Trockener Mund (Mundtrockenheit)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein trockener Mund ist ein Erlebnis, das jeder schon einmal hatte und durch Trinken beheben konnte. Was aber, wenn der Mund dauerhaft trocken bleibt oder sogar weitere Symptome wie Schmerzen beim Kauen, Schlucken oder Sprechen hinzukommen? Dann spricht der Mediziner von einer Xerostomie bzw. Mundtrockenheit.
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Was ist ein trockener Mund?
Mit Mundtrockenheit bezeichnet man die subjektiv empfundene Trockenheit der Mundhöhle aufgrund zu geringer Speichelproduktion oder unzureichende Enzyme im Speichel.
Ist nicht mehr ausreichend Speichel in der Mundhöhle vorhanden, so fallen wichtige Funktionen des Speichels aus, so kommt es zu einer Störung des Geschmackssinnes. Zudem kann die Mundhöhle aufgrund des Fehlens von Enzymen nicht ausreichend gereinigt und geschützt werden, was zu Komplikationen wie Zahnproblemen, Mundgeruch, Schmerzen oder häufigen Entzündungen in der Mundhöhle führt.
In Fällen, in denen Mundtrockenheit ein über längere Zeit auftretendes und nicht durch Flüssigkeitszufuhr behebbares Symptom ist, spricht man von Xerostomie, krankhafter Mundtrockenheit, die mit einem Arzt besprochen werden sollte.
Ursachen
Die Ursachen von Mundtrockenheit sind vielfältig und bewirken entweder eine verminderte Speichelproduktion oder die veränderte Speichelzusammensetzung mit dem Fehlen wichtiger, die Mundhöhle schützender, Enzyme.
Leicht zu behebende, und daher unbedenkliche, Ursachen der Mundtrockenheit sind Flüssigkeitsmangel und häufige, lange Mundatmung zum Beispiel bei [Erkältung]]en.
Auftreten kann der trockene Mund auch als Nebenwirkung von Medikamenten. Diuretika, Psychopharmaka, Anticholinergika, Antiallergika, Antihypertonika und Atropin sind als verursachende Medikamente bekannt. Das Erkrankungsrisiko erhöht sich mit der Anzahl der einzunehmenden Medikamente, insbesondere bei älteren Patienten und schlechterem Allgemeinzustand. So sind circa 40 Prozent der über 60-Jährigen von Xerostomie betroffen.
Weitere Ursachen der Xerostomie sind eine eingeschränkte Kaufunktion, ausgelöst durch Mundschleimhaut- oder Zahnerkrankungen, Pilzinfektionen und Mundfäule, Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen, wie das Sjögren-Symptom oder Diabetes mellitus, emotionaler Stress und psychische Erkrankungen, Funktionsstörungen der Nebennieren und Speicheldrüsenerkrankungen. Bestrahlungs- und Chemotherapien können ebenfalls Auslöser der Mundtrockenheit sein.
Krankheiten mit diesem Symptom
Diagnose & Verlauf
Da Mundtrockenheit verschiedene Ursachen haben kann, sollten Patienten zunächst einen Allgemeinmediziner aufsuchen. Dieser wird nach den wahrscheinlichen Ursachen und weiteren Beschwerden fragen. Zudem sind zwei Untersuchungen nötig, um eine Diagnose stellen zu können:
1. Die Messung der Speichelfließrate, die aussagekräftigste Untersuchungsmethode. Der Arzt definiert die Speichelproduktion in Ruhe und nach Stimulation.
2. Die Untersuchung von Speicheldrüsen und Lymphknoten, Mundschleimhaut und Mundhöhle.
Kann nach dieser Untersuchung keine eindeutige Ursache gefunden werden, so folgen weitere Diagnoseverfahren. Darunter fallen die Untersuchung des Speichels im Labor, ein Erregerabstrich aus der Mundhöhle und Röntgenuntersuchungen des Schädelbereiches. In einigen Fällen wird das Röntgen der Speichelgänge mit Kontrastmitteln nötig sein. Eine Blutuntersuchung kann vorgenommen werden, um weitere mögliche Ursachen der Mundtrockenheit auszuschließen.
Je nach Diagnose wird der Allgemeinmediziner zum zuständigen Spezialisten überweisen. Mit einer frühzeitigen Untersuchung und Diagnostik können Komplikationen wie Zahnprobleme meist aufgehalten werden, da diese die Basis einer guten Therapie der Xerostomie sind.
