabt, wie zum Beispiel beim Ausdauersport. Auch durch eine bakterielle Erkrankung kann es zu einer Herzmuskelentzündung kommen. Hier sind am häufigsten die Erkrankungen Diphtherie, Scharlach und Borreliose. Dies ist eine durch Zeckenbiss übertragene Erkrankung.

In seltenen Fällen kann sich der Herzmuskel auch nach einer Infektion mit Pilzen, Parasiten oder einzellige Organismen, wie Toxoplasmose, entzünden. Eine Herzmuskelentzündung aufgrund einer Autoimmunerkrankung, einer Strahlentherapie oder dem Genuss von Medikamenten oder Drogen ist seltener, aber durchaus möglich.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Herzmuskelentzündung ist zwar oft eine schwerwiegende Erkrankung, die aber nicht so einfach zu diagnostizieren ist, weil in vielen Fällen keine oder nur unspezifische Symptome auftreten. Diese unspezifischen Beschwerden können auch auf andere Erkrankungen hindeuten. So klagen viel Betroffene über allgemeine Leistungsschwäche und Müdigkeit.

Wenn die Erschöpfungszustände zunehmen und gleichzeitig Atemnot bei geringster Anstrengung auftritt, gilt das jedoch als ernstes Warnzeichen für eine mögliche Herzmuskelentzündung. Zu diesen Symptomen gesellen sich oft Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Bei einigen Betroffenen häufen sich direkte Symptome des Herzens wie Herzklopfen, Engegefühle in der Brust (Angina pectoris) oder gar Herzstolpern.

Die Herzrhythmusstörungen wie Herzrasen oder unkoordinierte Herzschläge verstärken sich oft. Zunehmend verringert sich auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Auch junge Leute haben dann immer größere Schwierigkeiten bei Treppensteigen sowie allen anderen Tätigkeiten. In schweren Fällen resultiert eine Herzschwäche, die durch Wasseransammlungen im Körper, schwere Atemnot und sichtbare Stauung der Halsvenen gekennzeichnet ist.

Allerdings sind die schwerwiegenden Fälle einer Herzmuskelentzündung selten. Manchmal treten auch nur leichte oder gar keine Beschwerden auf. In anderen Fällen kommt es jedoch sogar nach einem banalen grippalen Infekt zu einer akuten Herzmuskelentzündung, die sich sehr schnell entwickeln und innerhalb von kurzer Zeit zu einer schweren Herzinsuffizienz führen kann. Manchmal ist die Rettung des Lebens des betroffenen Patienten nur noch durch eine Herztransplantation möglich.

Krankheitsverlauf

Der Verlauf einer Myokarditis bzw. Herzmuskelentzündung kann sehr unterschiedlich sein.

Es gibt problemarme Verläufe der Herzmuskelentzündung mit nur sehr schwachen Symptomen, aber auch schwere Fälle. Diese können sogar tödlich enden. Zu Beginn bemerkt der Betroffene zunächst eine allgemeine Schwäche, die sich auch schon bei täglichen Tätigkeiten bemerkbar macht.

Dazu kann eine schnelle Ermüdungserscheinung, sowie Gewichtsverlust kommen. Auch Gliederschmerzen treten gelegentlich als Symptom für eine Herzmuskelentzündung auf.

Des Weiteren kann es zu sogenannten Herzstolpern, Herzrasen oder Schmerzen im Brustbereich kommen. Je nach Schwere der Erkrankung führen bereits einfache körperliche Tätigkeiten zu einer Kurzatmigkeit oder sogar Atemnot.

Ist durch die Herzmuskelentzündung bereits die Funktion des Herzens eingeschränkt, bilden sich Wasseransammlungen in den Beinen oder der Lunge. Auch ein chronischer Verlauf ist möglich. Hierbei vergrößert sich der Herzmuskel, verliert jedoch seine Fähigkeit zur Kontraktion.

Komplikationen

Eine Herzmuskelentzündung stellt eine sehr schwerwiegende Krankheit dar, die im schlimmsten Falle zum Tode des Patienten führen kann. Die Entzündung verringert dabei die Lebenserwartung, wenn sie nicht umgehend behandelt wird. Die Patienten leiden dabei an starken Beschwerden des Herzens. In der Regel treten Schmerzen im Bereich des Herzens auf und das Herz schlägt schneller als gewöhnlich.

