Schluckreflex
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Schluckreflex ist ein fremder Reflex des menschlichen Körpers, der es ermöglicht Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen. Der Vorgang wird auch als Schluckakt bezeichnet. Der Ablauf ist sehr komplex und für unser Überleben notwendig.
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Was ist der Schluckreflex?
Der Schluckreflex ist angeboren und reflektorisch, also reflexartig, gesteuert. Um Nahrung aufzunehmen und zu transportieren ist dieser Reflex essenziell. Täglich schluckt der Mensch zwischen 1000 und 3000 Mal. Durch die Aufnahme der Nahrung über die Mundhöhle gelangt sie anschließend in die Speiseröhre.
Ausgelöst wird das Schlucken durch die Berührung der Gaumenbögen, der Zunge und der hinteren Rachenwand. Während der Mensch schluckt, setzt die Atmung aus. Geregelt wird dieser Akt durch das im Hirnstamm liegende Schluckzentrum. Der Schluckakt kann auch beeinträchtigt sein und wird dann als Schluckstörung bezeichnet.
Je nach Art der Nahrung, die der Mensch zu sich nimmt, variiert die Schluckgröße und die Schluckdauer. Die Dauer ist davon abhängig, wie gut das Essen davor gekaut und mit Speichel vermischt wurde. Durchschnittlich dauert der Schluckvorgang zwischen 8 und zwanzig Sekunden.
Funktion & Aufgabe
Mit Vorbereitungsphase sind die Vorgänge bezeichnet, die den eigentlichen Schluckvorgang erst ermöglichen. Die Nahrung muss zuerst ausreichend gekaut und mit Speichel vermengt werden, damit der Speisebolus durch die Speiseröhre gleiten kann.
Die Transportphase ist der zweite Schritt des Reflexes. Bei geschlossenem Mund, der Speichelverlust verhindern soll und das Schlucken zusätzlicher Luft vermeiden soll, drückt die Zunge gegen den Gaumen und der Schluckvorgang wird ausgelöst. Über die Rachenenge wird der Speisebolus in den Rachen befördert. Die Muskulatur der Zunge sorgt in wellenförmigen Bewerbungen für die Auslösung. Das Schlucken wird ausgelöst, wenn der Zungengrund oder die Rachenhinterwand vom Speisebolus berührt wird.
In der pharyngealen Transportphase, werden die oberen und die unteren Luftwege abgedichtet. Dies verhindert einen Übertritt des Nahrungsbreis in die Nase und ein mögliches Verschlucken. Beim Schlucken kommt es zu einem Druckausgleich im Mittelohr und einem äußeren Druck. Das geschieht, wenn das Gaumensegel angespannt ist und sich dadurch zusätzlich die Ohrtrompete weitet.
Ist der Nasen-Rachen-Raum beim Schlucken nicht verschlossen, kann Speisebrei in die Luftwege kommen. Auch der Kehlkopf muss durch die Epiglottis geschlossen werden. Die oberen Schlundschnüre (Musculus constrictor pharyngis superior) kontrahieren und somit ist der Verschluss der Luftwege komplett. Die Stimmlippen werden geschlossen, der Kehldeckel sinkt ab und die Muskulatur des Mundbodens zieht sich zusammen. Wenn der Kehlkopf höher tritt, näheren sich der Kehldeckel und der Kehlkopfeingang, sodass die unteren Luftwege dreifach geschützt sind. Der obere Schließmuskel der Speiseröhre öffnet sich und die Nahrung kann transportiert werden.
In der letzten Phase, der ösophagealen Transportphase, schließt sich der Muskel wieder. Der Speisebolus ist in der Speiseröhre gelandet. Die Atemwege werden wieder geöffnet. Der Bolus nimmt seinen gewohnten Lauf. Der Magenmund öffnet sich, und nachdem der Bolus im Magen angetroffen ist, schließt sich dieser wieder. Der Schluckakt ist zu Ende.
Krankheiten & Beschwerden
Die Symptome, die mit einer Schluckstörung auftreten, sind häufig ein Kloßgefühl im Rachen, Würgreflex beim Schlucken oder das Husten während der Nahrungsaufnahme.
Die Ursachen für eine vorliegende Schluckstörung kann eine psychische Ursache sein, aber auch eine Begleiterscheinung einer neurologischen oder chronischen Erkrankung. Vor allem bei Patienten, die unter Multipler Sklerose oder ALS erkrankt sind, ist eine Überprüfung erforderlich. Weitere körperliche Ursachen, die den Schluckreflex beeinträchtigen, sind mitunter Verletzungen und Tumore.
Oftmals sind Schluckbeschwerden Nebenwirkungen einer starken Erkältung oder einer Mandelentzündung. Durch das Anschwellen der Schleimhäute wird dabei das Schlucken erschwert.
Eine neurogene Störung ist die häufigste Ursache bei einer Beeinträchtigung des Schluckreflexes. Nach einem Schlaganfall, einer Hirnhautentzündung oder bei einer Erkrankung wie zum Beispiel Parkinson. Auch bei Muskelschwund, eine Erkrankung der Muskeln, treten Schluckbeschwerden auf.
Bei Tumoren oder nach Operationen im Hals, Mund und Kopfbereich sind Schluckbeschwerden sehr häufig. Ist der Hals- und Speiseröhrenbereich über einen längeren Zeitraum mit einem Fremdkörper in Kontakt, stellt sich Dysphagie ein. Gleiches kann durch Vergiftungen oder eine Chemotherapie hervorgerufen werden.
Bei jüngeren Patienten liegen die Probleme im psychologischen Bereich. Die Betroffenen haben das Gefühl ständig einen Kloß im Hals zu haben. Kinder leiden oft an angeborenen Fehlbildungen.
Bei älteren Menschen nimmt die effizient beim Schlucken ab. Bei der Presbyphagie ist die Reaktionszeit der Muskeln verlangsamt. Auch Zahnverlust und ausgetrocknete Schleimhäute erschweren das Schlucken. Ebenfalls kann eine Schluckstörung als Begleiterscheinung einer Demenzerkrankung auftreten.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016