Komplikationen
Ein trockener Mund entsteht beispielsweise durch starkes Rauchen. Durch den hohen Nikotinkonsum kann sich eine chronische Bronchitis bilden. Dadurch werden die Atemwege verstopft und der Betroffene bekommt weniger Luft. Zudem kann sich infolgedessen die Lunge überblähen und sich so ein Emphysem entwickeln, was die Atemnot verschlimmert.
Dieser Zustand wird auch als COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) bezeichnet und ist mit einer hohen Mortalität in Deutschland verbunden. Durch den Nikotin wird auch die Lunge zersetzt, so dass dies ebenfalls die Atemnot begünstigt. Außerdem erhöht sich das Risiko an einem Lungenkarzinom zu erkranken.
Auch im Rahmen eines Sjögren-Syndroms kann es zu Trockenheit im Mund kommen. Daneben entsteht bei 5 Prozent der Betroffenen im Verlauf ein Lymphdrüsenkrebs (malignes Lymphom). Durch Diabetes kann ebenfalls ein trockener Mund entstehen. Die Folgeerkrankungen sind dabei gefürchtet. Die Zuckerkrankheit verursacht eine Verstopfung kleinerer Gefäße und Arteriolen, so dass es zu einer mangelnden Durchblutung insbesondere des Auges und der Nieren kommt.
Es kann somit in eine Erblindung des betroffenen Diabetikers (diabetische Retinopathie) kommen, wenn die Erkrankung nicht frühzeitig behandelt wird. Auch bei der Niere kann es zu einer Schwäche kommen, die anschließend in ein Versagen enden kann (diabetische Nephropathie). Am Fuße können Nerven betroffen sein, die Schmerzsignale nicht mehr weiterleiten und sich so ein Geschwür entwickeln kann, da es häufig nicht entdeckt wird.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Personen die dauerhaft unter einem trockenen Mund leiden, sollten einen entsprechenden Arzt aufsuchen. Wer an dieser Stelle auf einen Besuch beim Arzt verzichtet, der geht ein großes Risiko ein. Die Nahrungsaufnahme wird stark beeinträchtigt, da der notwendige Speichel aufgenommene Lebensmittel nicht mehr richtig zersetzen kann. Hinzu kommen Schmerzen beim Schlucken und es kann außerdem auch zu Verletzungen der Schleimhaut kommen.
Aus Verletzungen der Schleimhaut können sich sehr schnell Infektionen entwickeln, da sich Bakterien und Viren an betroffenen Stellen leicht vermehren können. Wer daher unter einem trockenen Mund leidet, der sollte auf eine strenge und penible Mundhygiene achten. Generell gilt: Wer sich mit einem dauerhaft trockenen Mund frühzeitig in Behandlung begibt, der ist definitiv auf der sicheren Seite. So können nämlich ernsthafte Grunderkrankungen früh genug erkannt werden, sodass entsprechende Medikamente verschrieben werden können.
Liegt bereits eine Entzündung im Mundraum vor, so ist ein Besuch beim Arzt unausweichlich. Unter Umständen kann es sogar zur Bildung eines Abszesses kommen, der ohne Behandlung eine Blutvergiftung auslösen kann. Natürlich besteht in so einem Fall akute Lebensgefahr, sodass ein Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank geschoben werden darf. Ein Arzt kann sehr schnell die Ursache für einen trockenen Mund herausfinden und diese entsprechend behandeln.
Behandlung & Therapie
Der trockene Mund kann nur symptomatisch behandelt werden. Die Therapie richtet sich nach der Ursache, so müssen auslösende Grunderkrankungen behandelt werden, und ist auf ausreichende Flüssigkeitseinnnahme zu achten.
Hilfreich können, den Speichelfluss anregende, saure Getränke, Bonbons oder Kaugummis sein, auch sollte der Mund regelmäßig, mit Wasser oder zuckerfreiem Tee, ausgespült werden.
Verursacht ein Medikament die Xerostomie, so muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob dieses abgesetzt oder ersetzt werden kann.
Helfen diese Maßnahmen nicht, so kann sich der Patient mit Mundspülungen, Mundgels oder Mundsprays gegen den trockenen Mund Linderung verschaffen. Zusätzlich gibt es künstliche Speichellösungen, die ähnlich zusammengesetzt sind wie der natürliche Speichel und die für den Schutz der Mundhöhle wichtigen Speichelenzyme enthalten.
