Panarteriitis nodosa
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Panarteriitis nodosa oder Polyarteriitis nodosa ist eine rheumatische Erkrankung, die zu Entzündungen der Blutgefäße führt. Die Erkrankung ist zwar ohne Behandlung lebensgefährlich, mit Behandlung lässt sich jedoch meistens eine Beschwerdefreiheit der Patienten erreichen.
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Was ist Panarteriitis nodosa?
Panarteriitis nodosa, auch klassische Polyarteriitis nodosa genannt, gehört zu den rheumatischen Erkrankungen der Gruppe Vaskulitiden.
Diese rheumatischen Erkrankungen sind geprägt durch Entzündungen der Blutgefäße. Bei Panarteriitis nodosa werden zumeist die mittelgroßen Arterien befallen. Insbesondere betroffen sind dabei die Arterien des Magen-Darm-Traktes, des Nervensystems, des Bewegungsapparates und der Nieren.
Alle Wandschichten der betroffenen Arterien können nekrotisch und entzündlich werden und es kommt gelegentlich zu knotigen Veränderungen. Es drohen Gefäß-Aussackung, sogenannte Aneurysmen, die zu der Bildung von Thromben führen können.
Des Weiteren kommt es bei Panarteriitis nodosa aufgrund der Zerstörung der Gefäße zu einer schlechteren Blutversorgung in den betroffenen Körperbereichen. Dadurch kann eine Panarteriitis nodosa zum Absterben des, durch die betroffenen Arterien versorgten, Gewebes führen.
Ursachen
Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, die aufgrund vorheriger Infektionskrankheiten ausbricht. Unter einer Autoimmunerkrankung ist eine Erkrankung zu verstehen, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet und diese angreift.
Ein Teil der Erkrankten litt vor der Erkrankung an einer Infektion mit Hepatitis B. Es konnte nachgewiesen werden, dass es bei diesen Betroffenen zu Ablagerungen von Antikörpern an den Gefäßwänden kommen kann. Diese Ablagerungen lösen dort Immunreaktionen aus, die zu den genannten entzündlichen Prozessen und deren Folgen führen.
Neben Hepatitis B stehen beispielsweise Erreger wie das Coxsackie-, das Epstein-Barr-, das Cytomegalie- und ein humanes Herpes-Virus im Verdacht, Panarteriitis nodosa auslösen zu können.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Panarteriitis nodosa zeigt sich bei fast allen Betroffenen auch mit sehr unspezifischen Symptomen. So kommen etwa Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Muskel- und Gelenkschmerzen bei circa 95 Prozent der Betroffenen vor. Die Symptomatik erinnert somit an eine Grippe.
Vier von fünf Betroffenen leiden aufgrund dieser Form der Vaskulitis schließlich an einer Neuropathie. Diese kann sich unter anderem in Sehstörungen und Anfällen ausdrücken. Es kommt zudem auch zu einer Blutunterversorgung der Nerven. Bei vielen Betroffenen kommt es auch zu einer Beteiligung des Verdauungsystems, wobei es hier vor allem zu starken und schubweise auftretenden Schmerzen kommen kann.
Es kommt zu Übelkeit und Erbrechen. In schweren Fällen kann es auch zu Infarkten in der Leber, in der Pankreas oder in der Milz kommen. Es kann auch zu einem Infarkt von einzelnen Darmabschnitten kommen. Bei Männern kann es aufgrund der schlechteren Durchblutung zu Hodenschmerzen kommen.
Bei beiden Geschlechtern kommt es häufig zu einer Ausbildung einer Angina pectoris. Die Panarteriitis nodosa wirkt sich zudem negativ auf die Beweglichkeit des Betroffenen aus. Bewegungen der Gelenke führen schnell zu Schmerzen. Es kann zudem zu Hautveränderungen kommen. Vor allem treten mehr oder weniger bizarre Hautzeichnungen auf, die sich auf einen langsamen Blutfluss zurückführen lassen. Das Herzinfarktrisiko ist erhöht.
Diagnose & Verlauf
Die Symptome bei einer Panarteriitis nodosa Erkrankung können recht vielfältig sein. So kann es zu hohem Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Schwäche und Nachtschweiß kommen.
Weitere Symptome sind abhängig von dem Bereich, in welchem die Panarteriitis nodosa vorkommt:
Starke Bauchschmerzen lassen auf Erkrankung einer Arterie im Magen-Darm-Trakt schließen. Bei Beteiligung des Bewegungsapparates ist mit Muskel- und Gelenkschmerzen zu rechnen.
Im Bereich der Herzgegend kommt es zu einem ausstrahlenden Schmerz in den Brustkorb, Druck hinter dem Brustbein oder dem Gefühl von Sodbrennen. Kommt es durch Panarteriitis nodosa im Bereich des Herzens zu einem Verschluss des Gefäßes droht ein Herzinfarkt.
