Thrombozytose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Thrombozytose sind die Blutplättchen im menschlichen Blut kurzfristig und vorübergehend stark erhöht. Thrombozytosen treten zum Beispiel als Reaktion auf Blutverluste oder Entzündungen ein. Die Behandlung erfolgt abhängig von der jeweiligen Ursache im Einzelfall und kann beispielsweise die Gabe von ASS beinhalten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Thrombozytose?

Patienten mit einer Thrombozytose zeigen im Blut eine erhöhte Konzentration an Blutplättchen. Die Thrombozytenzahl macht physiologischerweise einen bestimmten Volumenanteil des Bluts aus.
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Die Blutplättchen im menschlichen Blut sind auch als Thrombozyten bekannt. Thrombozyten entstehen durch die Abschnürung von Megakaryozyten im Knochenmark und besitzen eine Lebensdauer zwischen fünf und zwölf Tagen angegeben. Alte Thrombozyten werden innerhalb von Milz, Leber und Lunge abgebaut. Thrombozyten sind mit Enzymen der Glykolyse ausgestattet.

Sie enthalten Elemente der Pentosephosphatzyklus, der Atmungskette und des Citratzyklus. Zusätzlich können Thrombozyten aus ihrer Zellmembran die sogenannte Arachidonsäure freisetzen. Im zirkulierenden Blut liegen lediglich inaktive Thrombozyten vor, die durch Oberflächenkontakt aktiviert werden. Aktivierte Thrombozyten setzten Stoffe zu Blutstillung frei und verschließen durch Adhäsion und Aggregation eine eingetretene Verletzung.

Als Thrombozytose ist ein vorübergehender Anstieg der Thrombozytenanzahl im menschlichen Blut bekannt. Die Anzahl der Blutelemente steigt bei der Thrombozytose über 500.000/µl hinaus. Von der Thrombozytose ist die Thrombozythämie zu unterscheiden, bei der sich die Blutplättchen auf lange Sicht vermehren. Die Thrombozytose ist demgegenüber ein reversibler, zeitlich stark begrenzter Anstieg.

Ursachen

Die Ursachen für eine Thrombozytose können verschiedener Art sein. So kann eine kurzfristige Erhöhung der Thrombozytenanzahl zum Beispiel einer reaktiven Blutbildveränderung entsprechen, wie sie im Rahmen von Erkrankungen des blutbildenden Systems, nach Splenektomien, oder nach größeren Blutverlusten auftreten. Aus diesem Grund sind zum Beispiel Patienten nach Operationen häufig von dem Phänomen betroffen.

Auch im Rahmen von Infektionen oder Tumorerkrankungen kann sich die Thrombozytenzahl des Bluts allerdings vorübergehend erhöhen. Auch zytostatische Chemotherapien, chronischer Eisenmangel und chronisch-entzündliche Erkrankungen können eine vorübergehende Thrombozytose zur Folge haben.

Von diesen Ursachen abzugrenzen ist die Thrombozytose im Rahmen von myeloproliferativen Erkrankungen. Bei diesen Erkrankungen liegt eine gesteigerte Proliferation der Zellen vor. Die Rede ist dabei von einer primären Thrombozytose oder einer essentiellen Thrombozythämie, die eine starke Vermehrung der Blutplättchen im Blut zur Folge hat. Bei Ursachen wie schweren Blutverlusten scheiden sich die Geister an der Frage nach dem Umgang.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten mit einer Thrombozytose zeigen im Blut eine erhöhte Konzentration an Blutplättchen. Die Thrombozytenzahl macht physiologischerweise einen bestimmten Volumenanteil des Bluts aus. Typische Werte liegen bei zehn hoch drei/µl und zehn hoch neun/l. Bei Patienten mit Thrombozytose liegen die Werte über 500.000/µl. Ein wichtiges Merkmal der Thrombozytose ist, dass es sich lediglich um einen vorübergehenden und meist kurzfristig eintretenden Anstieg der Blutplättchen handelt.