Aussicht & Prognose
Ein trockener Mund kann ohne eine ärztliche Behandlung mit ausreichender Flüssigkeit sowie speichelanregenden Lebensmitteln versorgt werden. Das Lutschen eines Bonbons oder das Kauen eines Kaugummis gelten als stimulierende Möglichkeiten, um den Speichelfluss anzuregen und der Mundtrockenheit entgegentreten zu können.
Bei einem anhaltend trockenen Mund, der aufgrund einer Gabe von Medikamenten ausgelöst wird, stellt sich eine Linderung der Beschwerden mit dem Absetzen der Arznei ein. Die Medikamente sollten grundsätzlich nicht eigeninitiativ abgesetzt werden. Die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ist notwendig.
Sind Erkrankungen der Speicheldrüsen oder der Mundschleimhaut für die Mundtrockenheit verantwortlich, bestehen gute Heilungschancen. Eine ärztliche Behandlung führt bei den meisten Patienten zu dem gewünschten Erfolg.
Liegt eine Lymphdrüsenerkrankung vor, ist die Prognose der Mundtrockenheit abhängig von der vorliegenden Erkrankung. Eine Virusinfektion oder Entzündung wird medikamentös behandelt und führt im Normalfall innerhalb weniger Wochen zu einer vollständigen Genesung. Bei einer Krebserkrankung sind gute Heilungschancen gegeben, wenn die Diagnose und Behandlung frühzeitig erfolgen. Bei einem späten Stadium oder einer Ausbreitung der Krebserkrankung besteht Lebensgefahr.
Wird der trockene Mund durch starkes Rauchen ausgelöst, kommt es zu einer Regeneration des Speichelflusses mit dem Absetzen des Nikotinkonsums. Gleiches geschieht bei dem Genuss von Alkohol oder anderen stimulierenden Substanzen.
Vorbeugung
Der Mundtrockenheit kann nicht in ausreichend schützendem Maße vorgebeugt werden. Der Patient sollte aber in engem Kontakt mit seinem Behandler bleiben, um die richtige Medikation und Dosierung zu besprechen. Zudem sind regelmäßige zahnärztliche Kontrollen unabdingbar, um auftretende Zahnprobleme rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. So kann die Mundtrockenheit zwar nicht geheilt, aber in ihrem Verlauf mit Munschleimhautentzündungen und Zahnbeschwerden aufgehalten werden.
Das können Sie selbst tun
Einem trockenen Mund können verschiedene Ursachen zu Grunde liegen. Demnach gibt es unterschiedliche Interventionen die im Alltag integriert werden können, um dem Problem entgegenzuwirken. Ein trockener Mund kann maßgeblich durch die Ernährung beeinflusst werden. Allen voran ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, um die Schleimhäute im Mund mit Feuchtigkeit zu versorgen. Empfehlenswert sind Wasser und Tee. Besonders stimulierend wirken säurehaltige Teesorten wie Malve oder Hagebutte. Nahrungsmittel wie Obst, Suppen und flüssige Milchprodukte können zudem den Speichelfluss begünstigen.
Wichtig ist während der Mahlzeitenaufnahme häufig zu kauen. Je öfter gekaut wird, desto stärker wird die Speichelproduktion angeregt und desto weniger trocken ist der Mund. Es gibt Lebensmittel die der Mundschleimhaut Feuchtigkeit entziehen. Dazu zählen Alkohol, Kaffee und sehr stark gewürzte Speisen. Diese sollten daher bestmöglich gemieden werden. Zwischen den Mahlzeiten empfiehlt sich das Kauen zuckerfreier Kaugummis oder das Lutschen zuckerfreier Bonbons. Diese regen ebenfalls die Speichelproduktion an.
Neben den Ernährungsfaktoren beeinflusst auch die Umgebungsluft die Trockenheit der Schleimhäute. Wichtig ist es, zu Hause und am Arbeitsplatz regelmäßig zu lüften um trockener Umgebungsluft entgegenzuwirken. Weiterhin ist es notwendig, sich ausreichend an der frischen Luft aufzuhalten. Auf Rauchen sollte bestmöglich verzichtet werden. Nikotin hemmt die Durchblutung und wirkt sich negativ auf die Speichelproduktion aus.
Quellen
- Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
- Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009