Typ-III-Allergie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Typ-III-Allergie handelt es sich um eine sogenannte Reaktion vom "Immunkomplextyp". Hierbei lagern sich Antigen-Antikörper-Komplexe in Gefäßwänden der Blutgefäße ab und führen dort zu einer lokalen Enzündung, aufgrund der die Gefäße verengt und verstopft und die betroffenen Organe zerstört werden können.
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Was ist Typ-III-Allergie?
Die Einteilung der Allergietypen (inkl. der Typ-III-Allergie) in vier verschiedene Kategorien ist ein ziemlich "alter Hut" in der Medizin: Die Wissenschaftler Coombs und Gell veröffentlichten diese Klassifikation im Jahre 1963 und seitdem ist sie fester Bestandteil des Medizinstudiums und der Ausbildung in medizinischen Pflegeberufen.
Nach aktuellem Stand der immunologischen Forschung darf die Coombs und Gell-Einteilung heutzutage eigentlich als überholt betrachtet werden. Dennoch wird sie aus didaktischen Gründen gern verwendet und eignet sich zum Verständnis der pathophysiologischen Abläufe hinter den sehr vielseitigen Ausprägungen von allergischen Reaktionen.
Die Serumkrankheit oder auch Unverträglichkeiten auf bestimmte Medikamente wie Penicillin gehören in diese Kategorie, auch bestimmte Nieren- und Lungenerkrankungen oder die rheumatoide Arthritis haben eine derartige Entstehungsgeschichte.
Ursachen
Bei vielen Autoimmunerkrankungen ist diese Reaktion gegen die falschen Antigene gerichtet: Nicht mehr Bakterien werden erkannt, sondern Bestandteile des eigenen Blutes oder eigener Zelloberflächen.
Lösliche Antigen-Antikörper-Komplexe lagern sich dann in Gefäßwänden und im Gewebe ab und lösen Entzündungsreaktionen aus. Diese können so schlimm werden, dass die betroffenen Organe dadurch geschädigt werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Anzeichen einer Typ-III-Allergie sind innerhalb weniger Stunden wahrnehmbar. Meist entsteht eine Gefäßentzündung. Rote Einblutungen in einer runden Form verweisen auf die Erkrankung. Meist werden Arterien und Venen in Mitleidenschaft gezogen. Neben lokalen Anzeichen lassen sich auch Symptome am gesamten Körper wahrnehmen.
Leukozyten setzen bei der Typ-III-Allergie Enzyme frei, die das Gewebe schädigen. Dadurch können Geschwüre auftreten und einzelne Hautbezirke absterben. Entzündungen der Gefäße sind üblich, was Fachleute als Arthus-Reaktion bezeichnen. Manchmal tritt mit zeitlicher Verzögerung die so genannte Serumkrankheit auf. Die Symptome besitzen eine unterschiedliche Intensität und fallen oft mild aus.
So bleibt es bei Rötungen, Juckreiz und Schwellungen. Die Beschwerden klingen nach einiger Zeit von allein ab. Entzündungen an den Nieren oder ein Schock stellen die Ausnahme dar. Die Typ-III-Allergie breitet sich nicht selten auf den gesamten Körper aus. Dann haben sich die Erreger im Blutkreislauf festgesetzt.
Betroffene klagen regelmäßig über Beschwerden im Herz-Kreislauf-System. Der Herzschlag beschleunigt sich, ohne dass eine Belastungssituation vorliegt. Der Blutdruck rast in den Keller. Fieber und Durchfall können diesen Zustand begleiten. Kommt es zum erneuten Kontakt mit den Allergenen, kann dadurch eine langanhaltende Erkrankung gefördert werden.
Diagnose & Verlauf
Im Falle der sogenannten Serumkrankheit ist dies eine grundsätzlich sinnvolle Reaktion. Spritzt man einem Menschen bestimmte Eiweiße aus dem Serum von anderen Tierarten, so verträgt er diese normalerweise nicht, sie werden im Blut als fremd erkannt und durch Antikörper markiert.
Manchmal benötigt die Medizin allerdings Antiserum oder Impfserum, welches nur in Tierarten hergestellt werden kann. Dieses wird zwar gereinigt und laborchemisch aufbereitet - trotzdem erkennen manche Körper es als fremd und kämpfen dagegen an. Dann kommt es zu einer Typ-III-Allergie. Benutzt werden Antiseren zum Beispiel als Schutz gegen Schlangengift oder als passiver Impfstoff zur Verhinderung einer Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus, wenn man bereits Kontakt mit diesem hatte.