Dieser Anstieg ist selbst ein Symptom und lässt sich im engeren Sinn nicht als Erkrankung werten. Eine extrem erhöhte Blutplättchenanzahl kann in Abhängigkeit von der jeweiligen Ursache Thrombosen begünstigen. Die Begleitsymptome einer Thrombozytose hängen von der primären Ursache ab. Wenn zum Beispiel hohe Blutverluste eingetreten sind, kann ein Schock bis hin zu hämorrhagischem Fieber vorliegen. In solchen Situationen ist die Thrombozytose mit Werten bis über 1.000.000 pro µl eine natürliche Körperreaktion.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose einer Thrombozytose wird labordiagnostisch gestellt. In diesem Zusammenhang gilt eine Anzahl von 500000 Blutplättchen pro Zentiliter Blut als Richtwert für die Diagnose. Der Anstieg der Blutplättchen wird innerhalb der Diagnostik in der Regel auf eine bestimmte Ursache zurückgeführt.

Die Ursache kann nach Operationen oder Unfällen eindeutig sein und bedarf dann keiner weiteren Abklärung. In weniger eindeutigen Fällen muss eine weiterführende Ursachenabklärung erfolgen, die klinisch umfangreiche Untersuchungen erfordern kann. Die Prognose der Patienten hängt von der jeweiligen Ursache für den Anstieg ab.

Komplikationen

Eine Thrombozytose muss nicht in jedem Fall zu schwerwiegenden Beschwerden oder zu starken Komplikationen führen. Sollte das Symptom nur kurzzeitig auftreten, so muss es in der Regel nicht behandelt werden und es kommt nicht zu weiteren Beschwerden. Allerdings kann die Thrombozytose auch zu einem starken Fieber führen und muss in diesem Fall behandelt werden.

Bei langanhaltenden Beschwerden ist außerdem eine kausale Behandlung dieser Erkrankung notwendig, um weitere Beschwerden und Komplikationen zu vermeiden. Vor allem nach einem Unfall oder nach einer Operation kann diese Beschwerde eintreten und muss hierbei untersucht und behandelt werden. Da nach einem Unfall der Blutverlust in der Regel schnell gestoppt wird, verschwinden die Symptome der Thrombozytose wieder von alleine.

Die Behandlung der Thrombozytose kann mit Hilfe von Medikamenten erfolgen und findet in der Regel ohne Komplikationen statt. Mit Hilfe von blutverdünnenden Mitteln können die Beschwerden relativ gut gelindert und eingeschränkt werden. Weitere Komplikationen treten dabei nicht auf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird von der Erkrankung nicht eingeschränkt. Bei inneren Blutungen sind allerdings weitere operative Eingriffe notwendig, um diese zu stoppen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Betroffene ist bei einer Thrombozytose auf jeden Fall auf die Behandlung durch einen Arzt angewiesen. Es kann bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass ein Besuch bei einem Arzt unabdingbar ist. Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so verschlechtern sich in der Regel weiterhin die Beschwerden und es kommt zu erheblichen Komplikationen.

In den meisten Fällen wird die Thrombozytose bei einer Blutuntersuchung festgestellt. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Blutwert den entsprechenden Maximalwert übersteigt und daher kontrolliert werden sollte. Allerdings kann diese Übersteigung auch nur kurzzeitig auftreten, sodass in der Regel ein erneuter Test durchgeführt werden sollte, um den Verdacht zu Bestätigungen. Die Thrombozytose kann durch einen Allgemeinarzt erkannt werden. Weiterhin kann auch ein starkes Fieber auf die Thrombozytose hindeuten und sollte dann von einem Arzt untersucht werden, wenn es lange anhält und nicht wieder von alleine verschwindet.

Die Thrombozytose wird durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Internisten behandelt. Die Behandlung selbst richtet sich nach der genauen Ursache der Krankheit.

Behandlung & Therapie

Eine Thombozytose wird in aller Regel kausal behandelt. Das heißt, dass die primäre Ursache für den Anstieg der Blutplättchen definiert und, wenn möglich, beseitigt wird. Wenn sich die Ursache nicht beseitigen lässt, stehen medikamentöse Lösungen zur Reduktion der Thrombozytenzahl zur Verfügung. Allerdings wird im Zusammenhang mit bestimmten Ursachen kontrovers darüber diskutiert, ob eine derartige Intervention überhaupt sinnvoll ist.

Vor allem nach großen Blutverlusten halten viele Wissenschaftler die natürlich reaktive Überproduktion von Thrombozyten für ein Phänomen, das keine medikamentöse Intervention erfordert. Andere Wissenschaftler betrachten die medikamentöse Intervention auch in diesen Fällen als erforderlich und befürchten trotz der Blutverluste Thrombosen als mögliche Komplikationen der erhöhten Thrombozytenzahl.