Im Gehirn kann Panarteriitis nodosa Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Lähmungen, Sprachstörungen oder sogar einen Schlaganfall auslösen.
Ist eine Arterie der Nieren betroffen, kommt es zunächst zu erhöhtem Blutdruck. Später droht eine Niereninsuffizienz.
Aufgrund der vielfältigen Symptome ist die Stellung einer Diagnose nicht leicht. Hilfreich ist hier eine Röntgen-Darstellung der Blutgefäße, da hier die Veränderungen sichtbar sind. Durch Ultraschalluntersuchungen lassen sich Gefäßverengungen feststellen und mit bildgebenden Verfahren wie MRT, Röntgen oder CT werden Krankheitsherde im Körper aufgezeigt. Der Verdacht auf Panarteriitis nodosa lässt sich letztendlich durch die Entnahme und Untersuchung von Gewebeproben aus den betroffenen Bereichen bestätigen.
Komplikationen
Die Patienten leiden bei dieser Krankheit in erster Linie an einem starken Gewichtsverlust. Auch hohes Fieber und eine Abgeschlagenheit können auftreten und damit die Lebensqualität des Patienten deutlich verringern. Weiterhin kommt es auch zu Magenbeschwerden und zu Darmbeschwerden, sodass die Betroffenen auch an Übelkeit und Erbrechen leiden. Ebenso können die Gelenke schmerzen und angeschwollen sein, sodass es zu Bewegungseinschränkungen und damit zu Einschränkungen im Alltag des Patienten kommt.
In der Nacht leiden die Betroffenen nicht selten an Schlafbeschwerden und an Nachtschweiß. Damit kann es auch zu Depressionen und zu einer Reizbarkeit des Patienten kommen. Ohne Behandlung führt die Panarteriitis nodosa zu einer Niereninsuffizienz und damit zum Tode des Patienten. Mit Hilfe von Medikamenten kann die Krankheit behandelt werden. Komplikationen treten dabei nicht auf. Bei einer richtigen und frühzeitigen Behandlung kommt es auch nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei anhaltenden grippeähnlichen Beschwerden ist ein Arztbesuch anzuraten. Leidet der Betroffene unter Fieber, einem allgemeinen Krankheitsgefühl, einer inneren Schwäche oder einem ungewollten Verlust des Gewichts, sollten die Beschwerden abgeklärt werden. Nächtlicher Schweiß, Schmerzen oder Probleme der Gelenke sind einem Arzt vorzustellen. Beschwerden des Muskelapparates, Einschränkungen des Bewegungsapparates sowie Störungen des Verdauungstraktes weisen auf eine Erkrankung hin, die behandelt werden muss. Der Betroffene benötigt eine medizinische Versorgung bei Störungen der Funktionsfähigkeit oder einem Anfallsleiden.
Ohne eine Behandlung kann es zu einem lebensbedrohlichen Zustand kommen. In akuten Fällen muss der Rettungsdienst alarmiert werden. Als charakteristisch werden bei der Panarteriitis nodosa schubweise auftretende Schmerzen von den Patienten berichtet. Auf die Einnahme von Schmerzmedikamenten sollte bis zur Rücksprache mit dem behandelnden Arzt verzichtet werden, um Risiken zu abzuwenden. Übelkeit und Erbrechen sowie Unregelmäßigkeiten des Hautbildes sind ebenfalls einem Arzt vorzustellen.
Leiden Männer unter Schmerzen der Hoden und sexuellen Funktionsstörungen, ist eine umfangreiche Untersuchung anzuraten. Störungen der Durchblutung oder des Herzkreislaufs gelten als besorgniserregend und müssen schnellstmöglich zur Vermeidung von Komplikationen von einem Arzt untersucht werden. Kommt es zu Beeinträchtigungen bei der Alltagsbewältigung oder muss die Teilnahme an gewohnten Freizeitaktivitäten und sportlichen Unternehmungen eingeschränkt werden, wird ein Arzt benötigt.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung von Panarteriitis nodosa erfolgt zunächst mit sehr hochdosierte Kortikoiden, um die Entzündungsreaktionen abklingen zu lassen.
Anschließend wird die Dosis der Kortikoide langsam reduziert bis die kleinst mögliche und noch wirksame Dosis gefunden wurde. Mit dieser Dosis wird die Behandlung längerfristig fortgesetzt. Außerdem ist es möglich zusätzlich oder alternativ ein Immunsuppressiva zu geben, um die Reaktion des Immunsystemes gegen den eigenen Körper zu unterbinden.
Um schwere Schädigungen zu verhindern, sollte die Behandlung so schnell wie möglich erfolgen. Auch kann es hilfreich sein, die Behandlung in einem auf Panarteriitis nodosa spezialisierte Zentrum durchführen zu lassen.
Ist als Ursache für die Panarteriitis nodosa eine Infektionskrankheit ersichtlich, muss diese selbstverständlich ebenfalls behandelt werden. Mit der richtigen und frühzeitigen Behandlung kann zumeist eine vollständige Beschwerdefreiheit für die Patienten erreicht werden. Ohne Behandlung verstirbt jedoch ein großer Teil der Betroffenen innerhalb von fünf Jahren.