Ebenso fühlt sich der Betroffene schwach und ist nicht mehr in der gewöhnlichen Art und Weise belastbar. Schon gewöhnliche und einfache Tätigkeiten können für den Patienten als anstrengend erscheinen. Es kommt zu einem Gewichtsverlust und weiterhin zu Gliederschmerzen. Im weiteren Verlauf der Herzmuskelentzündung tritt eine Atemnot ein, die bei den meisten Patienten auch direkt zu einer Panikattacke führt. Die Lebensqualität des Patienten wird durch die Herzmuskelentzündung extrem eingeschränkt. Ohne Behandlung kann auch ein spontaner Herztod eintreten.

Der allgemeine Zustand des Patienten verschlechtert sich und es treten nicht selten Konzentrationsstörungen oder Denkstörungen auf. Die Herzmuskelentzündung kann mit Hilfe von Antibiotika behandelt werden, wobei keine besonderen Komplikationen eintreten. Es kann allerdings nicht vorausgesagt werden, ob das Herz durch die Herzmuskelentzündung irreversibel geschädigt wird und ob sich dadurch eventuell die Lebenserwartung des Patienten verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da die Symptome der Herzmuskelentzündung recht unspezifisch sind, ist eine Diagnose schwer. Eine Myokarditis kann lange unbemerkt bleiben, was allerdings nicht bedeutet, dass sie ungefährlich ist. Herzschwäche, Atemnot und ähnliche Symptome sollten schnellstens untersucht werden.

Eines der Leitsymptome, die fieberhafte Infektion, stellt noch kein dringendes Problem dar. Tritt aber in Verbindung hiermit ein Herzleiden irgendeiner Form auf (Schwäche trotz Ruhe, Atemprobleme, Herzrasen etc.) liegt der Verdacht auf eine Myokarditis nahe. Ein Arzt sollte dringend konsultiert werden. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt, der dann gegebenenfalls an einen Kardiologen überweist.

Besonders Personen, die bereits eine Herzschwäche haben, sollten bei Veränderungen ihres Empfindens schnell zum Arzt gehen. Gleiches gilt für Menschen, die exzessiven Sport betreiben. Dieser kann in Kombination mit einer Myokarditis tödlich sein.

Ein schneller Gang zum Arzt und eine schnell erfolgende Behandlung sind in jedem Fall im Interesse des Betroffenen. Andernfalls kann eine Infektion verschleppt werden oder sich ausweiten. Folgeschäden am Herzen fallen umso schlimmer aus, desto länger die Herzmuskelentzündung unbehandelt bleibt.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Herzmuskelentzündung erfolgt meist medikamentös. Liegt eine Infektion durch Bakterien vor, wird diese mittels Einsatz von Antibiotika therapiert. Wurde die Herzmuskelentzündung durch Viren hervorgerufen, können diese nicht durch Medikamente behandelt werden. In diesen Fällen werden lediglich die Begleiterscheinungen therapiert. Dazu werden Schmerzmittel verabreicht und mögliche Herzrhythmusstörungen durch die Gabe von speziellen Medikamenten behandelt.

Hat die Herzmuskelentzündung bereits zu einer Herzschwäche geführt, wird diese aus einer Mischung aus harntreibenden Medikamenten, ACE-Hemmern und Beta-Blockern bekämpft. Bei einem großen Erguss wird dieser punktiert, das heißt die Flüssigkeit wird abgesaugt. Ist eine Autoimmunerkrankung der Grund für die Herzmuskelentzündung wird diese auch durch die Gabe von Kortison behandelt. Dadurch sollen die körpereigenen Abwehrkräfte unterdrückt werden.

Hat die Entzündung bereits zu einer starken und dauerhaften Schädigung des Herzens geführt, gibt es als letzte Alternative noch die Herztransplantation. Um eine Herzmuskelentzündung zu verhindern, sollte man sich bei Fieber besonders schonen. Selbst bei einer einfachen Erkältung sollte kein Sport betrieben werden.


Aussicht & Prognose

Hält sich der Patient an die ärztlichen Vorgaben, hat er eine gute Prognose bei einer Herzmuskelentzündung. Bei einer konsequenten Schonung, einer gesunden Lebensführung und der Vermeidung von Stress kommt es bei den meisten Betroffenen zu einem guten Krankheitsverlauf und einer Heilung. Die Herzmuskelentzündung heilt vollständig und meist ohne weitere Folgeerscheinungen aus.

Überanstrengungen sind während des Heilungsprozesses zu unterlassen, da es sonst zu Komplikationen und einem lebensbedrohlichen Zustand kommen kann. Bei ungefähr 15% der Erkrankten entwickelt sich ein chronischer Krankheitsverlauf der Herzmuskelentzündung. Die Funktionstätigkeit des Herzens ist dauerhaft eingeschränkt und die Belastbarkeit herabgesetzt. Dies hat Auswirkungen auf die Gesundheit sowie die Prognose des Patienten. Eine Umstellung der alltäglichen Abläufe ist notwendig, damit sich keine Verschlechterung der Herzfunktion ausbildet. Bei vielen Betroffenen müssen berufliche und sportliche Tätigkeiten umstrukturiert und eingeschränkt werden.