Bei einer medikamentösen Intervention wird den Patienten meist ASS verabreicht. Dabei handelt es sich um Acetylsalicylsäure, die einen weit verbreiteten schmerzstillend, entzündungshemmend und fiebersenkend wirkenden Arzneistoff darstellt. Zusätzlich kann ASS als thrombozytenaggregationshemmender Wirkstoff aktiv werden. ASS senkt das Risiko für Thrombosen ab, indem es blutverdünnende Wirkung entfaltet.

Allerdings ist die Gabe bei inneren Blutungen beispielsweise kontraproduktiv, da eine Verdünnung des Bluts in diesem Zusammenhang zum Verbluten des Patienten beitragen könnte. Daher wird der Wirkstoff nach Unfällen in den meisten Fällen nicht verabreicht. Bei Thrombozytosen anderer Ursache zählt die Behandlung mit AAS aber zu den häufigsten Therapieschritten.


Vorbeugung

Thrombozytosen können vielerlei Ursachen haben. Ihnen lässt sich nur insoweit vorbeugen, wie ihren Ursachen vorzubeugen ist. Damit gelten als Vorbeugemaßnahmen zum Beispiel alle vorbeugenden Schritte im Bezug auf hohe Blutverluste und entzündliche Phänomene. Da auch chronischer Eisenmangel die Zahl der Blutplättchen ansteigen lässt, handelt es sich auch bei der ausreichenden Einnahme von Eisen um eine Vorbeugemaßnahme.

Nachsorge

Bei der Thrombozytose stehen in der Regel nur wenige und meist auch nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Der Betroffene sollte daher schon bei den ersten Symptomen dieser Krankheit einen Arzt aufsuchen, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt. Eine frühzeitige Diagnose mit einer anschließenden Behandlung wirken sich in der Regel sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus.

In den meisten Fällen kommt es aufgrund der Thrombozytose zu verschiedenen Fehlbildungen beim Kind, sodass es auf eine intensive Pflege in seinem Alltag angewiesen ist. In der Regel kann die Thrombozytose während der Schwangerschaft nicht behandelt werden, sodass erst nach der Geburt des Kindes die verschiedenen Fehlbildungen und Missbildungen korrigiert werden können.

Die meisten Betroffenen sind dabei in der Regel auf einen operativen Eingriff angewiesen, durch welchen die Beschwerden gelindert werden können. Je früher dieser Eingriff stattfindet, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf. Nach einem solchen Eingriff gilt es von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Aktivitäten abzusehen. In der Regel verringert diese Krankheit nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Eine Thrombozytose muss in der Regel nicht behandelt werden. Meist ist die Anzahl der Blutplättchen im Blut nur leicht erhöht und es treten keinerlei Beschwerden auf. Eine Behandlung ist vonnöten, wenn die Thrombozytenzahl stark erhöht ist, da dadurch eine Störung der Blutzirkulation auftreten kann. Außerdem muss die Ursache der Thrombozytose abgeklärt werden. Dazu kann der Patient beitragen, indem er den Arzt über Vorerkrankungen und Risikofaktoren informiert.

Sollten die Beschwerden nach einer akuten Blutungen oder einer Operation auftreten, muss der Arzt konsultiert werden. Bei schweren Infektionen ist eine Selbstbehandlung ebenfalls nicht zu empfehlen. Es gilt, den Auslöser zu beheben, bevor die Symptome langfristig behandelt werden. Patienten, die an rheumatischen Erkrankungen oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leiden, sollten den Arzt konsultieren. Eine Selbstbehandlung ist auch in diesem Fall nicht sinnvoll.

Daneben sind verschiedene Allgemeinmaßnahmen sinnvoll. Weil das Ungleichgewicht der Blutplättchen zu Müdigkeit führen kann, gelten Schonung und Ruhe. Der Patient sollte sich bei Kopfschmerzen oder Schwindel schlafen legen. Bei starkem Nasenbluten helfen kühlende Auflagen. Nachtschweiß lässt sich am besten durch ein optimal klimatisiertes Schlafzimmer beheben. Bei Wadenkrämpfen helfen Bewegung und Massagen. Zahnfleischbluten sowie Sehstörungen sollten ärztlich behandelt werden.

Quellen

  • Burkhardt, D.: Gesund leben. Laborwerte deuten. Müller Verlag, Köln 2005
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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