Auch auf Medikamente wie Penicillin reagieren manche Menschen allergisch im Sinne einer Typ-III-Reaktion. Symptome dieser Reaktion sind Hautausschlag, Fieber, Gelenkentzündungen, Nierenversagen mit Ödembildung, Durchfall. Die Typ-III-Reaktion wird auch als Reaktion vom verzögerten Typ bezeichnet, da die Symptomatik erst sechs bis zwölf Stunden nach Kontakt mit dem auslösenden Antigen auftritt.
Weitere Beispiele für Typ-III-Allergien führen tief in die Patholgie der Autoimmunerkrankungen hinein: Bei der Panarteriitis nodosa kommt es zu einer Entzündung von Gefäßwänden im ganzen Körper mit Gefäßverschlüssen oder inneren Blutungen.
Charakteristische Autoantikörper können hier laborchemisch nachgewiesen werden. Bei der Immunkomplex-Glomerulonephritis, die auch durch harmlose Atemwegsinfekte ausgelöst werden kann, lagern sich Antigen-Antikörper-Komplexe in den winzigen Blutgefäßen der Niere ab und verstopfen diese. Wer zwei bis vier Wochen nach einer Mandelentzündung plötzlich Schwellungen im Gesicht oder Beinen bemerkt oder ein Nachlassen der Urinmenge, könnte an solch einem Autoimmunphänomen leiden, dass glücklicherweise oft gut und kurzfristig therapierbar ist.
Auch die rheumatoide Arthritis, der Lupus erythematodes oder die exogen-allergische Alveolitis, letztere auch als Farmerlunge bekannt, sind Typ-III-Reaktionen. Bei der Farmerlunge kommt es durch jahrelanges Einatmen von Bauernhof-spezifischen Stäuben, vor allem Schimmelpilzen, zu einer Antigen-Antikörper-Komplex-Ablagerung in der Lunge, die zu einer Entzündung und in der Folge zu Luftnot und Bluthochdruck im Lungenkreislauf führt. Analog gibt es zum Beispiel auch eine Winzerlunge, eine Holzarbeiterlunge oder eine Käsewäscherlunge.
Komplikationen
Die Typ-III-Allergie gehört neben der Typ-II-Allergie zu den Allergieformen mit den höchsten Risiken für Komplikationen. Bei der aktiven Aufnahme von Immunkomplexen aus Allergenen und IgG- sowie IgM-Antikörpern durch Granulozyten entstehen Gewebe schädigende Enzyme, die zu Serumkrankheit, allergischer Vaskulitis oder einer exogen-allergischen Alveolitis führen können. Die Serumkrankheit entsteht bei der Injizierung von Antiserum oder Impfserum aus tierischer Herkunft.
Dabei entstehen Immunkomplexe, die sich in den Gelenken und kleinen Blutgefäßen ablagern und dort Entzündungen hervorrufen können. Die mit Fieber, Ausschlag, Gelenkschmerzen und Schwellungen der Lymphknoten verbundene Erkrankung heilt in der Regel folgenlos aus. In seltenen Fällen kann es jedoch zu schweren Verläufen mit Kreislaufschock kommen.
Die allergische Vaskulitis ist durch die Entzündung von kleinen Blutgefäßen gekennzeichnet. Sie kann zu verschiedenen Komplikationen wie Nierenversagen, schweren Darmblutungen, mentalen Störungen oder Schlaganfällen führen. Teilweise kommen tödliche Verläufe vor. Die Prognose ist von der Stärke und Lokalisation der Vaskulitis abhängig. Die exogen-allergische Alveolitis kann zwar sehr gut behandelt werden.
Das gilt aber nur, wenn der konkrete Auslöser gefunden wird. Andernfalls wird der Verlauf oft chronisch. Das Lungengewebe kann dann im Rahmen einer Lungenfibrose umgebaut werden, was langfristig zum Tod führt. Des Weiteren ist dann auch eine Rechtsherzbelastung durch einen erhöhten Blutdruck im kleinen Blutkreislauf möglich, die in schweren Fällen Atemnot und Herzinsuffizienz hervorruft.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Typ-III-Allergie ist immer eine Behandlung durch einen Arzt notwendig. Da es bei dieser Krankheit nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann, sollte der Betroffene dabei immer einen Arzt aufsuchen. Nur so können weitere Komplikationen verhindert werden. Schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen dieser Allergie ist daher ein Arzt zu kontaktieren. Im schlimmsten Falle kann es durch die Krankheit zum Tode des Betroffenen kommen, wenn die inneren Organe beschädigt werden.