Die allgemeine Leistungsfähigkeit des Patienten sinkt und die Krankheitsanfälligkeit nimmt zu. Viele Patienten berichten von einer Atemnot und erhalten eine lebenslange Medikation. Stellen sich schwere Herzrhythmusstörungen ein, kann die Herzmuskelentzündung zu einem tödlichen Verlauf führen. Ein plötzlicher Herztod ist die Folge der Unregelmäßigkeiten. Grundsätzlich müssen sich Patienten mit einer Herzmuskelentzündung lebenslang regelmäßigen Kontrolluntersuchungen stellen. Die Herztätigkeit wird überprüft, damit bei Unstimmigkeiten unverzüglich reagiert werden kann.

Nachsorge

Mit der richtigen Nachsorge heilen die meisten Herzmuskelentzündungen problemlos aus und ermöglichen den Betroffenen ein beschwerdefreies Leben. Hierzu muss der Patient natürlich auch selbst beitragen. Neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt und dem strengen Befolgen der medikamentösen Einstellung muss der Betroffene auch eine drei bis sechs monatige Schonzeit einhalten. Innerhalb dieses Zeitraums sind sportliche Betätigung oder andere anstrengende Tätigkeiten komplett verboten.

Die Ursache einer Myokarditis liegt oftmals in verschleppten Infektionen, bei denen sich die Betroffenen nicht geschont haben. Auch nach kompletter Ausheilung müssen Patienten bei künftigen Erkältungen oder Magen-Darm-Infekten absolute Bettruhe einhalten. Dies gilt nicht erst bei hohem Fieber, sondern bereits bei leichteren Symptomen wie Schnupfen oder Husten.

Nur so kann eine Überlastung des Herzens und ein Übergreifen der Infektion auf den Herzmuskel wirksam verhindert werden. Da sowohl fettige Ernährung als auch Rauchen zu den typischen Risikofaktoren für Herzerkrankungen zählen, ist eine Ernährungsumstellung und ein Verzicht auf Rauchen unumgänglich. Sofern der Patient zu Übergewicht neigt, verhilft eine Gewichtsreduktion zur Entlastung des Herz-Kreislauf-Systems.

Der Alltag sollte so umgestaltet werden, dass Stress vermieden wird. Als Ausgleich können Yoga, Meditation oder Hobbys hilfreich sein. Unter Umständen kann eine Psychotherapie helfen mit dem verbleibenden Stress besser umzugehen, das perfekte Gleichgewicht zu finden und den Körper zu entlasten.

Das können Sie selbst tun

Eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) ist eine sehr ernst zu nehmende Krankheit, die keinesfalls selbst therapiert werden darf, da sonst schwere Komplikationen drohen.

Ob und was der Patient selbst zu seiner Heilung beitragen kann, hängt von der Ursache der Myokarditis ab. Wenn die Krankheit auf eine Infektion mit Bakterien oder Viren zurückzuführen ist, was oftmals zutrifft, dann kann der Patient seine Genesung beschleunigen, indem er seine körpereigenen Abwehrkräfte stärkt. Hilfreich ist eine vorwiegend pflanzliche, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung. Fleisch und Wurstwaren, Fertiggerichte, Süßigkeiten, Weißmehlprodukte sowie Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten sind dagegen kontraproduktiv. In der Naturheilkunde wird zur Stärkung des Immunsystems roter Sonnenhut (Echinacea purpurea) eingesetzt. Solche freiverkäuflichen Medikamente sollten bei einer Herzmuskelentzündung aber keinesfalls ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.

Unabhängig von der Ursache der Myokarditis ist immer eine körperliche Schonung erforderlich. Den ärztlichen Anordnungen ist in diesem Punkt aber unbedingt Folge zu leisten. Das Gleiche gilt für sportliche Aktivitäten, selbst wenn diese, wie etwa regelmäßige Spaziergänge, grundsätzlich gesundheitsfördernd sind. Auch diese Aktivitäten müssen während einer Herzmuskelentzündung meist aufgegeben werden.

Eine Überanstrengung während der Rekonvaleszenz kann zu einem Rückfall führen, der mit einer dauerhaften Schädigung des Herzen einhergeht. Der Patient sollte sich deshalb unbedingt in dem erforderlichen Maße schonen.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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