Aussicht & Prognose
Während die Polyarteriitis nodosa vor 25 Jahren noch häufiger tödlich verlief, hat sich die Lebensqualität und Prognose der Betroffenen in den letzten Jahren durch die Verbreitung von hochdosierten Glucocorticoid-Zytostatika-Kombinationen klar gebessert. Denn während es bei anderen Vaskulitisformen öfter zu Rückfällen kommt, ist dies heute bei der Polyarteriitis nodosa eher selten der Fall.
Bei erfolgreicher Behandlung in spezialisierten Zentren kann innerhalb der ersten drei Jahre meist eine Remission über mehrere Jahre oder sogar eine Vollremission bewirkt werden. Daher kann von einer guten Prognose ausgegangen werden, zumal die Fünfjahresüberlebensrate bei angemessener Therapie mit Glucocorticoiden und der Einnahme von Zytostatika über 80 % beträgt. Da es sich um eine unheilbare Autoimmunerkrankung handelt, werden jedoch lediglich die Symptome, nicht die Ursachen, behandelt. Sind die Verdauungsorgane, Nieren, Nerven oder Gehirn bereits stärker angegriffen oder liegt zusätzlich eine Hepatitis B vor, kann jedoch nur von einer eher schlechten Prognose ausgegangen werden. Daher sind eine frühzeitige Diagnose und Kombinationsbehandlung umso wichtiger.
Bei der unbehandelten Krankheit liegt die Fünfjahresüberlebensrate jedoch bei nur 13 %. Ohne Therapie führen in diesen Fällen vor allem Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen zum Tod.
Vorbeugung
Da es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt, ist das Vorbeugen nicht möglich. Zumindest sollten jedoch Infektionskrankheiten wie Hepatitis B durch Impfungen verhindert werden.
Nachsorge
Dem Betroffenen stehen bei der Panarteriitis nodosa in den meisten Fällen nur sehr wenige oder auch nur eingeschränkte Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung, da es sich dabei um eine relativ seltene Krankheit handelt. Damit es im weiteren Verlauf nicht zu anderen Komplikationen oder Beschwerden kommt, sollte der Betroffene auf jeden Fall frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Schon bei den ersten Anzeichen oder Symptomen der Erkrankung ist ein Arzt zu kontaktieren.
Die Behandlung der Krankheit erfolgt in der Regel mit Hilfe von verschiedenen Medikamenten. Der Betroffene sollte hierbei immer auf eine richtige Dosierung und auch auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente achten, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt. Bei Nebenwirkungen oder bei Unklarheiten ist dabei zuerst immer ein Arzt zu konsultieren, wobei dieser auch bei Fragen aufzusuchen ist.
Die Betroffenen sind in vielen Fällen durch die Panarteriitis nodosa auch auf die Hilfe und die Pflege der eigenen Familie angewiesen. Dadurch werden vor allem Depressionen und andere psychische Verstimmungen gelindert oder verhindert. Ob es durch die Panarteriitis nodosa zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt, kann dabei nicht universell vorhergesagt werden.
Das können Sie selbst tun
Bei einer Panarteriitis nodosa beschränkt sich die Alltags- und Selbsthilfe vor allem auf die Bekämpfung der begleitenden Symptome. Das Wichtigste, was ein Patient mit dieser Erkrankung tun kann, ist sich selbst zu schonen. Es ist ratsam, das Betroffene sich viel Ausruhen, um den Erschöpfungssymptomen entgegenzuwirken.
Trotz der Empfehlung, dass Betroffene sich schonen sollten, erscheint es wichtig, regelmäßige motorische Übungen zu absolvieren. Diese sollten in Ruhe angegangen werden, da Stress oder Überlastung kontraproduktiv sind. Um die Muskulatur trotz der Ruhephasen in Form zu halten, bieten sich vor allem gemütliche Spaziergänge an. Aber auch alltägliche, motorische Fertigkeiten sollten geschult werden. Das ist wichtig, damit etwaigen Auswirkungen auf das Nervensystem präventiv entgegengewirkt werden kann. Außerdem fallen mögliche Auswirkungen auf das Nervensystem so schneller auf.
Weiterhin sollte die Ernährung angepasst werden. Zwar geht mit der Panarteriitis nodosa ein Gewichtsverlust einher, der über die Ernährung gegebenenfalls ausgeglichen werden kann, andererseits ist es aber auch wichtig, den Blutdruck zu kontrollieren. Bei einem hohen Blutdruck bieten sich vor allem Fisch und unterschiedliche Gemüsesorten an, während vor allem auf Alkohol verzichtet werden sollte.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Murphy, K., Travers, P., Walport, M.: Janeway – Immunologie. Spektrum, Heidelberg, 2010
- Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011