Ein Arzt ist bei dieser Krankheit dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an Beschwerden an der Haut leidet, nachdem ein bestimmter Stoff eingenommen wurde. Es kommt dabei zu einer starken Rötung oder zu einem Juckreiz, welcher sich am gesamten Körper ausbreiten kann. Nicht selten kommt es durch die Typ-III-Allergie auch zu Fieber oder zu einem starken Durchfall, welcher sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirkt. Werden die Beschwerden nicht behandelt, so kann es auch zu einer Entzündung an den Nieren kommen. In der Regel kann die Typ-III-Allergie durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Allergologen erkannt werden. Bei der weiteren Behandlung ist meist der Besuch eines Facharztes notwendig.
Behandlung & Therapie
Angesichts der Bandbreite dieser Erkrankungen besitzt natürlich jede einzelne Unterart von Typ-III-Allergie ihre eigene Therapie.
Im Falle der Autoimmunkrankheiten versucht der Arzt in den meisten Fällen, das Immunsystem des Körpers soweit zu unterdrücken, dass die Bildung der Immunkomplexe nachlässt und die Entzündung der Gefäßwände zurückgeht. Medikamte wie Cortisol oder andere Immunsuppressiva kommen hier zum Einsatz.
Im Falle einer allergischen Reaktion wie bei der Serumkrankheit bleibt nur das sofortige Unterbinden der Antigenzufuhr und eine symptomatische Notfalltherapie.
Vorbeugung
Für die allergischen Lungenerkrankungen gilt: Je länger der Kontakt mit den auslösenden Stäuben, desto weiter schreitet die Erkrankung voran. Arbeitsschutzmaßnahmen sind hier bei den betroffenen Berufen extrem wichtig für die spätere Gesundheit.
Nachsorge
Die Typ III-Allergie bedarf einer umfassenden Nachsorge. Nach einer allergischen Reaktion sollte umgehend der Arzt konsultiert werden. Die initiale Untersuchung dient der Abklärung der Beschwerden und der Einleitung einer Therapie. Die eigentliche Nachsorge beginnt, sobald der Patient sich von der allergischen Reaktion erholt hat.
Zunächst führt der Arzt ein Gespräch mit dem Patienten, um die Schwere der Allergie einzuschätzen. Auch die Belastung, welche die Allergie auf das Leben des Patienten hat, ist für die Wahl der Nachsorge-Behandlung wichtig. Der Facharzt kann eingehende Untersuchungen vornehmen und beispielsweise eine Hyposensibilisierung einleiten.
Zur Nachsorge einer Allergie vom Typ III gehört außerdem eine spezifische Immuntherapie. Nach einer allergischen Reaktion sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Allergie zu lindern oder vollständig zu beheben. Der Hausarzt oder Allergologe kann den Kontakt zu einem Fachzentrum herstellen, in dem Patienten die notwendige Therapie erhalten. Die Nachsorge einer Typ III-Allergie erfolgt durch den Hausarzt oder einen Allergologen. Je nach Symptombild und Art der Allergie können bei Bedarf weitere Fachärzte in die Behandlung involviert werden.
Das können Sie selbst tun
Die Typ-III-Allergie kann mittels verschiedener Selbsthilfe-Maßnahmen behandelt werden. Zunächst gilt es, die auslösenden Substanzen zu meiden. Da dies in der Praxis nicht immer möglich ist, muss außerdem ein geeignetes Notfallmedikament zur Verfügung stehen, welches die Allergiesymptome im Zweifelsfall schnell lindert.
Grundsätzlich sollte ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung geführt werden. Dadurch bleibt das Immunsystem fit und kann Allergenen effektiver entgegenwirken. Sollte es dennoch einmal zu einer allergischen Reaktion kommen, muss der Notarzt gerufen oder der Patient in ein Krankenhaus gebracht werden. Je nach Schwere der allergischen Reaktion genügen anschließend Schonung oder eine umfassende ärztliche Behandlung.
Die Typ-III-Allergie äußert sich dadurch, dass die allergische Reaktion deutlich zeitversetzt nach dem Kontakt mit dem auslösenden Stoff auftritt. Deshalb sollten betroffene Personen ihre Ernährung genau kontrollieren und Abweichungen mit Uhrzeit und Datum notieren. Die Daten können anschließend verwendet werden, um den Auslöser zu ermitteln. Wenn Beschwerden auftreten, die auf eine leichte allergische Reaktion hindeuten, sollte der Allergiker viel trinken und sich für ein bis zwei Tage schonen. Wenn die Beschwerden nicht von selbst abklingen, empfiehlt sich ein Arztbesuch.
Quellen
- Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
- Störiko, A.: Allergien. Falken, Niedernhausen 2001
- Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013